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Amerikas Infrastruktur

"Die Rezession und die damit verbundenen teufelskreisartigen Wirkungen auf die Beschäftigungszahlen, sind immer noch eine große Bedrohung", sagt Bill Gross von PIMCO. "Bei dieser Rezession könnte es sich, auch wenn sie gegenwärtig noch mild ist und bislang noch nicht einmal offiziell bewertet wurde, um eine andere Art der Konjunkturabschwächung handeln, als die Feld-Wald-und-Wiesen-Variante der Konjunkturabschwächung unserer Großeltern."

Hat der Dow für dieses Jahr seine Tiefstwerte bereits gesehen, wie Richard Russell sagt? Ist die Immobilienkrise vorbei, wie das Wall Street Journal behauptet? Ist die Kreditkrise vorbei, wie Warren Buffett sagt?

Doch: all das muss nicht stimmen!

Die Hauspreise fallen. Sie werden den amerikanischen Verbraucher mit sich reißen. Die "Krisen" sind vielleicht vorbei, aber der lange, langsame Konjunkturrückgang liegt immer noch vor uns.

Ich habe Paris am Montagmorgen mit dem Zug um 6:43 Uhr verlassen. Der Zug gleitet aus dem Gare du Nord, dann schlängelt er sich aus der Stadt. Und wenn er einmal aus den Vororten heraus ist, dann öffnet der Casey Jones des Eurostars die Drosselventile, schon sehr bald reist der Zug mit mehr als 300 km/h, so schnell, dass wenn man versucht, aus dem Fenster etwas zu sehen, es schon vorbei ist, ehe man die Gelegenheit hat, es genauer anzusehen.

Arnold Schwarzenegger kam zuletzt nach Frankreich. Er ist mit dem französischen Präsidenten Nicholas Sarkozy mit dem Zug gereist und er hat die gleiche Erfahrung gemacht. "Wow...", oder etwas Ähnliches soll er Berichten zufolge gesagt haben "ich habe nicht gewusst, dass Züge so schnell sind."

Die Amerikaner sollten mehr vor die Tür gehen. Ich habe in den vergangenen 14 Jahren außerhalb der USA gelebt und bin gereist. Es ist eine große Welt, es gibt viel zu sehen. Und was wir sehen, ist eine Welt, die sich schnell verändert... wächst... sich entwickelt... experimentiert. ...und Amerika hinter sich zurücklässt.

Ich weiß nicht, ob Hochgeschwindigkeitszüge eine gute Idee sind oder nicht, d.h. aus Sicht eines Anlegers, aber die amerikanische Infrastruktur ist auf dem "schlaglochgepflasterten Weg in die Hölle", wie zuletzt jemand aus England in der Financial Times nannte.

In den Jahren Eisenhowers waren die Schnellstraßen zwischen den Bundesstaaten der Neid der Welt. Heute lacht das Ausland über die amerikanische Infrastruktur. "Während der amerikanische Immobilienmarkt abkühlt, bauen Indien, Singapur, Korea, Malaysia wie die Wilden", berichtet Christopher Hancock. "...und sie brauchen atemberaubende Mengen an Stahl und Zement, um das durchzuführen. China allein beabsichtigt die Skyline in Shanghai bis 2011 um weitere 1.000 Wolkenkratzer zu erweitern und die Nachfrage nach Stahl bis 2031 zu verdoppeln."

"Das entspricht einer Verwendung von so viel Stahls, wie er im Westen heute verkauft wird." "Für die gesamte Stahlindustrie, ist es nichts weniger als eine "Wiedergeburt"... und es liefert gewaltige Möglichkeiten für die eingeweihten Investoren, wenn sie Schritte einleiten, solange es noch die Gelegenheiten dazu gibt."

Der Mangel an Schnellzügen steht nur symbolisch für ein tiefer greifendes Problem der USA - ein Mangel an Ersparnissen und an Investitionen für die Zukunft. Ich werde hier nicht leise treten, wenn es um die Schlussfolgerungen daraus geht.

Verkaufen Sie Amerika, verkaufen Sie das Geld, verkaufen Sie die Immobilien, verkaufen Sie die Außenpolitik, verkaufen Sie die Anleihen.

Schreihalse und Mitglieder des Kongresses werden sagen, dass ich unpatriotisch sei. Investmentexperten werden sagen, dass ich dumm sei. Amerika zu verkaufen gilt nicht als klug, wie mir der größte Investor aller Zeiten in Erinnerung ruft. Aber was diese Anklagen angeht, bestreite ich die erste und warte bei der zweiten auf das Urteil des Marktes.

Amerika braucht eine Korrektur, es wäre unpatriotisch, dem Land diese Korrektur zu verweigern.

Abgesehen davon wird Amerika ein besseres, stärkeres, bescheideneres und zivilisierteres Land sein, wenn die Leute aufhören, mehr auszugeben, als sie sich leisten können... und wieder anfangen zu sparen... und wieder dahin zurückkehrten, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

Und Buffett selbst kommt jetzt nach Europa, um nach Orten und Unternehmen zu suchen, in die er sein Geld stecken kann. Kurzfristig werden wir wohl eine Erholung des Dollars erleben. Europäische Zinssätze hielten sich stabil - mit einem Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank von vier Prozent - während Bernanke die Zinssätze der amerikanischen Zentralbank sieben Mal senkte.

