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Veröffentlicht von Daniel Haase am 24.07.2007 um 8:08 UhrInflation und Geldpolitik - Das Märchen von den stabilen Preisen
Was Anleger über Inflation und Geldpolitik wissen müssenUnd Gott sprach: Es werde Licht! (lat. Fiat Lux). Etwas weniger göttlich, aber dennoch sehr beeindruckend funktioniert unser heutiges Geldsystem. Notenbanker, zumeist ältere Herren in maßgeschneiderten Anzügen, sprechen gemeinsam ehrfurchtsvoll die magischen Worte: Fiat Money (es werde Geld) und siehe da: Wo eben noch staubige Luft war, entsteht auf einmal neues Geld. Das seit der Aufgabe der Golddeckung 1971 von jeglichem Wertbezug freie Papiergeld wird daher gern auch als Fiat Money bezeichnet.

Kein System ist zur Erzeugung einer nachhaltigen inflationären Entwicklung besser geeignet als eben dieses Fiat Money-System. Das Aufblasen (lat. inflare) der Geldmenge geht naturgemäß leichter von der Hand, wenn der garantierte Wert der herausgegebenen Papierscheine ein geringer ist. Und was könnte wohl weniger wert sein als Luft?

Die Geldmenge kann durch die Notenbank bei zu vernachlässigten Kosten beliebig ausgedehnt werden, die Goldmenge nicht.
Sie dehnt sich durch keine "Zauberformel", sondern nur durch harte Arbeit (Minenproduktion) seit Jahren um gerade einmal +1,5% p. a. aus;
Quelle: Shadow Governments Statistics, World Gold Concil, eigene Berechnungen

Von diesem Ausflug in die Polemik einmal abgesehen ist jeder Kapitalanleger gut beraten, sich mit der bedrohlichsten Konsequenz unseres Geldregimes auseinanderzusetzen: der Inflation. Warenkorb kontra GeldmengeWenn heute von Inflation gesprochen wird, so wird zumeist die sogenannte Warenkorb-Inflation gemeint. Ein Warenkorb umfasst eine repräsentative Anzahl von Gütern und Dienstleistungen. Um die Inflationsrate zu ermitteln, vergleicht man den Betrag an Geld, der heute zum Erwerb dieses Warenkorbes notwendig wär mit jenem Betrag, der im letzten Jahr hierfür ausreichte. Inflation ist nach dieser Definition die prozentuale Steigerung des zum Erwerb dieses Warenkorbes notwendigen Geldbetrages.

Besonders für die Politik ist diese Definition sehr praktisch, sind doch sowohl die Zusammensetzung der Warenkörbe als auch die Berechnungsmethoden der Warenkorbinflation verschiedensten politisch motivierten "Optimierungen" zugänglich (siehe auch Interview mit Folker Hellmeyer). Das Ausmaß dieser Manipulationen wird sichtbar, wenn man sich mit den Arbeiten von John Williams auseinandersetzt. Der US-Ökonom rechnet die nach 1992 neu eingeführten Standards aus der Inflationsstatistik heraus und veröffentlicht die ungeschminkte, wirkliche Warenkorbinflation. Sie liegt mit über 6% gut 3% über den offiziellen Angaben. Leider ist der Smart Investor-Redaktion bisher keine vergleichbare Informationsquelle für die Eurozone bekannt.

blau: Teuerungsrate nach alter Berechnungsmethode (vor Clinton 1992), gelb: offiziell optimierte Inflationsrate;
Quelle: Shadow Governments Statistics, BLS
Geldmengenwachstum = InflationsursacheUwe Bergold, Fondsmanager von Global Resources Invest, lehnt die Warenkorbinflation aus einem anderen Grund ab: "Die Leute verwechseln hier die Ursache mit der Wirkung." Bergold präferiert die klassische Definition der österreichischen Volkswirtschaftslehre: Inflation entsteht, wenn die Geldmenge (M) schneller erhöht wird als die Gütermenge (BIP). Dabei ist es unerheblich, dass die Konsumgüterpreise zumeist nicht sofort steigen, sondern die Inflation zuerst in den sogenannten Vermögensgütern, also Aktien, Renten, Immobilien und/oder auch Rohstoffen, sichtbar wird und erst später von dort auf die Erzeuger- und die Konsumgüterpreise überspringt.

