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Gefährliche Parallelen

Gleich werde ich über die strukturellen Entwicklungen der COMEX-Futures-Märkte für Gold und Silber sprechen. Die nette Aufstellung bei Silber und Gold, über die ich vor zwei Wochen schrieb, ist nicht nur weiterhin intakt, sie verweist sogar auf eine noch bessere Situation in Form von niedrigem Risiko und hohem Nutzen - das trifft besonders auf Silber zu. Aber zuerst möchte ich eine Entwicklung schreiben, die sich von den Finanznachrichten der Woche etwas abhebt.

Am Donnerstag schickte der Justizminister des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, einen öffentlichen Brief an den Kongress und an Aufsichtbehörden. Er nahm Bezug auf die Ermittlungen wegen Boni-Zahlungen an Angestellte von Merill Lynch, obgleich das Unternehmen erdrückende Verluste auszuweisen hatte. Der Brief hatte jedoch nichts mit dem Thema Bonuszahlungen zu tun, stattdessen ging es hier um etwas, dass der Justizminister im Laufe seiner Ermittlungen aufdeckte.

www.marketwatch.com/news/story/Text-Cuomo-letter-Merrill-Lynch/story.aspx?guid=%7BB8E72006-7E48-402A-BC65-589141E2E520%7D

Im Grunde wurde aufgedeckt, dass der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke und der ehemalige US-Finanzminister, Hank Paulson, den CEO der Bank of America stark unter Druck gesetzt haben, damit er die Übernahme von Merrill Lynch endlich unter Dach und Fach bringe. Lewis hatte zuvor versucht, von der Übernahme Abstand zu nehmen, da es bei Merrill zu nicht vorhergesehenen Verschlechterungen gekommen war. Wichtig hierbei ist, dass Regierungsmitglieder Lewis davon abhielten, die Aktionäre der Bank of America über die Verschlechterungen bei Merrill zu informieren, was eigentlich nach geltendem Aktionärsrecht hätte geschehen müssen. Die Regierung sorgte sich um die Stabilität des Finanzsystems und der ausgeübte Druck erfolgte nach der Zuckerbot-und-Peitsche-Taktik. Das Zuckerbrot war das Versprechen dauerhafter finanzieller Unterstützung für die Bank of America nach Beendigung der Übernahme; die Peitsche allerdings zeigte sich in Form der Drohungen gegenüber Lewis und dem Unternehmensvorstand, sie würden sofort entlassen, wenn sie nicht Folge leisten.

Ich will mich hier gar nicht aufspielen und über alles ereifern, was bei dieser Geschichte falsch gelaufen ist; Sie werden das sicherlich auch selbst beurteilen können. Zuallermindest hoffe ich, dass Sie mit der Forderung des Justizministers Cuomo nach mehr Transparenz für die Steuerzahler in derart wichtigen Fragen übereinstimmen. Ja, wir leben in wirtschaftlich heiklen Zeiten, aber das bedeutet noch nicht, dass man deswegen Fragen der Transparenz und auch Gesetze umgehen sollte. Es ist schon sehr beunruhigend, wenn man sieht, dass diejenigen, die einen sehr großen Anteil an der aktuellen Krise haben, jetzt in den Hinterräumen sitzen und Abmachungen treffen, um zu reparieren, was sie kaputt gemacht haben.

Aber in Wirklichkeit hat der Brief Cuomos höchstwahrscheinlich bestätigt, was die meisten von uns schon vermutet hatten: Die Regierung zieht im Hintergrund heimlich Drähte und setzte ihren Willen durch. Aber trotzdem trifft uns diese Bestätigung. Warum schriebe ich darüber? Weil es Verbindungen zur Silbermanipulation (und Goldmanipulation) gibt.

