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Verfasst von Dr. Marc Faber am 01.04.2008 um 7:26 Uhr

Gescheiterte Experimente mit fiskalischen Anreizen

Wenn der Übergang von geringer Volatilität zu hoher Volatilität bei den makroökonomischen Aussichten ein Signal für einen Wandel zum Schlechteren ist, dann ist der Einbruch der Erträge auf kurzfristige amerikanische Schatzanleihen ein Symptom der aktuellen Kreditkrise, die alle Bereiche des Kreditmarktes betriff, ausgenommen die Kredite von bester Qualität.

Gleichzeitig scheinen der scharfe Rückgang der Erträge auf die zehn- und zwanzigjährigen Schatzanleihen und der Einbruch der Anleihenpreise darauf hinzuweisen, dass eine schlimme Verschlechterung der Wirtschaft in den USA sowie der Weltwirtschaft insgesamt bevorsteht. Da, laut Philip Isherwood, Wertpapiere die Neigung haben, schlechte Leistungen zu zeigen, wenn die Volatilität hoch ist, wirkt es so, als wären Geldanlagen und Anleihen eine gute Alternative. Jedoch weist der amerikanische Geldmanager, der amerikanischen Schatzanleihen bei CNBC den Vorzug gibt, darauf hin, das "Bargeld ebenfalls in Gefahr schwebt".

Das gilt mit Sicherheit für Bankdepots, für CDs und alle verwalteten Produkte und sogar für Geldmarktfonds, denn die Erträge auf Kapital sind ungewiss. Im Falle der Schatzanleihen „ist das Bargeld auch in Gefahr“, aber aus anderen Gründen. Im Falle der Schatzanleihen werden die Kapitalerträge vorerst kein Problem, aber ich gehe davon aus, dass bei Erträgen von weniger als 2% auf zweijährige, 3,7% auf zehnjährige und 4,5% auf 30jährige Schatzanleihen das Risiko die Inflation ist. (Nicht die, die von der Regierung bekannt gegeben wird, sondern der Anstieg der Lebenshaltungskosten für einen durchschnittlichen Haushalt).

Diese Inflation ist heute schon höher als die eben erwähnten Erträge, und sie wird mit der Zeit die Kaufkraft des Kapitals inklusive der Zinsen auffressen. Ich hoffe, dass meine Leser das Problem mit den Zinssätzen verstehen. Sie sind künstlich gering gehalten und liegen unterhalb der Inflationsrate. Das zwingt Investoren - darunter befinden sich Privatinvestoren genauso wie institutionelle Investoren sowie die Staats- und Rentenfonds - riskante Investitionen einzugehen, die, wie wir jetzt sehen können, auch zu weit verbreiteten Verlusten führen können.

Es ist tatsächlich so, dass die Verluste heute so groß sind, dass sie das gesamte Finanzsystem in Gefahr bringen. Ich gehe davon aus, dass wenn alles gesagt und getan sein wird, die Verluste, die von Mr. Greenspan und Mr. Bernanke in den Finanzsektor und zu den Investoren gebracht wurde, weit über mehrere Billionen Dollar hinausgehen werden. Dazu zählen die gesamten Kapitalverluste auf Häuser, Nicht-Regierungsanleihen und Wertpapiere. Gemessen in Euros oder Gold ist das Gesamtvermögen der USA bereits um mindestens 40-50% zurückgegangen.

Keine Regierung genießt bei mir hohes Ansehen (außer vielleicht die in Singapur), aber der zerstörerischste Kurs, den eine Gesellschaft einschlagen kann, besteht darin, Akademiker in verantwortliche Positionen zu bringen. Ein Problem der künstlich geringen Zinssätze, welches selten diskutiert wird, besteht darin, dass viele Individuen von Zinseinkommen abhängig sind, um ihre Unterhaltsausgaben aufbringen zu können. Genauso sind Rentenfonds von einem bestimmten jährlichen Einkommen abhängig, um ihren aktuellen und zukünftigen Verpflichtungen nachkommen zu können. Darüber hinaus können hohe Zinssätze einen Anleger mit einem Kapitalfluss ausstatten, der die Abwärtstrend bei den Anlagewerten auffangen kann.

