StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Silber (Archiv):

2006

2007

2008

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Silber-Argumente
Von Ulrich Heil
2008-09-11

Einleitung
Es gibt in Deutschland ca. 10 Mio. Fonds- und Aktienanleger, es werden weniger. Angeblich sollen 0,3% der
Haushalte in Deutschland Anfang 2007 Vermögen in physischem Gold angelegt haben. In der Schweiz sollen
es deutlich mehr sein. Und Silber?
Silber ist alltäglich, Silber ist banal. Will man harte, belastbare Fakten haben, um es als Anlageinstrument zu
bewerten, kommt zunächst jede Menge Nebel. Die Finanzindustrie beobachtet zunehmend Silber mit dem
Ziel, leichtes Silber zu handeln, also „Papier-Silber“, „virtuelles Silber“ oder sogar „gehebeltes virtuelles
Silber“. Hier geht es um schweres Silber, also physisches.
Mit großem Interesse habe ich die „20 Gründe für ein Investment in Silber“ von Gerhard Nadolny, Oktober
2007, gelesen, bedanke mich hiermit für die Anregungen und möchte diese hiermit kurz kommentieren und
ergänzen.
Hierbei ist die Perspektive eines Anlegers mit folgenden Erwartungen und Zielen angenommen:
- Anlagehorizont 10 – 15 Jahre
- Liquidierbarkeit kurzfristig in Teilen oder vollständig
- Kostenoptimierung (MWSt., Lager-, Versicherungskosten, etc.)
- Klare „Heavy-Metall-Präferenz“

1. Aspekt - In der Phase „Winter“ des Kontratieff-Zykluses sei Gold und Silber die beste Investition
Kommentar:
Sicher eine gute Investition, aber wirklich die beste? Das klingt dogmatisch. Ein guter Investor ist polypragmatisch,
niemals dogmatisch. Es ist durchaus denkbar, daß es bessere Investitionen gibt.
Beispiele: Weinberge, Wasserquellen, Tropische Hölzer, Ölquellen in sicheren Ländern, Anteile an einer
Lotteriegesellschaft, eine Kampfhundzucht, Anteile an einer Disco und einem Gehörgeräte-Akustiker oder
eine gute Kombination davon.
Allerdings sind physische Edelmetall-Märkte eher speziell und auch oft eng. Sie erfordern eine gewisse
Expertise, die normale Leute derzeit nicht haben. Der Aufwand ein hinlänglich hohes Wissensniveau zu
erlangen, ist überschaubar. Man muß, je nach Vorwissen, nur so viel Zeit investieren wie zum Erwerb
einer Haushalts-Spülmaschine, daß man nicht überteuerte, in Silber nachgebildete Sammler-Briefmarken
mit 2000% Aufgeld sich zulegt. So ein Zeug gab es in der letzten Silberhausse 1979/80. Damit weiß man
jedoch noch sehr wenig über das Timing und gar nichts über spezielle Gebiete wie Minenaktien. Wie die
letzten Monate gezeigt haben, kann man dann immer noch satte 50% Verluste real erzielen.
Der Kontratieff-Zyklus, vorausgesetzt, daß es ihn überhaupt gibt, ist ganz sicher nicht so wie der letzte.
Die größte Hürde und Grenzen sind wie immer die eigenen Denk- und Handlungsgewohnheiten.

2. Aspekt - Silber habe eine monetäre und industrielle Bedeutung
Kommentar:
Monetäre Aspekte: Münzprägung,
2006, ca. 310 t
2007, ca. 281 t
Das ist von der Größenordnung ca. 1% der gesamten Nachfrage. Psychologisch ist Silber immer noch ein
werthaltiges Münzmetall.
Allerdings: Silber ist im Gegensatz zu Gold eher zu fälschen, da es derzeit billigere Metalle gibt, die ein
höheres spezifisches Gewicht haben. Die Farbe des Silbers ist für Laien nicht besonders charakteristisch
im Gegensatz zu der von Gold. Das Fälschen von Münzen durch Verwendung billigerer Metalle ist
aufwendig, da Abmessungen und Gewicht einfach hinreichend genau zu bestimmen sind; zudem kann
der Klang geprüft werden. Sie benötigen lediglich ein Referenz-Objekt.
Bei den 1000 oz. Silberbarren aus Kasachstan habe ich trotz namhafter Prägestempel immer noch Rest-
Zweifel, solange solche Barren nicht mal ab und zu probehalber eingeschmolzen und analysiert werden.
Die Kosten für eine Fälschung sind leider nicht prohibitiv hoch. Eine Fälschung wäre hier deutlich
lukrativer als bei Münzen.
Industrie1:
Traditionelle Anwendungen:

