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Was der Zyklus lehrt

Wie gut steht die deutsche Wirtschaft da? Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, bekommt beinahe täglich eine geboten - jedes Mal eine andere.
Bis vor kurzem war die Botschaft von Volkswirten, Politikern und Verbandsvertretern noch, Deutschland trotze der globalen Krise. Kaum hat sich diese gute Nachricht verbreitet, geht die Angst vor einer Rezession im Land um, und Berlin diskutiert über Konjunkturprogramme. Die für Donnerstag erwartete Nachricht der Statistiker, die Leistung der hiesigen Wirtschaft sei im Frühling geschrumpft, wird weiteres Öl ins Feuer gießen.
Beides war übertrieben - die Sorglosigkeit vor dem Meinungsschwenk ebenso wie der Aktionismus danach. Die deutsche Wirtschaft verliert unumstritten an Dynamik; in eine Rezession schlittert sie deswegen noch lange nicht. Jetzt kommt es aber darauf an, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Bevor die Panik einsetzte, wurde unterschätzt, wie stark die Euro-Zone noch immer von den USA abhängt. Jean-Claude Trichet, der Chef der Europäischen Zentralbank, machte dann aber deutlich, dass der Euro-Raum der Finanzkrise und der US-Schwäche nicht so gut widersteht, wie viele Ökonomen - einschließlich seiner eigenen - gedacht hatten.
Gleiches gilt für die Beziehung Deutschlands zu seinen europäischen Nachbarländern. Wenn es den Handelspartnern schlechtgeht, wie soll die deutsche Wirtschaft ihren Boom fortsetzen? Das Land ist eine der weltweit offensten Volkswirtschaften. Auch die wettbewerbsfähigsten Unternehmen - und dazu zählen die deutschen in vielen Branchen - können nicht mehr verkaufen, wenn weniger nachgefragt wird.
Die Konsequenzen: Die Auftragseingänge der Industrie sinken, die Unternehmen werden pessimistisch. Der Ifo-Index ist heftig eingebrochen - aber auch deswegen, weil der Aufschwung zuvor so stark war; wer hoch steigt, kann tief fallen.
Zum Glück verfügt unsere Wirtschaft über Reserven. Den meisten Unternehmen muss dank ihrer umsichtigen Planung nicht bange sein. In den zurückliegenden Jahren haben sie Polster geschaffen für schlechte Zeiten. Wahrscheinlich haben sie ihre Arbeitnehmer sogar zu wenig vom Erfolg profitieren lassen. So sind die Begehrlichkeiten gewachsen, und just im Abschwung, zu falschen Zeit, kommt es zu Lohnerhöhungen. Dabei erfreuen sich die Gewerkschaften lauter Fürsprecher aus Berlin: 2009 wird gewählt, und wer Stimmen gewinnen will, fragt nicht nach ökonomischer Logik.
Beunruhigend ist gar nicht, dass der Abschwung einsetzt. Das ist ein ökonomisches Gesetz - jedem Boom folgt eine Flaute. Beunruhigend ist vielmehr, dass die Stärke des zurückliegenden Aufschwungs weder Wirtschaftspolitiker noch Gewerkschaften ermutigt, den richtigen Weg weiterzugehen. Dabei hätte die Sockelarbeitslosigkeit niemals abgebaut werden können, wenn die vorige Regierung keine flexibleren Arbeitsmarktgesetze geschaffen hätte.
Welche Beweise brauchen wir noch, wenn selbst der Erfolg nicht überzeugt? Der nächste globale Aufschwung kommt bestimmt. Werden aber hierzulande Reformen zurückgedreht und wird die Wirtschaft mit neuen Abgaben oder Regulierungen belastet, dann werden wir weniger davon spüren.

Quelle: http://www.handelsblatt.com