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Sommer-Spezial Teil 3: Investieren in Silber – Barren

von Frank Meyer
So ein Klötzchen als Türstopper hat schon was, sagte ein Bekannter. Ich wette, es ist beständiger als die Tür, selbst wenn der Rahmen durch ein nicht vorhersehbares Ereignis bersten sollte. Silberbarren halten länger als jede Ehe und jedes Versprechen. Neben der Verwendung als Wurfgeschoss, Briefbeschwerer oder Vorzeigeobjekt dekadenter Zeitgenossen, kann man mit Silber noch viel mehr anfangen...

Es ist doch immer wieder heiter. Das habe ich neulich feststellen dürfen. Da gibt es Leute, die sehen sich als stolze Besitzer eines Silberbarrens und zeigen diesen jedem gerne vor. Staunende Gesichter von denen, die noch nie so etwas gesehen haben, sind garantiert. Und damit ist der Zweck für manchen Zeitgenossen auch oft schon erfüllt. „Das Gefühl, etwas zu haben, was andere nicht kennen, ist nett...“, sagte vor einiger Zeit ein Bekannter. „Das ist wie mit den Autos...“ Auf seinem stillen Örtchen hat der Bekannte so einen etwas angelaufenen Degussa-Barren drapiert – zur Dekoration oder zur Präsentation? Ich weiß es nicht, möchte es auch nicht wissen, jedenfalls verhedderte sich diese Geschichte in meinem Hinterkopf. Wer mehr als einen Barren besitzt, muss gute Gründe dafür haben, von denen „Freunde“ nicht wirklich etwas wissen müssen...

Gold oder Silber?
Die einen sammeln Silberbarren, weil sie sonst kein belastungsfähigeres Hobby gefunden haben. Andere finden diese weiß schimmernden Klötzchen einfach hübsch und praktisch für Investitionen obendrein, denn Silber ist Edelmetall und überlebt schwierige Zeiten in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besser als mancher ihrer Besitzer. Zudem kostet so ein Kilobarren zur Zeit um die 420 Euro. Damit eine Tür zu stoppen, ist eine preiswertere Angelegenheit, als dafür einen Goldbarren (22.000 Euro) zu nutzen oder gar dieses Geld in Sammlungen diverser Lebensversicherungen zu stecken. Vertreiben Sie mal mit einer Lebensversicherung einen bösen Kerl vor der Tür, der Ihnen den siebten DSL-Anschluss verkaufen möchte. Okay, ein Regenschirm und böse Worte tun es auch...

Kleinigkeiten und dicke Brummer
Eigentlich ist das Thema „Silberbarren“ so langweilig, dass mir die Geschichten drum herum viel spannender vorkommen. Um Ihre Zeit nicht zu stehen, fasst sich der Autor dieses Steckbriefes jetzt kurz. Beim Sammeln (Horten) hat man die Auswahl zwischen folgenden Einheiten: 10 Gramm, 20 Gramm, 1 Unze, 50 Gramm, 100 Gramm, 250 Gramm, 10 Unzen, 500 Gramm, 1.000 Gramm, 3 Kilogramm (Emirates Gold), 5 Kilogramm und 31,1 Kilogramm. Letztere sind Industriebarren und beinhalten 1.000 Unzen. Man nennt sie auch Investmentbarren. Kostenpunkt: ca. 12.300 Euro.
Investitionen in 10-Gramm Barren sind etwa so sinnvoll wie der Kauf von 13 Gramm Kartoffeln für ein Abendessen.
Es gibt taufrische Barren aus Schmelzöfen und auch Stücke, die schon etwas älter sind und genau deshalb leicht oder mittelschwer angelaufen. Das ist aber egal. Und dann gibt es auch noch unterschiedliche Hersteller, was die Sammelleidenschaft etwas kostspieliger werden lassen kann, wenn man echter Sammler ist. Bekannte Hersteller sind Degussa und Heraeus. Grundsätzlich gilt: Je kleiner der Barren, desto höher das Aufgeld. Je größer der Barren, desto mehr Silber bekommt man für seine Euronen. Doch wer sammelt schon Silberbarren? Sehen Sie? Die meisten horten Sie - und müssen gute Gründe dafür haben...
Silber ist ähnlich dem Gold eine Anlageklasse, auf die man jederzeit persönlich zugreifen kann. In der heutigen Zeit des morschen Papiergeldes haben sich realistische Pessimisten dem Thema der Edelmetalle genähert und sind in den Kellern der Geschichte fündig geworden. Das Argument, dass man mit Gold und Silber abgesicherter war als ohne so etwas, trifft auf die heutige Zeit wahrscheinlich genauso zu, auch wenn moderne Anlagenverkäufer immer wieder warnen und lieber ihre Provisionsprodukte feilbieten. Da Gold rund 70-mal teurer als Silber ist, das weiße Metall aber seltener oberirdisch vorkommt, führen die Silberbugs eine Kosten-Nutzen-Rechnung an. Warum soll man für 22.000 Euro ein Kilogramm Gold kaufen, wenn ein Kilo Silber nur 420 Euro kostet? Der gesunde Menschenverstand würde Silber bevorzugen. Auch wenn Gold als mystisch und als Geld der Könige gilt, kann man mit Gold wenig anfangen, außer sich und andere mit Schmuck zu beeindrucken? Edelmetalle gelten als Versicherung, weniger als Spekulationsobjekt, obwohl in einigen Anlageformen aus Papier viel Spekulation und auch Betrug steckt.