- Fotographie (größter Anteil mit Abstand, sinkt stetig)
- Legierungen (zum Teil kostensensitiv)
- Spiegel-Reflektionsglas
- Medizinische Anwendungen (z.B. als kolloidales Silber2 ist interessant als alternatives
Antibiotikum, aber es braucht nur sehr kleine Mengen)
Es gibt viele neue Anwendungen, die sich erst noch entwickeln, hier die wichtigsten:
- Holzschutz
- Substitution von Blei in Lötzinn, wegen Reduzierung der Umweltbelastung
- Solarpanels
- Wasseraufbereitung
- Batterien (die „Killerapplikation“ der 80ziger und 90ziger Jahre, Stand heute: lau, wird wieder mal
belebt)
- Chemische Entgiftung
- Lebensmittelhygiene
- Transformatoren (noch in der Forschungsphase, hohes Potential)
- Plasmabildschirme
- Farben zum Ausdruck von Fotos
- RFID, oft als derzeitige „Killerapplikation“ mit stark wachsendem Verbrauch gehandelt, Bedarf ist
eher ernüchternd: Schätzung für 2017: 9,04 Mio oz3
Diese neuen Entwicklungen brauchen Zeit, deutlich mehr Zeit als man euphorisch zunächst schätzt.
Deren Anteil ist an der Gesamtnachfrage derzeit und die nächsten 5-7 Jahre eher gering.
Nicht alle technischen Entwicklungen führen zu einem Mehrverbrauch: Im 20. Jahrhundert wurde Silber
im Preis auch deswegen deutlich billiger, da Silber durch korrosionsfesten Edelstahl in vielen
Anwendungen substituiert wurde. Der Niedergang dauerte Jahrzehnte.
Die Geschichte der industriellen Edelmetalle ist immer auch eine Substitutions-Story.
Derzeit wird geht der jahrzehntelang dominierende Fotografie-Bedarf runter, verdeckt den Mehrverbrauch
in anderen Bereichen.

3. Aspekt - Silber sei fern vom Allzeithoch, was über 1000 USD pro Unze (1744) inflationsbereinigt
gewesen sein soll.
Kommentar:
Das sind Anker, die für jemanden, der eine erwartete Restlebenserwartung von weniger als 50 Jahren
hat, praktisch irrelevant sind. Zudem ist eine Projektion von heutigen USD, auf das Jahr 1744 theoretisch
machbar, aber nicht trivial. Zudem sagt es nichts über den „richtigen“ Preis aus. Der „richtige“ Preis ist im
Zweifel, wenn man verkaufen muß, also immer der Ankaufspreis von Käufern, auch wenn der Preis
„manipuliert“ ist.

4. Aspekt - Langfristiges Gold-Silberverhältnis von 1:31, daher hat Silber ein mindestens doppelt so hohes
Potential
Kommentar:
Ebenso könnte man das Verhältnis von ca. 1:17,5 vorbringen, die relativen Häufigkeiten der Metalle in der
Erdkruste. Es gibt ein Potential der Remonetarisierung des Silbers. Allerdings ist das ein Prozeß der
länger andauern wird.
Das Verhältnis hängt immer von Angebot und Nachfrage ab. Der Silbermarkt und der Goldmarkt sind
etwas verschieden, sie korrelieren, wobei Silber deutlich stärkere Schwankungen hat. Solche Verhältnisse
1 Quantitative Details dazu: The Silver Book 2008, www.virtualmetals.co.uk/pdf/FS080100.pdf und
www.silber.de/anwendungen_von_silber.html
2 Guter Überblick in: Kühni/von Holst: Kolloidales Silber als Medizin, 2007
3 Fortis/VM Group, The silver book, January 2008
könnte man für beliebige Kombinationen bilden, interessant sind auch: Gold/Silber/Kupfer,
Silber/Strom[kWh], Silber/Erdöl[Barrel], Silber/DJ Index oder Silber/Mensch4.

