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Verfasst von Diverse am 09.02.2008 um 12:00 Uhr

US-Ökonomie, Zinssätze und Rezession

Harold Wilson sagte einmal, "eine Woche in der Politik ist eine lange Zeit". Für die Wirtschaft trifft dies umso mehr zu. Letzte Woche hatte ich gesagt, entgegen besserer Einsicht, dass der Bericht über die US-Produktionszahlen, herausgegeben vom US-Institut für Beschaffungsmanagement (ISM), ein eher düsteres Bild mit rückläufigen Produktionszahlen zeichne.

Heute zeigt der ISM-Bericht für Januar aber, dass die Produktionszahlen jetzt steigen. Der Performance Manufacturing Index stieg von 48,4% im Dezember auf 50,7% im Januar - eine Steigerung von 4,8%. Die Produktion ging deutlich nach oben, von 48,6% auf 55,2% - ein Anstieg von 13,6%. Die Exporte stiegen von 55,2% auf 58,5% - ein Plus von 11,4%. Der Spielverderber ist jedoch die Preissteigerung, die mit saftigen 12% von 68 auf 76 zulegte. Das ist überhaupt nicht gut.

In der Regel sind Zentralbanken sehr vorsichtig bei der Senkung der Zinssätze, normalerweise werden nur diskrete Senkungen von 0,25% oder 0,5% gemacht. Der Grund für das maßvolle Herangehen liegt darin begründet, dass die Zentralbank nie wirklich weiß, wie stark die Sätze gesenkt werden müssen, um die gewünschte Reaktion in der Wirtschaft hervorzurufen. (In den 1930er Jahren hatte Roosevelts Steuer-, Regulierungs- und Industriepolitik die Industrie so zugrichtet, dass sie selbst auf einen Satz von Null Prozent nicht mehr reagieren konnte.) Aber Bernanke ist die Ausnahme von der Regel gewesen. Ende Januar kürzte er den US-Leitzins um 0,5%, was den Zinssatz auf 3% herunterfuhr. Dies geschah gleich eine Woche nachdem er die Zinssätze drastisch um 0,75% gekürzt hatte. Er befindet sich heute auf dem tiefsten Stand seit Juni 2005.

Bernankes Medien-Groupies nennen diese 1,25%ige Kürzung in weniger als zwei Wochen "mutig", "kühn" und "notwendig". Ich nenne das panisch. Möglicherweise hat es das so bisher noch nicht gegeben und für mich sieht es ganz stark danach aus, dass Bernanke und seine Kumpels gar nicht wirklich wissen, was sie da tun. Dafür könnten wir ihre keynesianische "Ausbildung" verantwortlich machen. Knut Wicksell schrieb im Jahr 1898: "[E]s ist dennoch oft der Fall, dass ein eher kleiner Rückgang des Zinssatzes sofort zu einem viel größeren Anstieg der Preise führt. Der Preis für erworbene Güter, der per Kredit bezahlt werden kann, liegt höher je länger der Zeitraum dauert, in dem über den Kredit verfügt wird." (Knut Wicksell, Interest and Prices, Sentry Press New York, 1936, S. 106-107)

In meinem letzten Artikel habe ich erklärt, wie eine Senkung der Zinssätze von 4% auf 3% die industrielle Kreditnachfrage um bis zu 33% steigern könnte. Nun hat das Handelsministerium erst kürzlich in einem Bericht dargestellt, dass die Bestellungen von langlebigen Kapitalgütern im Dezember um 5,2% stiegen. Letzten August lag der Leitzins der US-Notenbank bei 5,25%. Im September wurde er weiter auf 4,75% gekürzt. Anschließend wurde er im Oktober auf 4,5% gekürzt und darauf um weitere 0,25% auf 4,25% im Dezember. Man kann sehen, dass der Zinssatz von August bis Oktober prozentual um 14,3% fiel.

Alles in allem fielen die Sätze von Januar bis Dezember um massive 43%. Es ist möglich, dass es die früheren Zinssenkungen sind, die hinter dem jüngsten Anstieg bei den Produktionszahlen stehen. Wenn dem so ist, dann ist ebenso wahrscheinlich, dass sie auch verantwortlich für den plötzlichen Anstieg der Herstellungskosten sind. So lange "billiger" Kredit zur Verfügung gestellt wird und die Output-Preise über den Kosten liegen, wird die Expansion auch weiter gehen. Das heißt aber auch, dass es verstärkt Inflation gibt sowie zusätzlichen Druck auf den Dollar. Ob die aggressive monetäre Politik Bernankes den aktuellen Stand noch weiter verschlimmert, wird davon abhängen, wie stark die Wechselkurse betroffen sind. Es ist nicht der Stimulus, der eingehend zu prüfen ist, sondern der Unfug, den die US-Notenbank mit den Zinssätzen treibt.

Eine ganze Zeit lang hatte ich das Gefühl, dass die US-Wirtschaft über viel mehr Dampf unterm Kessel verfügte, als gemeinhin behauptet wurde. Leider hat sich Bernanke dafür entschieden, diesen Kessel in einen Druckkochtopf zu verwandeln. Zurzeit kann sich jeder nur fragen, wie lange das so noch weitergehen kann. Das lässt einen auch über die Notenbank von Australien nachdenken, die dasselbe im Jahr 2000 gemacht hatte und einen Boom hervorrief, der erst jetzt auf sein Ende zugeht.

Ich sage ununterbrochen, dass, wann immer es zu einer Rezession oder einer Finanzkrise kommt, immer dem Markt die Schuld zugeschoben wird. Und so ist es auch diesmal wieder. Irwin M. Stelzer stellt fest, dass das "Subprime-Fiasko das große Versagen der Märkte enthüllt hat." (The Old Order Changeth: Fallout from the sub-prime fiasco, National Review on Line, 29. Januar 2008). Solche Leute wie Stelzer kämen nie darauf, dass dieses Fiasko durch den Kongress und die Notenbank verursacht wurde, was ja ein klarer Fehler von Seiten der Regierung wäre. Der Kongress hat die finanziellen Mittelsmänner unter Druck gesetzt, damit Hypotheken im Risikobereich bereitgestellt werden können. Daraufhin hat die Notenbank Unmengen von Geld bereit gestellt, um unter anderem diese Hypotheken zu finanzieren. Ist das so schwer zu verstehen?

Leider ist die Inflation - und nur das ist die Ausweitung von Kredit - auch ein moralisches Risiko, das einen zersetzenden Effekt auf die Geschäftsethik zu haben scheint und dem scheinbar nur wenige wiederstehen können. Meiner Meinung nach ist es kein Zufall, dass die inflationären Perioden von Finanzskandalen gezeichnet sind. Und wieder wird der Markt beschuldigt, Egoismus und Gier zu fördern, wo doch die tatsächliche Schuld in unglaublich schlechter Wirtschaftpolitik zu suchen ist. Nur wenige unter den moralisierenden Kritikern des sogenannten "Fehlverhaltens der Märkte" und der "Habgier" haben jemals politische Gier und Korruption an den Pranger gestellt.


© Gerard Jackson
3. Februar 2008
BrookesNews.Com

Quelle: Goldseiten.de