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Jetzt droht ein weltweites Währungsbeben

Von Daniel Eckert 22. Oktober 2008, 18:37 Uhr

Die Finanzkrise erreicht eine neue Dimension: Nach den Aktien- spielen nun auch die Devisenmärkte verrückt. In den vergangenen Wochen hat es eine panikartige Flucht in Dollar und Yen gegeben, Schwellenländer sind die großen Verlierer. Die Situation erinnert an die Asienkrise von 1997.
Allen Rettungsprogrammen und Staatsinterventionen zum Trotz frisst sich die Finanzkrise weiters durchs System. Jetzt hat sie auf die weltweiten Devisenmärkte übergegriffen. Der Euro und andere Währungen verloren die vergangenen Tage stark an Wert.
Bei einigen Schwellenland-Devisen wie dem ungarischen Forint oder dem koreanischen Won haben die Verluste bereits ähnliche Dimensionen erreicht wie zu Beginn der Asien-Krise vor elf Jahren. „Ein Hauch von 1997 weht über den Globus“, sagt Philipp Nimmermann, Analyst bei der BHF-Bank. In den späten Neunzigerjahren waren die Währungen der fernöstlichen Tigerstaaten Korea, Thailand, Malaysia und Indonesien dermaßen eingebrochen, dass die vorherigen Boomökonomien nur mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom Kollaps bewahrt werden konnten. „Der Unterschied ist, dass die jetzigen Verwerfungen nicht regional begrenzt sind.“
Der Euro rutschte am Mittwoch einmal mehr ab und fiel gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Am frühen Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei rund 1,28 Dollar – mehr als 30 US-Cents tiefer als noch im Juli.

Der drastische Wertverfall des Euro kommt für viele überraschend. Schließlich gestaltet sich die volkswirtschaftliche Situation in Euroland keineswegs schlechter als in den Vereinigten Staaten, die weiter stark unter den Folgen der geplatzten Kreditblase leiden. „Das sind fast schon panikartige Reaktionen“, sagt Folker Hellmeyer, Stratege bei der Bremer Landesbank, „tausende Hedgefonds und andere Investoren lösen ihre Fremdwährungspositionen auf und transferieren ihr Geld zurück in den Heimatmarkt“, erklärt er. Da spielten Fakten wie die explodierende US-Staatsverschuldung, die den Dollar im Grunde belasten müssten, keine Rolle mehr. „Internationale Investoren fliehen in die liquideste Devise, die es gibt, die der Wirtschaftsmacht Nummer eins. Kleinere Währungen geraten da unter die Räder“, stellt Nimmermann fest.
Doch nicht nur der Dollar profitiert von dem Status als Fluchtwährung. Auch der japanische Yen wird durch fliehendes Kapital auf der Suche nach Sicherheit nach oben getrieben. Hier ist der Effekt sogar noch ausgeprägter. Über Jahre war zu niedrigen Zinsen geliehenes Geld aus Japan herausgeflossen, das in Schwellenländern und anderen spekulativen Märkten angelegt wurde. „Diese sogenannten Carry-Trades werden jetzt abgewickelt, und das katapultiert den Yen nach oben“, erklärt Hellmeyer.
Ganze 28 Prozent hat sich die japanische Devise seit Anfang des Jahres verteuert. Für Nippons Exporteure kommt diese Verteuerung zur Unzeit. In einem konjunkturellen Umfeld, in der die Nachfrage nach Konsumartikeln ohnehin schwächelt, verlieren Unternehmen wie Toyota, Nintendo oder Sony preislich an Wettbewerbsfähigkeit. Der Aktienindex Nikkei brach am Dienstag nicht zuletzt wegen des haussierenden Yen um fast sieben Prozent ein.
Die umgekehrte Wirkung hat die Schwäche des Euro für hiesige Exportfirmen. In normalen Zeiten wären hier international tätige Konzerne wie Daimler und Siemens, aber auch EADS oder Heidelberger Druck die Nutznießer. Allerdings ist ein etwas schwächerer Euro in einer weltweiten Rezession nur ein schwacher Trost.
Außerdem könnte der Verfall vieler Emerging-Markets-Währungen auf die exportabhängige deutsche Wirtschaft noch zurückschlagen. Sollte sich ein ähnlicher Absturz wie 1997 in Asien oder auch 1998 in Russland wiederholen, würden hiesigen Konzernen womöglich auf Jahre wichtige Absatzmärkte wegbrechen.
Wie ernst die Lage bereits ist, zeigen die Risikoaufschläge (Spreads) bei Schwellenländer-Anleihen. Sie messen das Mehr an Zinsen, das ein solcher Staat gegenüber erstklassischen Papieren industrialisierter Länder bieten muss. Bei Russland beträgt der Aufschlag inzwischen 673 Basispunkte (6,73 Prozentpunkte) gegenüber US-Staatsanleihen. Allein am Mittwoch schoss der Spread um mehr als 100 Punkte nach oben.
Ähnlich sieht die Situation in Ungarn aus. Der Verfall des ungarischen Forint hat inzwischen solche Ausmaße erreicht, dass bereits über einen Staatsbankrott des Landes spekuliert wird. Die Notenbank in Budapest versuchte gestern gegenzusteuern, indem sie den Leitzins um 300 Punkte auf 11,5 Prozent anhob. Außerdem sprang ihr die EZB mit fünf Mrd. Euro Soforthilfe zur Seite. Neben Ungarn werden die baltischen Staaten, Rumänien, die Türkei und Argentinien als gefährdet angesehen. „Die Hoffnung ist, dass wir eine koordinierte internationale Hilfsaktion sehen, die einen ähnlichen Kollaps wie 1997 verhindert“, sagt Hellmeyer.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.welt.de