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Euro in (noch) stabiler Seitenlage

von Frank Meyer
Welch gute Nachrichten zum Wochenstart! Paul Volcker, der frühere US-Notenbankchef geht vom Überleben des Euro aus. Stellen Sie sich mal vor, er hätte das Gegenteil behauptet...

Wenn das Geschrei am lautesten ist, wird meist ein vorläufiger Höhepunkt erreicht. Unser Euro wurde in den letzten Tagen stündlich zu Grabe getragen. Heute früh konnte ich damit noch Brötchen und ein Päckchen Kaffee bezahlen. Auf den Trauerfeiern der letzten Tage gab es zwar keine Blumen, dafür aber gute Worte, Ratschläge und auch Visionen. Da der Euro offenbar noch zuckt, schiebt man ihn schnell wieder von der Bahre zurück in den Krankenwagen. In Paris und Berlin werden Verbandsmaterial und Infusionen bereitgelegt, berichten Zeitungen.
Nicht die EU sichert Griechenland Hilfe zu, sondern Frankreichs Regierungschef Sarkozy. Wie heiter, was Monsieur Euroland zu sagen hat...

"Ich will klar sagen, dass die Euro-Länder ihre Pflicht erfüllen werden, sofern es die Situation gebietet. (...) Daran kann kein Zweifel bestehen. Wenn Griechenland auch keine Hilfe benötigt, so haben wir doch die Instrumente. Wir stehen bereit und sind entschlossen." (Quelle)

Wer bezahlt die Rechnung? Vielleicht wird sie in Berlin beglichen, wenn man des Themas überdrüssig geworden ist oder die Wahl in NRW vorbei ist. Vielleicht wird ein Entschuldigungschreiben beigelegt, für den Stinkefinger gegenüber den Griechen neulich im „Focus“.

