Silber... Geld des kleinen Mannes
von Frank Meyer
Kaum kommen die Edelmetalle unter Druck, quillt der Postkasten über. „Was ist da los?“ so die aufgeregten Fragen. Ja, was weiß ich denn? Die Kurse fallen etwas, nachdem sie vorher stark gestiegen waren. Was kümmern diese Bewegungen, außer man ist im Papiermarkt der Edelmetalle unterwegs und einem sitzt die KnockOut-Schwelle im Nacken...
Die letzten Wochen waren außerordentlich interessant: Gold hat nicht nur neue Rekorden, sondern es auch in die Schlagzeilen geschafft - längst aber nicht die Titelseiten der Zeitungen. Seltsam, das meiste über das gelbe Metall scheint längst vergessen zu sein. Nun, man hatte damit ja auch nie viel zu tun.
Mit steigenden Kursen steigt auch die Lernkurve bei den Fachleuten, die vor wenigen Monaten die Edelmetalle als etwas Teuflisches bezeichnet haben, und das mit ihren ewig gleichen und schlecht durchdachten Argumenten begründeten. Gold und Silber werden meist missverstanden, sowohl aus monetärer als auch aus fundamentaler Sicht. Und das sind doch mal die wirklich guten Nachrichten.
das Silber haben nur wenige auf dem Radar. Es soll davon weltweit gespürte Unmengen geben. Wenn es beruflich auf das Thema Edelmetalle kommt, frage ich gerne die Gesprächspartner, was häufiger auf der Welt vorkommt: Gold oder Silber. Die Antwort lautet dann ausnahmslos: Silber. Das ist zwar grober Unsinn, aber auch ein Quell von Heiterkeit. Es dauert noch etwas, bis sich die richtigen Zahlen herum gesprochen haben werden.
Zahlenspiele
Doch Moment – die Experten liegen gar nicht so schlecht – auf den ersten Blick – auf den zweiten natürlich wie immer nicht. Die CPM Group schätzt, dass bislang rund 44 Milliarden Unzen Silber gefördert worden sind, wovon die Hälfte, also 22 Milliarden Unzen verbraucht worden sind anderweitig abhanden kamen. 18 Milliarden Unzen sollen noch im Boden stecken, die sogenannten Reserven. Was davon abbaubar ist, bleibt unklar.
Bei einer gleichbleibenden jährlichen Förderung von 600 Millionen Unzen, würde der Vorrat unter Tage für ca. 30 Jahre reichen, was in etwa auch einer Studie der Frauenhofer-Gesellschaft entspricht, die in 27 Jahren das Ende der Silberförderung vorhersagt, wenn nichts Neues gefunden wird.
Nun fragt man sich, wo denn die übrigen 22 Milliarden Unzen Silber stecken... Das meiste Silber ist weltweit fein verteilt als Schmuck, Besteck, Kunstgegenständen, Münzen, Medaillen und Geschirr auffindbar. Für die Industrie und Investoren steht es aber nicht zur Verfügung. Diese können nur auf das in Lagern liegende Silber zurückgreifen, auf schätzungsweise 1,2 Milliarden Unzen. Nebenbei erwähnt sei, dass für Investitionszwecke jährlich rund 200 Millionen Unzen zur Verfügung stehen - Gegenwert 4 Milliarden Euro. Das „verfrühstückt“ manche Bank in staatlicher Obhut binnen weniger Wochen. Wie schnell es zu Engpässen kommen kann, zeigen besonders die letzten Tage.
Wie würde wohl die Industrie reagieren, wenn Investoren ihr die zur Verfügung stehende Silbermengen nach und nach streitig machen würde? Sie würde wohl in Panik kommen. Und wenn eine Panik aufkäme, dann zuerst dort. Die Preise wären dann Nebensache...
