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US-Bankenpleiten werden lautlos vorbereitet

Wöchentlicher Kommentar
von Frank Meyer um 17:02:31 Uhr 26.08.08
Unter dieser Überschrift sendete heute Reuters um 10:43 Uhr einen Artikel vom Autoren John Poirier. Die beschreibt die Tätigkeit des US-Einlagensicherungsfonds FDIC. Irgendwie muss der Artikel dann wieder verschwunden sein. Kollegen jedenfalls konnten ihn nicht mehr auf Reuters finden. Doch kurzerhand tauchte der Text auf einmal bei Südtirol-Online wieder auf. Interessant ist er schon.

US-Bankenpleiten werden lautlos vorbereitet

Sie sind die Vorboten des Untergangs. Monate vor dem Zusammenbruch einer Bank schleichen rund hundert Mitarbeiter des US-Einlagensicherungsfonds (FDIC) durch die Stadt. Sie fahnden in den Bilanzen nach Möglichkeiten, die Pleite abzuwenden. Sie sprechen mit Kaufinteressenten. Und sie achten darauf, dass Putzkräfte die Filialen zumindest nach außen glänzen lassen. Der Schein muss gewahrt bleiben, sonst könnten Kunden das Vertrauen verlieren und panikartig ihr Geld abheben - der Super-GAU für angeschlagene Banken.

Neun Institute haben die Aufsichtsbehörden seit Jahresbeginn im ganzen Land geschlossen: Im Sonnenstaat Florida, in Kalifornien, in der Wüste Nevadas und Arizonas sowie kürzlich in Topeka im Mittleren Westen. Alle Institute waren in Folge der Kredit- und Immobilienkrise in massive Kapitalnöte geraten. Der bisher folgenschwerste Zusammenbruch war die Insolvenz des Baufinanzierers IndyMac Mitte Juli, die drittgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA.

Die FDIC kommt seit dem Ausbrechen der US-Finanzkrise mit der Arbeit nicht hinterher. Sie hat externe Mitarbeiter eingestellt und pensionierte Angestellte reaktiviert. Lässt sich eine Pleite nicht abwenden, versuchen die Experten, möglichst viele Unternehmensteile zu verkaufen. Interessenten müssen ein Vertraulichkeitsabkommen unterzeichnen, dann können sie im Internet Informationen über die Krisen-Firma einsehen.

„Wir organisieren eine Versteigerung, ähnlich wie Investmentbanken das im privaten Sektor tun“, sagte Robert Hartheimer, von 1991 bis 1995 Chef der FDIC-Insolvenz-Abteilung.

In den meisten Fällen finden die Behörden einen Käufer. Oft übernehmen regionale Konkurrenten Filialen und versicherte Einlagen ihrer Pleite gegangenen Rivalen. Die FDIC verfügt über einen Fonds von 53 Mrd. Dollar (35,9 Mrd. Euro). Damit sichert sie jedes Konto in den USA mit bis zu 100.000 Dollar und Renten-Anlagen mit bis zu 250.000 Dollar ab. Findet die FDIC, wie bisher im Fall von IndyMac, keinen Käufer, führt die Behörde das Unternehmen provisorisch weiter.

Greg Coyle weiß, dass der Verkauf von Unternehmensteilen nicht immer einfach ist. Der FDIC-Veteran, der wegen der aktuellen Krise aus dem Ruhestand an den Schreibtisch zurückgekehrt ist, musste einst bei einer Pleite den Verkauf Dutzender Pferde organisieren. Mit den Tieren waren Kredite im Pferdezüchter-Staat Kentucky abgesichert. „Wir mögen keine Sicherheiten, die fressen“, sagt er schmunzelnd. Auch Casinos, Kunstwerke und Anteile am American-Football-Team der Dallas Cowboys hat die Behörde schon unter den Hammer gebracht.

Ende März standen 90 Banken auf einer Beobachtungsliste des FDIC, in der Institute in kritischer Lage aufgeführt sind. Statistisch gesehen gehen nur 13 Prozent dieser Unternehmen tatsächlich pleite, doch Behördenchefin Sheila Bair warnt vor zahlreichen Zusammenbrüchen 2008 und 2009. Der New Yorker Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini rechnet mittelfristig sogar mit Hunderten Bankenpleiten.

Bairs Mitarbeiter werden also noch häufig in geheimer Mission unterwegs sein. Und unter Amerikas Bankern geht die Angst um, wann und wo die lautlosen Pleite-Manager das nächste Institut für immer schließen.

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Wie sieht es in Deutschland aus? Auch hier gibt es einen Einlagensicherungsfonds. Wieviel Rücklagen der hat, darüber wurde viel gerätselt. Doch etwas Klarheit gibt es schon. Finanzminister Peer Streinbrück ist vor einigen Monaten herausgerutscht, dass es 4,6 Mrd. Euro wären. Wenn das stimmt, wären das für jeden Deutschen gerade mal 60 EUR. Theoretisch, denn es besteht kein Rechtsanspreuch auf Auszahlung, was unter § 6, Absatz 10 geregelt ist: "Ein Rechtsanspruch auf ein Eingreifen oder auf Leistungen des Einlagensicherungsfonds besteht nicht." Dieser Fonds ist also eher für eine Pleite einer Pfefferminzia-Bank ausgelegt und nicht für das Kippen einer richtig großen Bank. Und im Statut liest man unter § 10 weiter: "Ein Anspruch der Banken auf Hilfeleistung oder auf das Vermögen des Einlagensicherungsfonds besteht nicht."
Der FDIC hat durch die Pleiten von inzwischen neun US-Banken noch 37 Mrd. zur Verfügung. Sollte diese Summe aufgebraucht sein, was schnell gehen kann, wird sich die Versicherung wohl selbst zum Versicherungsfall und bei der FED um Hilfe bitten. Doch wen lässt man heute schon durchfallen bzw. im Regen stehen?

© Frank Meyer
Quelle: » http://blog.frank-meyer.tv/