StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Krisenvorsorge:

Beiträge zur Krisenvorsorge

Beiträge zur Krisenlage

Beiträge zur Krisenbegriffe

Beiträge zur Krisengeschichten

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Verfasst von Bill Bonner am 05.02.2008 um 8:21 Uhr

Ein Dschungel, kein Zoo

David Fuller hat Recht. Das, womit wir es gerade in den USA zu tun haben, ist der Untergang der Vereinigten Staaten... ihrer Währung... ihrer Kapitalbasis... und ihrer Wettbewerbsfähigkeit in der Weltwirtschaft.

Die Regierungsvertreter können versuchen, noch mehr Kredit an die klammen Familien zu verteilen, aber in Wahrheit geben sie ihnen nur noch mehr von dem Strick, an dem sie sich irgendwann aufhängen werden. Das wahre Problem ist, dass die amerikanischen Löhne nicht mit der Inflation Schritt halten konnten… und das heißt, dass der durchschnittliche Amerikaner heute nicht mehr so reich ist, wie er einst war.

Er kann heute nur noch so tun, als wäre er reich, indem er noch mehr seiner Freizeit für mehr Dollar opfert und indem er sich Geld leiht. Diese beiden "Mechanismen des Klarkommens", wie sie von Robert Reich genannt werden, sind jetzt erschöpft. Jetzt wird er hängen.

In den vergangenen 30 Jahren glaubten die Amerikaner, dass sie an der Weltspitze stünden. Das haben schließlich alle gesagt. Und logischerweise hätten sie auch dort stehen sollen. In der Revolution nach Reagan, mit der modernsten, kapitalistischsten Wirtschaft der Welt... mit der jüngsten Technologie, den hellsten Köpfen der Welt, den besten aller Schulen und mit der Wall Street, die auf bestmögliche Weise "Kapital zur Verfügung stellt".

Wenn die Arbeiter in dieser Wirtschaft nicht vorankommen konnten, dann konnten sie in keiner Wirtschaft vorankommen. Zumindest war es das, was die Leute glaubten. Aber der Kapitalismus ist ein Dschungel und kein Zoo, das habe ich immer schon gesagt. Er lässt die Tiere fett werden, aber nur, damit sie dann von noch hungrigeren Biestern aufgefressen werden können.

Für mich war es lustig, die Täuschungen und das Schauspiel der Zoowärter zu verfolgen. Ende der achtziger Jahre gaben sie den Triumph über den Kommunismus bekannt, offenkundig war ihnen nicht bewusst, dass ihr potenziell größtmöglicher Rivale gerade selbst seine Fesseln gelöst hatte. Heute, 20 Jahre später, sind sowohl Russland als auch China ganz außerordentliche Wettbewerber. Chinas Devisenreserven sind fast 20mal so groß wie die der Vereinigten Staaten.

Und heute wird die amerikanische Wirtschaft, sollte sich der rote Riese entschließen, den Dollar fallen zu lassen, von einer großen Krise getroffen werden... und danach vermutlich gelähmt sein.

Und dann glaubten Ende der neunziger Jahre einige Träumer, dass sie eine Art Zauberformel gefunden hätten. Amerika müsse nicht mehr sparen, sagten die Experten, denn heute erlaube es die Informationstechnologie "virtuelles" Kapital hervorzubringen... Hirnkapital. "Sie schwitzen, wir denken", sagte ein Genie, als wenn die Chinesen und die Russen nicht auch denken könnten. Als ob diese Einsicht noch nicht beachtlich genug gewesen sein sollte, fuhr Ed Yardeni fort und sagte, dass es eine ganze neue Spezies von Menschen gäbe - solche, die diese wichtige Wahrheit begreifen… und die, die es nicht tun. Letztere wären dazu bestimmt, im Staub stecken zu bleiben, sagte er.

Ich bin ganz froh, dass ich in das Lager derer gehöre, die zurückbleiben werden.

Und dann, nachdem die Dotcoms in die Luft gingen, entwickelte sich eine weitere Sinnestäuschung. Eine, die sagte, dass die fortschrittliche Finanztechnik in Verbindung mit aufgeklärtem makroökonomischem Management Markteinbrüche und Rezessionen überflüssig gemacht hätte. Die Genies machten sich mit ihren Computern an die Arbeit, und bewiesen, dass diese schicken Derivatkontrakte (die sie verkauften) absolut narrensicher seien.

Sie sollten nur alle Jubeljahre Schwierigkeiten machen. "Wir sprechen hier von einem Sigma 25 Ereignis", sagten sie, als ob sie davon Ahnung hätten. Und nur drei Jahre später gab es ein Jubeljahr. Das war alles ein großer Spaß - sich das anzusehen, meine ich. Und es ist auch noch nicht vorbei. Am vergangenen Freitag ist der Dow um mehr als 200 Punkte nach oben geklettert. Daraufhin sagte Richard Russel, dass der Aktienmarkt jetzt nicht länger in Richtung einer Deflation weisen würde, sondern in Richtung einer Inflation.

Der Goldpreis weist natürlich schon lange in Richtung einer Inflation. Er ist am Donnerstag auch wieder gestiegen. Auch in Europa schafft es die Inflation in die Schlagzeilen - sie steht auf dem höchsten Wert in 14 Jahren. Viele Leute in Frankreich gehen beispielsweise davon aus, dass der Euro ein Plan war, die Preise steigen zu lassen; sie wollen den Franc zurück.