Das Kreuz mit der Mehrwehrtsteuer
Das Dumme bei Silberbarren ist diese Mehrwertsteuer von derzeit 19 Prozent. Münzen werden mit sieben Prozent Märchensteuer belegt. Ich weiß nicht, wie hoch die Gebühren beim Abschluss einer Lebensversicherung sind. In der „Süddeutschen Zeitung“ stand am Wochenende etwas von 30 Monatsbeiträgen, die man an den Vermittler zahlt, bevor der eigentliche Sparvorgang beginnt. Das erscheint mir nicht sonderlich attraktiv. Was bekommt man beim Ablauf der Versicherung? Ich weiß es nicht. Am Ende einer Silberinvestition kommt ein Kilogramm Silber. Das ist sicher, nur nicht in welcher Währung.
Kauft man heute einen Barren für 420 Euro, setzt sich der Preis aus 327 Euro Materialkosten, 62 Euro Mehrwertsteuer, etwas Aufgeld für das Gießen der Barren (0,4%) und ein paar Euro zusammen, von denen der Händler lebt. Stellen Sie diesen Barren bei einer Auktionsplattform zum Verkauf, bekommt man rund 420 Euro als Erlös. Beachten Sie dabei, dass in größeren Mengen das Finanzamt die Nase rümpfen könnte, wenn man in den Bereich des gewerblichen Handels vorstoßen sollte.
Würde ein Barren in naher oder ferner Zukunft 1.000 Euro, kosten, setzte sich der Preis aus 820 Euro Materialkosten, 155 Euro Mehrwertsteuer, wieder etwas Aufgeld für das Gießen und ein paar Euro für den Händler zusammen. Vielleicht beträgt die Mehrwertsteuer dann 25 Prozent? Beim Verkauf dann werden Sie aber feststellen, dass die Aufgelder durch die Mehrwertsteuer mit angewachsen sind. Höchstwahrscheinlich werden Sie beim Verkauf auch wieder 1000 Euro erhalten, außer Sie verkaufen den Barren einem Edelmetallhändler, der Ihnen gleich mal die Mehrwertsteuer abzieht. Diese Steuer mit dem schönen Namen sollte nicht unbedingt ein Hindernis sein, problematischer ist eher schon die Lagerung. Das ist ein aber weiteres großen, breites, langes und auch interessantes Thema. Ich wollte mich ja kurz fassen...

Münze + Barren = Münzbarren
Findige Geschäftsleute haben Barren und Münzen gekreuzt. Heraus kamen sogenannte Münzbarren, also eine Münze in Barrenform mit einem aufgeprägten Nennwert von beispielsweise 30 Dollar. Münzbarren werden mit nur sieben Prozent Merkelsteuer belegt. Richtige Konkurrenz zu Barren oder Münzbarren sind die Kilomünzen. Sie sind zudem hübscher als Münzbarren. Am bekanntesten sind australische Kookaburra und Koala. Zum Thema Münzen folgt in den nächsten Tagen ein eigener Beitrag auf diesem Blog.
Eine alte Händlerweisheit sagt „Im Einkauf liegt der Gewinn“, also soviel wie möglich Silber zu bekommen für so wenig Geld wie möglich. Am besten kauft man dann, wenn Preise gefallen sind, vor allem in der Phase des Ansparens. An einen Verkauf kann man später denken, vielleicht erst in 25 Jahren, wenn man in Rente geht oder wenn die Menschen mal wieder verrückt geworden sind und Mondpreise für Silber bezahlen wollen. Es wäre nicht das erste Mal.
Ja, die Mehrwertsteuer ist eineschon unangenehme Sache für Silberinvestoren. Gold ist (noch) frei von dieser Steuer, dafür kostet es aber das 70-fache im Gegensatz zu Silber. Wahrscheinlich ist das Leben doch eine Mischkalkulation und der Teufel ein Eichhörnchen.

