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Kann man die Leute „retten“?

Von Walter K. Eichelburg
Datum: 2008-08-01
Ich bekomme immer wieder Leserzuschriften auf Hartgeld.com, wonach Leser versucht haben, ihre Umgebung auf einen Finanzcrash vorzubereiten. Meist ohne Erfolg. Dieser Artikel zeigt, warum es nicht geht.

Leserzuschriften
Die meisten dieser Zuschriften befinden sich auf: http://www.hartgeld.com/leser-reaktionen.htm
Hier eine typische Zuschrift aus Deutschland: Psychologie des Normalbürgers
ich habe heute die Mail einer Verwandten erhalten, die ich noch im vergangenen Jahr vor dem zu erwartenden Bankenkrach warnte. Die Antwort finde ich psychologisch interessant. Sie spiegelt eine typische Reaktion des "Normalbürgers", die man oft erleben kann:

"Es ist nett, dass du dir um unser Geld Sorgen machst...nur klingt das ziemlich nach "Angstmacherei"!! (ähnlich einiger Sekten!!!) Ich weiß schon, dass es so nicht weitergehen kann mit unserem Wohlstand, aber ich werde jetzt sicher nicht unser Geld in Lebensmittelkonserven anlegen, auch nicht in Goldbarren!! Und falls etwas passiert, werde ich dir sicher KEINE Vorwürfe machen. Also ...einfach das Leben genießen (genießen was man jetzt hat..."im Jetzt leben...") und nicht ständig Angst haben was irgendwann einmal sein und kommen könnte!!! Ganz absichern werden wir uns alle nie können...aber mit ständiger Angst lebe ich auch nicht besser (und krieg davon vielleicht irgendwelche Krankheiten!!!)".

In dieser Zuschrift aus Österreich ist die Situation schon zu erfassen, aber man will nicht wissen:
Übrigens hatte ich vor 4 Wochen Verwandtenbesuch aus Canada - die Situiation entwickelt sich dort ( Immobilien, Banken, Einkommen, Preissteigerung bei Grundnahrungsmitteln und Energie ) ähnlich dramatisch wie in den USA, die sind alle regelrecht geschockt - der "American way of life" ist am Ende ! Die Situation ist dort in Wahrheit noch viel schlimmer als in den Medien dargestellt. Ich fühle mich durch Ihre Analysen in meinen Ansichten ( für die ich in meinem Bekanntenkreis manch mitleidiges Lächeln erntete ) voll bestätigt, ich habe meine Schulden schon vor geraumer Zeit völlig abgebaut und auch entsprechende Krisenvorsorge getroffen - das Erwachen der Spaßgesellschaft und ihrer Politiker wird ein bitteres werden.
Hier eine Zuschrift aus Österreich, die schon etwas mehr Offenheit der Umgebung zeigt:
Nun versuche auch ich mit meiner Familie und Eltern (bin erst 18 Jahre geworden) bestmöglich Geld zusammen zu bekommen um uns vor dem unvermeidlichen Crash vorbereiten zu können. Unnötige Sachanlagen werden verkauft und verscherbelt, um mit deren Einnahmen soviel Edelmetalle wie möglich anzuhäufen - durchaus kein leichtes Unterfangen. Ich hoffe, dass wir sehr bald alles abgeschlossen haben, damit auch wir uns entspannt zurücklehnen können um auf den Kollaps zu warten.
Anfangs stieß ich (und das tue ich jetzt noch teilweise) auf sehr große, negative Kritik - besonders auf die meines Vaters - weil dieser leider nur jede Zeile und jeden Satz glaubte, denn die häufig manipulierten Reporter im ORF oder der Zeitung von sich geben. Langsam beginnt aber auch er etwas die Augen zu öffnen und das sollte auch jedem mit einem Bruchteil von Menschenverstand langsam klar werden, dass - untertrieben gesagt - etwas an der jetzigen Lage nun mal nicht ganz in Ordnung sein kann.

