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Das Währungs-Chaos birgt grosse Gefahren

Sorgen über eine existenzielle Krise der Emerging Markets

dek. New York, 30. Oktober
Für einmal steht Island im Zentrum der weltweiten Finanzmärkte. Was auf der kleinen Atlantikinsel angefangen hat, breitet sich nun im Tsunami-Tempo auf zahlreiche andere Länder aus. Die Währungskrise in Island, die mittlerweile so weit fortgeschritten ist, dass niemand mehr das lokale Geld akzeptiert, hat auch andere Länder in Osteuropa, Lateinamerika und Asien erwischt. Nun hat sich das Problem vom lokalen Bankkollaps zur internationalen Finanzkrise entwickelt. Die bei Marktteilnehmern herrschende Angst ist berechtigt, zumal sich die Turbulenzen in den betroffenen Ländern schnell auf andere, vermeintlich sichere Bereiche der Finanzmärkte übertragen können. Am 24. Oktober zum Beispiel, als viele Währungen weltweit stark gefallen waren (gegenüber dem Yen und dem Dollar), mussten die Aktien der britischen Bank HSBC herbe Verluste hinnehmen, da die Marktteilnehmer das Währungsrisiko der Bank in den Emerging Markets als hoch einschätzen.

Kartenhäuser fallen zusammen

Währungskrisen in Emerging Markets sind freilich nichts Neues. Besonders in Asien und Lateinamerika hat man sich in den letzten dreissig Jahren daran gewöhnt. Doch diesmal ist die Konstellation anders. Zahlreiche aufstrebende Märkte wie etwa Brasilien, Indien oder Südkorea sind in den vergangenen Jahren zu beliebten Anlagedestinationen geworden. Das starke Wachstum, die robuste industrielle Produktion und nicht zuletzt der Reichtum an Rohwaren (in Brasilien) haben sowohl die Währung als auch den lokalen Aktienmarkt hochgetrieben. Bis vor kurzem ist man an der Wall Street davon ausgegangen, dass die Probleme in den USA zwar nicht unbemerkt an den Emerging Markets vorbeigehen werden, doch die Märkte galten als sicher. Ungleich früheren Finanzkrisen hatte man das Gefühl, der Markt in Brasilien zum Beispiel sei robust und selbständig genug, um dem kommenden Sturm standzuhalten.
In den letzten Tagen hat sich diese Annahme als falsch erwiesen. Der brasilianische Real zum Beispiel ist um rund 40% gesunken, und andere Währungen, wie etwa der südkoreanische Won oder der ungarische Forint, sind ebenfalls stark gefallen. Die Behörden haben zwar überall versucht, die Währung mit Käufen zu stützen, doch solche Massnahmen sind typischerweise nutzlos und kosten die Zentralbank nur viel Geld. Die globalen Finanzströme sind zu stark für die Zentralbanken. In Mexiko etwa hat die Zentralbank versucht, den Peso zu stützen. Doch die Bank musste den Versuch schnell aufgeben. Auch die brasilianischen Behörden sind daran, den Real zu stützen, doch ohne viel Erfolg. Das Einzige, was solche Massnahmen erreichen, ist eine zeitliche Verschiebung des Unvermeidbaren.
Bemerkenswert am Kurszerfall der Währungen in all diesen Ländern ist, wie eng verbunden die Schicksale von Brasilien, Ungarn, Korea und anderen Emerging Markets ist. Man hätte angesichts der unterschiedlichen fundamentalen Situationen in diesen Ländern denken können, dass die Währungen sich selbständiger verhalten. Doch in den letzten Tagen zeigte sich, dass sämtliche Emerging-Markets-Währungen zumindest kurzfristig vom Markt als ein und dieselbe Vermögensklasse behandelt werden. Alle Kurse fielen gleichzeitig und mit ähnlicher Wucht. Zwei Gründe werden von den Auguren für dieses Verhalten aufgeführt. Zum einen sei das Deleveraging der Hedge-Funds nun in der letzten Phase, wobei die Funds aus dem Carry-Trade aussteigen. Diese Strategie ist laut Analytikern in den letzten Jahren so stark verbreitet gewesen, dass nicht nur Hedge-Funds, sondern auch Anlagefonds und sogar Privatanleger solche Positionen eingegangen sind und diese nun schmerzhaft auflösen müssen.
Zum anderen ist der Kollaps vieler Währungen jedoch auch eine Folge von unvernünftigen Derivate-Spielereien von Investoren und Unternehmen. Vor allem in Korea haben die Anleger mit sogenannten Knock-in-Optionen spekuliert und mit dem Fall des Won sehr viel Geld verloren. Ähnlich haben sich auch in Mexiko und Brasilien zahlreiche Anleger, ja sogar angesehene Unternehmen, in solchen Instrumenten engagiert und dabei Milliarden in den Sand gesetzt. Für die Zentralbanken ist das Derivate-Debakel insofern problematisch, als sie in solchen Fällen nicht wissen, wie schwer der Schaden wirklich ist und wie tief die Banken darin verwickelt sind.

Angst vor einem Rubel-Zerfall

Wichtiger als das Derivate-Problem ist jedoch die Umschichtung von Kapital aus dem Carry-Trade. Mit dieser Strategie haben sich Anleger jeweils in Tiefzinsländern wie Japan oder der Schweiz verschuldet und das Geld dann in Hochzinsländern wie Island, Australien, Brasilien usw. angelegt. Besonders Japan galt lange als Quelle billigen Geldes, da die Zentralbank die Zinsen jahrelang tief hielt. Anleger haben also Yen leer verkauft und das Geld dann etwa in brasilianische Real investiert. Die Zinsdifferenz ist dabei über 10%. Dazu kam, dass sich die Währung des südamerikanischen Landes gegenüber den Weltwährungen sogar noch gestärkt hat. Diese Party ist nun jedoch jäh zu Ende gegangen, und die Folgen der Umschichtung aus dem Carry-Trade sind laut Analytikern noch längst nicht alle sichtbar. Man rechnet in Finanzkreisen mit heftigen Währungsbewegungen sowie mit Problemen in der Realwirtschaft. Selbst Russland sei in Gefahr. Trotz Milliardenreserven befürchten die Auguren eine massive Schwächung des Rubels. Diese dürfte dann ernsthafte Folgen für westliche Banken und Unternehmen mit Russland-Engagements haben.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.nzz.ch