5. Aspekt - Silber sei knapper als Gold.
Kommentar:
Auf einem besseren Großstadtflohmarkt in Deutschland wird immer noch mehr, mengen- und wertmäßig,
mit Silber umgesetzt als mit Gold.
Es waren bisher immer bestimmte Warengruppen knapp. Oft sind es die Silbermünzen, manchmal
Barren, eher selten Granulate. Seit einem Jahr scheinen die kleinen Einheiten knapp zu sein. Frisch
geprägte Münzen in nennenswerten Mengen, sind fast immer knapp; es werden relativ große Aufgelder
bezahlt, die in der letzten Zeit sogar zunehmen. Man muß sich immer vor Augen halten, daß Münzen
derzeit gerade mal ca. 1% des Marktes ausmachen. Wenn also von einer Silber-Münzen-Knappheit im
Internet gesprochen wird, ist das nichts besonderes, es gehört zum Geschäft der Hersteller keine großen
Mengen auf Lager zu produzieren.

6. Aspekt - Silber diene neben Gold zur Absicherung gegen Geldentwertung.
Kommentar:
Es gibt sehr viele Dinge, die sich dazu eignen: Alle lagerfähigen Metalle, die eine strategische Bedeutung
haben, Wald, landwirtschaftliche Flächen, günstiges Brachland, Olivenbäume, Weinberge,
Wasserquellen, vermietete Immobilien in guter Lage, Geothermie-Anlagen in Ballungsgebieten,
Samenbanken, …
Silber verursacht nicht unwesentlich Lagerkosten, Kosten für Versicherung etc., ca. 1-2% p.a.

7. Aspekt - Die Nachfrage der Industrie steige.
Kommentar:
Sie steigt langsam. Die Betonung liegt auf langsam. Wenn der Silberpreis stark steigt, fällt die Nachfrage
sogar.
Relativ neu dabei: Platin in Abgas-Katalysatoren soll demnächst durch Silber substituiert werden. Es gibt
viele verschiedene Anwendungen. Jede einzelne Anwendung benötigt einige Tonnen. Es gibt keine
Anwendung, welche die Nachfrage nach Silber schnell und stark treiben würde, wie es bei Palladium bei
der Einführung der Autoabgaskatalysatoren war. Selbst die Nachfrage nach RFID ist allein für sich
genommen heute noch eher untergeordnet. Ein neues Münzsammel-Programm hat heute immer noch
mehr Einfluß als RFID.
Übrigens, in jedem Auto soll angeblich derzeit im Mittel 1 oz. Silber verbaut sein.

8. Aspekt - Die Nachfrage wegen Wertaufbewahrung wachse.
Kommentar:
Unter der Annahme, daß jemand ab 1.000 oz. in physischem Silber als Silberanleger definiert werden
kann, gibt es im deutschsprachigen Raum nicht viele davon, aber es sind deutlich mehr als 1.000. Ich
schätze diese Anzahl auf netto derzeit auf ca. 4.000 Anleger, Tendenz langsam steigend. Vielleicht ist der
Ansatz zu vorsichtig.
Die Firma Novartis hat vor ca. 2 Jahren beschlossen ca. 10 % der Pensionsrückstellungen in
Edelmetallen anzulegen, darunter ist auch Silber.
Es gibt die Silber-ETF. Diese haben den Silberpreis wahrscheinlich zunächst auch steigen lassen. Sie
wurden bejubelt. Die ETF-Vorräte können offiziell oder auch inoffiziell auch verliehen werden und zur
Preissenkung verwendet werden. Übrigens: Große Silbermengen an zentraler Stelle gelagert, können im
Krisenfall durch die Regierung kostengünstig übernommen werden.5
4 Jürgen Müller: Silberförderung pro Erdbewohner:
http://www.goldseiten.de/content/kolumnen/artikel.php?storyid=8058
5 Wirtschaftssicherungsstellungsverordnung in Dtld. vom 12.08.2004. Wenn Sie davon nichts mitbekommen haben
sollten, ein Hinweis: Die Olympiade in Athen begann einen Tag später.
Noch ein wichtiger Hinweis zu ETF: Für mich ist das „schweres Silber light“.
Das ist die finanztechnische Umsetzung von Schrödingers Katze, von der man auch nicht weiß, ob sie in
der abschlossenen schwarzen Kiste tot oder lebendig ist, das ist also durch die Finanzindustrie
angewandte Quantenphysik. Falls Sie es jetzt nicht ganz verstehen, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Diese Konstruktionen sollen von den Initiatoren nicht in der Vollständigkeit verstanden werden. Sonst
käme man als pragmatischer Anleger auf risikoärmere und kostengünstigere Varianten.
Überlegen Sie mal, wohin die schwere und leichte Komponente wandert, wenn es Probleme gibt. Es ist
natürlich nicht immer so, daß sie die leichte Komponente bekommen, das wäre zu einfach. Kleiner
Schönheitsfehler: Nachdem Sie dort Geld eingezahlt haben, haben sie die Kontroll- und Gestaltungs-
Initiative weitgehend abgegeben. Das ganze kann man auch durchaus als asymmetrische Kriegsführung
betrachten. Sehen Sie zu, daß Sie am längeren Hebel sitzen.