Praxisnahe Gedanken
Kein Mensch käme heute auf die Idee, Omas Silberbrosche oder Kaffeelöffel zum Aufkäufer zu bringen. Dazu wären weit höhere Preise nötig. Vielleicht muss ein Gramm Silber erst zwei oder drei Euro beim Verkauf einbringen, um Schmuck und Besteck zu „versilbern“? Wäre das ein angemessener Preis? Ich weiß es nicht,. Und auch nicht, ob die Leute in Bewegung kämen. Bei diesen Preisen kostete eine Unze 60 oder 90 Euro. Würde das „alten Zeug“ dann in den Schmelzofen wandern? Erst dann stünde es dem Markt in einer gängigen Form auch für Investitionszwecke wieder zur Verfügung. Momentan kann man das Altsilber von der Angebotsseite streichen. Es ist zwar irgendwo, aber in unpassender Form.
Nehmen wir an, Preise von 25 Euro/oz würden für eine Enthortung bei denen sorgen, die bei acht oder zwölf Euro Silbermünzen oder -barren gekauft haben. Sie hätten einen schönen Gewinn. Doch warum haben die Leute damals echtes Silber gekauft? Sicherlich nicht aus Spaß und sicherlich auch nicht, um mit den Preisen zu spielen. Dafür gibt es doch weit komfortablere Produkte aus der Finanzindustrie - kostengünstig, schwankungsfreudig, mit oder ohne StoppLoss und wahlweise auch mit einem Discount. Börsianerherz, was willst Du mehr? Dass hinter dem Papiersilber kein echtes Silber steckt, wissen manchmal sogar die Experten nicht.
Ach ja. Haben Sie schon mal von ETC`s gehört, den an börsengehandelten Rohstofffonds mit echter Ware hinter? Ich kenne mich damit wenig aus, vermute aber, es ist auch nur eine Umleitung für Investoren, eben doch nicht echtes Silber zu kaufen, denn das ist ja umständlich. Nur soviel: Schauen Sie mal auf die Auslieferungsbedingungen. Beim Gold-ETC der RBS müssen Sie schon den Gegenwert von 1,8 Millionen Euro eingezahlt haben, um die Mindestgröße für eine Auslieferung zu erreichen – fünf Barren a 12,5 Kilogramm. Darunter liegende Beträge werden cash ausgezahlt.
Die meisten Silberinvestoren besitzen das Metall als Geldspeicher oder aus fundamentalen Daten. Kasse zu machen, bedeutete Silber in Papier zu tauschen. Glauben Sie, die früheren Käufer werden es tun und ihre Gewinne mitnehmen? Ich meine nein. Die meisten, die echtes Silber gekauft haben, taten das, weil sie den Markt kennen und ihn richtig eingeschätzt haben.
Ist es nicht erstaunlich, dass es mehr verfügbares Gold als Silber gibt, Gold aber aktuell 66 mal mehr als Silber kostet, während man mit Gold kaum etwas anfangen kann. Schaut man sich die Marktkräfte an der Terminbörse COMEX an, findet man hier eine der Ursachen. Das war gerade in Deutschland verboten wurde, die nackten Leerverkäufe, treibt dort ungehindert seine Blüten. Und man schaut (noch) weg.
Die Abhängigkeit der Industrie vom Silber ist ein Grund, Silber zu haben. 54 Prozent des auf dem Markt angebotenen Silbers verschwindet dort. Der andere Grund ist des Silbers monetäre Eigenschaft als Wertspeicher ohne Ausfallrisiko. Kein Tag vergeht inzwischen, ohne sichtbare Zeichen einer die Welt umspannenden Überschuldungskrise. Wenn man allein nur aus Trotz heraus auf jeden Fehler der Politik und Wirtschaft mit dem Kauf einer Unze Silber geantwortet hätte, wäre der Stauraum unterm Bett längst belegt. Vielleicht ist es eine Idee, bei jeder Nebelkerze schnell mal zum Händler um die Ecke zu gehen, 20 Euro auf den Tisch legen und eine Unze mitzunehmen. Vom Wechselgeld hat man früher immer noch einen Kaffee bekommen. Jetzt nicht mehr.
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Quelle: » Frank-Meyer.eu