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Nur Gerede, keine Taten

Letzte Woche antwortete Kommissar Bart Chilton von der CFTC all jenen, die ihm bezüglich der Silbermanipulation geschrieben hatten. Kommissar Chilton beschränkte seine Bemerkungen auf meinen Kommentar vom 3. März "» Der Rauchende Colt, Teil II". In diesem Artikel zeigte ich, dass vier große Händler eine wahre Netto-Short-Position bei den COMEX-Silber-Futures hielten, die - nachdem alle Spread-Positionen abgerechnet wurden - zwischen 72,5% und ganzen 76% des Gesamtmarktes ausmachte. Meine jüngsten und immer wieder geäußerten Anschuldigungen wurden nicht kommentiert - sie bezogen sich auf JP Morgan als der große Silberleerverkäufer und darauf, dass alle seit dem ersten Januar 2009 neu etablierten Leerverkäufe von eben jenen großen, konzentrierten Shorts stammen.

Chiltons Anmerkungen können hier nachgelesen werden (» LINK). Einen Nachrichtenartikel, den er mit angehangen hatte, habe ich rausgelassen, da er nichts mit dem Thema Marktmanipulation zu tun hat. Zu allererst möchte ich Kommissar Chilton danken, dass er so vielen von Ihnen geantwortet hat. Er ist immer noch der Einzige, der den Investoren direkt antwortet. Dann wiederum möchte ich all jenen danken, die mir seine Antwortschreiben weiterleiteten, da ich persönlich nichts von der CFTC direkt erfahre. Praktisch jeder von Ihnen hat mich gebeten, Chiltons Antwortschreiben zu kommentieren.

Kommissar Chilton schreibt, dass dies die erste Untersuchung im Silbersektor seit Jahren sei und dass wir deren Ergebnisse geduldig abwarten müssten. Er meint, es müssten viele verschiedene Faktoren abgewogen werden; dies sei keine "Hau-Ruck-Aktion".

Ich würde entgegnen, dass es sich hierbei um die dritte Untersuchung im Silbersektor innerhalb von fünf Jahren handelt, wobei die letzten beiden Untersuchungen mit öffentlichen Stellungnahmen (Mai 2004 und 2008) abgeschlossen wurden, in denen bestritten wurde, dass es Manipulation gäbe. Ich würde dem entgegensetzen, dass es hier sehr wohl um eine Hau-Ruck-Aktion geht, da erklärt werden soll, wie es nur kommen kann, dass eine oder zwei US-Banken mit 25% der weltweiten Produktionsmenge eines Rohstoffs short sein können und dennoch nicht manipulativ in den Markt eingreifen. Sollte es dann noch weitere Faktoren geben, die auf Manipulation im Silbersektor hindeuten - derart, dass sich die CFTC verpflichtet fühlt, tiefgreifende Untersuchungen anzustellen - so soll sie das tun. Das sollte sie jedoch in der Zwischenzeit nicht daran hindern, einfache Frage hinsichtlich der obszön großen Short-Position der einen oder zwei US-Bank(en) zu beantworten. Und genau dieses spezifische Problem war der Grund, warum Hunderte von Ihnen an die CFTC schrieben. Sie sollte jetzt Erklärungen zu diesem Thema abgeben und die anderen Angelegenheiten zur gegebenen Zeit untersuchen.

Kommissar Chilton schreibt, dass die konzentrierte Silber-Short-Position an der COMEX nichts darüber aussagt, inwieweit es nicht auch andere Positionen außerhalb der COMEX geben könnte, die diese aufwiegen. Im Grund genommen heißt das, die konzentrierte Short-Position könnte an anderer Stelle abgesichert worden sein. In Chiltons eigenen Worten: "Daher muss es nicht sein, dass die leerverkaufte Futures-Position die einzige Position ist, die ein großer Händler hält […]".

Dem würde ich entgegenhalten, dass die CFTC nur an einem bestimmten Silbermarkt die strikte Aufsichts- und Regulierungsbefugnis hat, nämlich an der COMEX - und eben in diesem Markt besteht die konzentrierte und manipulative Short-Position. Wie angenehm und praktisch, dass der intransparente OTC-Markt nun eine reale, dokumentierte und manipulative Position rechtfertigt. Für gewöhnlich ist es ja andersrum: Die CFTC gibt vor, sie sei machtlos, da sie das, was im OTC-Markt passiert, weder überwachen noch regulieren könne. Jetzt, da es ihren Zwecken dient, ziehen sie den undurchsichtigen OTC-Markt heran, um eine sehr reale, deutlich ersichtliche, manipulative Position zu verteidigen. Ich denke, man kann das nur als "mit gespaltener Zunge reden" bezeichnen.