Quelle: Uwe Bergold, GR InvestWer also nur auf den Preis eines Warenkorbes schaut, um die ihn betreffende Inflation zu ermitteln, vergisst, die entscheidende Frage nach der Ursache der Preissteigerung zu stellen. Die klassische Definition liefert die Antwort: Es ist die Steigerung der Geldmenge, die zum Anziehen der Preise führt.

Die EZB hat sich offiziell ein Inflationsziel von maximal 2% pro Jahr gesetzt. Da sie für die Eurozone von einem Wirtschaftswachstum von real etwa 2,5% pro Jahr ausgeht, soll die Geldmenge (M3) um nicht mehr als 4,5% pro Jahr erhöht werden. Und nun raten Sie mal, wie hoch das Wachstum von M3 laut EZB tatsächlich ist: +10,9% p. a. (Stand März 2007). In den USA ist das Bild noch dramatischer (s. Abb. 5).

Ausdehnung der Geldmenge in den USA mit +13% als in Europa;
M3 SGS Continuation: Fortführung der seit März 2006 fortgesetzten M3-Berechnung
Quelle: SGS, FRB

Inflation der Eurozone: 8% Gemäß ihrer eigenen, klassischen Geldmengentheorie beträgt die Inflation derzeit mehr als 8%. Das unterscheidet sich doch etwas von der offiziellen Warenkorbinflation, die bekanntlich nur mit ca. 2% angegeben wird. In der Tat tobt sich die Inflation bisher kaum in den Warenkörben aus, wohl aber in einigen Vermögensgütermärkten. So stiegen die durchschnittlichen Immobilienpreise in Spanien seit 1997 um mehr als 180%, Kunst hat sich dramatisch verteuert. So erzielte erst kürzlich eine Moderne-Versteigerung des Auktionshauses Sotheby’s in New York mit 278,6 Mio. USD den zweithöchsten jemals erzielten Wert (Im Mai 1990 trieben japanische Käufer die Versteigerungserlöse auf den immer noch gültigen Höchstwert von 286 Mio. USD). An den Tankstellen hat der ein oder andere Europäer vermutlich bemerkt, dass auch Energierohstoffe etwas im Preis angestiegen sind. Nicht zuletzt ziehen seit 2003 auch die Aktienmärkte wieder deutlich an.

Selbst einige Lebensmittel halten sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr an die offizielle Inflationsrate. So ist der Bierpreis auf dem Münchner Oktoberfest 2006 um 4,7% avanciert, und für dieses Jahr sind bereits Preiserhöhungen von glatt 5% auf 7,45-7,90 EUR pro Maß Bier angekündigt. Aber vielleicht hat sich ja die Qualität des Bieres - von vielen bisher unerkannt - entsprechend verbessert?

Quellen: Historisches Archiv Spaten-Löwenbräu-Gruppe München, www.muenchen.de,
Bayerischer Rundfunk (www.br-online.de)

Lockere Geldpolitik & Staatsverschuldung = Inflation

Das 20. Jahrhundert kann man getrost als das Jahrhundert der Inflationen bezeichnen. Ausnahmslos jede große Inflation wurde durch die jeweilige Regierung/Zentralbank induziert. Banken können zwar auch eigenständig die Kreditmenge vergrößern, ohne Rückendeckung durch die Zentralbank stoßen sie aber schnell an ihre Grenzen. Jede Zentralbank kann das Wachstum der Geldmenge aktiv begrenzen. Hierzu stehen ihr unter anderem zwei wesentliche Instrumente zur Verfügung: Mit den Leitzinsen steuern die Notenbanker direkt die Finanzierungskosten der leihenden Banken. Über die Festlegung des Mindestreservesatzes gibt sie den Banken vor, welchen Teil ihrer Einlagen diese bei ihr hinterlegen müssen. Spätestens bei einem Satz von 100% (aktuell: Eurozone 2%, China 11%) wäre keine einzige Bank mehr in der Lage, neue Kredite zu vergeben, da alle Einlagen unverzinst bei der Notenbank hinterlegt werden müssten. Ohne die Duldung der Zentralbanker geht daher nichts.

Eine große Rolle bei der Verursachung der Inflation spielt der Staat. Hinlänglich bekannt ist die Tatsache, dass Politiker und Sparsamkeit ebenso gut zusammenpassen wie Jugendliche und Keuschheit. Möglicherweise finden sie einige gut, manche reden gar darüber, die allermeisten aber praktizieren sie nicht. Durch das Streben, ihre Wiederwahl durch Geschenke zu sichern, die über das hinausgehen, was die Wähler durch Steuern bereit wären zu finanzieren, ist der Weg in die Staatsverschuldung vorgezeichnet.