Failure is no option
Es gibt wenige Verlässlichkeiten in den Finanzmärkten. Die wohl wichtigste Aussage ist das Übereinkommen derer, die die Sache bestimmen, dass ein Scheitern des Finanzsystems keine Option sei. Wurde dieser Satz wirklich gesagt? Kann sein. Muss nicht sein. Es spielt keine Rolle. Alles was getan bzw. gelassen wurde, ist Beweis dafür, dass ein Scheitern nicht zugelassen wird. „Failure is no option“ erwies sich in den letzten beiden Jahren als äußerst hilfreich, denn man kann sich auch weiter darauf verlassen, dass alle Probleme, verursacht durch billige Kredite, mit noch mehr Krediten gelöst werden - bis zum Punkt der Wirkungslosigkeit. Irgendwann. Dass man die Wurzel des Problems nicht durch niedrige Zinsen und Liquidität lösen kann, versteht sich von selbst. Das Neue ist, dass der Staat als „lender of last resort“ auftaucht und neben seinen eigenen Sorgen auch noch die Risiken aus der Finanzwirtschaft übernimmt. Irgendwann wird er sich damit verheben, vermutlich nicht heute oder in dieser Woche.
Die Geschichte lehrt, dass man eine Währung am schnellsten in die Luft jagt, wenn man sie auf falsche Grundlagen setzt, bzw. den Beton im Fundament vergisst. Welches Fundament haben die heutigen Währungen? Es ist weder Beton, noch ein Ersatzstoff, sondern Vertrauen. Früher war Geld noch eine Ware. Geldscheine waren damals Hinterlegungsscheine für eine bestimmte Menge Gold oder Silber und gegenseitig eintauschbar. Der Dollar war so gut wie Gold und Gold war so gut wie der Dollar.
Seit das Band zwischen Gold und Papier vor 40 Jahren zerschnitten wurde, kam es zu einer gar prächtigen Zeit. Auf der Basis von dann krankem Geld konnte man sich auf einmal Dinge leisten, die den Kindern und Enkeln zugedacht waren. Die riesigen Kreditmengen hatten den Vorteil, dass weltweit die Preise aller Anlageklassen stiegen und man sich kollektiv reicher fühlte. Ganz nebenbei stiegen auch die Preise im Alltag. Gegenüber Aktien brandete eine Welle der Verehrung auf, die bis an die Wolkendecke heranreichte und den Göttern die Sandalen ankokelte. Alan Greenspan meinte „Yes i can!“ und er konnte. Ungestraft, wie das bei Finanzgöttern nun mal so ist. Wir haben uns einfach die Zukunft geborgt und tun das heute auch noch, nur eben etwas schneller und etwas mehr davon. Vielleicht gehen die 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts als das „Kreditwunder“ in die Geschichtsbücher ein, gleich vor dem Kapitel „Kreditwahnsinn“ ein paar Seiten weiter.
Wenn der Euro eine stabile Grundlage hat, dann auf dem Papier. Kaum war die Tinte trocken, die Reden gehalten und der Sekt getrunken, tat man aus heutiger Sicht alles, was ihn angreifbar machte. Nicht dass man es wollte, es war einfach nur so einfach. Jeder gab aus. Gespart wird später. Die Reden für eine europäische Gemeinschaftswährung klangen damals noch so schwungvoll, zukunftsweisend und salbungsvoll. Heute klingen sie nach Durchhalteparolen. Ja, man kann ein Geldsystem, in dem das Geld auf Bäumen wächst steuern, wenn man sich an gewisse Grundregeln hält. Zumindest steht das in den Lehrbüchern. Doch wer tat das schon oder hat das wirklich vor? Zahlenmäßig sind die USA schlechter dran als das in Verruf geratene Euroland.
Nach genauer Prüfung wird klar, dass bislang jedes Fiat-Money-System sein Ende fand, liebe Leser. Warum sollte es diesmal anders sein? Die Frage ist, wie lange eine Währung durchhält. Trägt sie die Ersparnisse auch durch die nächsten Jahrzehnte bis dorthin, wo man sie dann braucht oder weiterreichen möchte? Ich weiß es nicht, doch ich würde darauf nicht spekulieren.
Apropos Spekulation...
Die Spekulanten sind als Schuldige ausgemacht worden und stehen nun am Pranger. Rufe nach Regulierung werden laut. Nun, die Spekulanten haben Schwachstellen entdeckt und sich auf die ihnen gebotene Chance gestürzt – Griechenland. Ohne sie wäre der Betrug nie aufgefallen. Eurostat stünde nicht so nackt da wie alle, die den Murx in den griechischen hätten sehen können, wollen und reagieren müssen. Jetzt muss die Sache in Ordnung gebracht werden. Ob es gelingt, ist eine andere Frage.
Die Spekulanten haben in den letzten Wochen ihre Finger in die Eurowunde gelegt und Blut daraus gesaugt. Man kann ihnen das nicht vorwerfen. Sollte Griechenland und andere Länder an der Südflanke Europas wirklich ihren Haushalt in den Griff bekommen, die Spekulanten werden sich früher oder später auf die USA und ihre angelsächsischen Kollegen einschießen.
Und es ist noch nicht so lange her, da wurden Hedgefonds und ihre Instrumente als Innovation gefeiert, als „Marktteilnehmer“, die Risiken verteilen und ausgleichen. Wie zynisch es doch auch ist, dass darunter Adressen sind, die vor kurzer Zeit noch aus ihrem Schlamassel herausgepaukt werden mussten und nun gegen ihre Retter, die Staaten spekulieren. Ganz nebenbei haben die Spekulanten auch noch Zugang zu billigem Geld und nebenbei auch noch ein Gespür für Schwachstellen - zumindest mehr Ahnung von der Sache als die, die, die sie vor der Nase haben. Wo wären die nächsten Schwachstellen? Ach, darum mache ich mir weniger Sorgen. Überall. Die Schwäche des Euro seit November bedeutete Stärke für den US-Dollar. Es ist nicht mehr als etwas Zeit, die er gewinnen konnte.
War der Euro bei 1,3451 auf seinem Tief? Wir wissen es nicht. Nach dem ganzen Geschrei der letzten Tage kann eine Gegenreaktion bis 1,41 nicht auszuschließen sein. Was dann kommt, wissen die Götter.

Hört man sich in Frankfurt um, geht jeder davon aus, dass alle Wunden mit neuen Schulden geflickt werden können. Und das ist vielleicht die gute Nachricht angesichts der vielen Rettungsbemühungen. „Failure is no option“ bringt Klarheit, zieht die ganze Angelegenheit in die Länge und verschafft uns noch eine freundliche Zeit. Und der Sparer hat es etwas einfacher, seine Gelder zu verwalten, Hausaufgaben zu erledigen oder seine Gelder in Sicherheit zu bringen. Je mehr Beteiligte in einer Oper auf der Bühne auftauchen, desto näher rückt das Finale. Und hier sollte man nicht erst warten, bis die alte Dame ausgesungen hat.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Frank-Meyer.eu