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COT-Extreme

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich im Detail zum Commitment of Traders Report (COT) Stellung genommen habe. Das liegt daran, dass andere Probleme besprochen werden mussten. Und ich weiß auch, dass viele dieses Thema verwirrend finden. In letzter Zeit ist es aber zu Entwicklungen gekommen, die noch einmal angesprochen werden sollten.

Seit Jahren, Stammleser wissen das, analysiere ich den COT ganz genau und schreibe über ihn. Für mich ist dieser Bericht von unschätzbarem Wert. Dieser wöchentlich erscheinende Bericht der CFTC sagt uns, wer bei allen US-Futures und Optionen auf Futures gerade gekauft und verkauft hat. Der Bericht nennt uns jedoch "diejenigen" nicht beim Namen, aber er bietet dafür 3 breit angelegte Kategorien - die großen Commercials, die Non-Commercials und jene, die nicht Bericht erstatten müssen (Non-Reportable). Die zwei großen Kategorien müssen ihre Positionen quasi täglich an die CFTC melden, sobald eine minimale Kontraktmenge erreicht ist. Die Angaben für die Kategorie "Non-Reportable" nach dem Prinzip "alle anderen" - also nach dem Rückschlussprinzip errechnet; alle angegebenen Händlerpositionen werden dem Open Interest gegenübergestellt.

Speziell in den COMEX-Märkten für Silber und Gold setzen sich die Non-Commercials aus großen Spekulanten (large speculators) zusammen, zu denen bestimmte Hedge Fonds zählen, die Futures-Kontrakte auf technischer Preisbasis handeln (Techfonds). Die Kategorie der Commercials setzt sich hauptsächlich aus Finanzinstitutionen zusammen (Banken, die spekulieren). Häufig wird angenommen, dass sich die Kategorie der Commercials hauptsächlich aus großen Gold- und Silberproduzenten sowie Verbrauchern zusammensetzt, die sich hier legitim absichern und "Hedging" betreiben. Und so sollte es eigentlich auch funktionieren, aber aus Erfahrung weiß ich, dass dies im Allgemeinen nicht der Fall ist. Die Kategorie der Non-Reportables setzt sich gleichzeitig aus Händlern, Spekulanten und jenen zusammen, die Absicherungsgeschäfte betreiben. Sie fallen alle unter die Schwelle, ab der man Bericht erstatten muss (150 Kontrakte beim Silber und 200 Kontrakte beim Gold).

Eine COT-Analyse ist deshalb sinnvoll, weil man hier prüfen kann, ob die Marktstruktur preislich entweder zu stark nach oben oder unten ausgerichtet ist. Man macht das, indem man versucht, jene Punkte festzustellen, an denen sich die Positionen der einzelnen Kategorien auf historischen Höchstständen befinden - entweder auf der Long- oder der Short-Seite - worauf wahrscheinlich eine Umkehr im Markt stattfinden wird. Über den Daumen gepeilt kann man sagen, dass die Non-Commercials und die Non-Reportables zusammen gegen die Commercials stehen. Mit einfachen Worten ausgedrückt: Wenn die Non-Commercials und die Non-Reportables extrem long sind und die Commercials extrem short, dann ist ein großer Sell-Off wahrscheinlich. Wenn die Kategorien der Non-Commercials und der Non-Reportables sehr niedrige Stände bei den Long-Position haben und die Commercials auf historisch niedrigem Short-Niveau sind, dann ist eine große Markterholung möglich.

Diese Bemessungsmetode anhand des COTs hat sich über die Jahre als sehr verlässlich herausgestellt - auch wenn sie noch weit davon entfernt ist, perfekt zu sein. Diese Methode hatte in der Tat besondere Schwachstellen aufgewiesen, als das Ausmaß des jüngsten Preiseinbruchs beim Silber und Gold bestimmt werden sollte. Als der COT zum Beispiel im August bei einem Silberpreis von 16 $ förmlich "Kaufen" schrie, fiel der Preis dennoch unter 9 $. Damit stellt sich die legitime Frage, ob man einem solchen Indikator noch Glauben schenken kann, wenn er soweit daneben lag. Für mich ist das eine Frage der Art, ob Demokratie die beste Regierungsform sei. Dann nennen Sie mir erst mal eine Alternative!

Die Frage nach der Legitimität von COT-Analysen berührt das fast schon sture Wesen eben dieses Indikators - er ist nämlich ein "Friss-Oder-Stirb-Indikator". Wenn der COT "Kaufen" sagt, dann wird er solange nicht "Verkaufen" sagen, bis die Verhältnisse (Positionen) in den jeweiligen Kategorien in die andere Richtung, zum anderen Extrem gewechselt haben. Dahingehend ist die COT-Methode nicht preisgesteuert, sondern strukturgesteuert. Das bedeutet wiederum, dass die COT-Methode hinsichtlich des Preises "falsch" sein kann, wohingegen sie hinsichtlich der Struktur eben nicht falsch ist. Es kann also mit anderen Worten manchmal passieren, dass die exakte Talsohle oder das exakte Markthoch preislich und zeitlich zum Teil weit verfehlt werden. So auch wie das "Kaufen" bei 16 $, wonach es stark - bis auf 9 $ - nach unten ging. (Der einzige Weg, die dem COT anhaftenden Schwachstellen auszugleichen, führt über das Was? und das Wie? wir kaufen - echtes Metall, gegen Bares, ohne Margin.)