Wie ich gestern schrieb, deuten alle Hinweise aus dem OTC-Markt (so wie sie durch die Office of the Comptroller of the Currency , OCC, dokumentiert wurden) darauf hin, dass die großen US-Banken, allen voran JP Morgan Chase, auch im OTC-Markt via Silberderivate heftigst short gewesen sind. Seit wann sichert man denn eine Short-Position mit einer weiteren Short-Position ab?

Zudem handelt es sich bei dem, was Kommissar Chilton meint, in Wirklichkeit um eine schlimmere Form der Manipulation, als ich sie beklage - falls das überhaupt möglich ist. Vor dem Hintergrund, dass die COMEX eindeutig die preisbestimmende Kraft im Silbersektor ist, meint nun Chilton, dass die Großen Shorts vielleicht auch irgendwo anders entgegengesetzt zu ihrer COMEX-Short-Kontrollposition kaufen. Er bringt sozusagen das Motiv der Großen Shorts: Sie drücken künstlich den Silberpreis an der COMEX, um die ausgleichenden Long-Positionen zu gequälten Preisen einzusammeln. Oder, was noch wahrscheinlicher ist: Sie benutzen eine Abwärtsmanipulation der COMEX-Silberpreise, um im OTC-Markt Short-Positionen glattzustellen. Beide Aktivitäten sind illegal.

Und schließlich hoffe ich, dass jeder mitbekommen hat, dass das Argument, die Großen Shorts hätten physisches Silber auf ihrer Seite, über Bord geworfen wurde. Bisher hatte die CFTC immer durchscheinen lassen, die Großen Shorts besäßen physisches Silber - jetzt sind es komplett intransparente Swaps, Forwards und Lease-Positionen. Derselbe papierne Derivatemüll, der gerade erst unser Finanzsystem ruiniert hat.

Kommissar Chilton bezeichnet meine Analyse, bei der alle Spread-Transaktionen abgezogen werden, um zum wahren Netto-Open-Interest zu gelangen, als Verdrehung der Tatsachen, und meint, es gäbe aus wirtschaftlicher Sicht gute Gründe so zu kalkulieren. Er führt zudem an, es sei falsch auf die Gesamtposition der großen Händler zu schauen, da es sich hierbei um eigene Positionen wie auch um Positionen von Kunden handeln könnte. Er (oder die Angestellten der Kommission) sehen keine Hinweise auf illegale Absprachen unter den großen Short-Händlern.

Dem würde ich entgegnen (wie ich schon in meinem Ausgangsartikel geschrieben hatte), dass sich Spread-Transaktionen von waschechten Positionen unterscheiden; sie müssen separat von richtigen, echten Positionen betrachtet werden. Die CFTC bestätigt das, indem sie die Spread-Positionen der Non-Commercials in jedem COT-Bericht separat auftauchen lässt. Schauen Sie, ich weiß, Kommissar Chilton vertraut bei seiner Aussage auf die Informationen, die er von seinen Mitarbeitern bekommt - aber dies muss ihm peinlich sein. Man muss die Spreads abziehen, um das wahre Netto-Open-Interest und die wahre Konzentration zu kalkulieren. Jede andere, gegenteilige Darstellung ist einfach nur unehrlich.

Was die Gesamtposition der großen Händler betrifft, würde ich vorschlagen, dass Kommissar Chilton und seine Mitarbeiter einfach noch mal das Regelwerk der CFTC durchbüffeln. Das » Large Trader Reporting System (LTRS) grenzt die Größen- und Gruppenverteilungen ab. Bei der Festlegung von Gruppen und Gemeinschaften geht es um finanzielle Interessen und Kontrolle. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:

Wenn ein Hedgefond mit tausend Einzelinvestoren Rohstoff-Futures in seinem Namen und für die Investoren kauft oder verkauft, so wird seine Position im COT unter Single Trader gelistet. Das liegt daran, dass der Hedgefond bestimmt und entscheidet, wann gekauft und verkauft wird - und nicht der Investor, der in diesen Fond investiert. So sollte es laufen. Der eigentliche Zweck ist, die Marktwirkung des Hedgefonds zu überwachen und vor Manipulation zu schützen.