2035
Wie könnte der Markt im Jahr 2035 aussehen? Nicht dass ich es wüsste, es ist ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Eine Studie der Frauenhofer-Gesellschaft aus dem Jahr 2006 sagt ein Ende der Silbervorräte für diese Zeit voraus. Das erscheint etwas verwirrend, denn irgendwo auf der Erde gibt es immer etwas Silber. Der Markt wird sich dann wohl über den Preis regeln müssen, worüber denn auch sonst? Steigt der Preis an, wird gehortetes Silber zurück in den Markt fließen. Zugleich würde es sich wieder lohnen, auch kleinere Vorkommen profitabel abzubauen. Die Quote der Wiedergewinnung stiege an, wenn der Preis entsprechend hoch genug stünde. Wahrscheinlich wird es aber wie schon in der Vergangenheit eine noch breitere Anwendung von Silber im Alltag geben (erneuerbare Energien, Medizin, Computertechnik, Akkus, Katalysatoren usw.) Die Industrie saugt bislang die Hälfte des geförderten Silbers aus dem Markt.
Vielleicht hat ja bis dahin die Manipulation an der COMEX ein Ende gefunden, vielleicht sogar mit einem riesigen Spike, wie damals, als die Gebrüder Hunt versuchten, den Silbermarkt zu dominieren, indem sie alles aufkaufen, aber damit Schiffbruch erlitten. Sie mussten die Erfahrung machen, dass die zwar das richtige Spekulationsobjekt hatten, aber Silber in der falschen Form (Futures) hielten. Zu diesem Thema gibt es sehr viele interessante Lektüre im Internet.
Wer weiß, was bis zum Jahr 2035 alles passieren wird, welche Turbulenzen bis dahin aufgetreten sind, welche Währungen nur noch im Geldmuseum in Frankfurt zu bestaunen sind und welche neue Währungen es bis dahin gibt? Vielleicht spielen Edelmetalle als Unterlegung für neue Währungen eine Rolle? Es ist ein bunter Strauß an Spekulation, gepaart mit einem Hauch Vision, nämlich Dinge zu erahnen, wie sie später mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten könnten. An der Börse ist es ja nicht anders, wenn man Aktien kauft, die später erfolgreich sein könnten.

Oma als Ratgeber
Ich bekenne mich als Freund alter Formeln von alten Leuten. Diese Altersweisheiten in Bezug auf Finanzen lassen sich in kurzen Sätzen zusammenfassen:
Gib weniger aus, als Du einnimmst.

Spare den Rest in unterschiedlichen Töpfen.

Ein Topf sollte golden oder silbern sein, als natürliches Abwehrmittel gegen Geldfraß, Inflation und Verrücktheiten wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Natur.

Nicht zu vergessen: Man würze seine Finanzanlagen mit einer gewissen Art von Sturheit gegenüber den modernen und gut bezahlten Anlagepropheten.
Vornehmlich geht es beim Silber um einen universellen Wertspeicher, der preislich rund 70 mal billiger ist das Gold. Man könnte neben Bargeld auch Palladium, Platin, Edelsteine und Raviolibüchsen in seine eigene Wahrscheinlichkeitsrechnung in puncto Altersvorsorge einbauen. Es sind die eigenen Gedanken und Hausaufgaben, die einem niemand abnehmen kann, selbst wenn Verkäufer vorgeben, das für Sie leisten zu können.
Nachtrag
.., und wenn Sie so einer sein sollten, der ein Klötzchen auf dem Klo oder als Türstopper zum Protzen braucht – bitte schön! Vielleicht staunen ja die meisten ihrer Freunde beim Anblick eines Silberbarrens. Vielleicht denkt der eine oder andere auch: „Du arme Wurst...“

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Frank-Meyer.eu