Die Marktstruktur für Silber und Gold sagt seit Monaten "Kaufen". Während der ganzen Zeit, als Silber fiel. Die COTs sind jetzt für Gold und Silber tatsächlich bullischer - in vielen wichtigen Unterkategorien - als sie es seit Jahren gewesen sind. Aber was sind denn vor diesem Hintergrund die neuen Entwicklungen, die ich gleich zu Anfang des Artikels erwähnt habe? Ich will Ihnen meine Schlussfolgerung gleich vorab präsentieren - ich bin schockiert, in welchem Ausmaß die Großen Shorts jede erdenkliche Long-Position beim Silber und Gold liquidiert haben. Positionen, die von den Händlern in den Kategorien der Non-Commercials und Non-Reportable gehalten wurden.

Die Großen Shorts haben es vor Kurzem sogar geschafft, einige große Silber-Long-Positionen anderer Commercials zu liquidieren (die der Raptoren), welche in Form von Spread-Positionen Long Silber/ Short Gold gehalten wurden. Vor etwa einem Monat habe ich ungewöhnliche Liquidierungen von Silber-Long-Positionen der Raptoren über einen Zeitraum von zwei Wochen beobachtet - diese beliefen sich auf ca. 8000 Kontrakte (40 Millionen Unzen). Es ist deshalb so ungewöhnlich, weil ich es noch nie gesehen habe, dass Raptoren (die kleineren Händler unter den Commercials, welche nicht zu den acht Größten zählen) Long-Positionen bei Preisrückgängen liquidieren. Eine Weile lang begriff ich nicht, warum so viele verschiedene Händler plötzlich ihre Positionen, die sie so lange gehalten hatten, liquidierten. Dann dämmerte es mir (während einer Unterhaltung mit Izzy), dass es etwas mit Liquidierungen von Silber/Gold-Spreads zu tun haben muss, ausgelöst durch Änderungen bei den Margins und/ oder den erforderlichen Sicherheiten für Margins. Diese Änderungen wurden durch die Großen Shorts selbst diktiert, die zweifellos auch für das Clearing der Konten der Raptoren zuständig sind. Zum aller ersten Mal wurden die Raptoren von den Großen Shorts (sprich JP Morgan) gezwungen, Spread-Positionen Long Silber/ Short Gold zu liquidieren. Soviel zum Ausputz bei den Silber-Long-Positionen.

Der jüngste COT-Bericht, nach Schlussstand vom 25.November, zeigte weitere, schockierende Liquidierungen von Spreads Long Silber/ Short Gold, diesmal ausgehend von der Kategorie der Non-Commercials. Ungefähr 15 verschiedene Händler unter den Non-Commercials liquidierten mindestens 5000 zusätzliche Spreads Long Silber/ Short Gold. Ich würde einmal sagen, es lassen sich 15 separate Konten nur dann übereinstimmend in eine Richtung bewegen, wenn man die Händler dazu zwingt. Und genau wie bei den vorhergehenden Zwangsliquidierungen von Spread-Positionen durch Raptoren, lag auch jetzt die einzige Möglichkeit, sie dazu zu zwingen, bei radikalen Veränderungen der erforderlich Sicherheiten für Margins. Wer kann über radikale Veränderungen der Sicherheiten für Margin-Konten entscheiden? Es ist der wichtigste Broker, der diese Konten unterhält und für deren Clearing (Garantien) zuständig ist (sprich JP Morgan).

Das bedeutet, dass neue und beispiellose Anstrengungen unternommen wurden, die Long-Silber-Bestände aller Konten, die nicht den Großen Shorts gehören, unter Zwang zu liquidieren. Diese Shorts greifen auf Tricks zurück, die sie nie zuvor angewendet hatten. Die COTs waren ohnehin schon heftigst bullisch, noch bevor es zu diesen eklatanten Zwangsliquidierungen der Silber/Gold-Spreads kam. Was kommt nach heftigst bullisch? All das sollte Ihnen zu denken geben. Warum ist der Große Short so darauf aus, jede Long-Position zu liquidieren, die er nicht selbst hält? Die Antwort müsste klar sein. Weil er die wahre Silber-Story kennt und weil die Preise bald diese Tatsachen widerspiegeln werden. Er ist entschlossen, so viel Silber wie möglich zu kaufen - und das mit allen erdenklichen Mitteln. Das sollten Sie auch. Die Tatsache, dass der Große Short beim Silber so viele Liquidierungen wie möglich erzwingt, sollte Ihre Entschlossenheit, eigenes Silber zu besitzen nur noch verstärken.

Gerade als ich diesen Artikel fertig hatte, erhielt ich eine E-Mail von der CFTC, in der es um die Silbermanipulation ging, die sie vermutlich betreiben. Andere Leser haben mir Kopien derselben Muster-E-Mail geschickt. Die CFTC sendet mir, zum aller ersten Mal, einen Schreiben, in dem sie mich um Information zur Manipulation im Silbersektor bittet - nachdem ich sie in den vergangenen 23 Jahren bei vielen Hunderten Gelegenheiten kontaktiert habe. Machen die Witze? Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 02.12.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: goldseiten.de