So läuft es auch bei JP Morgan; die Bank kontrolliert die Käufe und Verkäufe, die im Namen der Kunden gemacht werden - daher gibt es auch nur ein Konto - so wie es sich gehört. Falls sich bestimmte Kunden von JP Morgan entschließen würden, unabhängig von Morgan zu kaufen oder verkaufen, und das in einer Größenordnung, für die Berichterstattung erforderlich ist, so würden diese Kunden als separate Händler im COT ausgewiesen werden. Also: Das Argument, die Gruppenunterteilung würde die konzentrierte Silber-Short-Position von JP Morgan wegerklären ist Schwindel. Wenn sie die Handelsaktivitäten kontrollieren, dann gelten sie als ein Single Trader.

Was das Argument betrifft, es gäbe keine Hinweise auf geheime Absprachen unter einigen wenigen, großen Händlern, so möchte ich auf eine wirklich bemerkenswerte Statistik verweisen. Vor Juni 2007 war es relativ selten, dass die Netto-Short-Position der vier größten Händler bei den COMEX-Silber-Futures die Netto-Short-Position der Commercials insgesamt überstieg. Doch seit dem 5. August 2008 (zufällig ist das genau der Tag, an dem der Bank Participation Report herauskam, der die Untersuchungen anstieß) hat es keine Woche gegeben, in der die Netto-Short-Position der 4 größten Händler die gesamte Short-Position aller Commercials zusammen nicht überstiegen hätte. Das sind 34 Wochen am Stück. Und was bedeutet das?

Das bedeutet ganz einfach, dass es ohne die vier größten Silberhändler (simple Subtraktion von der Gesamtzahl) überhaupt keine Commercial-Short-Position gegeben hätte. Die Short-Position der 4 großen Händler ist sozusagen derartig groß und konzentriert, dass - würde sie nicht existieren - alle verbleibenden Position der Commercials zusammen im Long-Bereich liegen würden. Und in der Geschichte der COTs ist es bisher ausschließlich der Silbermarkt gewesen, in dem die Commercials insgesamt noch nie long gewesen sind. Da diese 4 Commercials für die gesamte und eigentliche Short-Position beim COMEX-Silber stehen, ist es gar nicht möglich, dass sie sich nicht absprechen, um den Silberpreis zu drücken. Taten zählen mehr als Worte.

Kommissar Chilton stimmt nicht mit meinen Kalkulationen überein und schreibt, die wahre Netto-Konzentration der großen vier Händler würde - selbst nach meinen Berechnungsmethoden - weniger als 72,5% bis 76% betragen. Auch wenn er nicht die exakte Zahl angibt, die von den Angestellten berechnet wurde, so schlussfolgere sich daraus dennoch ein viel niedrigeres Konzentrationsniveau als das von mir berechnete.
Ich würde entgegnen, dass Zahlen Zahlen sind und dass man gar nicht großartig schlussfolgern braucht. Ich möchte bezweifeln, dass der wahre Netto-Prozentsatz, den die Angestellten der Kommission berechnet haben, auch nur mehr als einen Prozentpunkt von meinem Ergebnis abweicht. Sie sollen einfach ihre Rechnung vorweisen und all diese Anspielungen unterlassen.

Und schließlich schlägt Kommissar Chilton die Einführung strikter Begrenzungen für spekulative Positionen vor, um dem Problem der Konzentration zu begegnen.

Darauf möchte ich antworten - Amen Bruder! Genauso wäre auch ich für öffentliche Anhörungen zu diesem Problem, für die sich Chilton ja auch ausspricht. Aber sich für etwas aussprechen und wirklich etwas tun, sind zwei verschiedene Sachen: Nur reden, bringt nichts! Auf Taten kommt es an.

Die Durchsetzung von strikten, legitimen Begrenzungen für spekulative Silber-Positionen ist die einzig richtige Lösung, mit der die Silbermanipulation beendet werden kann. Ironischerweise ist es eine Lösung, die ich der COMEX und der CFTC nun schon seit über zwanzig Jahren privat und in zahllosen Artikeln empfohlen habe. Legitime Begrenzungen für spekulative Positionen werden jede Form von Konzentration und Manipulation beheben und ausschließen.

