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Dramatische Rettungsaktion für Islands Finanzsystem

von Helmut Steuer
Island könnte das weltweit erste Land sein, das wegen der Finanzkrise Bankrott anmelden muss: Regierungschef Geir Haarde kündigte am Montagabend eine Notstandsgesetzgebung an, die es seiner bürgerlichen Regierungskoalition erlauben soll, die schwer angeschlagenen Banken komplett zu übernehmen. Die endgültige Rettung ist das aber noch nicht.

STOCKHOLM. Er schloss in Reykjavik aber auch nicht mehr aus, dass sein Land erstes Opfer der Krise werden könnte. "Es könnte zu riskant für uns sein, den Banken unseres Landes eine Rettungsleine zuzuwerfen. Deshalb ist es eine realistische Möglichkeit, dass die isländische Wirtschaft zusammen mit den Banken untergeht", sagte Haarde am Abend in einer dramatischen Fernsehansprache.
Geichwohl kündigte er Sofortmaßnahmen an, um das Land und dessen Finanzsystem vor dem vollständigen Kollaps zu retten. "Wir sind bereit, die Kontrolle über die Banken zu übernehmen", sagte er. Auch wolle sich seine bürgerliche Regierung das Recht vorbehalten, die schwer angeschlagenen Banken Kaupthing, Landsbanki und Glitnir zu fusionieren oder sie bankrott zu erklären. Haarde kündigte zugeleich die Bildung eines Fonds an, der im Notfall alle Haushypotheken der Isländer übernehmen kann.
Die drei isländischen Banken waren in den vergangenen Jahren vor allem im Ausland auf großer Einkaufstour und hatten die Übernahmen größtenteils über Schulden finanziert. Mittlerweile sind die Verbindlichkeiten von Kaupthing, Landsbanki und Glitnir rund neun Mal so hoch wie das isländische Bruttonationalprodukt. Insofern bezweifeln Experten wie Herleif Håvik vom norwegischen Börsenmakler Carnegie, ob der isländische Staat überhaupt in der Lage wäre, das Finanzsystem aus eigener Kraft vor dem Zusammenbruch zu retten. Obwohl Island mit seinen 320 000 Einwohnern gerade einmal die Größe einer mittleren deutschen Stadt hat, könnte ein Zusammenbruch des isländischen Bankensystems lange Schatten auf das gesamte europäische Finanzsystem werfen. Denn die Banken von der Insel im Nordatlantik haben sich in viele europäische Banken und Versicherungsgesellschaften wie die deutsche Commerzbank, die norwegische Storebrand und die finnische Sampo eingekauft. Auch in Großbritannien halten die Isländer Anteile an Banken.
Der isländische Staat hatte bereits in der vergangenen Woche für 600 Mio. Euro 75 Prozent der Glitnir Bank übernommen. Noch am Montag Vormittag hatte sich die Regierung optimistisch gezeigt, dass die Krise überwunden werden könne. "Zuletzt sah es so aus, als ob die Banken ihre Geschäfte noch eine Weile weiter führen könnten", erklärte Haarde dann am Abend, "doch an diesem Morgen und im Laufe des Tgaes haben sich die Dinge dramatisch zum Schlechteren verändert".
Die isländische Krone, die bereits zuvor schwer unter Druck stand, verlor allein am Montag gegenüber dem Dollar rund 23 Prozent ihres Wertes. Seit Jahresbeginn sank ihr Wert um 70 Prozent. Damit werden die Importe deutlich teurer, sodass nicht einmal mehr Hamstereinkäufe ausgeschlossen werden können.

Island ruft IWF zu Hilfe

Die Situation der Nordatlantikinsel wird immer auswegsloser. Erst verkündete die Regierung einen Notkredit aus Russland, musste dann aber zurückrudern. Die Zentralbank kündigte an, die Währung zu stabilisieren. Inzwischen ist der IWF vor Ort.
Die Ereignisse überschlagen sich in Island. Nach der Verstaatlichung des Bankensektors und der Fixierung des Wechselkurses hofft der Inselstaat auf Hilfe durch den Internationalen Währungsfonds (IWF). "Wir sind mit einem Team vor Ort. Wir tragen Informationen zusammen", bestätigte ein IWF-Sprecher am Dienstag.
Die isländische Zentralbank kündigte am Dienstag nach Angaben des staatlichen Radios an, die Krone bei einem Kurs von 131 Kronen je Euro zu fixieren. Doch der Markt zweifelt an der Glaubwürdigkeit: Nach der Mitteilung handelte der Euro bei 144 Kronen. Zuvor war er in der Spitze auf 230 Kronen gestiegen.
Die Situation Islands ist so dramatisch, dass inzwischen auch das Ausland Hilfe leisten muss. Die isländische Zentralbank teilte am Dienstag mit, dass Russland einen Kredit von 4 Mrd. Euro bereitstellt. Laut der Stellungnahme versicherte der russische Botschafter dem isländischen Zentralbankgoverneur David Oddsson, dass Russland das Darlehen geben werde. Die Laufzeit des Kredits beträgt drei bis vier Jahre. Der Zinssatz liegt 30 bis 50 Basispunkte über dem Londoner Interbankensatz Libor.
Allerdings musste die Zentralbank im Tagesverlauf zurückrudern, weil ein Sprecher von Russlands Premierminister Wladimir Putin die Nachricht dementierte. Oddson sagte später: "Das Statement war überdreht. Wir verhandeln. Aber wir sind optimistisch."

