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Währungskrieg oder was?

von Miriam Kraus

Dieser Tage liest man viel über Kriege, die sich um bunte Papierschnipselchen (Verzeihung, ich meine Währungen) drehen sollen. Verrückt, realistisch, Angst einflößend oder was?
Ich meine mich zu erinnern, dass es der brasilianische Finanzminister war, der da jüngst von einem latenten Währungskrieg gesprochen hat. Ob ihm wohl bewusst war, dass er da das aktuelle Stichwort von Interesse genutzt hat? Na ja, jedenfalls sind sie nun alle auf den Zug aufgesprungen. Während US-Finanzminister Geithner im halbwegs diplomatischen Umschiffungsversuch, davon spricht er sähe zwar kein Risiko für einen globalen Währungskrieg, wolle aber auf jeden Fall versuchen, die Anreize zu erhöhen, damit China nun endlich eine Aufwertung des Yuan erlauben könne (aha, wie nett! [Hinweis auf Ironie] ;-)), nimmt US-Mega-Milliardär George Soros da kein diplomatisches Blatt vor den Mund. Und auch die Europäer können sich wieder mal nicht raushalten: EZB-Mann Bini Smaghi macht sich Sorgen, dass aufstrebende Volkswirtschaften ihrer Verantwortung in Währungsfragen nicht gerecht werden könnten (na klar, die jungen Wilden aus den Emerging Markets wieder...;-)) und Bundeswirtschaftsminister Brüderle hat sogar schon Angst vor einem Handelskrieg. Na ja, Politiker und Notenbanker eben... DIHK-Präsident Driftmann benennt dagegen seine Angst etwas konkreter: er glaubt, dass Deutschland Exportindustrie große Probleme bei einem globalen Abwertungswettlauf bekommt.
Tja, das sind die Meinungen, aber was ist da eigentlich wirklich dran?

Thema Nummer 1: die USA und der Schlabber-Dollar

Nein, das soll keine Beleidigung gegenüber der US-Währung sein, sondern beschreibt (zugegeben etwas blumig) das angestrebte Ziel der US-Notenbank FED. Die oder besser gesagt die US-Wirtschaft leidet unschön vor sich hin, mit einer anhaltend hohen Zahl an Arbeitslosen und den Aussichten auf schwaches Wachstum bis hin zu einer möglichen zweiten Rezession (ist zwar nicht neu, muss aber immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden, da der Markt zur Vergesslichkeit neigt; mittlerweile haben aber auch die Analysten von den großen Investmentbanken bestätigen dürfen, dass die Gefahr einer Rezession in 2011 besteht). Angesichts der maroden Aussichten, wird es Zeit für die FED zu handeln (so will es schließlich auch der Markt). Allerdings kennt die FED nur ein Art zu handeln: Überflutungstaktik! Hat zwar bislang nicht viel gebracht (gut Andersdenkende könnten auch sagen: wurde zu früh aufgegeben), wird aber bald weiter geführt: das Quantitative Easing. Mit anderen Worten, die FED wird den Markt weiterhin mit Geld überschütten, Anleihen aufkaufen und mit Selbstgedrucktem bezahlen und wann das Zinsniveau mal wieder ansteigen wird, steht sowieso in den Sternen. Eigentlich alles nicht neues, hatte ich sowieso erwartet - der Markt erwartet jetzt, dass die FED solcherlei Maßnahmen auf ihrer nächsten Sitzung implementieren wird.

So weit, so gut, was hat das alles mit dem US-Dollar zu tun?

Ganz einfach, durch solcherlei Vorgehen muss sich die US-Währung abschwächen. Und die FED legt es ja auch gerade darauf an. Zum einen weil sie sich vor der Deflation fürchtet und zum anderen, weil eine schwache Währung (so zumindest in dieser Dekade die vorherrschende Meinung) die Wirtschaft anregen soll. Und zwar so: zum einen soll die Exportwirtschaft profitieren, weil Exporte günstiger werden, zum anderen sollen aber auch die Importe teurer werden, was dazu führen soll, dass der heimische Konsument gefälligst auch zu den heimischen Produkten zu greifen hat. Könnte logisch klingen, wenn es da nicht meiner Meinung nach einen Denkfehler gäbe (doch dazu gleich mehr).

