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"USA sind nicht mehr glaubwürdig"

Die Verantwortlichen kommen ungeschoren davon, kritisiert Marktstratege Folker Hellmeyer die US-Rettungsaktion. Mit der Wende hin zu einer "kommunistischen" Wirtschaftspolitik verspielten die USA zudem Glaubwürdigkeit an den Märkten.

boerse.ARD.de: Herr Hellmeyer, ist dieser Rettungsplan aus volkswirtschaftlicher Perspektive sinnvoll?

Folker Hellmeyer: Er macht insoweit Sinn, als dass die Funktionalität der Finanzmärkte, die in vielen Bereichen zum Erliegen gekommen ist, wiederbelebt wird. Insbesondere im Hinblick darauf, dass eine so genannte "Resolution Trust Corporation" bereits in den 1980er Jahren erfolgreich agierte, bin ich zuversichtlich, dass das Problem damit langfristig entschärft werden kann, die Betonung liegt auf kann.

boerse.ARD.de: Wo liegen die Unterschiede im Vergleich zu der Situation damals?

Hellmeyer: Der Umfang der aktuellen Krise ist ungleich größer als das Ausmaß der Savings-and-Loan-Krise. Damals war das Problem regional begrenzt, heute haben wir es mit einer globalen Finanzkrise zu tun. Mithin ist hier eine positive Diagnose zum aktuellen Zeitpunkt grundsätzlich als ambitioniert zu betrachten.
boerse.ARD.de: Welche Bedingungen müssten denn erfüllt werden, damit dieses Experiment glückt und die US-Konjunktur wiederbelebt wird?

Hellmeyer: Das setzt eine uneingeschränkte Interventionsbereitschaft der US-Regierung voraus - losgelöst von dem potenziellen Ausfallvolumen. Und genau aus dieser Lage ergibt sich eine nachhaltige Problematik. Damit würde nämlich das Konzept der US-Wirtschaft, das Konzept der freien Märkte, vollständig umgekehrt. Mit anderen Worten: Es käme ansatzweise zu einer Art Wiederbelebung der kommunistischen Wirtschaftsplanung 18 Jahre nach dem Untergang dieser Wirtschaftsordnung.

boerse.ARD.de: Welche gesamtwirtschaftlichen Kosten sind damit verbunden?

Hellmeyer: Im laufenden Fiskaljahr, das am 30. September 2008 endet, liegt die verfassungsmäßige Gesamtverschuldung der USA aktuell bei 640 Milliarden US-Dollar. Das sind mehr als vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mit der geplanten Lösung ergibt sich für den US-Haushalt eine nicht quantifizierbare offene Flanke, die jedweder Stabilitätspolitik diametral gegenüber steht. Ein weiterer Preis ist immateriell zu zahlen: Die Verantwortlichen für die heutige Situation in den Finanzinstitutionen, den Aufsichtsbehörden und der Politik müssten nicht die Konsequenzen ihres Handelns tragen. Genau das wäre jedoch erforderlich, um nicht nur kosmetisch zu helfen, sondern strukturell die Defizite der Vergangenheit auszumerzen.

boerse.ARD.de: Und welche Folgen hat diese Rettungsaktion für den Devisenmarkt?

Hellmeyer: Die jetzige Rettungsaktion wird von einer freundlichen Dollarverfassung begleitet. Diese freundliche Entwicklung hat jedoch nichts mit nachhaltiger Dollarstärke zu tun, sondern sie ist vielmehr Ausdruck von Repatriierungen und massiven Liquiditätsengpässen im Dollarraum. Ergo erwarte ich nicht, dass sich diese Dollarstärke im Hinblick auf die nächsten Wochen, also kurzfristig, in der bisherigen Form fortsetzt.

boerse.ARD.de: Lässt sich diese momentane Dollar-Stärke fundamental überhaupt noch begründen? Schließlich wird das US-Haushaltsdefizit bald ins Unermessliche anschwellen ...

Hellmeyer: Fakt ist, dass sich die fundamentale Situation für den US-Dollar massiv eintrübt. Als Gründe sind nicht nur das weiter steigende Haushaltsdefizit zu nennen, sondern auch der Glaubwürdigkeitsverlust des amerikanischen Wirtschaftssystems. Diese Kehrtwende von liberaler hin zu sozialistischer Wirtschaftspolitik, das ist schon eine sportliche Veranstaltung!

boerse.ARD.de: Rechnen Sie nun auch mit weiteren Zinssenkungen durch die Fed?

Hellmeyer: Vor dem Hintergrund der globalen Konjunkturentwicklung werden wir disinflationäre bis deflationäre Tendenzen sehen. Das eröffnet den Zentralbanken der westlichen Hemisphäre mittelfristigen Zinssenkungsspielraum.

boerse.ARD.de: Könnte dann auch die EZB ihre Hochzinspolitik neu überdenken?

Hellmeyer: Ja, allerdings würde eine solche Zinswende definitiv mit einem Gesichtsverlust der EZB einhergehen. Das würde sich übrigens belastend auf den Euro auswirken. Weitere Zinssenkungen der Fed hätten diesen Effekt nicht. In Krisenzeiten werden die Zentralbanken belohnt, die eine die Konjunktur unterstützende Zinspolitik belohnen. Sprich: Mittelfristig dürfte der Euro somit weiter unter Druck bleiben.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://boerse.ard.de