9. Aspekt - Das Silberangebot sei rückläufig.
Kommentar:
Hier die Angebote
Silver Institute: 2006: 913,7 Mio oz; 2007: 894,5 Mio oz;
Fortis: 2006: 1102 Mio oz; 2007: 1097 Mio oz;
Die Datenunschärfen sind viel größer als der mögliche Rückgang. Gut greifbar sind die Zahlen der Minen,
die des Recyclings und der sonstigen Umschichtungen sind eher spekulativ.

10. Aspekt - Das Silberdefizit steige. Reserven und Recourcen der Silberminen hätten eine Restlaufzeit von
15-20 Jahren.
Kommentar:
Aus einschlägigen Publikationen (Fortis/VM Group, The silver book, January 2008) geht hervor, daß das
statistische Überangebot von 2002 bis 2007 von 4053 t auf 7315 t gestiegen ist. Dabei sind die seit 2006
als Käufer auftretenden ETF bereits auf der Nachfrageseite berücksichtigt. Leider ist es für mich
schwierig, diese Zahlen zu prüfen.
Diese Zahlen stehen im krassen Widerspruch zu den vom Silver Institute veröffentlichten Zahlen:
Hier ist für 2008 von einem leichten Überangebot die Rede, was immer das auch bedeutet.
Dieses Argument betrifft vor allem das Silber aus den Primärminen, welche nur ca. 1/3 der Förderung
ausmachen. Der Rest der Förderung kommt aus Sekundärminen, also Blei-, Zinn-, Kupfer-, Gold-, und
anderen Minen, die Silber als Kuppelprodukt fördern.
Die Restlaufzeit oder Reichweite ist eine finanz-theoretische Größe, die von verschiedenen Parametern
abhängt wie: Langfristig geschätzter Absatzpreis, Explorationskosten, variable Förderkosten pro Unze,
Fixe Förderkosten, Steuern, Bewertung von Risiken und sehr wichtig: verwendete Zinssätze zum
Diskontieren der Zahlungsflüsse.
Sobald der Silberpreis mittelfristig steigt, werden tendenziell auch Minen rentabel, die bisher jenseits der
Grenzkosten operieren würden.
Beispiele für die relative Irrelevanz dieses Argumentes in einer dynamischen Umwelt: Die Voraussagen
des Club of Rome für verschiedene Rohstoffe Mitte der 70ziger Jahre. Die meisten Rohstoffe müßten
demnach längst viel knapper sein.
Die Restlaufzeiten sind dynamische Größen. Sie weisen zwar kurz- und mittelfristig Trends aus, haben
aber langfristig immer wieder Trendbrüche. Derzeit ist mir kein relevanter Minen-Rohstoff bekannt,
welcher ausgegangen ist oder kurz davor steht auszugehen. Falls ich Unrecht haben sollte, kontaktieren
Sie mich bitte umgehend. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem wichtigen, lagerfähigen
Grundstoff, der die nächsten Jahre ausgehen wird.
Vergleich Erdöl: soll 1919 eine Reichweite von weniger als 20 Jahren gehabt haben;
1940: 21 Jahre, 1960: 38 Jahre, 1998: 40 Jahre, 2003: 46 Jahre6.
6 Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V., Reserven und Ressourcen, Potenziale für die zukünftige Erdgasund
Erdölversorgung.

