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Meine Nicht - Prognose 2009

Schon komisch. Manch einem meiner Kollegen möchte ich zum Jahresende kameradschaftlich die Hand reichen, aber kaum jemand vermag einzuschlagen. Die einen haben keine Hand frei, weil sie beide brauchen, um sich selbst auf die Schulter zu klopfen und ihre angebliche Weitsicht und grandiosen Erfolge allen mitzuteilen, die es bislang nicht interessierte. Andere wiederum haben sich im Jahresverlauf nicht als Kollegen, sondern als Scharlatane entpuppt und benötigen alle Hände, um Leute zu verklagen, die sich öffentlich darüber äußern, welche Verluste sie mit diesen unfehlbaren Börsenlegenden erlitten haben. Bitte ... dann eben nicht.

Da ich niemand über den Tisch gezogen habe und meine Performance (bezogen nicht auf die einzelnen Trades, wie man es allgemein tut um nach „mehr“ auszusehen, sondern ebenso wie z.B. bei einem Fonds auf das gesamte Vermögen) jeden Freitag aktualisiert auf meiner Internetseite für jedermann einsehbar ist, schüttle ich mir kurz selbst die Hand, greife zur Kaffeetasse, kratze mich am Kopf und nutze die gewonnene Zeit, um zu überlegen, ob ich nicht auch mal was vorhersagen soll. Es passt doch gerade so nett.
Also zunächst einmal weissage ich, dass erneut 90% aller Prognosen daneben liegen werden. Standard-Weissagung ist momentan ein weiterer Abstieg der Aktienmärkte im ersten Halbjahr, danach Wende nach oben und dezenter Anstieg. Öl runter auf 20, 10 oder umsonst, je nach Grad des Fiebers, das das Orakel erwischt hat, Gold auf 1.000, 1.500 oder mehr (nach belieben und zum aussuchen) und bei Euro/Dollar ein konsequentes „weiß nicht“. Ich prophezeie hiermit, dass es anders kommt. Gut, gell? Damit habe ich schon mal die Wahrscheinlichkeit auf meiner Seite.

Über die schiere Blödsinnigkeit von Prognosen
Aber Spaß beiseite, Sie wissen, was ich von Prognosen halte. Die Börse ist ein extrem vielschichtiges Spiel, bei dem jedes einzelne Asset von den anderen abhängig ist. Ein Spiel, bei dem darüber hinaus externe Faktoren wie Konjunkturentwicklung, Leitzinsen, politische Lage, die Konsumentenstimmung, firmeninterne Veränderungen, ja sogar das Wetter nicht vorhersehbare Impulse generieren. Hinzu kommt das entscheidende Element der Stimmung unter den Investoren, befeuert durch Emotionen wie Gier, Angst oder Verunsicherung ... und das ist ein Element, das sehr instabil ist und das fragile Gleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern bisweilen nur Stunden, bisweilen aber auch für Wochen verändern kann, sodass auch völlig irrational anmutende Kursbewegungen erstaunlich lange vorhalten können. Ich meine:
Millionen Menschen weltweit, ob kleine Anleger mit ein paar Tausend Euro oder Fondsmanager, die Milliarden verwalten, entscheiden jeden Tag aufs Neue, was zu tun ist. Nicht zuletzt davon beeinflusst, was seit dem Vortag passiert ist. Und diese ihre Entscheidungen bewirken erneut Kursbewegungen, die selbst wiederum neue Fakten schaffen und andere Akteure zum Handeln bringen. Selbst wenn man in die Köpfe all dieser Marktteilnehmer auf einmal blicken könnte, man würde dort keine Entscheidungen entdecken können, die über den Moment hinausgehen. Denn alle ticken so wie Sie und ich: Wir alle müssen und wollen erst einmal sehen, was Sache ist, bevor wir eine Transaktion durchführen. Und genau diese der Entscheidung zugrunde liegende Lage unterliegt permanenter Veränderung. Was dazu führt, dass niemand mit einer einigermaßen tauglichen Trefferquote vorhersagen kann, wo der Dax, das Gold, der Euro/Dollar-Kurs oder der Ölpreis heute in einer Woche steht. Aber die Entwicklung bis Ende 2009, die soll man vorhersagen können? Meine Güte!
Ein Leben ohne Rückspiegel?