Leider gibt es erhebliche Missverständnisse dahingehend, wofür eigentlich die strikten, legitimen Grenzen für spekulative Positionen gelten sollen. Fragen Sie doch einfach Aufsichtbehörden und Politiker, was sie nun wirklich mit strikten, legitimen Begrenzungen für spekulative Positionen meinen; Sie werden sehr schnell mitbekommen, dass es ihnen um Auflagen und Begrenzungen jener Spekulanten geht, die kaufen oder long gehen. Nie wird auch nur der leiseste Gedanke an die Begrenzung spekulativer Positionen auf der Verkäuferseite, auf der Short-Seite des Marktes, gehegt.

Beim Silber aber (und beim Gold) gibt es offenkundig keine Konzentration auf der Long-Seite der COMEX-Positionen - jedenfalls nicht, wenn man sie mit der Konzentration auf der Short-Seite vergleicht. Es gibt keinen berechtigten Hinweis darauf, dass die Silberpreise zu hoch sind. Und mit Sicherheit macht keines der Silberbergbauunternehmen große Gewinne - die meisten sind in den roten Zahlen. Es gibt keine erkennbare, physische Silberflut, die sich in den Markt ergießen würde, weil die Preise so hoch wären. Wenn es eine Flut gibt, dann eine der Käufe und nicht der Verkäufe. Die Zahl der Verkäufer ist zwar sehr gering, der Umfang ihrer Position ist jedoch sehr groß.

Da das Problem ganz eindeutig auf der Short-Seite existiert, benötigt eben diese Seite am dringendsten legitime Begrenzungen von spekulativen Positionen. Und genau an dieser Stelle krachen wir in die Straßensperren. Wir nennen die Spekulanten auf der Short-Seite nicht Spekulanten, sondern Commercials. Wir bezeichnen sie als Hedger, wo diese Großbanken doch ganz eindeutig spekulieren. Wir nennen sie Marktmacher, wo sie doch zocken und die laxe Aufsicht nutzen, um den Markt zu dominieren. Das ist kein Markt, das ist Schiebung.

Sollte Kommissar Chilton es ernst meinen mit strikten Begrenzungen für spekulative Positionen, dann müsste er sich zuerst jenem Irrsinn zuwenden, der es den Großbanken erlaubt, Absicherungsgeschäfte vorzugeben, wo sie doch ganz eindeutig Spekulation betreiben. Große Finanzinstitutionen, die spekulieren, sind das Grundübel aller unserer heutigen Wirtschaftsprobleme. In der Tat ist das, was wir bei der anhaltenden Silbermanipulation sehen, ein Mikrokosmos der wirtschaftlichen Probleme auf größerer, allgemeiner Ebene, nämlich der Mangel an seriöser Aufsicht und Anwendung des gesunden Menschenverstandes.

Die schlechte Nachricht ist, dass wir einsehen müssen, wie unwahrscheinlich es ist, dass die Aufsichtsbehörden jemals einschreiten und das Richtige tun werden. Die CFTC leugnet nun schon so lange, dass irgendetwas falsch läuft im Silbersektor, dass es ihnen jetzt unmöglich ist, das Gegenteil einzugestehen. Allerdings ist es wichtig, sie zu offiziellen Stellungnahmen zu bewegen, auch wenn von ihrer Seite nur Gerede kommt und keine Taten. Ich habe Ihnen versprochen, Sie würden würdige und ernsthafte Antworten bekommen würden, wenn Sie sich an die Aufsichtsbehörden und die gewählten Vertreter wenden. Mein Versprechen besteht immer noch, wie sich anhand der Antwort von Kommissar Chilton zeigt.

Die gute Nachricht ist, dass wir keine Aufsichtsbehörden brauchen, um die Manipulation zu beenden, auch wenn es deren Aufgabe wäre. Dieses anhaltende Verbrechen wird zu Ende gehen, auch wenn jene es ablehnen, ihren beruflichen Verpflichtungen nachzukommen. Real existierende, künstliche Preisdrückung und eine sich ausbildende Silberknappheit garantieren ein abruptes Ende der Manipulation. Und das zeigt sich umso mehr im Verhalten der Großen Shorts. So weit es geht, verringern sie natürlich ihre Bestände an Short-Positionen (COMEX plus OTC). Das sollte Ihnen zeigen, dass man bei den Shorts von viel höheren Preisen ausgeht, worauf sie sich jetzt vorbereiten. Im Gegensatz zu den Aufsichtsbehörden gibt es bei den Manipulatoren nur Taten und kein Gerede. Machen Sie es ihnen nach - kaufen Sie Silber.

Morgen wird es noch einen Artikel geben.


© » Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 31.03.2009 auf der Website » www.investmentrarities.com veröffentlicht.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Goldseiten.de