11. Aspekt - Laut Izzy Friedmann würde Silber immer steigen, solange es nicht künstlich hergestellt werden
könne.
Kommentar:
Ein einfaches nominales Steigen ist nicht aussagekräftig, wenn die Bezugsgröße, hier USD oder Euro,
kontinuierlich durch Inflation der Geldmenge Wert verliert.
Eine künstliche Herstellung beispielsweise durch Kernspaltung, ist möglich, sie ist jedoch extrem teuer.
Wahrscheinlich billiger wäre es, Silber von einem Nachbarplaneten zu holen, das erscheint aber die
nächsten 50 Erdjahre fast ausgeschlossen, zumindest ist es mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit nicht wirtschaftlich.
Besonders nachdenkenswert:
Die Silbervorkommen sind eher oberflächennah, während die Goldvorkommen in der Erdkruste mit
der Tiefe zunehmen. Per Satellitentechnik könnte man bestehende Silbervorkommen eher finden als
Goldvorkommen. Das könnte bedeuten, daß die bestehenden leicht ausbeutbaren Reserven bei Silber
längst abgebaut wurden oder gerade abgebaut werden. Ein mögliches Indiz dazu: Das Silber/Gold
Mengenverhältnis der Förderung ist deutlich kleiner (ca. 8:1) als das Silber/Gold Verhältnis in der relativen
Häufigkeit 15-20:1.
Offene Fragen dabei: Gibt es wirtschaftlich ausbeutbare Silbervorkommen auf Grönland, in der Antarktis,
auf dem Meeresboden?
Vermutung: Es gibt möglicherweise hydrothermale Quellen im Meer, die Silberminerale ausscheiden.
Die Abbaukosten wären allerdings recht hoch. Sollten tatsächlich die in den 80ziger Jahren so
propagierten Manganknollen tatsächlich gefördert werden, wäre wenigstens ein Teil der Technik da, um
auch Silber zu fördern. Wird aber mindestens 10 Jahre dauern, bis das relevant sein könnte.
Folgende Waren steigen potentiell auch immerfort, wenn die Weltbevölkerung zunimmt;
Sauberes Trinkwasser, ein großer Haufen rostiger Fahrräder, ein Schiffscontainer voller Kuckucksuhren
aus Tropenholz, eine gut erhaltende Pirelli-Kalender-Sammlung oder ein original verpackter 286 PC, wie
sie manche günstig einkaufende Behörden in ihren Kellern noch haben sollen.

12. Aspekt - Dollar und Schuldensystem seien am Ende. Nur in Gold und Silber könne man seine Werte
inflationssicher aufbewahren.
Kommentar:
Der USD wurde schon öfter totgesagt (1931/33, 1968/73, 1979, 2007/8). Irgendwann wird es eine
Neuordnung geben. Es ist keine Katastrophe, es ist etwas völlig normales. Die letzte in Deutschland war
übrigens 1989/90. Es kann in zwölf Monaten sein, in zwei Jahren oder erst in zwölf Jahren. Eine
Neuordnung kann bedeuten, daß großzügig eine handbreit Nullen abgestrichen werden und es dann
einfach mit neuen Weizen-Kranz- oder Panda-Logos, statt ernst dreinschauenden Männern oder Brücken,
die ins Nichts führen, weitergeht. Es ist durchaus vorstellbar, daß man dann Werte in das neue System
transferieren kann. Renten, Lebensversicherungen, Papierwerte werden allerdings auf ein
(un)erträgliches Maß gesundgeschrumpft sein. Auch das ist vollkommen üblich, keine Überraschungen
also.
Ich denke, daß vielen „Normalanlegern“ inzwischen klar sein dürfte, daß eine „sichere“ Bundesobligation,
die mit 5% vor Ertragssteuern und vor inoffiziellen Substanzsteuern (auch als „Inflationsrate“ bekannt)
verzinst wird, real recht schwindsüchtig ist. Die „Erträge“ sind inzwischen nicht mehr mikroskopisch; sie
wachsen fühlbar, leider real mit dem falschen Vorzeichen.