Seit Monaten schreibe ich darüber, dass die US-Notenbank und das Finanzministerium bei der erzwungenen Übernahme Bear Stearns/ JP Morgan Anfang letzten Jahres Druck ausübten und JP Morgan dabei unterstützten, die manipulative, konzentrierte Silber-Short-Position, die sie von Bear Stearns geerbt hatten, aufrecht zu erhalten.

Meine Analyse stütze sich auf öffentlich zugängliche Daten und Korrespondenzen zwischen der CFTC und Kongressabgeordneten. Sie zeigte, wie die Notenbank und das Finanzministerium es der CFTC, der CME und JP Morgan ermöglichten, die Gesetze in punkto Silbermanipulation weiterhin zu umgehen. Einige hielten das für übersteigert. Wie die Enthüllungen im Brief des Justizministers Cuomo zeigen, bin ich wohl noch nicht weit genug gegangen.

So wie die Notenbank und das Finanzministerium den Zusammenschluss Merrill Lynch/ Bank of America orchestrierten, so orchestrierten und erzwangen sie die Übernahme Bear Stearns/ JP Morgan. So wie sie die Bank of America heimlich gegen Verluste absicherten, so entschädigten sie JP Morgan. So wie sie den CEO der Bank of America auf Linie zwangen, so übten sie Druck auf den CEO von JP Morgan, Jamie Dimon, und die feige CFTC aus. So wie die Regierung die Missachtung der gesetzlichen Bestimmungen für Wertpapiere vorsätzlich im Namen der Finanzmarktstabilität in Kauf nahmen (als die Aktionäre der BofA nicht informiert wurden), so nehmen sie die Verletzung gesetzlicher Bestimmungen für den Rohstoffmarkt in Kauf, da sie die Manipulation des Silbermarktes weiter zulassen. So wie sie die finanziellen Interessen der BofA-Aktionäre missachteten, so missachteten sie die Interessen der Silberinvestoren.

Ich habe Verständnis für die Vorstellung, dass Entscheidungen, die in Ausnahmesituationen getroffen wurden, auch vor dem Hintergrund der damals herrschenden Bedingungen zu bewerten sind. In Anbetracht der Gefahr eines Zusammenbruchs des Finanzsystems macht man das, was unmittelbar den größeren allgemeinen Nutzen bringt. Aber nachdem die Gefahr gebannt ist, arbeitet man schnellstens daran, Transparenz, freie Märkte und die Gesetzestreue wieder herzustellen. Stellt man diese nicht schnell wieder her, nimmt man schwerwiegendere und dauerhaftere Konsequenzen in Kauf.

Und bei der Silbermanipulation haben wir dieses Problem. Ihr Weiterbestehen droht schwerwiegenden, langfristigen Schaden anzurichten. Im März 2008 bedrohte die Implosion von Bear Stearns das Finanzsystem. Es war richtig, dass die Regierung dafür sorgte, dass JP Morgan Bear Stearns übernahm. Und auch wenn es bedeutete, dass die Silbermanipulation noch ein wenig länger andauern musste, dann hat es eben so sein müssen. Jetzt aber ist über ein Jahr vergangen, seitdem JP Morgan eingeschritten ist, und damit besteht die Manipulation schon zu lange weiter. Gerade wenn die CFTC angeblich wegen genau dieser Sache Untersuchungen durchführt.

Jetzt werden die Fragen unausweichlicher und bohrender. Warum hat die CTFC zugelassen, dass Bear Stearns überhaupt eine solche große, konzentrierte Short-Position halten durfte? Wie lange wird die CFTC es noch zulassen, dass JP Morgan eine solch große, konzentrierte Short-Position hält? Wie lange können Untersuchungen zu einem derart spezifischen Problem überhaupt noch andauern? Hier kommt eine simple Ja-oder-Nein-Frage, die Sie der CFTC und jedem, den Sie bisher angeschrieben haben, stellen sollten: "Hat irgendjemand aus den Reihen der US-Notenbank und des Finanzministeriums jemals darüber nachgedacht oder festgelegt, wie man mit Anschuldigungen bezüglich der Silbermanipulation umgehen soll?"