Und dennoch haben die Propheten dieser Tage wieder alle Hände voll zu tun. Ich finde, das lässt einen Blick darauf zu, warum so viele Anleger immer und immer wieder mit Schwung auf die Nase fallen. Irgend etwas im Menschen will es so, habe ich den Eindruck. Es liegt wohl in unserer Natur, ganz konsequent nicht das Geringste aus der Vergangenheit zu lernen (sonst stünde die Menschheit nicht da, wo sie jetzt gelandet ist). Fehler gemacht? Kein Problem! Tun Sie einfach so, als wäre nichts gewesen (oder geben einfach anderen die Schuld) und vergessen Sie konsequent alles, was Sie zuvor getan haben. Das hält das Leben spannend, denn wenn Sie dann den selben Bockmist erneut fabrizieren, erscheint er Ihnen neu, geheimnisvoll und unverbraucht. Ei, das bringt Freude!
Stattdessen hängt man an den Lippen der Propheten und glaubt ihnen jedes Wort. Vor allem wenn sie erzählen, was man gerne hören will. Der Glaube versetzt Berge. Und wenn man ein Leben ohne Rückspiegel führt irritiert einen auch keinerlei störende Erkenntnis darüber, dass das für massive Gebirgszüge ebenso wenig stimmt wie für Börsenkurse. Neben dem Vorteil, dass man immer wieder neuen, spannenden Erlebnissen ausgesetzt ist, wenn man sein Gedächtnis außer Betrieb setzt, haben solche Prognosen den unschlagbaren Vorteil, dass man sich den Rest des Jahres nicht der Gefahr der Abnutzung von Gehirnzellen aussetzen muss. Man hat seinen vorgegebenen Plan - und wenn es anders kommt ... na ja, dann ist das Geld halt futsch. Schwamm drüber. Ein Held, wer seine permanente Weigerung jedweder Nabelschau so weit perfektioniert, dass er gar vergisst, dass er das Geld mal hatte!
Natürlich ist keine Situation, gerade an der Börse, eine präzise Kopie der Vergangenheit. Man kann sich nicht einfach hinstellen und eine Vorlage aus der Schublade ziehen, um anhand ihrer zu erfahren, was passieren wird. Diese Art des Rückblicks meine ich nicht. Dennoch können wir aus fatalen Phasen der Vergangenheit, seien es die 30er Jahre, Japan in den 90ern, ja selbst aus der Tulpenkrise in Holland im 17. Jahrhundert ebenso etwas lernen wie aus dem zu Ende gehenden Jahr 2008. Nämlich:

Ausgeschlossen? Ausgeschlossen!
Es ist nichts auszuschließen. Absolut nichts. Selbst das unmöglich scheinende kann eintreten. Das einzige, was man ausschließen kann ist, dass etwas völlig ausgeschlossen wäre.
Wir können lernen, dass wir in Situationen geraten können, in denen selbst die fähigsten Köpfe ratlos sind.
Wir müssen verstehen, dass die Börse eben nicht der fröhliche Spaziergang zu galoppierendem Reichtum ist, den die Rattenfänger den unerfahrenen Sparern versprechen.
Den größten Schaden richtet die Weigerung an, sein Depot der Realität anzupassen, sprich Schieflagen zu verkaufen statt sie halsstarrig im Depot zu lassen. Das gilt natürlich immer, kommt aber in solchen extremen Börsenphasen besonders teuer.
Und diese Phasen sind die beste Lehre dafür, dass Prognosen Blödsinn sind.
Das sollten wir alle lernen und BEHALTEN! Auch ich für meinen Teil habe, trotz 20 Jahren auf meinen persönlichen Börsentacho, allerhand dazu gelernt, von dem ich hoffe, dass es mir ebenso wie meinen Lesern in 2009 zum Vorteil gereicht. Denn ich habe, wider besseren Wissens, selbst auch für unmöglich gehalten, was die Rohstoffpreise in diesem Jahr 2008 getrieben haben. Das war ein Fehler, den ich nicht wiederholen will.
Ich will und werde noch konsequenter als zuvor täglich neu überlegen, die einzelnen Fakten ermitteln, ihre hauchfeinen Veränderungen zu erkennen suchen und daraus meine Empfehlungen ableiten ... und dabei noch mehr die Scheu verlieren umzuschichten, sobald es nötig wird. Soweit zu meinen „guten Vorsätzen“.
Ein gewagter Gedanke für die kommenden Wochen