Was hat das jetzt mit den Chinesen zu tun?

Thema Nummer 2: China

Das Problem der Amis: die günstigen chinesischen Produkte. Obgleich seit 2 Jahren abnehmend, exportiert China nach wie vor ziemlich viel Zeugs in die USA. Die Amerikaner kaufen also offenbar gerne chinesische Produkte. Das ist aber schlecht, denn der amerikanische Konsument soll mit seinen zauberhaften Heilkräften ja nicht die chinesische, sondern die US-amerikanische Wirtschaft sanieren.
Also sind die amerikanischen Lenker und Entscheider beleidigt. Das sind sie aber nicht erst seit gestern. Und auch nicht erst seit gestern verlangen sie deshalb, dass China seine Währung aufwertet. Am liebsten, ging es nach den Amis, so schnell und brachial wie möglich.
Solch aggressives Vorgehen aber missfällt den harmonischen Chinesen. Die werten ihre Währung nämlich schon seit einigen Jahren auf, allerdings langsam und bedächtig, wie es sich für fernöstliche Kultur gehört.

Nein, Spaß beiseite, die Chinesen könnten nichts dümmeres tun, als eine brachiale Aufwertung ihrer Währung durchzusetzen. Dementsprechend kommt den klugen Chinesen das auch gar nicht in den Sinn. Vornehmlich weil sich dadurch Probleme für Chinas Arbeitsmarkt ergäben.
Ich stelle mir aber noch eine ganz andere Frage: gegenüber welcher Währung sollten die Chinesen den Yuan denn aufwerten? Gegenüber dem von der FED angestrebten Schlabber-Dollar?
Im Ernst, warum sollte China ausgerechnet jetzt eine brachiale Aufwertung vornehmen, wo doch die Hälfte aller Länder weltweit danach strebt, die eigene Währung abzuwerten. Schlabber-Papier heißt schließlich die neue Devise!
Na gut, aus diesem, allerdings schon länger bestehenden Hick-Hack zwischen den USA und China ist nun das Wort Währungskrieg entstanden.

Aber gibt es nun wirklich einen Währungskrieg?

Meine Meinung: Nein! Das Wort Krieg klingt wahrlich übertrieben, vor allem, da es für einen Krieg zwei Seiten geben müsste. Die aber gibt's nicht wirklich. Einmal haben wir die Amerikaner, die alles dafür tun werden, aus der US-Währung den Schlabber-Dollar zu machen, dann haben wir noch andere Länder, deren Notenbanken mit ähnlichen Maßnahmen und dem gleichen Ergebnis liebäugeln, dann haben wir zum Beispiel die Chinesen, die sich ziemlich sicher nicht in ihren Aufwertungs-Balance-Akt reinpfuschen lassen werden, also weiter harmonisch und bedächtig, aber immerhin ihren Yuan aufwerten, bis er dann endlich vom Schlabber-Dollar abgekoppelt wird und dann haben wir noch die Europäer. (mit denen beschäftigen wir uns noch im 2.Teil)
Was mich allerdings trotzdem verwundert, ist, dass man jetzt doch schon wieder auf China rumtrampelt. Seltsam...kennen denn die Amerikaner (und auch die Europäer im Übrigen) den alten Spruch nicht: Schlag nie die Hand, die dich füttert!

Schließlich wären die USA ohne die Chinesen mittlerweile doch im Grunde genommen schon längst pleite. Bis auf Japan hält kein anderes Land so viele US-Staatsanleihen und US-Dollar, wie China. Aber, na ja, vielleicht ist das alles im Moment auch nur ein großer Wahlkampf-Gag seitens der Amis. Schließlich stehen da ja bald die Kongresswahlen an - da macht es sich immer gut, wenn man irgendeinem dubiosen Gegner angeblich das Handwerk legen will.
Was die Europäer angeht: die sollten lieber mal darauf achten, welcher Handelspartner seit der Krise am stärksten an Bedeutung gewonnen hat. Das ist, oh Wunder trotz des teuren Euro, China! Und andere Emerging Markets!

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de