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Schafft die US-Notenbank die Wende?

Die Finanzmärkte drohen zu kollabieren, die Wirtschaft taumelt am Rande einer Rezession – und der Präsident verliert die Orientierung.

„Wir halten an unserer Politik des starken Dollar fest“, verkündete dieser Tage George W. Bush allen Ernstes. Zuvor war der Dollar auf ein neues Rekordtief zum Yen und Euro heruntergekracht.
Kein Wunder, dass die Märkte beim Kampf gegen die eskalierende Krise derzeit weniger auf die Regierung als auf die US-Notenbank setzen. Am Dienstag schraubte die Fed den Leitzins um 75 Basispunkte auf 2,25 Prozent nach unten, das niedrigste Niveau seit Ende 2004. Es war die nunmehr siebte Zinssenkung seit September 2007. Bereits in den Tagen zuvor hatten die Währungshüter durch diverse geldpolitische Maßnahmen den Markt mit Liquiditätsangeboten geradezu überschüttet. Doch bisher sind alle Stützungsaktionen weitgehend verpufft und in der Realwirtschaft nicht angekommen. Die Panik bei den Banken ist so groß, dass sie ihre Kreditvergabe trotz günstiger Refinanzierungsmöglichkeiten nicht ausweiten wollen – und die günstigeren Konditionen auch nicht – etwa im Bereich der Hypotheken- und Autokredite – an ihre Kunden weitergeben. Der Interbankenmarkt ist fast völlig zum Erliegen gekommen.
Die Luft wird daher immer dünner für die Truppe um Fed-Chef Ben Bernanke: Nach dem jüngsten Zinsschnitt hat die Zentralbank ihr Pulver fast schon verschossen. Die wachsende Zinsdifferenz zwischen den USA und Euroland dürfte den Dollar noch weiter nach unten treiben, weil internationale Investoren ihr Kapital verstärkt von Dollar- in Euro-Anlagen umschichten. Ein taumelnder Greenback aber verteuert die amerikanischen Importe und heizt die mit zuletzt 4,3 Prozent ohnehin schon extrem hohe Inflation an. Hinzu kommt ein grundsätzliches Problem: Mit aggressiven Zinssenkungen kann die US-Notenbank vielleicht einen Super-GAU im Finanzsystem verhindern, nicht aber das zugrunde liegende Immobilien- und Subprime-Desaster beenden. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ist im Februar gegenüber dem Vormonat um 7,8 Prozent auf das niedrigste Niveau seit 16 Jahren gefallen. Auch die Zahl der Baubeginne ließ deutlich nach.
Nicht wenige Ökonomen sehen bereits eine „Stagflation“ in Amerika heraufziehen, ein übles Gebräu aus schrumpfender Wirtschaft und steigenden Preisen, das auch den Rest der Welt in Mitleidenschaft ziehen würde. Der Top-Ökonom Martin Feldstein, früher Chefwirtschaftsberater der US-Regierung, befürchtet gar „die schlimmste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg.“ Zumal die Finanzkrise längst konjunkturwirksam in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist: Rund die Hälfte aller Amerikaner halten direkt oder indirekt (etwa über Pensionsfonds) Anteile an Unternehmen. Der jüngste Einbruch der Aktienkurse und ins Bodenlose fallende Immobilienpreise haben das Vermögen der Bürger reduziert, das Verbrauchervertrauen ist zuletzt geradezu eingebrochen. Der Konsum, seit jeher die wichtigste Stütze der US-Wirtschaft, dürfte daher in den kommenden Monaten deutlich nachlassen. Bereits im Februar haben die Einzelhändler 0,6 Prozent weniger eingenommen als im Vormonat. Auch die amerikanische Industrie gerät zunehmend in den Sog der Krise: Die Produktion sank im Februar unerwartet stark um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gleichzeit nimmt die Zahl der Beschäftigten seit zwei Monaten ab; allein im Februar gingen in der Privatwirtschaft rund 100.000 Jobs verloren.
Rohstoffe noch teurer. Die Rohstoffpreise kennen weiterhin nur eine Richtung – nach oben. Der Rohstoffindikator des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) schoss im Februar um 16,9 auf 312,3 Punkte nach oben und liegt nun fast 55 Prozent über Vorjahresniveau. Am stärksten legten die Notierungen für Nahrungs- und Genussmittel (plus 24,2 Punkte) sowie für Energierohstoffe (plus 18,1 Punkte) zu.
Sorgen macht vor allem der scheinbar unaufhaltsam steigende Ölpreis. In der vergangenen Woche kostete ein Barrel (159 Liter) der Markt WTI streckenweise erstmals über 111 Dollar. Offensichtlich koppelt sich der Ölpreis von den volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten ab; viele Großanleger betrachten angesichts der US-Finanzkrise und des einbrechenden Dollar das Öl als eine Art Fluchtwährung. Claudia Kemfert, Ölexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht den fundamental gerechtfertigten Marktpreis bei „maximal 80 Dollar.“ Auch Opec-Generalsekretär Abdallah el Badir glaubt: „Der Markt wird nicht von Angebot und Nachfrage bestimmt, sondern von Spekulanten kontrolliert.“ Angesichts der schwächelnden Weltkonjunktur ist die Versorgung derzeit eher üppig: Die Nachfrage nach Opec-Öl werde 2008 mit täglich 31,7 Millionen Barrel gut 200 000 Barrel niedriger liegen als 2007, schätzt die Organisation.
Quelle: wiwo.de