Da diese Schulden aber praktisch nie zurückgezahlt werden, erhöhen sie unwiderruflich die Geldmenge (siehe Abb. 7). Anders als häufig behauptet, sind es nicht zukünftige Generationen, die belastet werden, sondern es sind die Sparsamen von heute, die mit dem Kaufkraftverlust ihrer Sparguthaben unfreiwillig - vielfach auch unbewusst - die Zeche zahlen.


Ökonomische Auswirkungen der Inflation

In einem freien Geldmarkt ohne eine zentrale Institution wäre Inflation nur als kurzes, vorübergehendes Phänomen denkbar. Der Zinssatz, der Preis des Geldes, bringt als Signalgeber die Sparpläne mit den Investitions- und Ausgabeplänen langfristig immer in Einklang und verhindert, dass es zu großen, dauerhaften Über bzw. Untertreibungen kommen kann. Wird dieser Zinssatz aber nicht am Markt gefunden, sondern durch eine zentrale Planungsbehörde für den Geldmarkt diktiert, sind Fehlsignale vorprogrammiert (s. Interview mit Claus Vogt).


Niedrige Zinsen lösen inflationären Boom aus

Ist der Zins zu niedrig, so sinkt der Anreiz zu sparen und gleichzeitig werden Verbraucher animiert, per Kredit bereits heute zukünftiges Einkommen zu verkonsumieren. Gleichzeitig signalisieren der niedrige Zins und die unnatürlich hohe Konsumnachfrage den Unternehmen ein scheinbar günstiges Umfeld, um in den Ausbau ihrer Produktionskapazität zu investieren. Die Basis für einen inflationären Boom ist gelegt.
"Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man ihr Geldwesen verwüsten."
- Wladimir I. Lenin -

Spätestens wenn die Verbraucher ihre Verschuldungsgrenze erreicht haben und vorsichtiger werden, merken auch die Unternehmer, dass sie in eine Zukunft investiert haben, die weniger schön aussieht als sie dachten. Um dem Konkurs zu entgehen, müssen sie nun ihre Investitionen möglichst schnell zusammenstreichen. Gäbe es keine Notenbank, folgte dem schönen Boom jetzt ein bereinigender Zusammenbruch.


Für die Notenbank gibt es kein Zurück

Doch das zu verhindern, ist die wahre Aufgabe aller Notenbanker. Der einfachste Weg: Die Zinsen müssen runter, damit sich die Verbraucher noch mehr Schulden leisten und die Unternehmer weiterhin an eine rosige Zukunft glauben können und nicht aufhören zu investieren. Statt also eine realistische Lageeinschätzung durch den Markt zuzulassen, setzt die Notenbank neue, stärkere Fehlsignale. Im Ergebnis wird so eine sofortige Anpassung der Wirtschaft an die Wirklichkeit um den Preis einer schlimmeren, aber eben erst später kommenden Krise hinausgeschoben.

Auf Dauer führen die durch den niedrigen Zins ausgesandten Fehlsignale zu immer größerem Fehlverhalten der Marktteilnehmer. Es werden Investitionen getätigt, die sich später als wertlos herausstellen, und Verbraucherkredite aufgenommen, die bei weitem nicht durch tatsächliches Einkommen ausreichend gedeckt sind. Früher oder später sind Enttäuschungen unvermeidlich.
Moralische Auswirkungen der Inflation

Sparen ist der Verzicht auf sofortigen Konsum. Dahinter steht in der Regel der Wunsch des Sparers, eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen, anstatt in Notsituationen auf private oder staatliche Almosen angewiesen zu sein. Sparer sind für den Bestand einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung sehr wichtig. Wer ausreichend spart, droht auch in Notsituationen nicht zum abhängigen, unmündigen Bittsteller der Regierung zu werden.

Inflationäre Geldpolitik führt nun aber dazu, sparsames Verhalten durch das Ausbleiben eines Erfolges zu bestrafen. Sind die Zinserträge nach Abzug der Besteuerung niedriger als die Preissteigerungen, so entwertet sich die Kaufkraft des angesparten Vermögens sukzessive. Selbst relativ geringe Inflationsraten entfalten im Verlauf mehrerer Jahre eine für Sparer sehr unangenehme Wirkung.


