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Feedback zu meinem Artikel: "Warum hohe Aufschläge für Silber bezahlen?"

Dieser Artikel ist als weiterführende Antwort auf die Vielzahl von E-Mails gedacht, die mich nach der Veröffentlichung meines Artikels über hohe Aufschläge auf Silberprodukte im Einzelhandel erreicht haben. Unnütz zu sagen, dass nicht jeder mit meinen Ansichten übereinstimmte - und es war sogar die Mehrheit!

Aber vorweg möchte ich erwähnen, dass ich einen großen Edelmetallanbieter in London kontaktiert habe, mit dem ich schon in der Vergangenheit zusammenarbeitete. Wie auch die anderen Händler berichteten sie von einer hohen Nachfrage; auch sie kamen bei Silberprodukten (Barren) nicht um das Schild "Ausverkauft" herum. Ich stellte ihnen dann die naheliegende Frage "Haben wir eine Silberknappheit?", auf die sie antworteten: "Nicht alles glauben, was man liest und hört!".

Wie der Händler weiter zu berichten wusste, könnte er "tonnenweise" Silber bei der London Bullion Exchange bekommen; das Problem wäre nur, dass man es nicht schnell genug in Produkte umwandeln könnte, um der unerwartet hohen Nachfrage nachzukommen. Es soll nur gesagt sein, dass der London Bullion Market (im Gegensatz zur COMEX) ein außerbörslicher Großhandelsmarkt ist, der zur direkten, physischen Lieferung von Silber und Gold an Großkunden wie Zentralbanken, Raffinerien und Fabrikanten bestimmt ist. An diesem Markt bekommt man einen besseren Eindruck von der physischen Verfügbarkeit als an der COMEX. Die hier gehandelten Mengen fangen bei Minimum 50.000 Unzen an und allein im September wurden fast 144 Millionen Unzen zwischen den Marktteilnehmern transferiert.

Schaut man sich nun die täglichen Silber-Clearing-Statistiken der LBMA seit Januar 1997 an, so stellt man fest, dass die Durchschnittsmenge für Silbertransaktionen 144,93 Millionen Unzen beträgt. Die September-Daily-Rate September liegt also genau beim 12-Jahre-Durchschnitt. Gäbe es nun beim Silber eine echte Knappheit, würde diese Zahl, in meinem Verständnis, niedriger liegen. Einige Teilnehmer würden ihr Silber zurückhalten, weil sie sich denken können, dass eine Knappheit den Handel beeinträchtigt - oder sie würden es zurückhalten, da sie von zukünftig höheren Gewinnen ausgehen. Allerdings muss man auch sagen, dass Clearing-Mengen nicht gleich auf einen Angebotsengpass schließen lassen.

Die Zahl der täglichen Transfers zwischen den Marktteilnehmern lag im September bei 576, was weit über dem 12-Jahre-Durchschnitt von 374 liegt. Noch einmal: Gäbe es einen Angebotsengpass, so müsste man auch von geringeren Transaktionszahlen als die aktuellen ausgehen.

Jetzt möchte ich aber zu den verschiedenen Kommentaren und Fragen kommen, die ich von zahlreichen Lesern bekommen habe. Entschuldigung, aber ich konnte nicht jedem persönlich per E-Mail antworten, ich hoffe aber, dass jede Frage im Folgenden beantwortet werden kann.

Als erstes ging es um Investoren, denen nicht erlaubt wurde, sich an der COMEX physisch beliefern zu lassen, obwohl das in der Vergangenheit kein Problem gewesen ist. Ich denke, hier lautet die korrekte Erklärung, dass den großen Silberverbrauchern und -abnehmern (wie Industrie, Institutionen und ETFs) Vorrang bei der Belieferung gegeben wurde. Das bedeutet nicht, dass Silber insgesamt knapp ist (wie das LBMA-Beispiel oben zeigt), sondern wohl eher, dass jetzt potentiell eine künstliche Knappheit herbeigeführt wird. Bedenken Sie ein Szenario, bei dem sich die Auffassung durchsetzt, eine Knappheit würde beim Silber anstehen, wobei sich dann der klassische Fall einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung einstellt, da die Leute so schnell wie möglich an die Lagerbestände wollen. Ich denke, die aktuellen Entwicklungen spiegeln teilweise eine solche Situation wider. Das gilt aber nur für 1.000 oz-Stückelungen, bei allem anderen haben wir es mit einer richtigen Knappheit zu tun, was auf Engpässe in den Raffinerien/ Prägeanstalten zurückgeht.

Dann wurde darauf hingewiesen, dass es nur sehr wenig oder gar kein Silber in den ETFs gäbe, was auch das Argument einer Knappheit untermauern würde. Aber was soll ich dahingehend sagen? Barclays hat die Seriennummern all dieser Barren freigegeben, als Antwort auf derartige Beschuldigungen - aber das scheint nicht jeden umgestimmt zu haben. Wenn eine Person erst alle Lagereinrichtungen besucht haben muss, um vollständig überzeugt zu sein, dann kann ich diese Person auch nicht mit Worten überzeugen!

Denjenigen, die sagen, die COMEX sei in punkto Preisfindung eine Schwindelbörse - 9 $ oder Ähnliches würden nicht den wahren Preis widerspiegeln, kann ich nur Folgendes entgegnen: Haben Sie sich genauso echauffiert, als Silber an der COMEX bei 21 $ gehandelt wurde?

