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Top-Manager fürchten Sogwirkung der US-Krise

von Dorit Hess, Jens Koenen und Rober Landgraf
Die Sorge vor einer Sogwirkung der US-Finanzkrise treibt die deutsche Wirtschaftselite um. Deutschlands Spitzenmanager sehen vor allem die Gefahr, dass die Krise die deutsche Konjunktur nach unten ziehen wird. Mit Blick auf ihr eigenes Unternehmen sind die meisten Top-Manager aber noch zuversichtlich.

FRANKFURT. Die Finanzkrise wird auch die deutsche Wirtschaft in ihren Bann ziehen. Das fürchtet die Wirtschaftselite der größten Volkswirtschaft des Euro-Raums. Knapp 400 Spitzenmanager, die im Auftrag des Handelsblattes und der Unternehmensberatung Droege & Comp. in der zurückliegenden Woche von dem Marktforschungsunternehmen Psephos befragt wurden, haben vor allem zwei Sorgen: Eine breite Mehrheit erwartet, dass die Krise die deutsche Konjunktur stark (26 Prozent) oder zumindest leicht (67 Prozent) nach unten ziehen wird und Kredite teurer (67 Prozent) sowie schwerer (73 Prozent) zu bekommen sein werden.
Die Krisenlawine hatte in der vergangenen Woche massiv an Tempo gewonnen. Nach der Pleite von Lehman Brothers am Montag war der Weltkonzern AIG verstaatlicht worden und weltweit an den Börsen Panik ausgebrochen. In den deutschen Führungsetagen war in einer der schwärzesten Wochen in der Geschichte der US-Wirtschaft offenbar die Furcht davor gewachsen, dass der Abwärtsstrudel der weltgrößten Volkswirtschaft auch die hiesige treffen wird.
„Bislang steht die deutsche Wirtschaft verglichen mit dem westeuropäischen Ausland durchaus robust da“, sagt der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Bert Rürup, dem Handelsblatt. Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums sei bislang vor allem zyklisch bedingt. „Die Finanzkrise ist nicht die Ursache, sie ist ein Katalysator der Abschwächung.“ Aus Sicht des Wirtschaftsweisen werden auch die jüngsten Entwicklungen zu keinem markanten Einbruch der deutschen Wirtschaft führen. „Eher ist mit einer etwas länger anhaltenden Schwächephase zu rechnen."
Die sehen offenbar auch die Unternehmen auf sich zukommen: Mehr als die Hälfte aller befragten Manager fürchtet, dass sich die Finanzkrise negativ auf ihr eigenes Geschäft auswirken wird – das gilt branchenübergreifend. Fast die Hälfte (48 Prozent) rechnet mit leichten Einbußen, weitere elf Prozent mit starken.
Aber auch, wenn eine breite Mehrheit der Befragten erwartet, dass die Banken bei der Kreditvergabe insgesamt zurückhaltender sein werden, sind sie mit Blick auf ihr eigenes Unternehmen noch relativ zuversichtlich: 62 Prozent gehen aus dieser Warte von unveränderten Kreditkosten aus. Dass Kredite um mehr als einen Prozentpunkt teurer werden, meinen elf Prozent. Mit einem Anstieg um bis zu einen Punkt rechnen weitere 23 Prozent.
Bislang gebe es für eine Kreditklemme in Deutschland – anders als in vielen Ländern des Euro-Raums – allerdings „noch keinen statistischen Beleg“, hatte der Bundesverband deutscher Banken vergangene Woche in seiner Konjunkturprognose geschrieben. Im Gegenteil: Der Gesamtbestand der Kredite an Unternehmen und Selbständige habe am Ende des zweiten Quartals um neun Prozent über Vorjahresniveau gelegen.
Der Großanlagenbau beispielsweise habe selbst derzeit zwar keine Schwierigkeiten bei der eigenen Finanzierung. „Aber auf Kundenseite werden viele große Projekte fremdfinanziert. Hier fürchten wir, dass sich die Finanzkrise negativ auswirken wird“, sagte der Manager eines Großanlagenbauers, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Auch Leasingfirmen, die eine wichtige Finanzierungsquelle für Investitionsprojekte von Unternehmen sind, fürchten negative Folgen: „Die Leasinggesellschaften müssen sich refinanzieren“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Bundesverbands deutscher Leasing Unternehmer, Martin Vosseler. Bislang hätten sie dabei noch keinen Engpass. „Aber wir spüren, dass sich die bisher komfortablen Refinanzierungsmöglichkeiten verschlechtert haben“, sagt Vosseler.
Wie groß die Skepsis der Unternehmen bereits vor dem „schwarzen Montag“ war, zeigt die Entwicklung des Ifo-Geschäftsklimaindexes: Das Barometer war zuletzt drei Mal in Folge deutlich nach unten gesackt. Ob dieser Trend im September anhält, geben die Münchener Wirtschaftsforscher am Mittwoch bekannt.
Einen Tag später will Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) eine Regierungserklärung zur Bankenkrise im Bundestag abgeben. Die große Koalition hat bislang trotz der jüngsten Entwicklungen ihre Konjunkturprognose nicht angetastet: Sie rechnet nach wie vor mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,2 Prozent im kommenden Jahr. Er habe „keine Veranlassung, die Eckpunkte für 2009 zu revidieren“, sagte Steinbrück in der Schlussrunde der ersten Lesung des Etats am Freitag. Der Wirtschaftsweise Rürup hält diese Schätzung für viel zu optimistisch: „Der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts wird im kommenden Jahr deutlich unter einem Prozent liegen“, sagt er.
Auch wenn die für den Handelsblatt Business-Monitor befragten Unternehmen mit erheblichen Auswirkungen der Finanzkrise auf die Konjunktur sowie ihre eigenen Geschäfte ausgehen, sind sie von der Belastbarkeit des hiesigen Finanzsystems überzeugt: Knapp drei Viertel (71 Prozent) aller Führungskräfte fürchten nicht, dass sich Bankpleiten wie die von Lehman Brothers hier zu Lande wiederholen. Eine breite Mehrheit von 75 Prozent unter ihnen begründet das damit, dass das Finanzsystem stabil sei.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com