Die offene Ablehung in der Bevölkerung gegen Vorsorgemassnahmen dürfte wegen der ständigen Krisen-Berichterstattung bereits abnehmen, jedoch gibt es einen weiten Weg zwischen Erkenntnis und selbst etwas tun. Die Leute sind nicht gewohnt, selbst zu handeln.

Soll man Warnungen verteilen?
Dieser Tage ist eine Art Flugblatt zu Publikation auf Hartgeld.com eingetroffen. Wenn einige Änderungen durchgeführt werden, wird es wahrscheinlich publiziert:

Das Ziel des Autors ist, dieses Flugblatt an alle Nachbarn zu verteilen und sie damit zu warnen.
Eine solche Warnung ist zwar sehr ehrenwert, jedoch bin ich der Meinung, dass man derzeit damit als Mitglied einer Sekte betrachtet wird. Der Glaube an die Obrigkeit ist immer noch sehr stark, und die Obrigkeit beruhigt fortlaufend.
Ausserdem ist in diesem Beispiel die Informationsdichte sehr hoch und es wird einiges an Finanz-wissen vorausgesetzt. Die meisten Leute werden es wahrscheinlich nicht verstehen (-wollen).

Man kann die Leute nicht retten
Finanzkrisen haben einige Eigenschaften, die die meisten Menschen sie nicht erkennen lässt: Sie zeigen sich schon lange vorher an, aber die Signale sind für die meisten Menschen, speziell ohne Krisenerfahrung kaum zu deuten Alle Verantwortlichen betonen unentwegt, „es sei alles in Ordnung“ Im Letzten Moment beginnt die heimliche Flucht durch die Insider, die das Kartenhaus dann endgültig zum Einsturz bringt Die echte, massive Krise mit Vermögensverlusten für die Massen und geschlossenen Banken tritt dann ganz plötzlich ein. Dann ist es zu spät, etwas zu retten
Als Beispiele können gelten: Die Asienkrise 1997 die in Thailand nach einer geplatzten Immobilien- Bubble ihren Ausgang nahm. Der Baht wurde bis zum letzten Zentralbank-Dollar verteidigt, bis es nicht mehr ging Die Russlandkrise 1998, wo zuerst die Zinsen auf Staatsanleihen auf 135% stiegen und dann Dollar, D-Mark und sogar Rubel-Scheine verschwanden Die Argentinienkrise 2001 die durch Kapitalflucht ins Ausland ausgelöst wurde. Als $1 Mrd. pro Tag abgezogen wurde, war es nach einigen Tagen vorbei
In allen diesen Fällen haben die „Verantwortlichen“ bis zum letzten Tag „beruhigt“ und die letzten Reserven zur Verzögerung hineingeworfen.

Die Masse kommt immer zu spät:
In allen diesen Fällen hat sich die Krise schon lange vorher abgezeichnet. Als es wirklich „ernst“ wurde, wurde von den Finanz-Insidern (Big-Money = Banken, Hedge-Fonds, Leute mit Geld und Finanzkenntnissen) massiv Geld aus dem Land abgezogen. Diese Leute glauben selbst lange die „Story“. Bestimmte Indikatoren veranlassen sie dann herdenartig zur Flucht.
Wer bei dieser Flucht nicht dabei ist, hat verloren und kann praktisch nichts mehr retten. Das „Smart Money“ hat sich natürlich schon vorher beim Auftreten negativer Indikatoren abgesetzt.
Sobald die Masse aufgewacht ist, sind die Banken schon zu und die Währung ist abgestürzt. Sie kann dann an die Banktüren trommeln wie in Argentinien, aber es hilft nichts, es ist kein Geld mehr da. Dieses wurde entweder schon vorher in „Subprime-Krediten“ versenkt oder ist gerade noch im letzten Moment geflüchtet.