Nehmen wir einmal an, dass ein Anleger oder ein Rentenfonds ein ausgeglichenes Portfolio 50% in Aktien und 50% in festverzinsliche Wertpapiere unterschiedlicher Fälligkeit investiert hat. Gehen wir weiter davon aus, dass in einem bestimmten Jahr das Aktienportfolio um 20% fällt. Wenn die festverzinslichen Wertpapiere durchschnittlich 10% der festen Einkünfte des Portfolios ausmachen, dann liegt der Gesamtverlust des Portfolios bei "nur" ungefähr 10%:

Darüber hinaus kann der Kapitalfluss aus den festverzinslichen Wertpapieren wieder in Wertpapiere investiert werden. Was aber, wenn die Erträge auf den festverzinslichen Teil des Portfolios nur bei durchschnittlich 3% liegen? Offensichtlich gehen damit die Möglichkeiten zurück, die Verluste aus dem Aktienportfolio auszugleichen, indem man den Kapitalfluss investiert.

Und wie sieht es aus, wenn die Lebenshaltungskosten im Jahr durchschnittlich um 5% oder mehr steigen? In diesem Falle wird die Kaufkraft des Geldes rapide verloren gehen. Mehr noch, wegen der effektiv negativen Zinssätze, wird die Verbraucherpreisinflation noch zunehmen, so wie es in den siebziger Jahren der Fall war. Gleichzeitig wird die "wirkliche" Kaufkraft von Haushalten, deren Einkommen von festverzinslichen Wertpapieren abhängt, beschränkt und der Lebensstandard wird zurückgehen.

Mein Freund David R. Kotok, Vorsitzender und oberster Anlagedirektor bei Cumberland Advisors, schreibt regelmäßig einsichtige Kommentare über den amerikanischen Finanzmarkt. Zuletzt stellte er fest: "Wir werden uns mit dem nicht funktionierenden Kreditmarkt befassen müssen. Die Zentralbank muss auf ihrer Aufgabe beharren, Liquidität in Umlauf zu bringen.

Nur Zeit und Transparenz werden das Problem der Zahlungsunfähigkeiten mildern. Dieser Prozess wirkt. Er braucht Zeit und er ist erfolgreich und wird erfolgreich sein. Erinnern Sie sich, dass es kein Beispiel einer Krise in der Wirtschaftsgeschichte gibt, in der ein Stimulus angewandt wurde und in der der die Zinssätze, an die Inflation angepasst, durch die Zentralbank auf Null gesenkt wurden. Das ist heute die Situation in den USA. Alles in Allem wirkt der Stimulus." Nun, David, hier muss ich dir widersprechen.

Ich kenne viele Ökonomien, in denen zwar monetäre und fiskalische Anreize angewandt wurden, die dann aber dennoch in eine Krise gerieten. In all diesen Ökonomien wurden die inflationsangepassten Zinssätze nicht nur auf Null gesenkt, sondern sogar noch deutlich darunter. Das gescheiterte Experiment John Laws mit Papiergeld in Frankreich zwischen 1918 und 1923 brachte die absolute Verarmung der deutschen Arbeiter- und Mittelschicht mit sich. Lateinamerika durchlief die gleichen extrem schlechten Wirtschaftsbedingungen in den achtziger Jahren. (In Argentinien sind die Autoverkäufe in den Jahren zwischen 1980 und 1988 um mehr als 50% zurückgegangen.)

Doch in all diesen Fällen wurde die Krise nicht von einem nominalen Preisrückgang begleitet, sondern von einer Hyperinflation und effektiv fallenden Preisen der Anlagewerte, einem fallenden Bruttoinlandsprodukt und einem zurückgehenden Lebensstandard. Ich weiß sogar von zwei kleinen Imperien, die als Folge exzessiver monetärer und fiskalischer Stimuli pleite machten und heute nicht mehr bestehen: das römische und das spanische Imperium.

Zugegeben, diese Imperialisten waren nicht so klug wie die heutigen Regierungen westlicher Demokratien. Ich war auch erfreut zu hören, dass Robert Mugabe (ein weiterer Akademiker mit mehreren Abschlüssen aus Oxford und ein Ehrentitel, der ihm von Chinas Hu Jintao "für brilliante Beiträge zur internationalen Diplomatie und zum internationalen Frieden" verliehen wurde) Ben Bernanke die Möglichkeit zu einem Lehrauftrag an der Universität von Harare angeboten hat. Das wird ihm die Möglichkeit geben, aus erster Hand den zerstörerischen Einfluss exzessiver Geld- und Steuerpolitik auf eine Gesellschaft zu untersuchen.