13. Aspekt - Silber sei im Gegensatz zu Gold noch nie verboten worden.
Kommentar:
Vergangenheit eignet sich nur bedingt, die Zukunft vorauszusehen. Silber zu verbieten wäre nach
heutigem Kenntnisstand schwieriger. Man darf nicht vergessen, daß Alkohol in den USA Anfang des 20.
Jahrhunderts verboten war. Heute verbietet man Wasserflaschen in Flugzeugen.

14. Aspekt - Silber sei das Gold des kleinen Mannes
Kommentar:
Stimmt, man wird auf den wilden Märkten draußen vor den Städten gegen Silber immer Kartoffeln, Wein,
Kohl, Äpfel und Tomaten kaufen können. Zahlung wird dann auch mit Silberlöffeln erfolgen können. Diese
haben sogar einen praktischen Nutzen, liegen nicht nur herum.
Für Milliardäre ist Silber als Anlage nahezu irrelevant, da der Markt viel zu eng ist. Das abschreckende
Beispiel der Familie Hunt in den 70/80/90ziger Jahren wirkt dazu noch sehr deutlich nach.

15. Aspekt - Physisch gelagertes Silber sei anonym und vor staatlicher Beschlagnahme oder Besteuerung
bzw. Kontrolle sicher.
Kommentar:
Siehe Punkt 8. Die Lagerung in deutschen Zollfreilagern hat daher an Attraktivität deutlich verloren.

16. Aspekt - Die Manipulation der Märkte sei auf Dauer nicht möglich.
Kommentar:
Es kommt darauf an, wie man Manipulation definiert. Hier wird es pejorativ gebraucht. Ich betrachte sie
wie Wind, man muß die Segel entsprechend setzen, um das Ziel zu erreichen.
Die Markteingriffe dauern jetzt bei Silber mindestens 28 Jahre. Verlassen kann man sich darauf nicht, daß
man das Ende als Anleger wirklich erlebt. In jedem Fall ein gewichtiger Grund, Silber auf gar keinen Fall
auf Kredit zu kaufen, auch nicht partiell. Vergessen Sie alle schlauen Hebelspielchen7. Damit würde man
sich aller fundamentalen Vorteile dieser Investition auf einen Schlag berauben und sogar potentiell in
pulsierende Nachteile verwandeln.
Sie verlieren die Initiative über den Moment des Verkaufs und die Konditionen.
Ihr Vermögen wird rasch Treibgut, wird von anderen eingesammelt.
Besser: Sammeln Sie selbst Treibgut ein. Dazu gibt es öfter Gelegenheit als man denkt.

17. Aspekt - Wenn die Spekulanten aussteigen wollen oder müssen, dann werde der Preis stark steigen.
Kommentar:
Wichtige Prämisse: Verstöße werden sanktioniert und die Systemregeln werden beibehalten. Gilt für
kleine Kontrahenden, nicht immer für markt-dominierende.
Die Geschichte der Hunt-Spekulation zeigt, daß wichtige Regeln ganz kurz vor dem großen Knall in
solchen Fällen geändert werden, auch rückwirkend wenn es hart auf hart kommt. Die Hunts waren in
einem immer enger werdenden Realitätstunnel gefangen, fanatisch, dogmatisch und nicht ausreichend
diversifiziert. Sie verließen sich auf Annahmen, die brüchig waren. Heutzutage ist es absehbar, daß viele
fundamentale Annnahmen brechen werden. Seien Sie flexibel, sehen Sie zu, daß Sie nicht zu den
Spekulanten gehören, die durch ungeduldige Gläubiger fremdbestimmt sind.

18. Aspekt - Silber ist im Gegensatz zu Gold keine Währungsreserve und die Zentralbanken würden den
Silberpreis nicht pflegen.
Kommentar:
Es gibt mehrere Länder, die Silbervorräte halten, wie Indien und China, wenngleich nicht offiziell als
Währungsreserve. Silber korreliert mit Gold. Will man den Goldpreis senken, haut man auch auf den
Silberpreis, versetzt dem Palladiumpreis einen Dämpfer, das kostet sogar viel weniger. Dann schreibt die
Presse von der allumfassenden Edelmetallkrise. Je knapper das schwere Gold werden wird, umso mehr
wird man solche Ersatzstrategien ausarbeiten müssen. Denken Sie immer daran: Die Finanzindustrie und
die Zentralbanken beschäftigen seit den 90ziger Jahren ausgebildete Spieltheoretiker, Systemanalysten
und theoretische Physiker.