Unter diesen Bedingungen ist es erstaunlich, dass der Dollar nicht noch tiefer gefallen ist. Jetzt ist die Inflation in Europa zurückgegangen und sie erlaubt es der Europäischen Zentralbank die Zinssätze zu senken, wenn sie es will... während die Zinssenkungen der amerikanischen Zentralbank ihr Ende erreicht zu haben scheinen.

Ohne weitere offensichtliche Gründe für den Dollar zu fallen... hat er sich stabilisiert. Demnächst wird er aus Gründen fallen, die weniger offensichtlich und wichtiger sind.

Aber mein Blick auf Amerika ist eher langfristig und er ist festgebunden an meine Ansichten über die Inflation und über Öl und praktisch alles andere auch.

Also will ich anfangen, indem ich mich in Philadelphia umsehe. Die Stadt der Brüderlichen Liebe pflegte Dinge herzustellen und diese mit Gewinn zu verkaufen. Durch diesen gesunden Austausch waren die Bewohner Philadelphias, genauso wie viele andere Amerikaner, in der Lage, ihre eigenen Löhne und den Lebensstandard nicht nur auf den höchsten Stand der Welt zu bringen, sondern auf den höchsten Stand, den die Welt jemals gesehen hat.

Niemals zuvor in der Geschichte waren die einfachen Menschen so reich. Natürlich hat das zu einem gewissen Maß der Selbstzufriedenheit geführt... was dann zu Selbstgefälligkeit führte... was die Menschen dazu brachte zu denken, dass es gut gehen würde, ganz egal was sie auch taten. Dann folgte eine Reihe von Ereignissen und Trends, die zu beweisen schienen, dass sie Recht hatten.

China fing an, Güter zu viel geringeren Kosten herzustellen. Wal-Mart verteilte diese Dinge zu geringen Preisen unter den Amerikanern. Und dann haben sie auf "Just-in-Time"-Systeme umgeschaltet, was ihnen noch stärker erlaubte, die Kosten zu reduzieren.

Effektiv sind auch die Preise der Rohmaterialien gefallen. Und dann hat die Zentralbank angefangen, Geld zu Zinssätzen unterhalb der Inflationsrate zu verleihen. Normalerweise würde die lockere Geldpolitik der Zentralbank - zusätzlich zu Krediten zu einem Prozent hat man zwanzig Jahre lang die Geldmenge doppelt so schnell erhöht wie das Bruttoinlandsprodukt - dazu führen, dass die Verbraucherpreise steigen.

Aber nachdem Paul Volcker die Inflation in den Achtziger Jahren aus dem System gewungen hat, hat China geholfen, den Druck aufrecht zu halten - und die Preise trotz gewaltiger Anstiege der Geldmenge unten gehalten.

Auch die Wall Street spielte eine wichtige Rolle. Sie kam mit innovativen Möglichkeiten, das Geld der Zentralbank an die amerikanischen Haushalte weiterzureichen - und es ihnen so zu ermöglichen, Geld auszugeben, das sie nie verdient haben. Die ganze Geschichte war fast zu wunderbar.

Ganz egal, wie viel die Amerikaner ausgegeben haben... es schien so, als gäbe es da, wo das Geld herkommt, immer noch mehr. Von 1980 bis zur Gegenwart sank die Sparrate von mehr als 10% auf unter 1%. Die Schulden stiegen zweimal so schnell wie das Einkommen - abgesehen von den Finanzschulden, die stiegen dreimal so schnell.

Jetzt haben sie die Arbeitsplätze in den Fabriken eingepackt und sind nach Asien gezogen... es gibt nur noch wenige in der Gegend um Philadelphia. An ihrer Stelle stehen Arbeitsplätze im Gesundheits-, Bildungs-, und Finanzwesen... d.h. in der Dienstleistungsindustrie.

Und heute erfahre ich aus Philadelphia, dass die an die Inflation angepassten Löhne zwischen 2001 von 17,25 Dollar in der Stunde auf heute nur noch 16,59 Dollar gefallen sind. Immer mehr Menschen sind gezwungen, Teilzeitjobs anzunehmen - denn sie können keine Vollzeitstellen mehr finden. Und die Zahl der Stunden, die die Amerikaner arbeiten, fallen überall im Lande.

In Europa sind die Löhne deutlich höher - teilweise, weil der Euro so gut steht... und teilweise weil die Arbeitslosigkeit hoch ist (es gibt weniger Niedriglohnstellen). Und nicht nur das, die Europäer arbeiten weniger Stunden. Wie hier schon berichtet liegt der durchschnittliche Lohn in Amerika heute bei 38.000 Dollar, verglichen mit 42.000 Dollar in Frankreich.

Ein typischer Amerikaner bekommt auch nur zwei Wochen frei, wohingegen ein typischer Franzose fünf Wochen Ferien hat. Wenn ich grob nachrechne, und das ist die einzige Art, auf die ich nachrechne - dann stelle ich fest, dass der Durchschnittslohn in Frankreich bei 25,50 Dollar liegt.

Heute wird in der Financial Times ein 36-jähriger Mann aus Philadelphia erwähnt, der einen Job am Tresen eines Feinkostladens angenommen hat, wo er nur sieben Dollar in der Stunde verdient. Meine beiden Töchter haben gleichzeitig ungelernte Teilzeitjobs in London - sie arbeiten in einer Kneipe und in einem Reformhaus - und verdienen beide 12 Dollar in der Stunde. Und sie haben beide Anspruch auf die kostenlose öffentliche Gesundheitsversorgung.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" / Goldseiten.de