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Ein weiterer Rauchender Colt

Am 14. April schrieb ich über die » nette Aufstellung hinsichtlich einer Rally der Silber- und Goldpreise.

Diese stützte sich auf eine Reihe von Faktoren, aber vor allem auf die Marktstruktur an der COMEX, wie sie dem Commitment of Traders Report (COT) zu entnehmen ist. In den Folgetagen, gleich nach Erscheinen des Artikels, fielen die Preise, bevor sie sich zu einer bemerkenswerten Rally aufschwangen - Silber legte von den Tiefständen aus betrachtet knapp 3 $ zu, Gold 90 $.

Im besagten Artikel und auch in einem Folgeartikel war ich voller Hoffnung, die großen Silber- und Goldleerverkäufer (man nimmt an, sie werden von JP Morgan angeführt) würden mit ihren vergangenen Routinen brechen und vom Verkauf zusätzlicher Short-Kontrakte bei Preiserholungen Abstand nehmen. Und vielleicht sogar kaufen. Damit wäre das Steuer der Manipulation herumgerissen worden, die Silber- und Goldpreise wären dann wirklich gestiegen. Leider zeigen die Angaben des jüngsten COT-Berichts, dass die Großen Shorts ihre ohnehin riesige und konzentrierte Short-Position auch weiterhin ausbauen.

Ungefähr seit dem Tag des jüngsten Tiefs der Gold- und Silberpreise (auf Grundlage der COT-Angaben vom 21. April bis zum 19. Mai/ Handelsschluss) haben die Commercials ihre gesamte Netto-Short-Position beim Silber um mehr als 16.000 Kontrakte (80 Millionen Unzen) ausgebaut - beim Gold um mehr als 33.000 Kontrakte (3,3 Millionen Unzen). Umgekehrt heißt das also, die Non-Commercials und die nicht Bericht erstattenden Händler haben ihre Long-Positionen in derselben Höhe ausgebaut. Gleich werde ich neue Daten präsentieren, die zeigen sollen, warum es sich hierbei um Manipulation handelt. Darüberhinaus scheint es so, als wäre es auch nach dem Stichtag für den jüngsten COT zu einer Orgie zusätzlicher, spekulativer Käufe und Verkäufe (durch Händler) gekommen. Das gilt ganz besonders für Gold - hier gehen die Zahlen vielleicht über 30.000 neue Kontrakte hinaus.

Auf solch negativen Ständen sind die COTs für Silber und Gold nun schon seit letztem Sommer nicht mehr gewesen (rechnet man die vermutete Menge hinzu, die seit dem Stichtag, Dienstag, hingekommen ist). Bitte lesen Sie das jetzt nicht als eine Empfehlung, ihre Long-Positionen zu verkaufen. Das ist nicht meine Absicht und auch nicht das Ziel dieses Artikels. Es gibt viele positive Faktoren - bloß der COT zählt jetzt nicht mehr dazu. Silber wird auf lange Sicht viel höher gehen - das mit Sicherheit. Ganz gleich, was auf kurze Sicht auch passiert. Die COTs sind kurzfristiger Natur und haben nichts mit Langfristigkeit am Hut. Zudem können die manipulativen Silber-Shorts jeder Zeit überrannt werden, und das würde einer Aufwärtsbewegung unglaublichen Auftrieb geben.

Aber wenn es nun nicht meine Absicht ist, kurzfristige Prognosen zu stellen, warum fange ich dann hier überhaupt erst mit den COTs an, wenn diese doch negativ sind? Aus zwei Gründen: Erstens denke ich, dass es sich bei den COTs um ein wichtiges Analysewerkzeug handelt. Ich verweise auf sie, wenn sie meiner Ansicht nach auf eine Erholung hindeuten, also muss ich bei einer Verschlechterung genauso auf sie verweisen. Das ist nur eine Frage analytischer und persönlicher Integrität. Und zweitens sind die COTs für alle Fragen wichtig, die mit Manipulation zu tun haben.

Ich habe Kommentare gelesen, in denen die Frage aufgeworfen wird, warum ich das Problem der Manipulation nur dann anspreche, wenn die Preise sinken aber nicht, wenn die Preise steigen. Das ist Unsinn. Ich komme auf das Problem jetzt zu sprechen, jetzt, nachdem die Preise gestiegen sind. Manipulation existiert, oder sie existiert nicht. Die Faktoren, die entscheidend dafür sind, ob ein Markt manipuliert ist, bleiben gültig, ganz gleich ob die Preise steigen oder fallen. Und tatsächlich zeichnet sich mit den jüngsten COT-Angaben ein neues Bild ab, das zwingend mit dieser Manipulation in Verbindung steht.