19. Aspekt - Minenaktien würden einen Aktiencrash nicht mitmachen, sondern sich eher gegenläufig
verhalten.
7 Wenn Sie zocken wollen: Beachten Sie unbedingt das Kelly-Kriterium. Unterhaltsame Literatur dazu: Die Formel des
Glücks“ von Poundstone.
Kommentar:
Es kommt auf die Definition des Wortes „Crash“ an. Dieses Wort wird inflationär schon für kleine
kurzfristige Korrekturen von 30% verwendet. Ich würde erst ab 80% Verlust von einem echten Crash
sprechen. Diesen haben wir übrigens derzeit in einigen Teilen der Finanzindustrie.
Minen haben genau so Liquiditäts-, Management-, Verstaatlichungs- und Marktrisiken. Wenn es schlecht
läuft, geht die Mine illiquide oder insolvent, obwohl der Preis des geförderten Metalls steigt. Einige Minen
haben sich in der Vergangenheit hervorgetan, noch nicht gefördertes Gold vorab zu verkaufen. Die
Folgen tragen diese noch heute.
Minen in vielen Ländern, darunter in den USA, Russland haben signifikante Verstaatlichungsrisiken.
Minenaktien vereinigen im schlechten Fall die Nachteile der Aktien mit den Nachteilen der Papier-
Bezugsscheine für Metall. Allerdings gilt manchmal die Umkehrung. Wenn Sie dieses Feld signifikant
erfolgreich bearbeiten wollen, kommt viel Arbeit auf Sie zu. Zunächst sollten Sie sich idealerweise erst
mal ein mehrmonatiges Praktikum in einer Mine gönnen, um erst mal die Basis verstehen.

20. Aspekt - Der Vorrat an Gold sei heute fünf Mal größer als der von Silber.
Kommentar:
Das ist eine immer wiederholte Behauptung, nahezu ein Dogma für viele derzeitige Silber-Momentum-
Anleger. Sie hat mit den Tatsachen möglicherweise nicht viel zu tun. Von den früher ca. 14 Mrd. oz. Silber
sollen fast alle bis auf 1 Mrd. oz. verbraucht worden sein, also in Mülldeponien, Klärschlamm,
Meerwasser verteilt sein. Hier eine kurze Überlegung:
Es werden jedes Jahr dauerhafte Waren für ca. 260 Mio. oz. hergestellt (2007, Silver Institute), also
Münzen, Schmuck, Gebrauchsgegenstände. Barren und Granulate zur Wertanlage habe ich explizit hier
nicht berücksichtigt. Diese dauerhaften Waren müßten dann im Mittel alle 4 Jahre recycelt werden, wenn
der Bestand wirklich 1 Mrd. oz. sein soll. Ich kenne niemanden, der Silberkännchen, kanadische Silver
Marple Münzen oder Silber 10 € Münzen nach vier Jahren zum Einschmelzen gibt, wenn man mal von
absolut ahnungslosen Erben absieht.
Dann soll es im Mittel pro Auto 1 oz. verbautes Silber geben. Bei 1 Mrd. Autos weltweit, geschätzt für
2010, wären das 1 Mrd. oz. noch zusätzlich.
Ich schätze, daß der oberirdische Silberbestand in Form von Barren, Münzen, Schmuck,
Gebrauchsgegenständen und Schrott deutlich mehr als 1 Mrd. oz. ist. Wenn man von einem mittleren
Bestandsalter von 20 Jahren ausgeht, könnten es 5 Mrd. oz. sein, und damit so viel wie Gold. Es können,
aber genau so gut 10 Mrd. oz. sein.
Man sollte immer im Hinterkopf behalten, daß bisher ca. 51,3 Mrd. oz. Silber8 bisher gefördert worden
sind. Vieles ist weg, einiges kann aber bei steigenden Preisen wieder gefördert werden. Beispiel: Die
Norddeutsche Affinerie in Hamburg hat in den 90ziger Jahren den Jahrzehnte alten Schlamm vor den
Abwasserrohren abgebaggert und dort Metalle wirtschaftlich gewonnen.