Der Unterschied zu Russland 1998 und Argentinien 2001:
Diese beiden Länder hatten einige Jahre vorher Hyperinflationen. Resultat: viele Leute, besonders die Eliten wussten, wie man sich in einer Finanzkrise verhalten muss und konnten auf das „eingelernte Programm“ zurückgreifen. Aber auch hier sind 95% „abgestürzt“
Bei uns ist die Sache viel schlimmer. In Deutschland war die letzte Hyperinflation mit Währungsreform 1948, in den USA hat es soetwas 200 Jahre nicht gegeben. Daher fehlt uns komplett das Sensorium für eine Finanzkrise.
Daher werden im Westen vermutlich 99.9% draufzahlen und fast alles verlieren. Ausserdem ist die Situation bei uns insofern erschwert, dass man nicht mehr in US-Dollar oder D-Mark (heute Euro) flüchten kann, sondern ausserhalb des Systems flüchten muss, da das Gesamtsystem kollabieren wird. Die Argentinier hatten es viel einfacher: sie mussten nur ihr Geld in USD auf ihr Konto in Miami überweisen.

Problem Hyperinflation:
Derzeit machen die Zentralbanken und Regierungen in den USA und Europa eine eindeutig hyperinflationäre Geldpolitik. Sie „drucken“ Geld, um ihre Banken zu retten.
Bis jetzt funktioniert diese Politik, da Währungen wie EUR, USD, GBP oder CHF erst minimal abverkauft werden, und wenn, dann vom Smart Money gegen Öl oder Getreide-Futures.
Aber die grosse Flucht aus Wertpapieren wie Aktien oder Staatsanleihen sowie den Währungen ist noch nicht da.
Sollten aber wichtige Zentralbanken wie in China ihre US-Anleihen und die Dollars abverkaufen, dann wird von Insidern mit einem Zusammenbruch des US-Dollars innerhalb einer Woche gerechnet.
Alle Rettungsaktionen von heute werden dann noch viel schwieriger und erfordern massivstes Gelddrucken, um die Zinsen nicht explodieren zu lassen. Ausserdem kommen dann sofort Devisenkontrollen, damit die eigenen Bürger nicht mehr flüchten können.
Derzeit funktionieren noch die Marktmanipulationen wie Drückung des Goldpreises (ein wichtiges Barometer) und die Fälschung aller amtlichen Statistiken. Die Frage ist, wie lange noch. Denn bis jetzt ist es gelungen, das Big Money im System zu halten. Noch kann man die Frösche im „Inflationswasser“ kochen. Die Frage ist, wann springen die „grossen Frösche“ (Big Money) heraus. Sie werden es einmal tun.

Die „kleinen Frösche“ werden ganz sicher gekocht. Man kann sie nicht retten, weil sie zu lange an das System und die Obrigkeit glauben – und immer zu spät reagieren.
Allgemeiner Bank Run in den USA?

Am weitesten fortgeschritten ist das Misstrauen in das System inzwischen in den USA. Nicht zu letzt wegen einiger Bank-Pleiten und jeder Menge an „Wackel-Banken“ – es sollen 700 auf der Liste sein.
In verschiedenen Foren erscheinen inzwischen „Insider-Berichte“ wie dieser (16. Juli):

I get on the phone with him, and he immediately tells me that his wife just got laid off from Indy Mac, so life is kind of sucking for them right now. Then he proceeds to tell me that both he and his wife (who have very close contacts at banks) have heard from reliable sources that the industry FULLY expect a massive run on savings and loans in the very near future. We're talking weeks, if not days. We are now officially on Banking System Deathwatch, ladies and gentlemen, because the next big bank that falls will be the domino that unleashes the runs on the other banks. He said WaMu is certifiably D.O.A and will almost certainly be the next victim. He said the industry would be surprised if WaMu makes it another 30 days. Downey Savings and First Federal are the next dogs to die, according to him. If it hadn't been so sad and scary, I would have actually enjoyed my I-told-you-so moment. But this guy is genuinely frightened now. You can hear the panic in his voice. He told me, point-blank: "It's all coming down. The whole system is crashing."