Bank friert Kundenkonten ein

Die Regierung sprang zugleich den Banken bei. Vor der Verabschiedung eines Eilgesetzes sagte Ministerpräsident Geir Haarde in Reykjavik, Island stehe vor der "reellen Gefahr", dermaßen in die globale Finanzkrise hineingezogen zu werden, dass am Ende der Staatsbankrott stehe.
Mit den Bestimmungen des Notstandsgesetzes übernimmt die Regierung die totale Kontrolle über die Banken. So dürfen Aufsichtsbehörden künftig eigenmächtig Banken fusionieren und sie zur Bankrotterklärung zwingen. Das Finanzministerium darf bis zu 20 Prozent an heimischen Sparkassen und zudem Hypothekenkredite von Banken übernehmen und diese in einen Regierungsfonds übertragen. Die Aufsichtsbehörden dürfen für Finanzinstitute Aktionärsversammlungen einberufen, diese leiten und die Macht der Direktorien beschneiden.
Die Ratingagentur Standard & Poor's zeigte sich skeptisch. Sie stufte Islands Bonität um zwei Stufen von "A-" auf "BBB" herunter. Zwar würden die Maßnahmen der Regierung dazu beitragen, die Risiken für den Staatshaushalt zu begrenzen, aber sie würden auch den Zugang der isländischen Banken zum internationalen Markt beschneiden, hieß es in der Begründung der Agentur.
"Bis gestern Abend sah es noch so aus, als könnten die Banken ihr Geschäft für eine Weile weiterführen", sage Haarde im isländischen Fernsehen. "Heute haben sich die Dinge total verschlimmert." Der Premier kündigte als ersten Schritt den Verkauf von Auslandsaktivitäten der führenden Geldinstitute an.
Das Problem des isländischen Bankensystems: Es ist stark abhängig vom Interbankenmarkt und damit vom Vertrauen der Handelspartner. In der jüngsten Vergangenheit versuchten Institute wie Kaupthing, gerade im Ausland im Einlagengeschäft zu wachsen, um die Abhängigkeit zu verringern. Dazu boten sie hohe Zinsen auf Tagesgeldkonten an.
Doch unter der Krise leidet auch die Glaubwürdigkeit bei den Privatkunden. Icesave, die britische Tochter von Landsbanki, teilte am Dienstag mit, dass die Anleger keinen Zugriff mehr auf ihre Konten hätten. "Wir lassen momentan niemanden über das Internet abheben", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die Kunden würden schnellstmöglich informiert.

Verkauf von Auslandsaktivitäten

Die extrem aggressive internationale Expansion der drei größten isländischen Banken gilt als entscheidende Ursache für die akute Krise auf der Nordatlantikinsel mit gut 300.000 Einwohnern. Die Banken hatten sich bei ihrem raschen Wachstum in den vergangenen Jahren verschuldet, weshalb sie international kaum mehr Kredite bekommen. Aus Sorge um den Bankensektor hatten Agenturen auch Islands Schuldenrating heruntergestuft.
Ob nationale staatliche Mittel ausreichen, um den gefährdeten Bankensektor zu stabilisieren, gilt als zweifelhaft. Das Bilanzvolumen der drei führenden Banken ist zehnmal so groß wie das jährliche Bruttoinlandsprodukt des Landes. Die Aktien von isländischen Banken wurden am Montag vom Handel ausgesetzt, teilte die Börse mit. Um dringend benötigte ausländische Devisen zu erhalten, hätten Banken einer Reduzierung ihrer Aktivitäten im Ausland und dem Verkauf von Firmenanteilen außerhalb Islands zugestimmt, sagte Ministerpräsident Haarde. Außerdem wolle die Regierung mit der Vereinigung der isländischer Pensionsfonds über eine Finanzspritze verhandeln.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com / ftd.de