Jetzt wird es etwas detaillierter, aber bitte denken Sie daran, der eigentliche Empfänger dieser Botschaft ist die CFTC und deren Vollzugsabteilung. Es ist jetzt schon mehr als neun Monate her, seitdem die jüngsten Untersuchungen zur Silbermanipulation auf den Weg gebracht wurden. Wie bei den beiden vorhergehenden Untersuchungen im Silbersektor, 2004 und 2008, hat es die CFTC nicht für nötig erachtet, mich in dieser Angelegenheit anzuhören. Sie befragen nur die Shorts, möglicherweise damit sie sich alle über den Hergang der Ereignisse abstimmen können und das Gleiche erzählen. Und das, obwohl ich ja eigentlich der Grund war, warum sie überhaupt erst diese Untersuchungen anstellten. Das ergibt so viel Sinn, wie eine laufende Ermittlung wegen Mordes (die schon seit Jahren läuft), in der die Polizei nicht bereit ist, mit dem einzigen Augenzeugen zu reden, der ihnen überhaupt erst den Tipp gegeben hatte. Deren Motive werden dann natürlich in Zweifel gezogen. Vielleicht wird der neue Chairman der CFTC, Gary Gensel (erst kürzlich durch den US-Senat bestätigt) diesen Dingen nachgehen. (Ich werde ihm diesen Artikel zusenden, und ich empfehle Ihnen, dasselbe zu tun. Seine Adresse steht am Ende dieses Artikels)

Zu einer Manipulation kann es nicht kommen, wenn viele voneinander unabhängige und diverse Körperschaften kaufen und verkaufen. Der Markt gedeiht wenn viele voneinander unabhängige Teilnehmer kaufen und verkaufen. Bei extremen Gruppenverhalten kann es zu Massenhysterie und Preisblasen kommen, aber nicht zu einer Manipulation. Eine Manipulation kann nur entstehen, wenn die Käufe oder Verkäufe eines oder weniger Teilnehmer die Marktpreise deutlich beeinflussen. Behalten wir das im Hinterkopf und werfen wir einen genaueren Blick auf die jüngsten COT-Angaben für Gold und Silber.

Wie ich oben erwähnt hatte, zeigen die COT-Angaben, dass während der Preiserholung mehr als 16.000 Silberkontrakte und 33.000 Goldkontrakte von den Commercials verkauft wurden - und von allen anderen Händlern gekauft wurden. Und noch mehr seit dem Stichtag. Wie erwartet, kamen die meisten der von den Commercials verkauften Kontrakte von den Raptoren, den kleineren Commercials, welche insgesamt long waren. Aber knapp 40% der seitens der Commercials verkauften Silber- und Goldkontrakte gingen auf das Konto der vier größten Händler - Commercials, die ohnehin schon eine riesige, konzentrierte Short-Position hielten. Und somit gingen alle neuen Leerverkäufe beim Silber und fast alle neuen Leerverkäufe beim Gold auf das Konto der vier großen Shorts; und das bezieht sich auf die Gesamtheit aller anderen Händler aus allen Kategorien - Commercials, Non-Commercials und nicht Bericht erstattende Händler. Vor Beginn der jüngsten Rally und auch danach hätte es überhaupt keine Short-Position der Commercials beim Silber gegeben (und insgesamt nur eine winzige Short-Position beim Gold), wären da nicht die vier großen Händler. Eine nur sehr geringe Anzahl von großen Händlern auf einer Seite des Marktes - das ist das klassische Markenzeichen der Manipulation. Bis jetzt nichts Neues.

Neu ist jedoch Folgendes: Bei dieser Rally, bei der fast alle der Leerverkäufe auf das Konto der vier großen Händler gingen … welche Konzentration herrschte wohl auf der Long-Seite vor? Sie wissen ja, ich schreibe nicht häufig über die großen vier Long-Trader von COMEX-Futures für Silber und Gold. Und dafür gibt es auch einen guten Grund: Die konzentrierte Long-Position ist winzig im Vergleich zur konzentrierten Short-Position. Beim Gold halten die vier größten Short-Händler eine Position, die fast doppelt so groß ist, wie die von den vier größten Long-Händlern gehaltene Position. Beim Silber halten die vier großen Shorts eine Position, die mehr als viermal so groß ist, wie die Position der vier großen Longs. So offensichtlich die Schieflage hier auch ist, die Angaben zur jüngsten Erholung fallen noch extremer aus.

