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„Es entsteht eine neue Finanzwelt“

von Matthias Eberle
Die Finanzkrise ist Tagesgeschäft, seit Banken und Konsumenten in den USA die Folgen eines bisher einmaligen Kreditrausches ausbaden. In kürzester Zeit hat es zahlreiche Firmenzusammenbrüche im Finanzsektor gegeben. Historisch gesehen wird der 14.September 2008 aber am stärksten in Erinnerung bleiben. Es drohen Verschiebungen, die derzeit kaum kalkulierbar sind.

NEW YORK. Wer erinnert sich heute noch an New Century Financial, jenen Immobilienfinanzierer aus Kalifornien, dessen Chefs 2006 Ferrari fuhren und 2007 Konkursantrag stellten? Seitdem hat es zahlreiche Firmenzusammenbrüche im Finanzsektor gegeben, kleine und große. Bear Stearns? Längst Geschichte! Countrywide Financial? Notverkauft! Indymac? Kollabiert! Fannie Mae und Freddie Mac? Verstaatlicht!
Historisch gesehen wird der 14.September 2008 jedoch deutlich stärker in Erinnerung bleiben – jene Nacht, in der auf einen Schlag zwei führende Investment-Adressen vom Kurszettel der Wall Street verschwanden. Die Pleite der ältesten US-Investmentbank Lehman Brothers sowie der Notverkauf des größten US-Brokerhauses Merrill Lynch lösen nach Ansicht von Branchenexperten Verschiebungen aus, deren Nachbeben heute noch kaum kalkulierbar sind.
Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini von der Universität New York sieht durch die ausufernde Krise das Geschäftsmodell der unabhängigen Investmentbanken „fundamental in Frage gestellt“. Jeder Akteur in der Branche werde sich mit einer Geschäftsbank mit Einlagengeschäft zusammentun müssen, ist Roubini überzeugt. Damit würden die Unternehmen in Krisenzeiten auch besseren Zugang zu den Krediten der US-Notenbank erhalten.
„Es entsteht eine neue Finanzwelt mit einer neuen Rangfolge“, sagte Peter Kenny, Chef des Brokerhauses Knight Capital Group in Jersey City. Von den einst fünf New Yorker Investmentbanken, die über Generationen die Wall Street und zeitweise die gesamte Finanzwelt dominiert haben, sind gerade noch zwei übrig geblieben: Marktführer Goldman Sachs sowie der Rivale Morgan Stanley. Im Gegensatz zu Lehman Brothers und Merrill Lynch arbeiten beide Unternehmen trotz der schweren Verwerfungen am Kreditmarkt noch immer profitabel. Kurzfristig gibt es dennoch kaum Gewinner der Finanzkrise, ablesbar am Kursrutsch des vermeintlichen Profiteurs Goldman Sachs.
Zentrale Abteilungen der Wall-Street-Häuser, etwa der Bereich Mergers & Acquisitions (Fusionen und Übernahmen), sind derzeit annähernd arbeitslos, weil sich die Weltwirtschaft deutlich abkühlt und Unternehmen der Zugang zu Krediten versperrt bleibt. Die Finanzmärkte taumeln, wichtige Wall-Street-Kunden wie Hedge-Fonds und Private-Equity-Firmen funken S.O.S. – die einen mehr, die anderen weniger.
In diesem Umfeld sind die Rekordgewinne der jüngsten Boomjahre außer Reichweite, wie Goldman Sachs und Morgan Stanley mit ihren Quartalsergebnissen in dieser Woche zeigen werden. Mittelfristig werden diesen Adressen gleichwohl gute Chancen eingeräumt, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. „Goldman & Co. werben von den Wackelkandidaten seit Monaten die besten Talente samt deren Kunden ab“, sagt ein New Yorker Banker. Das werde sich perspektivisch bezahlt machen, sobald der Finanz-Tsunami vorübergezogen sei.
Auch im Bereich der Universalbanken sortiert die Krise immer stärker Gewinner und Verlierer aus. Während der US-Bankenkoloss Citigroup vor einem Berg milliardenschwerer Problemen steht und bei der laufenden Konsolidierung nur Zuschauer ist, bauen die Rivalen Bank of America (mit Countrywide und Merrill Lynch) sowie JP Morgan Chase (mit Bear Stearns und möglicherweise Washington Mutual) ihre Machtpositionen deutlich aus.
Die Hauptgründe für eine derart unterschiedliche Firmenentwicklung sind im (Risiko-)Management zu suchen. Der heutige JP Morgan-Chef James Dimon galt über Jahre als Ziehsohn und potenzieller Nachfolger von Citigroup-Patron Sanford Weill, doch der entschied sich am Ende für den Rivalen Charles Prince. Dimon verließ das Haus und kämpfte sich in der Nachbarschaft bei JP Morgan an die Spitze: „Was wäre gewesen, wenn Dimon damals Chef der Citigroup geworden wäre?“, fragt das Magazin „Business Week“. Die Boards von Bear Stearns, Lehman Brothers und Merrill Lynch müssen sich ähnliche Fragen stellen.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com