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Das perfide Spiel der Banken

21.03.2008 | 19:48 | (Die Presse)
Kreditinstitute haben weltweit Milliarden versenkt. Nun rufen sie nach den Steuerzahlern. Sie sollen die Scherben wegräumen.

Wann immer es in der deutschen Bankenszene einen Wirbel gibt, ist ein Mann nicht mehr weit: Josef Ackermann, der von Kapitalisten gefeierte und Gewerkschaftern durch und durch verhasste Chef der Deutschen Bank. Erst vor wenigen Tagen schaffte es Deutschlands mächtigster Banker wieder in die Schlagzeilen. Mit der vielfach beachteten Bitte, die öffentliche Hand möge den Banken doch schleunigst aus der Patsche helfen. Etwa, indem sie ihnen die im Zuge der US-Immobilienkrise uneinbringlich gewordenen Kredite abnimmt. Er, Ackermann, glaube nämlich nicht mehr so wirklich an die Selbstheilungskräfte der Märkte.
Ach so. Als die Deutsche Bank (samt Konkurrenz) mit spekulativen Papieren auf US-Immobilien noch Milliarden scheffelte, war das freilich ausschließlich dem Genius einzigartiger Banker vom Schlage eines Josef Ackermann zu danken. Jetzt, wo die ganze Branche plötzlich bemerkt, sich kolossal verzockt zu haben, sind natürlich nicht die handelnden Manager die Affen, sondern die vermeintlich nicht mehr funktionierenden Märkte.
Es ist schon fast bewundernswert, wie man sich seine eigene „Realität“ schaffen kann. Mittlerweile wissen wir, dass die Banker in dieser Disziplin kaum zu schlagen sind. Wer manchen Vorständen in jüngster Zeit auch nur die Hälfte ihres Gesagten geglaubt hat, war immer noch bestens angelogen. Seit Monaten werden Liquiditätsengpässe geleugnet, Geschäftszahlen geschönt und bewusst falsche Bewertungen vorgenommen, wie etwa die Vertreter der renommierten Credit Suisse am Donnerstag mit gesenkten Häuptern einräumten. Und da werden sie ja wohl nicht die einzigen gewesen sein.

Wenn die Täter zu Opfern werden

Was die Banken nicht daran hindert, sich immer noch als Opfer der geplatzten US-Immobilienblase zu inszenieren. Sie, die eigentlichen Täter, die über Fehleinschätzungen die Blase überhaupt erst entstehen haben lassen. US-Bürgern wurde von den Banken der Kauf des Eigenheims finanziert, meist ohne entsprechende Sicherheiten. Im Zuge der enormen Nachfrage nach Immobilien erhöhten sich auch deren Preise – und damit die Besicherung der Kredite. Mit den steigenden Häuserpreisen konnten die Amerikaner somit weitere Hypotheken auf ihre Häuser aufnehmen und sich so ihre Konsumträume erfüllen
Alle waren zufrieden. Die Kreditnehmer stellten sich den längst gewünschten Geländewagen in die Garage, die Banken verdienten blendend an den Zinsen. Und auch daran, dass sie vergebene Kredite an andere Banken weiter verkauften. Stark vereinfacht ausgedrückt wurden diese aufgrund der großen Nachfrage in kleinere Teile zerstückelt und als sogenannte „Asset-Backed-Securities“ an Anleger verhökert.

Das „Freilos“ der Banken

Ein tolles System, in dem es jede Menge Geld zu holen galt. Einzige Voraussetzung: Die Immobilienpreise mussten sich nach oben orientierten. Dummerweise tun sie das seit geraumer Zeit nicht mehr. Weshalb die Spekulationsblase platzte und die fetten Gewinne von horrenden Verlusten abgelöst wurden. Aufgrund der immer weiter zerkleinerten und weiter verkauften Kredite weiß heute auch niemand mehr so genau, wer nun auf welchen Risiken sitzt.
Dumm gelaufen. Freilich nicht für die Banken. Schlittert nämlich ein großes Institut in die Pleite, werden andere Häuser aufgrund der engen Verflechtung mitgerissen. Am Ende stünde vermutlich eine Weltwirtschaftskrise – und das können Staaten und Notenbanken freilich nicht zulassen. Die Banken wissen um ihr „Freilos“. Weshalb sie relativ gefahrlos milliardenschwere Luftgeschäfte abschließen können – in letzter Konsequenz wird die Bank ohnehin aufgefangen. „Too big to fail“, wie der Engländer zu sagen pflegt. Hierzulande wäre das in etwa so zu übersetzen: Während die Milliarden versenkenden Manager großzügig ausgezahlt werden, dürfen die Steuerzahler die Scherben wegräumen und die Marktwirtschaft ist der Depp. Ganz so, als hätten wir es hier mit einem Naturgesetz zu tun.

Der Freiheit nicht gewachsen

Haben wir aber nicht. Selbstverständlich wäre es töricht, wenn Staaten und Notenbanken nun dabei zusehen würden, wie Großbanken reihenweise gegen die Wand fahren. Nach getaner Drecksarbeit kann aber auch nicht einfach so getan werden, als sei nichts geschehen. Das Betätigungsfeld der Kreditwirtschaft wird wohl ein engeres werden müssen. Die Bankwirtschaft hat uns schließlich eindrucksvoll davon überzeugt, dem ihr gewährten Freiraum nicht wirklich gewachsen zu sein.
Auch wenn es dieser Zeitung grundsätzlich alles andere als leicht fällt, für eine stärkere Regulierung einzelner Wirtschaftssektoren zu plädieren, ist das in diesem Fall unerlässlich. Es wird nämlich nicht funktionieren, wenn Banken Betriebe bei der Vergabe von Krediten einer äußerst strengen Regulierung unterwerfen (Stichwort: „Basel II“), während sie selbst milliardenschwere Luftgeschäfte tätigen, von denen nicht einmal die Buchprüfer etwas wissen. Von den Aktionären ganz zu schweigen. Das vom deutschen Wirtschaftsweisen Peter Bofinger jüngst geforderte weltweite Kreditregister wird nur ein Baustein sein können.
Fest steht: Die Marktwirtschaft zu predigen und in guten Zeiten jede Kontrolle abzuwehren, aber im Krisenfall nach dem Staat zu rufen, wird es jedenfalls nicht mehr spielen. Und das ist auch gut so.

Quelle: diepresse.com