Es kommt gar nicht darauf an, wie diese Frage beantwortet wird oder ob sie überhaupt beantwortet wird. Wir und Sie wissen aber dann, dass dieses Thema angesprochen wurde. Da die Silbermanipulation nun schon seit so Langem besteht, hat sich auch die Ernsthaftigkeit der Gesetzesübertretungen dementsprechend verschärft. Das Finanzministerium und die Notenbank haben sich mit wichtigeren Sachen zu beschäftigen, als mit dem Schicksal von Bankvorständen. Ganz gleich wie mächtig ein CEO ist und wie stark er aktuell in der Gunst steht, es kann und hat verblüffende Fälle gegeben, gerade wenn es dabei auch um Gesetzesbruch ging.

Die jüngsten Angaben aus dem Commitment of Traders Report (COT) zeigen, dass die großen, konzentrierten Shorts (JP Morgan) jetzt einen Schritt in Richtung Glattstellung einer größtmöglichen Anzahl von Short-Kontrakten machen. Nach Endstand vom 24. April erreichte die gesamte Netto-Short-Position der Commercials und auch die konzentrierte Short-Position Stände, die eigentlich an die extrem niedrigen Niveaus vergangener Preistiefs herankommen. Die Botschaft aus den COTs ist also: Je niedriger die gesamte Netto-Short-Position der Commercials, desto geringer das Risiko und desto größer das Preissteigerungspotential.

Vielleicht entscheidend hierfür: In letzter Zeit habe ich ein Muster entdeckt, das darauf verweist, dass sich der große, konzentrierte Short (JP Morgan) anders verhält als in der Vergangenheit. Das könnte wichtige Folgen für den Silberpreis haben. Die Angaben zeigen, dass die Großen Shorts nicht nur kaufen, wenn der Silberpreis fällt (so wie es normalerweise der Fall ist), sondern auch, wenn sich die Preise erholen - was eher selten ist. Schon seit einiger Zeit sehe ich mir diese Verhaltensänderung an, und ich begegne ihr mit Aufmerksamkeit.

Ich gehe davon aus, dass es immer nur eine begrenzte Menge von Liquidierungen auf der Long-Seite gibt (ausgehend von technischen Tradern, die auf Margin handeln). Die Liquidierungen, die von den Shorts über schmutzige Tricks ausgelöst werden, bieten ihnen anschließend die Möglichkeit, so viele ihrer Short-Positionen wie möglich glattzustellen. Selbst wenn die großen, manipulativen Shorts jeden möglichen Long-Derivatehalter, der auf Margin kauft, aus dem Markt treiben können, so bleibt doch immer eine Rest-Long-Position dieser Derivate, die nicht durch vorsätzliche, plötzliche und künstliche Preiseinbrüche liquidiert werden kann. Diese Kern-Long-Position ist jetzt über die Jahre stark genug angewachsen (da immer mehr Investoren über die wahren Fakten im Silbersektor aufgeklärt wurden), dass die konzentrierte Short-Position auch bei Preistiefs immer noch enorm groß ist. Und genau das meine ich, wenn ich sage, die Shorts säßen in der Falle.