Inflation enthemmt Konsumverhalten

Die inflationäre Geldpolitik senkt aber nicht nur die Anreize des Sparens, sie senkt auch die Hemmschwellen zur privaten Verschuldung. Kaum etwas unterscheidet die junge Generation in ökonomischer Sicht so sehr von der Generation ihrer Großeltern wie das Verhältnis zu privaten Schulden. Private Verschuldung war früher bestenfalls für den Kauf eines Hauses opportun, und selbst dann war man bestrebt, große Teile des Kaufpreises selbst zu bezahlen und die Hypothek für den Rest zügig zu tilgen. Dem Schuldnerdasein haftete ein Makel an, den jeder möglichst schnell wieder loswerden wollte.

Kredit für alles und jeden

Heutzutage ist in vielen Ländern Eigenkapital für den Erwerb einer Immobilie nicht mehr notwendig. Für eine moderne Kücheneinrichtung bieten inzwischen alle namhaften Hersteller Finanzierungsmodelle an, und für die übrigen Möbel gibt es Konsumentenkredite. Wer sein Auto noch selbst bezahlt, ist vermutlich Rentner. Werkstätten locken mit der Finanzierung von Sommer- und Winterreifen und manchmal gar simpler Reparaturleistungen. Spielzeug kauft man auf Kredit und Urlaubs- wie auch teure Hochzeitsreisen können per Ratenzahlung abgestottert werden. Nicht selten sind die Erinnerungen an den Urlaub längst verblasst bzw. die Flammen der Liebe erloschen, bevor die letzte Rate dem ohnehin schon arg strapazierten Konto belastet wird.

Immer häufiger sehen sich aber Verbraucher nicht mehr in der Lage, all ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. So ist es bezeichnend, dass TVSender den Unterhaltungswert privater Konkurse (heute vornehmer als Insolvenz bezeichnet) erkannt und entsprechende Shows aufgelegt haben. Jedem, der sich näher mit den moralischen Konsequenzen einer inflationären Geldpolitik auseinandersetzen will, kann das aufmerksame Studium dieser Sendungen nur empfohlen werden.

Auf Dauer zerstört die Inflation den Zusammenhang zwischen Leistung und Erfolg. Wer spart, kann dennoch in Altersarmut verelenden, weil die Kaufkraft seiner Ersparnisse schwindet. Man kann über seine Verhältnisse leben und zahlt eventuell nie den vollen Preis, da sich die Schulden durch die Inflation selbst entwerten. Erfolg wird häufiger ein Produkt des Zufalls und die Leistungsbereitschaft breiter Bevölkerungsschichten degeneriert.
Anmerkung zur Deflation:

In Japan hat es zwar Rückgänge bei den Konsumentenpreisen und auch am Aktien- und Immobilienmarkt gegeben. Eine wirkliche Deflation gemäß der klassischen Definition (Abnahme der Geldmenge) hat es aber nie gegeben. Die Inflation tobte sich am Anleihemarkt aus, wo die Preise der 10-jährigen japanischen Regierungsanleihen trotz massiven Anstiegs der Staatsverschuldung so stark anzogen, dass die Verzinsung auf ein absurdes Niveau von nur noch 0,4% sank.

Deflation (von lat. deflare = Luft herauslassen) wird häufig mit der großen Depression 1929-32 in Verbindung gebracht. Doch dieser Depression ging ein gigantischer inflationärer Boom voraus. Nicht umsonst spricht man noch heute von den "goldenen 20er Jahren". In dieser Zeit erlangten Konsumentenkredite erstmals eine größere volkswirtschaftliche Bedeutung in der Automobilfinanzierung.

Folgt die Deflation einem Verschuldungsboom, so ist sie ausnahmslos verheerend. Ist eine Volkswirtschaft erst einmal so hoch verschuldet wie heute die amerikanische, würde sie unter der Last einer echten Deflation zusammenbrechen. Dass es in unserem System zu einer echten Kontraktion der Kreditmenge kommt, ist kaum wahrscheinlich. Vermutlich wird einer ausgeprägten Inflation, vielleicht gar einer Hyperinflation, ein Währungsschnitt folgen, sozusagen eine Sekunden-Deflation, um dann wieder bei Null anfangen zu können.
Die Regierung gewinnt am meisten

Jede Regierung profitiert auf vielfältigen Wegen von der Inflation: Ein inflationärer Scheinboom erhöht die Steuereinnahmen des Staates. Nichts anderes widerfährt dem deutschen Finanzminister derzeit. Dank des progressiven Steuertarifs (mit zunehmendem nominalen Einkommen steigt auch der prozentuale Steuersatz) erhöhen sich die Staatseinnahmen überproportional. Zinseinkünfte, die in Wahrheit kein Einkommen sind, sondern nur den Kaufkraftverlust des eigenen Geldvermögens teilweise ausgleichen, werden besteuert. Inflation ermöglicht es dem Staat also sogar trotz Verlusten zu besteuern. Das Gleiche gilt für die durch die Inflation aufgeblähten Unternehmensgewinne.

