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Hat Europa dem Schwachen Dollar den Krieg erklärt?

Die Fußstapfen führen zur Londoner Marktattacke
Gold erleidet Kollateralschäden


Als Jean-Claude Juncker, der luxemburgische Premier und Vorsitzende der europäischen Finanzminister, am 23. April ankündigte, dass "die Finanzmärkte und andere Akteure […] die Nachricht des [jüngsten] G7-Gipfels nicht korrekt und vollständig verstanden [hätten]", blieben seine Worte weitestgehend unbeachtet. Ambrose Evans-Pritchard vom Daily Telegraph fasste es mit deutlichen Worten zusammen: "[Junker]", sagte er, "hat die bisher deutlichste Warnung ausgegeben, die politisch Mächtigen dieser Welt mögen doch Maßnahmen auf den Weg bringen, die den Kollaps des Dollars verhindern und die Rohstoffspekulation durch die Hedge-Fonds unterbinden."

Noch vor den Aussagen Junkers hatte die französische Finanzministerin Christine Lagarde die derzeitige Haltung der G7-Staaten mit dem Plaza-Abkommen von 1985 verglichen. Mit dem Abkommen sprachen sich die industrialisierten Nationen für "koordinierte Interventionen" zur Drückung des Dollars aus. Als sie gefragt wurde, ob die Aussage über die G7 ein Hinweis auf anstehende koordinierte Interventionen wäre, antwortete Lagarde "das wird die Zukunft zeigen".

Hinter der ausdrücklichen Botschaft an die Hedge-Fonds und andere "Akteure" stand eine implizite Botschaft an die USA: Dem rapiden Niedergang des Dollar sollte jetzt entgegengetreten werden. Europa konnte seine Auswirkungen auf die europäische Industrie nicht länger tolerieren. Europa hat dem schwachen US-Dollar faktisch den Krieg erklärt.

Die letzten 4 heftigen Rückgänge beim Euro und beim Gold ereigneten sich exakt um 2 Uhr morgens Mountain Standard Time (MST) oder 21.00 Uhr Londoner Zeit - die ersten Hinweise darauf, dass es sich dabei nicht um zufällige Marktereignisse handelt. Zum letzten dieser Ereignissen (1. Mai) kam es, nachdem die US-Notenbank angekündigt hatte, ihre Zinssätze zu senken und auch für weitere Senkungen in der kommenden Woche bereitzustehen. Zur Intrige gehören auch zwei Vorfälle, die scheinbar erfolgreich Versuche waren, den Euro am Übersteigen der 1,60-Marke zu hindern.

Diese Ereignisse hatten ihren Ursprung im Londoner Markt, in beiden Fällen am offenen Markt, was umso mehr den Anschein hat, dass etwas Ungewöhnliches im Dollar-Euro-Markt passiert. Es scheint, als ob es irgendjemand darauf abgesehen hat, eine Botschaft zu übermitteln und dass dieser Jemand sehr gut auch die Europäische Union sein könnte.

Was könnte das nun für Gold bedeuten?

Der zweite Chart oben zeigt die Beziehungen zwischen Gold und dem Euro - seit den ersten Anzeichen einer Intervention (seit dem 18. April) bewegen sie sich im Gleichschritt. Offensichtlich hatte Gold unter den Bewegungen beim Dollar/ Euro zu leiden, allerdings gehe ich nicht davon aus, dass Europa Gold direkt attackiert. Sein Interesse liegt beim Euro. Gold hat allerdings Kollateralschäden zu verzeichnen und verliert an Wert, während der Dollar nach oben geht.

Es bleibt noch abzuwarten, ob Gold seinen Gleichschritt mit dem Euro auch in Zukunft beibehalten wird, gerade wenn gemeinhin bekannt wird, dass wir es tatsächlich mit einer koordinierten Strategie des öffentlichen Sektors zu tun haben. Unten finden sie weitere Details zu dieser Angelegenheit.

Noch lange bevor Lagarde-Junker ihre Warnung aussprachen, hatte Gold zu fallen begonnen, die Bewegungen im Dollar-Euro-Markt haben diesem schon bestehenden Trend ganz einfach nur etwas mehr Schwung gegeben. Vergessen sie nicht, dass Gold noch im August 2007 im Bereich von 650 $ gehandelt wurde. Von dort aus sprang es auf ein Hoch von 1.011 $ (London Fix) - in einem Zeitraum von nicht einmal sechs Monaten. Das ist auf jeden Fall ein vergleichsweise starker und schneller Ansturm. Eine Korrektur war überfällig.*

Und was könnte zu einem Markttief beim Gold führen und was zu einer Umkehr?