Und so stimme ich weitestgehend zu, dass "Anlagen in Bargeld auch in Gefahr schweben", weil es entweder das Risiko der Zahlungsunfähigkeit gibt oder die Gefahr eines Rückgangs der Kaufkraft. Ich fange auch an, mich zu fragen, wie lange die Käufer von Schatzanleihen über zehn- oder zwanzig Jahre noch die geringen Erträge akzeptieren werden, die heute unter dem Maß des Anstiegs der Lebenshaltungskosten liegen und unter dem nominalen Anstieg des Bruttoinlandsprodukt.

Die armselig überlieferten, widersprüchlichen und zusammenhanglosen Aussagen von Mr. Paulson und Mr Bernanke bei einer Anhörung vor dem Senats brachten den Besitzern von festverzinslichen amerikanischen Wertpapieren auch keine Beruhigung. Es ist nicht überraschend, dass Gold sich mehr als verdoppelt hat, seit Ben Bernanke bei der Zentralbank den Vorsitz übernommen hat. Die Erträge auf 30-jährige Regierungsanleihen sind heute höher als im Januar, als die Zentralbank die Zinssätze um 125 Basispunkte senkte. Die Zentralbank könnte den Leitzinssatz auf Null senken. Aber das bedeutet nicht, dass langfristigere Zinssätze sich erholen werden.

Wenn die Inflation noch weiter zulegt, dann werden die Senkungen der Zinssätze unabänderlich zu höheren langfristigen Raten und Kapitalverlusten bei langfristigen Anleihen führen - ganz besonders dann, wenn der Dollar noch schwächer wird. Mit anderen Worten kann die Zentralbank die kurzfristigen Zinssätze senken, aber das wird wenig Auswirkung auf den langfristigen Anleihenmarkt haben.

Ich könnte noch hinzufügen, dass eines der Probleme der Hyperinflation einer Wirtschaft darin besteht, dass der langfristig festverzinsliche Anleihenmarkt aufhört zu existieren. Ich würde gerne noch einen weiteren Gedanken hinzufügen. Während weiter Teile der Siebziger lagen die Zinssätze unterhalb der Wachstumsrate des nominalen Bruttoinlandsprodukts und effektiv im negativen Bereich. Was ist also passiert? Die Inflation hat zugelegt, Anleihenrenditen sind von 6% im Jahr 1970 steil auf über 15% im Jahr 1981 angestiegen und der amerikanische Dollar sauste los.

Nach 1981 hatten wir für den überwiegenden Teil der folgenden 20 Jahre Anleihenerträge, die sowohl über dem nominalen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lagen, als auch über der Inflationsrate (effektiv positive Zinssätze.)

Was ist passiert? Wir hatten eine ausgedehnte Phase der Desinflation. Und außerdem hatten wir, weil die effektiven Zinssätze in den frühen achtziger Jahren besonders hoch waren, eine gewaltige Erholung des Dollars zwischen 1980 und 1985.

Nach 2001 hatten wir wieder Zinssätze die sowohl unter der nominalen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts und unter dem Anstieg der Lebenshaltungskosten lagen, was zu der beispiellosen Kreditinflation führte, die wir zwischen 2001 und 2007 erlebt haben und zur anschließenden historischen Krise. Jetzt wollen wir uns vorstellen, dass die Marktteilnehmer anfangen, den Unsinn zu glauben, mit dem Ben Bernanke herausgerückt ist.

Dabei geht es um das "Gelddrucken" und das "Abwerfen von Dollarnoten aus Helikoptern", um so den Markt der Vermögenswerte zu stabilisieren und einen wirtschaftlichen Abwärtstrend zu verhindern. Sie werden anfangen festzustellen, dass Bernanke der Messias der Goldbullen und der Erzfeind des ehrlichen Geldes ist. Was werden die Investoren tun?