Auf der Ausgabenseite ermöglicht die inflationär wirkende Verschuldung dem Staat, dauerhaft über seine Verhältnisse zu leben und die Zeche dem dummen Sparer aufzubrummen. Gleichzeitig werden alle fixen Ausgaben wie Renten, Bafög, Arbeitslosenunterstützung, Kindergeld etc. real abgewertet. In so einem Umfeld fällt es Politikern leicht, hin und wieder sogar Leistungsverbesserungen in Aussicht zu stellen. Natürlich nur nominale, denn real werten sich die Sozialleistungen schon seit geraumer Zeit ab. Inflation bleibt bis auf weiteres der politisch am ehesten durchsetzbare Weg, das Problem zukünftiger Rentenzahlungen zu "lösen". Auf der Preisseite gebärdet sich die Regierung als der größte Preistreiber von allen. Überall dort, wo sie eingreift und den Wettbewerb stört bzw. ganz unterbindet, ist die Inflation besonders hoch und hartnäckig: Zigaretten, Kraftstoffe, Gesundheitswesen etc.

Der Staat gewinnt von allen am meisten durch eine inflationäre Geldpolitik. Kein Wunder, dass die Politik - zumindest die Minderheit der Politiker, die den Mechanismus durchschaut hat - kein Interesse hat, die Bevölkerung über die Zusammenhänge aufzuklären.


Aussichten

Im Smart Investor 10/2006 äußerte der als Dr. Doom bekannte schweizerische Investmentprofi Dr. Marc Faber, dass insbesondere Amerika eine gute Chance habe, einmal eine Hyperinflation zu erleben. Anfang 2007 gab er zu Protokoll, dass der US-Dollar, der seit Gründung der Fed im Jahre 1913 etwa 95% seines Wertes verloren habe, für die nächsten 95% nicht mehr so lange brauchen werde (siehe Heft Nr. 3/2007). Wie auch immer man zu diesen Aussagen stehen mag, eines ist klar: Die Notenbanken, die sich gerne als Hüter des Geldes darstellen, mögen vielleicht alles Erdenkliche tun, nicht aber die Kaufkraft "ihrer" Währung hüten. Wer sich mit ihrer Geschichte beschäftigt, muss zwangsläufig zu diesem Ergebnis kommen. Keine Böswilligkeit zu unterstellen, grenzt an Naivität. Natürlich gebärden sich moderne Notenbanker gern als von der Regierungspolitik unabhängig. Wenn sie das wirklich wären, ist die Frage gestattet, warum alle zu vergebenden Posten ausnahmslos durch die zuständige Regierung besetzt werden? Selbstverständlich haben Notenbanken wie auch andere Behörden gewisse Spielräume. Würden sie aber ernsthaft Regierungsinteressen zu Gunsten einer soliden Währungspolitik preisgeben, würden den handelnden Personen schnell und nachdrücklich die Grenzen ihrer angeblichen Unabhängigkeit aufgezeigt.

In einer Hyperinflation haben die Menschen das Glück, die Segnungen der Inflation im Zeitraffer zu erleben. So prägt es sich besser ein. Der deutsche Staat konnte sich übrigens mit dieser Inflation fast all seiner Inlandskriegsschulden entledigen. Im November 1923 beliefen sich diese noch auf den überschaubaren Gegenwert von 16 Reichspfennig in Gold (heute etwa 92 Cent) und konnten problemlos bedient werden. Die Deutschen haben im letzten Jahrhundert die Lektionen der Hyperinflation gleich zweimal (1919-23 sowie 1945) erhalten und waren für den Rest des Jahrtausends ausreichend kuriert. Unter all den Notenbanken der Nachkriegszeit gehörte die Bundesbank mit Abstand zu den moderatesten Inflationisten. Verständlich, dass so viele Deutsche ihrer früheren Bedeutung nachtrauern. Euro begünstigt Inflation