Erstens: Sofern Europa nicht gerüstet ist, den Euro an den Dollar zu binden, so wie es China und einige Golfstaaten schon tun, wird diese Strategie zum Scheitern verurteilt sein. Die Marktkräfte würden jeden Fortschritt, den Europa durch die Ausübung einer interventionistischen Wahrungspolitik machen könnte, bei weitem überwiegen. Würde man eine de facto Währungskopplung vornehmen oder versuchen, den Euro innerhalb einer Bandbreite zu halten, so bekäme Europa bald denselben inflationären Druck zu spüren, der jetzt schon in Ländern herrscht, die ihre Währung an den Dollar gekoppelt haben. Zusätzlich könnte es jegliche Hoffnung zunichte machen, dass der Euro jemals zu einer brauchbaren Alternative zum Dollar wird. In einem solchen Fall würde der Euro nur noch die Rolle des Stellvertreters des Dollars spielen. Daher ist es am allerwahrscheinlichsten, dass den Interventionen Europas ganz einfach der Sprit ausgegangen ist.

Zweitens: Die USA könnten zurückschlagen, indem sie ihrerseits Interventionen lostreten. Sie könnten sich ansonsten auch ganz einfach zurücklehnen und zuschauen, wie sich die aktuellen Trends einfach gegenseitig ausspielen. Am Ende würde sich der Dollarverfall, aufgrund der Fundamentaldaten wie z.B. wachsende Handels- und Haushaltsdefizite, Zentralbank-Bailouts für das Bankensystem etc., wieder von selbst einstellen. Wie Mark Gilbert in einer jüngst erschienenen Stellungnahme im Business Day erklärte: "Mit jedem neuen Stand, der in diesem Jahr nachgab - 1,50 US $ wurde im Februar gebrochen, 1,55 US $ im Mai überschritten und am Ende wurde sogar der Stand von 1,60 US $ letzten Woche genommen (wenn auch nur für kurze Zeit) - sind die Schmerzensschreie aus dem Euro-Raum lauter geworden." Gleichzeitig blieb die US-Regierung bei ihrer standardmäßigen, ohrenbetäubenden Stille. So sehr sie sich auch bemühen mögen, diejenigen, die den Verfall des Dollars durchbrechen möchten, müssen zwangsläufig an der fast kompletten Gleichgültigkeit der USA scheitern."

Drittens: Internationale Finanzmanager, die über umfangreiches Kapital verfügen und immer noch große Hebelmacht besitzen, könnten zu der Einsicht gelangen, dass die Währungs- und Handelskriege dem Fiat-Geld im Allgemeinen Schaden zufügen können. Der Einzug in Rohstoffe und Gold könnte an Momentum zunehmen, und nicht abnehmen, wenn einige der "Akteure", die Juncker erwähnte, die Intervention Europas als einen Bluff abtun, im einem internationalen Währungspoker mit hohen Einsätzen.

Man mag sich auch fragen, wie aggressiv Europa unter den gegebenen Umständen sein darf? Marktinterventionen funktionieren nur selten. Am Ende schaffen sie tendenziell mehr Probleme, als sie lösen. Von dieser Intervention, wie von den meisten ihrer Vorgänger, wird wahrscheinlich später einmal gesagt werden, dass sie eher kurzfristig Wellen schlug, als langfristig Handfestes bringen konnte. Wenn der Druck einmal entwichen ist, wozu es unvermeidlich kommen muss, werden sich die Gold- und Euro-Märkte aller Voraussicht nach schneller und stärker in die entgegengesetzte Richtung der Interventionsbestrebungen bewegen.

* "Für das Jahr 2008 liegt mein Minimalziel bei 925 $ auf Grundlage der schon bestehenden Trends, die ich schon oben ausgeführt habe. Es könnte dennoch zu einer Preisspitze zwischen 975 $ und 1.025 $ kommen... Hinweis: Es könnte eine heftige Korrektur Mitte des Jahres beim Goldpreis anstehen, wenn es Anfang des Jahres 2008 zu einem starken Anstieg vom 810 $-Niveau kommt. Dennoch gehe ich davon aus, dass wir im Falle eines solchen Anstiegs die Unterstützung in der derzeitigen Spanne oder knapp darunter finden werden." (Michael J. Kosares Gold-Prognose 2008 vom 23.12.2007)

© Michael J. Kosares, 05.05.2008
USAGOLD-Centennial Precious Metals, Inc.
www.USAGold.com