Wenn die Shorts große Mengen zusätzlicher, verbliebener Short-Position zurückkaufen und glattstellen wollen (nach einem heftigen Preiseinbruch, so wie dieses oder letztes Jahr), werden sie dies irgendwann einmal nur noch bei steigenden Preisen machen können. Und sollten die Großen Shorts von zusätzlichen Leerverkäufen während einer Markterholung absehen, so könnte das schon ausreichen, um die wirkliche Preisbewegung beim Silber ins Rollen zu bringen. Sollten die Großen Shorts dann bei steigenden Preisen kaufen, brauchen Sie gar nicht weiter drüber nachzudenken - dann sind wir unterwegs.
An diesem Punkt sollten Sie sich die Frage stellen, wer den Großen Shorts noch etwas verkaufen wird, wenn diese schon an dem Punkt sind und versuchen, auf dem Weg nach oben zu kaufen? Da die Trader und Investoren unter den Non-Commercials tendenziell immer dann kaufen, wenn Preise irgendwo steigen, so werden es eben nicht die Non-Commercials sein, die an die großen Shorts verkaufen (außer zu außergewöhnlich hohen Preisen). Das ist schon immer das Dilemma der Großen Shorts gewesen, und das ist auch der Grund, warum sie in der Falle sitzen. Dennoch gibt es potentiell eine Gruppe von Tradern, die an die großen Shorts bei steigenden Preisen verkaufen könnten, aber zu nicht derart ungewöhnlich hohen Preisen. Ich spreche von den Raptoren.

Die Raptoren, die kleineren Commercials, haben eine beachtliche Long-Position aufgebaut, als sie in den ca. 9 vergangenen Monaten bei Preisrückgängen kauften. Genau wie die großen Commercials kaufen die Raptoren bei Preisrückgängen und verkaufen bei steigenden Preisen. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Raptoren (wie auch die meisten anderen Commercials) Positionen halten, die sich vorübergehend gegen sie drehen könnten, sie aber warten solange, bis sich ihre Positionen auf einen Profit zubewegen. Da die Raptoren eine umfangreiche Netto-Long-Position von ca. 20.000 COMEX-Futures-Kontrakten aufgebaut haben und weil sie die Angewohnheit haben, bei steigenden Preisen zu verkaufen, sind sie die logische Antwort auf die Frage, wer bei steigenden Preisen schließlich verkaufen wird.

Und das steht eigentlich im Zentrum meiner Annahme: Die Großen Shorts werden bei steigenden Preisen kaufen, und die Raptoren werden ihnen die Positionen verkaufen. Sollte ich Recht behalten, würde es dann zu einem kräftigen Preissprung in den Bereich von vielleicht ungefähr 17 $ kommen, weil viele Raptoren ihre Positionen letzten August dort aufgenommen hatten. Der Preis müsste schnell nach oben springen, damit es nicht zu den normalen techfond-typischen Käufen kommt, weil dann die Angst vor anschließenden Preisrückschlägen herrscht. Ich denke, die Großen Shorts haben auf diesem Weg die Möglichkeit an die 15.000 Kontrakte glattzustellen, eine sehr beachtliche Anzahl. Noch wichtiger: Wenn sich die Dinge dahingehend entwickeln, so spekuliere ich darauf, dass die Silbermanipulation enden könnte oder müsste.

Unter der Rubrik "Vielleicht werden die Leute doch etwas schlauer" möchte ich an ein Thema anknüpfen, das ich vor ca. vier Wochen angesprochen hatte. In "Ein schlechter Scherz?" schrieb ich über die neuen Minikontrakte für Gold und Silber bei denen kein physisches Material ausgeliefert wird. Die CME hatte diese am 19. April eingeführt, und ich warnte davor und bezeichnete sie als glattweg betrügerisch, weil es eben keine Möglichkeit der physischen Auslieferung gibt.

Im Allgemeinen erfährt ein neuer Kontrakt nach Einführung ein stark steigendes Handelsvolumen, dann gehen die Volumina zurück und steigen schließlich wieder, sollte es sich hierbei um einen langfristigen Erfolg handeln.

Ich bin hocherfreut, bekannt geben zu können, dass dieser Silberkontrakt nach einer Woche regulärem Handel ein Volumen oder Open Interest von nicht einmal einem einzigen Kontrakt erzielen konnte. Vielleicht irre ich mich, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass es bei Einführung eines neuen Kontrakts jemals zu einem derart trostlosen Ergebnis gekommen ist. Hoffen wir, dass es so bleibt.

© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 27.04.2009 auf der Website » www.investmentrarities.comveröffentlicht.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Goldseiten.de