Ein Leser meinte, dass es manchen Käufern nicht wichtig sei, Silber zu hohen Aufschlägen zu beziehen, da sie den wirtschaftlichen Zusammenbruch kommen sehen und solche Münzen dann das vielleicht das einzig verbleibende Tauschgut oder Zahlungsmittel seien. Das Argument lasse ich gelten, wenn Sie an ein solches Szenario glauben. Ich habe immer empfohlen, Gold und Silber "für den Fall der Fälle" zu besitzen, ich akzeptiere also Ihr Argument, Sir!

In einem ähnlichen Zusammenhang hieß es: Wenn man keine Aufschläge zahlt, bekommt man auch kein Silber. Das stimmt, aber wie ich schon geschrieben habe, werden Sie mittelfristig Verlust machen, sollte Silber nicht schnell über 25 $ steigen. Sie müssen Ihr Preisziel festsetzen und mit den Konsequenzen leben - im Guten wie im Schlechten. Sollte die echte Knappheit kommen, dann wäre es gar nicht so schlecht gewesen einen 50%igen Aufschlag auf 10 $ gezahlt zu haben - das sehe ich ein.

Eine andere Person fragte mich wiederum, warum die Produzenten für den Einzelhandel nicht einfach die Produktion hochfahren, um von diesen hohen Aufschlägen zu profitieren? Die Antwort ist zweigeteilt: Erstens lassen Produktionssteigerungen die Aufschläge zurückgehen, da mehr Einheiten auf den Markt kommen. Das würde die eigentlichen Absichten der Produzenten zunichte machen. Zweitens haben die Produzenten für den Einzelhandel ihre Risiko-Nutzen-Modelle, und die Unkosten für zusätzliche Maschinen und Arbeitskräfte werden als unklug erachtet, denn wenn die Zeit der hohen Nachfrage vorüber ist, stehen sie vor unbenutzter Ausrüstung und nicht ausgelasteten Arbeitskräften.

Und hier kommt ein interessanter Gedanke, der von einigen Leuten kam. Einen Grund, warum die Aufschläge so hoch sind, vermuteten sie darin, dass Microsoft live.com eine Cashback-Werbeaktion auf bestimmte eBay-Artikel laufen hatte, bei der es bis zu 30% Rabatt auf den Sofort-Kaufen-Preis gab. Das bedeutete, dass die Interessenten auch gerne höhere Preise akzeptierten, weil sie wussten, dass sie im Endeffekt vielleicht trotzdem nicht mehr als 10% oder weniger draufzahlen mussten. Ich kann nun nicht genau sagen, wie stark die Nachfrage nach kleinen Silbermengen von eBay beeinflusst wird und inwieweit das am Ende die Aufschläge im Einzelhandel bestimmt; sollte der Einfluss aber erheblich sein, muss man zu dem Schluss gelangen, dass die Aufschläge nicht wegen einer Silberknappheit so hoch sind, sondern wegen einer vorübergehenden Cashback-Aktion von Microsoft! Wäre dieser Einfluss auf der anderen Seite nur minimal, so würde es das eigentliche Argument kaum beeinflussen.

Ein anderer Leser schrieb, die Aufschläge würden auch bei Preisanstiegen genauso hoch bleiben. Und deswegen würde man den anfänglichen Aufschlag auch wieder reinholen - und sogar noch mehr. Guter Gedanke, aber wie stichhaltig ist diese Behauptung? Ich habe schon vor einiger Zeit einen Chart gemacht, der die Aufschläge für America Silver Eagles auflistet, die nach der 2006er Silberpreisspitze verlangt wurden - eine Szenario, das dem heutigen gleicht. Den Chart finden Sie unten.

Die schwarze Linie bezeichnet den Abschlag oder dem Aufschlag, der für SAEs verlangt wurde; dem wird der Kassapreis (rote Linie) gegenübergestellt. Wenn die Zahlen negativ sind, wurden die Eagles unter dem Kassapreis verkauft, wenn sie positiv sind, dann gab es hier einen Aufschlag. Wenn der Silberpreis also steigt, dann fallen die Aufschläge für gewöhnlich, in Phasen sinkender Preise können wir steigende Aufschläge beobachten. Das ist eine ganz natürliche Angelegenheit. Wenn der Silberpreis eine Talsohle erreicht, dann kommen Anleger reihenweise, um Silber zu niedrigen Preisen abzufassen. Die Nachfrage steigt rapide an und die Aufschläge gehen nach oben. Wenn Silber steigt und der Trend sich gefestigt hat, nimmt die Anzahl der Käufe insgesamt ab und erstreckt sich über einen längeren Zeitraum.

Schaue ich mir dieses Diagramm an, kann ich keinerlei Hinweise darauf entdecken, dass die Aufschläge immer gleich bleiben müssen. Es muss also an dieser Stelle gesagt werden, dass man die in Dollar gezahlten Aufschläge wieder gutmachen kann - prozentual allerdings nicht. Das heißt also auch, dass Sie bestenfalls Ihren Aufschlag zurückbekommen könnten, Ihr Investitionsgewinn aber bei fast Null liegt.

Ich hoffe, damit konnten einige Fragen beantwortet werden; Sie können gerne erneut nachfragen und verteufeln Sie mich nicht.


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© Roland Watson

Dieser Artikel wurde am 18. Dezember 2008 auf www.silverseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: goldseiten.de