Wenngleich wir aus Vorstehendem klar ableiten können, dass es keineswegs bereits jetzt absehbar ist, wie das Neue Jahr beginnen wird, möchte ich doch einen Gedanken in den Raum stellen, der mich momentan umtreibt:
Natürlich wurde in den vergangenen Monaten ein gigantisches Kapital vernichtet, das nicht einfach jemand anders hat, sondern das schlichtweg flöten ist. Dennoch ist es ja nicht so, dass kein Kapital mehr vorhanden wäre, um es zu investieren. Die Barbestände bzw. im Geldmarkt geparkten Summen der institutionellen Anleger werden, je nachdem, ob der Schätzende betroffen oder neutral, bullish oder bearish ist, auf 15-35% geschätzt. Das ist ein durchaus hoher Anteil, der zwangsläufig investiert werden muss, falls die Kurse wieder anziehen sollten.
Klar, die Gesamtlage ist unverändert prekär. Aber das ist für eine Gegenbewegung, die auch mal mehrere Wochen dauern und durchaus eine respektable Größenordnung annehmen kann, kein Hinderungsgrund. Alleine Shorteindeckungen können den nötigen Impuls bringen, der Rest kann dann leicht eine Kettenreaktion besorgen, wie wir es z.B. im Herbst 2007 oder im Frühjahr 2008 erlebt haben.
Neben diesem Faktor hoher Barreserven sehe ich den Anleihemarkt als höchst bemerkenswerten Faktor an. Wie lange strömen hier noch Unsummen hinein? Wie viel Luft haben die Renditen noch, sprich wie viel Kursgewinne sind da noch möglich? Sicher, die Renditen wirken zwar absurd gering. Aber solange z.B. US-Banken sich quasi gratis Geld von der Notenbank holen kann, sind auch 2,1% Rendite bei 10jährigen US-Anleihen immer noch ein Gewinn. Und ja, die Leitzinsen werden vorerst nicht steigen und wenigstens die Bundesanleihen sind noch sicher. Andererseits ...
... normalerweise wäre eine solche Mini-Rendite, die ja sogar für deutsche 10jährige Anleihen jetzt unter 3% beträgt, keine Konkurrenz für Aktien. Die völlig hoffnungslose Grundstimmung und die Angst vor neuen Hiobsbotschaften lassen den Aktienmarkt jedoch momentan keinen Stich erzielen. Aber ... sollte jedoch auch nur ein Funke Hoffnung aufkeimen, kann sich das rasend schnell ändern. Und vergessen wir dabei nicht, dass Hoffnung nicht auf Fakten basieren muss ... sie ist ein Virus, der einfach entsteht und höchst ansteckend ist. Jede der teilweise sehr markanten Gegenreaktionen nach oben seit Herbst 2007 basierte auf wenig Fakten und sehr, sehr viel Hoffnung. Und immerhin wird momentan, meine ich, das Kursverlust-Risiko am Anleihemarkt ziemlich leicht genommen. Selbst der Anstieg der Renditen um einen halben Prozentpunkt würde dem dort geparkten Kapital handfeste Verluste einbringen, die der mickrige Zins nicht auffangen kann.
Das soll KEINE Prognose sein! Aber wenn wir uns erinnern, dass das Jahr 2008 permanent all diejenigen in egal welchem Bereich auf dem falschen Fuß erwischt hat, die sich auf die Prognosen vom Jahresanfang verließen, sollte die Kombination ausgereizter Anleihemärkte und hoher Barbestände zumindest eine hochgezogene Augenbraue nach sich ziehen ... und den Gedanken zementieren, dass erneut reichlich Überraschungen auf uns warten, welche die Kurse in den kommenden Wochen bereits weit von dem allgemein erwarteten Weg in 2009 abbringen könnten!
Kommen Sie gut „rüber“ ... wir bekommen viel zu tun!

Mit den besten Grüßen
Ihr Ronald Gehrt
www.system22.de

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