Hier wird ein Run auf alle Publikumsbanken in den nächsten Wochen vorausgesagt, mit einem Untergang von Washington Mutual (WaMu) als Auslöser. Dieser Untergang würde die Einlagensicherung mehrfach auslöschen.
Warten wir ab, welche Bankenpleiten die nächsten Freitage (an diesem Wochentag werden sie bekanntgegeben) bringen. Irgendwann wird ein kompletter Run auf alle Banken daraus.
Die US-Einlagensicherung FDIC ist inzwischen ziemlich böse auf die Blogger, denn diese verbreiten Informationen, die geheim bleiben sollen, wie etwa deren „Todesliste“.
Viele Leute, besonders Firmen ziehen in den USA schon systematisch Geld von kritischen Banken ab. Ein grosser Run auf die US-Banken wird sich weltweit fortsetzen, da es überall marode Banken gibt.

Wir sollten uns nicht in Sicherheit wiegen:
Was in den USA geschieht ist, zwar recht weit weg, jedoch ist das Bankensystem international sehr eng verknüpft. Allein die US-Subprime-Krise hätte einige deutsche Landesbanken 2007 fast umgebracht und wird es wahrscheinlich noch tun.
Die deutsche Einlagensicherung ist mit €4.6 Mrd. relativ noch viel schlechter mit Kapital ausgestattet als die FDIC in den USA. Ein mittlerer Bankuntergang löscht sie aus.

Wer sich nicht selbst rettet
Wie schreibt Jim Sinclair so schön (übersetzt):
Wenn man die Welt retten möchte, muss sich zuerst selbst retten.
Tatsächlich ist es so:
Entweder man ist für das Thema aufgeschlossen und will die bösen Zeichen an der Wand sehen. Dann kann man auch entsprechend handeln. Dazu muss man sich in das Thema aber erst einarbeiten. Inzwischen liefern auch die deutschsprachigen Qualitätsmedien eine Fülle von nützlicher Information. Die Verbindungen dazwischen muss man aber schon selbst herstellen.
Diese Zusammenfassung von Ian Gordon sollte Jedem zeigen, dass wir gerade eine Wiederholung der Depression der 1930er Jahre erleben. Allerdings wird die heutige Depression die „Greater Depression“ sein, schlimmer als die in den 1930er Jahren. Auch damals ist das selbe Spiel aus Fehlinformation von Oben und Nicht-glauben-wollen abgelaufen.

Sorry, für die Masse, die weiter glaubt, dass alles so weitergeht wie seit Jahrzehnten – die wird fühlen müssen. Sie will ja nicht hören.
Man kann anderen Leuten zwar Hinweise geben, aber man sollte nicht versuchen, sie zu missionieren. Sie müssen selbst mit der Nase draufstossen, auch wenn es dann zu spät ist. Aber so ist es immer. Man kann sie nicht retten, denn das müssten sie selbst tun.

Disclaimer:
Ich möchte feststellen, dass ich kein Finanzberater bin. Dieser Artikel ist daher als völlig unverbindliche Information anzusehen und keinerlei Anlage- oder sonstige Finanzierungsempfehlung – ähnlich wie ein Zeitungsartikel. Ich verkaufe auch keine Finanzanlagen oder Kredite. Jegliche Haftung irgendwelcher Art für den Inhalt oder daraus abgeleiteter Aktionen der Leser wird ausdrücklich und vollständig ausgeschlossen. Das gilt auch für alle Links in diesem Artikel, für deren Inhalt ebenfalls jegliche Haftung ausgeschlossen wird. Bitte wenden Sie sich für rechtlich verbindliche Empfehlungen an einen lizensierten Finanzberater oder eine Bank.

© 2008 by Walter K. Eichelburg, Reproduktion/Publikation nur mit Zustimmung des Autors.
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Zum Autor: Dipl. Ing. Walter K. Eichelburg ist unabhängiger Consultant und Investor in Wien. Er beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv auch mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor. Er kann unter walter@eichelburg.com erreicht werden.

Seine Finanz-Website ist: www.hartgeld.com