Sie werden die Anleihen und den Dollar im großen Stile fallen lassen. In diesem Zusammenhang ist es interessant festzustellen, dass jüngst, auf der Basis sehr armseliger wirtschaftlicher Statistiken, Anleihen nicht wirklich eine Erholung erlebten, sondern ausverkauft wurden. Der Non-Manufacturing Index des Institute for Supply Management, welcher fast 90% der amerikanischen Wirtschaft repräsentiert, fiel im Januar von 54,4% auf 41,9%. (Der Messwert 50 ist die Trennlinie zwischen Wachstum und Schrumpfung, und der Index lag bei einem Schnitt von 57,6% seit seiner Einführung im Jahr 1997.)

Die Verkaufszahlen des Einzelhandels waren - bei genauem Hinsehen - eine Katastrophe und bestätigten meine Sicht, dass die amerikanischen Wirtschaftsstatistiken, die von der Regierung veröffentlicht werden, die Öffentlichkeit falsch über den wahren Zustand der Wirtschaft informieren. Wie können die Einzelhandelsverkäufe von Autos im Januar um 0,6% steigen, wenn das Volumen der Verkäufe im Monatsvergleich um 6% zurückgegangen ist?

Laut David Rosenberg sind zusätzlich zu den zurückgehenden Verkaufszahlen in den Kaufhäusern (die in drei der letzten vier Monate gefallen sind), die Zahlen für die Sportartikel und die Buchläden, Möbelläden und Baumärkte und die Verkaufszahlen der Elektronikläden im Januar nach dem Rutsch von 2,5% im Dezember um einen weiteren Prozentpunkt gefallen. Das stellt die schlechtesten aufeinander folgenden Leistungen seit der Rezession des Jahres 1990 dar.

Laut Rosenberg "läuft es darauf hinaus, dass die Komponenten des Einzelhandels – Autos + Kleidung + Möbel + Elektronik + Sportartikel + Baumaterialien + Kaufhäuser - im Januar um 0,1% gefallen sind." Als Vergleichsmöglichkeit sind die Ausgaben für Benzin, Lebensmittel und die Gesundheitsversorgung in diesem Monat insgesamt um 1,1% gefallen." Der schlechte Zustand der Wirtschaft spiegelt sich im Zusammenbruch des ABC News/ Washington Post Consumer Comfort Index und seiner verschiedenen Komponenten. Die Komponente der privaten Finanzen ist heute niedriger als im Jahr 2002.

Genauso ist die Stimmung der Verbraucher laut dem Index der Universität von Michigan im Januar auf das geringste Niveau seit 1992 gefallen. Rosenberg zufolge „ist die Stimmung der Verbraucher heute auf einem Niveau, das mir sagt, dass wir nicht am Anfang einer Rezession stehen, sondern bereits einige Monate auf einem Abwärtstrend befinden." Wie ich schon in früheren Berichten festgestellt habe, befindet sich die amerikanische Wirtschaft effektiv schon in einer Rezession.

Doch wird diese Tatsache verschleiert, weil die Regierung bei den Preissteigerungen in der gesamten Wirtschaft massiv untertreibt. Trotz der meiner Meinung nach schrecklichen Statistiken (effektiv), muss die Zentralbank sehr vorsichtig sein, die Anleihenbesitzer nicht zu beunruhigen indem sie "zu viel Geld druckt" (elektronisch). Das würde aber - abgesehen vom bereits vollzogenen Zusammenbruch der Anleihen geringerer Qualität - auch zu einer Schlappe für die langfristigen Anleihenpreise der Regierung führen.

Gleichzeitig müssen die USA immer vorsichtiger sein, wenn es um das Haushaltsdefizit geht oder um die Finanzspritzen für den gesamten Finanzsektor, der mit ramschigen Papier überladen ist. Andernfalls werden die Schatzanleihen früher einen "Junk-Status" haben, als ich erwartet hatte. Aber ich kann ganz zuversichtlich vorhersagen, dass die langfristigen amerikanischen Schuldtitel „Müll“ sein werden!

Und wenn die qualitativ hochwertigen Anleihen bei einem ehrlichen monetären Regime Kandidaten wären, deren Leistungen den Markt übertreffen, so sind sie im Gegensatz dazu unter einer Zentralbank, der es an monetärer Disziplin fehlt, eine gefährliche Investition. Das soll aber nicht heißen, dass die unglückseligen minderwertigen Kredite nicht an irgendeinem Punkt des aktuellen Abwärtstrends doch eine gute Kaufmöglichkeit darstellen werden.


© Dr. Marc Faber
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Trader´s Daily"
Quelle: goldseiten.de