Auf das Konto der vier großen Shorts gingen zwar fast alle Leerverkäufe während der jüngsten Erholung - aber jetzt raten Sie mal, wie viele Käufe auf das Konto der großen vier Longs gingen? Die Antwort ist Null. In Wirklichkeit sind es weniger als Null, denn die vier großen Longs beim Gold verkauften insgesamt 9000 Long-Kontrakte, während die vier großen Silber-Longs insgesamt 2300 Kontrakte verkauften. Ich möchte es noch einmal wiederholen: Die großen vier Gold- und Silber-Shorts weiteten ihre ohnehin schon große Short-Position deutlich aus, während die vier großen Gold- und Silber-Longs ihre Long-Positionen reduzierten. Keine Käufe seitens der großen Longs, massive Leerverkäufe seitens der großen Shorts. Und was bedeutet das? Es bedeutet, dass viele kleine Teilnehmer kauften, wohingegen nur eine kleine Anzahl riesiger Händler große Mengen verkaufte. Viele haben gekauft, nur wenige haben verkauft.

Erinnern sie sich: Es kann keine Manipulation geben, wenn eine große Anzahl diverser Teilnehmer kauft und verkauft. Es kann nur eine Manipulation geben, wenn es eine kleine Anzahl von Teilnehmern gibt, die konzertiert vorgeht, um die Preise zu beeinflussen. Und genau das ist gerade beim Gold und Silber an der COMEX passiert. Es könnte nicht deutlicher sein, und dies geht aus staatlichen Angaben hervor. Eigentlich müssten alle Warnsignale und Alarmglocken bei der CFTC aufschrillen, oder zumindest laut genug sein, dass sie aus ihrem Tiefschlaf gerissen werden. Und für diejenigen, die jetzt einwenden wollen, dass die Preise doch eigentlich gestiegen sein und das obwohl es zusätzliche und konzentrierte Leerverkäufe gegeben hat ... Na und? Hätten diese vier großen Leerverkäufer beim Silber und Gold ihre ohnehin schon großen Short-Positionen nicht noch weiter aufgestockt, wären die Preise dann nicht auch noch viel höher gestiegen als jetzt? Eine Manipulation auf der Short-Seite wird doch nicht gleich automatisch durch die Tatsache negiert, dass die Preise steigen.

Ich weiß, was gerade läuft. Erneut werden Inspekteure der CFTC, Angestellte der Marktaufsichtsbehörde und deren Ökonomen zusammengetrommelt, um dann nichts anderes zu liefern, als legitim klingende Vorwände, warum es sich bei ihren neu erschienenen Angaben eben nicht um einen weiteren Rauchenden Colt handelt, der Manipulation bestätigt. Und alles, um das, was existiert, anders aussehen zu lassen, als es in Wirklichkeit ist - nämlich noch mehr manipulatives Verhalten seitens JP Morgan und deren Handlanger. Ich habe ein Bild vor Augen - eines von unzähligen Treffen der CFTC, deren einziges Ziel darin besteht, zu beraten, wie man von den neuesten Indizien zur Silbermanipulation ablenken kann und wie alles Mögliche getan werden kann, damit man nicht die gesetzlichen Bestimmungen durchsetzen muss.

Und denen, die darauf bestehen und meinen, die konzentrierten und manipulativen Leerverkäufe der Großen Shorts wären eigentlich so etwas wie legitime Absicherungsgeschäfte, möchte ich Folgendes fragen: Wie kann es möglich sein, dass die Short-Konzentration bei Gold- und Silber-Futures auf Rekordstände steigt, während alle Berichte zu den Hedging-Aktivitäten der Bergbauunternehmen darauf hinweisen, dass diese Aktivitäten so niedrig sind wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Was soll denn sonst abgesichert werden?

Hier sind die Adressen der Kommissare und Mitarbeiter der CFTC - einschließlich der Adresse ihres Chairman, Gary Gensler. Bitte schreiben Sie ihm; aber seien Sie höflich - er hat seinen Job, im Gegensatz zu den anderen, erst vor ein paar Tagen angetreten.

» Ggensler@cftc.goc
» Mdunn@cftc.gov
» Wlukken@cftc.gov
» Bchilton@cftc.gov
» Jsommers@cftc.gov
» Sobie@cftc.gov
» Alavik@cftc.gov
» Jamie.dimon@jpmchase.com
» Dean.Payton@cmegroup.com


© » Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 26.05.2009 auf der Website » www.investmentrarities.com veröffentlicht.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Goldseiten.de