Auf einer Wand in Paris konnte man in der vergangenen Woche den Protest der Citoyens angeschrieben sehen: "Euroshima" stand dort.

Und die Verbraucherpreisinflation in China von fast 7%, soll "Chinas neuester Export" sein. Aber ich schreibe heute nicht über den Krieg zwischen Inflation und Deflation. Heute lenke ich meine Aufmerksamkeit auf eine größere Geschichte.

Meldungen von der Front?


In den Schlagzeilen erfahren wir nicht oft viel von dem, was gerade vor sich geht. Sie klingen wie die Frontmeldungen. Die Inflation verbucht einen Sieg am Ölmarkt, die Deflation ist in Richtung der Aktien des Einzelhandels vorgerückt. Ein Unternehmen ist zum Opfer gefallen. Ein Trader hat sich selbst in die Luft gejagt. Einer Trendlinie ist es gelungen, den Widerstand zu durchbrechen.

Hinter diesen Geschichten steht eine Geschichte, die so groß ist, dass sie noch kaum jemand bemerkt hat. Die Vereinigten Staaten verlieren den Boden unter den Füßen.

Das amerikanische Volk wird ärmer.

Warum? Weil Amerika heute das Land in Fesseln ist. Wie viel schulden Russland und China dem Rest der Welt. Wie groß ist deren Handelsbilanzdefizit? Wie viele Billionen haben sie ihren Rentnern zugesagt? Oder den Kranken? Oder den einstigen Angestellten? Wie hoch sind ihre Steuern? Wie viel sparen die Leute dort?

Bei fast allen Punkten hat das einstige kommunistische Höllenloch gegenüber dem Wettbewerber aus Nordamerika einen gewaltigen Vorsprung. Die Chinesen sparen fast 50% ihrer Einkommen. Die Amerikaner sparen nichts. Die russischen Steuersätze sind nicht einmal halb so hoch wie die der Vereinigten Staaten. Beide Länder haben positive Handelsbilanzen. Selbst im Bereich der Hochtechnologie hat Amerika gegenüber dem Rest der Welt eine negative Handelsbilanz.

Wie Europa ist auch Amerika an eine alternde Bevölkerung und an die Demokratie gefesselt. Beide sind schlecht für die Geschäfte. Die Babyboomer gehen in den Ruhestand. Man hat ihnen bereits die Sterne vom Himmel versprochen... und wenn sie einmal im Ruhestand sind, dann werden sie auch danach wählen.

Und das ist der Grund, warum die Strategen der Republikaner ihren Kandidaten sagen: Keine weiteren Steuersenkungen mehr. Die Wähler wollen sicher sein können, dass es noch Geld für sie gibt, wenn sie in den Ruhestand gehen.

Dafür ist es ein bisschen zu spät. Die Regierung hat nicht wirklich Geld in einer "verriegelten Kassette" für die amerikanischen Renten zur Seite gelegt, so wie Al Gore zu sagen pflegte. Sie haben einfach Geld aus einem allgemeinen Fonds genommen und einen Schuldschein in den Rentenfonds gelegt. Heute werden diese Schuldscheine fällig. Und welcher Politiker wird sich vor den größten Wählerblock des Landes stellen und auch nur nahe legen, dass hier Geld verloren wurde?

Dazu hat Amerika, anders als Europa geringe Sparraten... eine negative Handelsbilanz gegenüber dem Rest der Welt und nur wenige Industriezweige, die sich den Herausforderungen durch die Wettbewerber stellen können. Deutschland stellt immer noch mit Gewinn Autos her, die Vereinigten Staaten nicht. Frankreich hat seine Luxusprodukte, die Schweiz hat die Präzisionswerkzeuge.

Zusätzlich zu den sozialen Aufgaben, gibt es die große bleischwere Kugel der Militärausgaben. Der amerikanische Militärhaushalt macht die Hälfte der weltweiten Militärausgaben aus und 80% des Anstiegs der Militärausgaben weltweit seit 2005.

Der einzige Sinn dahinter, ein so großes Militär zu haben, ist, dass man in der Lage ist, die Leute herumzuschubsen. Aber es muss sich auszahlen. Imperien haben traditionsgemäß Tribut von den Leuten verlangt, die sie erobert/beschützt haben. Aber die Vereinigten Staaten sind nie dahinter gekommen. Sie haben immer noch Garnisonen von Truppen überall auf der Welt - auf eigene Kosten. Sie denken, dass sie der Welt einen Gefallen tun, und dass sie reich genug sind, es sich leisten zu können.

Die größten amerikanischen Außenposten befinden sich in Afghanistan und im Irak, und sie werden vom Militärhaushalt noch nicht einmal erfasst. Als der Krieg im Irak begann, bin ich davon ausgegangen, dass er am Ende eine Billion Dollar kosten würde.

Und jetzt, da die Zahlen hereinkommen, muss ich zugeben, dass ich daneben gelegen habe. Statt einer Billion Dollar geht die Haushaltsabteilung des Kongresses heute davon aus, dass der Krieg 1,7 Billionen Dollar kosten wird. Das National Bureau of Economic Research rechnet mit 2,2 Billionen Dollar und das Congressional Joint Economic Committee geht von 3,5 Billionen Dollar aus.

Eine Billion hier... eine Billion da... und schon bald hat man kein Geld mehr.

Aber das ist eine Geschichte, die nur der unsichtbare Mann der amerikanischen Präsidentschaftswahlen, Ron Paul, bereit ist zu erzählen.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte"