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Der weltweite Währungskrieg spitzt sich zu

Gewinnt ein Staat an Stärke und Einfluss, legt auch dessen Währung zu. So ist der Aufstieg der Deutschen Mark nach dem zweiten Weltkrieg zu erklären, oder auch die Stärke des Britischen Pfundes in der Blütezeit des viktorianischen Zeitalters (Queen Victoria lebte von 1819 bis 1901). Genauso geht der Abstieg einer vormaligen Wirtschaftsmacht mit der Schwächung der Währung einher. Als Beispiel mag der US-Dollar dienen, der sich seit den 1970er Jahren ununterbrochen gegenüber anderen wichtigen Währungen in einem Abwärtstrend befindet und so die Schwächung Amerikas dokumentiert.

Der folgende Chart dokumentiert den Verlust des Außenwerts des US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken.

Im Vergleich zu Anfang 1973 hat der US-Dollar lediglich 26% seines Außenwertes gegenüber dem Schweizer Franken erhalten können. Auch gegenüber anderen wichtigen Weltwährungen wie dem Euro und dem japanischen Yen kam es zu massiven Verlusten. Gegenüber dem britischen Pfund zeigen sich hingegen kaum Veränderungen (nächster Chart).

Dies dokumentiert, dass sich das britische Pfund gemeinsam mit dem US-Dollar auf dem Abwärtspfad befindet.
Schon im römischen Reich war die Abwertung einer Währung eine wichtige Überlebensstrategie. Ein nachlassender Außenwert erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich eigene Produkte auf dem Weltmarkt besser verkaufen lassen. Damit ist die Hoffnung auf den Erhalt und Aufbau von Arbeitsplätzen verbunden. US-Präsident Obama hat vor einem Jahr die Maxime der Verdoppelung des US-Exports innerhalb von fünf Jahren ausgegeben, um die US-Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Dazu benötigt er einen schwachen Dollar. Ein schwacher Dollar ist demnach nicht nur als Schicksal einer im Abstieg begriffenen Nation, sondern auch als politischer Wille Amerikas zu interpretieren.
Amerika ist jedoch nicht das einzige Land mit einem politischen Agenda. China hat sich jahrzehntelang am Busen Amerikas genährt. Es hat die willig kaufenden US-Konsumenten mit Billigprodukten überschüttet. Ein Prozess der Industrialisierung setzte ein, Arbeitsplätze wurden geschaffen. Jetzt werden auch technologisch anspruchsvollere Produkte vermarktet. Indem die chinesische Staatsführung den Yuan fest an den US-Dollar koppelte, sorgte sie für weitgehende Planungssicherheit. Die chinesische Führung läuft mittlerweile mit breiter Brust durch die Gegend. Die Handhabung des Konflikts mit Japan um die Aufbringung eines chinesischen Fischerbootes ist Ausdruck dessen. Der politische Wille Chinas liegt in einer kontrollierten Handhabung des Wechselkurses Dollar/Yuan. Damit ist ein stabiler US-Dollar gemeint.

Während China vor Selbstbewusstsein strotzt, haben 20 Jahre Depression die japanische öffentliche Hand in eine ausweglose Situation geführt. 50 Prozent des aktuellen japanischen Staatshaushalts ist schuldenfinanziert. Seit Mitte der 1990er Jahre fährt Japan eine Nullzinspolitik. Diese erlaubte den Marktteilnehmern, sich preiswert in Yen zu verschulden („short Yen“) und das geborgte Kapital dort anzulegen, wo ordentlich Zinsen zu kassieren waren (z.B. in US-Staatsanleihen). Da der Wechselkurs Dollar/Yen zwischen Mitte der 1990er Jahre und dem Jahr 2007 relativ konstant blieb, konnte der Carry Trade mehr als ein Jahrzehnt lang erfolgreich durchgezogen werden. Ab dem Jahr 2007 begannen die Zinsen auch außerhalb Japans zu fallen. Das Eis für den Carry Trade wurde dünner. Mehr und mehr Marktteilnehmer erkannten dies. Yen-Kredite wurden nicht erneuert, sondern zurückbezahlt. Man stieg aus dem Carry Trade aus.
Dieses Verhalten führte (und führt weiterhin) zu einer erhöhten Yen-Nachfrage. Ein starker Yen ist jedoch problematisch: Er schwächt die japanische Exportindustrie. Die japanische Zentralbank reagiert mit Interventionen zugunsten des US-Dollar. Als politischer Wille der japanischen Regierung gilt demnach die Schwächung des Yen (=Stärkung des US-Dollar). Es kommt hinzu: Ein schwächerer japanischer Yen dürfte China nicht gefallen, da durch einen solchen Prozess die Exportkraft Japans in Konkurrenz zu China gestärkt wird.
Zwischenfazit: Die USA möchten einen schwachen Dollar, China möchte einen stabilen Wechselkurs und Japan will einen stärkeren US-Dollar (=schwächeren Yen). Es stellt sich die Frage nach den Zielen Europas im Hinblick auf die Entwicklung der eigenen Währung.
Zunächst aber sollte man die Frage stellen, wie sich die USA, China und Japan die weitere Entwicklung des Euro vorstellen. Die Beantwortung dieser Frage ist angesichts der obigen Ausführungen (die genannten Länder wollen eine schwache bzw. zumindest stabile eigene Währung) einfach: Die Welt erwartet von Euroland in der Tendenz eine Aufwertung des Euro. Die Griechenland-Krise und die damit verbundene Abwertung des Euro war ein bitterer Schlag ins Gesicht der USA, Chinas und Japans. Exportstarke europäische Nationen wie Deutschland oder auch Holland profitierten direkt von der Währungsabwertung und konnten sich so aus dem konjunkturellen Sumpf ziehen. Die „Hetze“ des Nobelpreis-Trägers Paul Krugmann gegen die abwartende Politik Angela Merkels ist einer Bewunderung der deutschen Politik und Wirtschaftskraft gewichen. Mit dem weltweit beinahe einmaligen Modell der Kurzarbeit ist es gelungen, Arbeiter und Angestellte in Lohn und Brot zu halten.
Die europäische Zentralbank müsste in der Tendenz mit einem Wechselkurs Euro/Dollar zwischen 1,30 und 1,40 zufrieden sein. Sollte der Wechselkurs in Richtung 1,50 steigen, würden erneut aufkommende PIIGS-Ängste helfen, den Wechselkurs des Euro zu drücken. Hülfe dies nichts, müsste man intervenieren. Die EZB kann kein Interesse an einem deutlichen steigenden Außenwert des Euro haben.

Fazit: In Zeiten einer unsicheren Wirtschaftsentwicklung und hoher Staatsverschuldung ist unter den führenden Nationen der Welt ein Abwertungswettlauf im Gange. Die Gefahr besteht, dass dieser Abwertungswettlauf den Euro nach oben drückt. Damit ginge die Gefahr einer mangelnden außenwirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit Europas einher. Wir gehen davon aus, dass das Zeitalter freier Währungsrelationen zwischen den Staaten mehr und mehr einem vorläufigen Ende entgegengeht. Eine Freigabe der Yuan-Bindung an den US-Dollar dürfte nicht stattfinden, allenfalls eine kontrollierte Lockerung. Japan dürfte weiterhin intervenieren. Es ist davon auszugehen, dass auch die EZB ab etwa einem Wechselkurs von 1,50 im Euro/Dollar die Interventionsplattform betreten wird.
Wie wird diese Angelegenheit enden? Wie oben beschrieben verfügen - historisch betrachtet - im Abstieg begriffene Staaten über schwache Währungen. Geht man davon aus, dass die USA und Japan derzeit den Abstieg am deutlichsten repräsentieren, so dürften deren Währungen längerfristig Schwachwährungen darstellen. Für Japan gilt: Der Yen wird durch die Rückführung der Carry-Trades künstlich hoch gehalten. Sind die meisten Carry-Trades rück abgewickelt, gibt es keinen Grund mehr für einen starken Yen. Der chinesische Yuan wird längerfristig die stärkste der genannten Währungen sein, während sich der Euro irgendwo zwischen drin orientieren dürfte. Im Falle der Wiederauflage eines „Wiener Kongresses“ (Neuordnung der Finanzsyteme der Staatengemeinschaften) müsste diesen Entwicklungen Rechnung getragen werden.
Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglich erscheinenden Frühausgabe.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Wellenreiter-invest.de