Die Zusammenlegung vieler europäischer Notenbanken zur EZB begünstigt den Trend zu unsolider Geldpolitik in Europa. Zuvor wurde zumindest überdurchschnittlich schlechte Geldpolitik durch eine Abwertung der entsprechenden Währung gegenüber der Deutschen Mark für jeden erkennbar. Für die betroffenen Notenbanker bestand so immerhin die Gefahr, sich zu blamieren. Der einheitliche Währungsraum räumte diese Hemmschwelle aus dem Weg und erweiterte somit leider erheblich den Handlungsspielraum der EZB. Es spricht Bände, dass ranghohe Vertreter der Zentralbank keinen Handlungsbedarf erkennen, obwohl das Geldmengenwachstum sich stetig beschleunigt und nun schon seit Jahren deutlich über dem Zielkorridor von 4,5% liegt. Eine Rückkehr zu Solidität ist nicht zu erwarten.

kann man sich schützen?

Leider muss man feststellen, dass es keinen optimalen Schutz für alle Zeiten gibt. Andernfalls wäre er allen bekannt und dieser Artikel es nicht wert, gelesen zu werden. Während in den 70er Jahren Gold und Silber ohne Frage eine hervorragende Möglichkeit boten, sein Vermögen nicht nur zu erhalten, sondern gar auszubauen, wird dies für den Zeitraum 1980 bis 2001 niemand behaupten können. Bestenfalls Mitleid gebührt demjenigen, der durch diese zwei Jahrzehnte an seinem Edelmetall festhielt, obwohl an den Aktien- und Rentenmärkten traumhafte Renditen erzielt werden konnten. Erst als um die Jahrtausendwende die Masse der Kleinanleger glaubte, dass der Weg zum Reichtum mit Aktien gepflastert sei, begann langsam die Renaissance des edel schimmernden Metalls.

Gold in physischer Form sollte noch auf einige Jahre hinaus Bestandteil jedes gut diversifizierten Portfolios sein. Auch die Profiteure der Goldhausse, die Minenunternehmen oder Goldminenaktienfonds, können in begrenztem Umfang Eingang ins Depot finden. Wobei man sich natürlich der erstaunlich hohen Schwankungsanfälligkeit dieser Aktiengattung bewusst sein sollte, bevor man sich entscheidet, ob und wenn ja wie sehr man sich hier engagiert. Für größere Vermögen bieten sich vielleicht auch forstwirtschaftliche Flächen an, wurden diese doch in der Vergangenheit im "Fall der Fälle" anders als etwa Immobilienvermögen von Zwangsabgaben an den Staat verschont.


Finger weg von langfristigen Rentenpapieren

Die beste Empfehlung kann es manchmal sein, bestimmte Dummheiten lieber gar nicht erst auszuprobieren. In diesem Sinne kann man heute von langfristigen Sparverträgen auf Basis verzinslicher Anlagen nur abraten. Hierzu zählen nicht nur Banksparverträge, sondern selbstverständlich ebenso langfristige Rentenfonds, Kapitallebens- und Rentenversicherungen ebenso wie auf Zinserträgen basierende Riestersparverträge. Nicht dass die Rückzahlung der eingezahlten Beträge plus einer gewissen Verzinsung gefährdet wäre, ganz im Gegenteil. Nur wird die Kaufkraft der Auszahlungsbeträge wohl zu manch herber Enttäuschung auf Seiten der hier engagierten Sparer führen (siehe nochmals Graphik Nr. 8). Außerdem droht fehlende Flexibilität bei den eigenen Kapitalanlagen mit Blick auf politische Risiken im kommenden Jahrzehnt eine unverzeihliche Sünde zu werden.

Fazit

Sparen bleibt für die Erhaltung der persönlichen Unabhängigkeit wichtiger denn je. Aufgrund der von der inflationären Geldpolitik ausgehenden Gefahren kommt es aber darauf an zu erkennen, welche Anlageklassen hierfür geeignet sind und welche unbedingt gemieden werden sollten. Eines noch fernen Tages wird es heißen: Gold allein macht Kleinanleger glücklich. Dies dürfte dann ein guter Tag für Aktienkäufe sein.


© Daniel Haase und Gerd Ewert
Haase & Ewert GbR

Quelle: aus Smart Investor, Juni 2007