Zusammenfassung
Einige Schlussfolgerungen von Herrn Nadolny halte ich für anregend, halte seine anderen Artikel für
lesenswert. Eine ausschließliche oder dominante Anlage in Silber halte ich persönlich für eine sehr
riskante Strategie. Es gibt einige Gründe, warum Silber im Preis steigt, sogar stärker als die
Geldentwertungsrate, aber es gibt auch einige gewichtige Gründe, die gegen Silber sprechen. Die Trends
sind alles andere als linear. Silber ist ein hochvolatiles und emotionalisiertes Anlageobjekt. Es gibt derzeit
viele nervöse „Momentum-Fans“ im Markt. Gierige papiergewohnte, linear-denkende Leute, die frisch
eingestiegen sind und nach ein, zwei Jahren bauchtief in den Verlusten stehen und jetzt ständig von
Manipulation reden. „Manipulation“ ist aber normal. Zumeist sind es einfach nur Wahrnehmungsprobleme.
Auch die oft zitierten technischen Anwendungen durchlaufen eine Evolution. So ist Silber in Form von
Amalgam inzwischen recht unbeliebt und wird als Sondermüll angesehen. Physisches Silber sollte man
jedenfalls nicht kaufen, wenn man eine Neigung zu Bandscheibenproblemen, Leistenbruch, Arthrose hat
oder zu geizig ist, eine luftbereifte Sackkarre sich zuzulegen.
Sollten Sie, den – bei stetiger Beobachtung der Preiskurven - massiv auftretenden Kaufkater mental nicht
verkraften können, sollten sie lieber eine Palette hochwertigen Rotwein kaufen, den Sie dann notfalls
selbst auftrinken. Ich helfe Ihnen dann dabei…
Was tun, wenn man nun tatsächlich glaubt, schweres Silber besitzen zu müssen?
8 Details siehe www.silberinfo.com/silber/silber-die-bilanz, 2006: „50.672.921.573 oz.“

Im Einkauf liegt auch hier der Gewinn, besser: Der Einkauf definiert wichtige Rahmenbedingungen, die
über den Gesamterfolg der Anlage starken Einfluß haben. Der Preis ist dabei noch nicht mal das
wichtigste Element, sofern Sie exzessive Aufgelder von über 20% vermeiden.
Löffel auf dem Flohmarkt kaufen? Das ist sehr anstrengend, spart allerdings den teuren Fitness-Club,
trainiert sowohl Beine, Rücken, Arme und auch den Kopf.
Münzen? Die hohen Aufgelder fressen die ersten Jahre der potentiellen Wertsteigerung komplett auf.
Den Vorschlag eines anonymen Autoren neulich 6 bis 24 Monatsgehälter in 10 € Silbermünzen
anzulegen, können Sie gleich komplett vergessen. Das sind theoretische Denkspiele, die von den
eigentlichen Potentialen ablenken.
Barren? Schon besser, aber bitte keine „Schmuckbarren“ bei der Bank. Versuchen Sie erst gar nicht, den
Kaufpreis zu optimieren indem Sie bei Versteigerungsbörsen im Internet kaufen, oder bei „günstigen“
Anbietern, die erst mal dick Vorkasse haben wollen. Diese vermeintlichen Einsparungen sind
vernachlässigbar im Vergleich zu den anderen Aspekten, denn es kommt auf Sie echte Arbeit zu. Sie
müssen mindestens folgende Teil-Probleme bearbeiten und lösen:
- Echtheits-Prüfung, Mengenprüfung, Zertifizierung des Lieferanten etc.
- Sicherheitsproblem und Beschlagnahmungs-Gefahr,
- Lagerproblem, ggf. die auftretenden Statik-Probleme,
- Transport,
- Ggf. Zollaspekte,
- Mehrwertsteuer-Problem,
- Versicherung,
- Idealer Zerteilungs-Grad,
- Rückverkaufsproblem
Machen Sie immer eine Lebens-Zyklus-Analyse der Kosten und idealerweise eine Fehler-Möglichkeiten-
Einfluß-Analyse. Holen Sie sich Rat von erfahrenen Leuten, also nicht von „Papier-Tigern“.
Das alles kann man deutlich abkürzen:
Es gibt Dienstleister, diese haben allerdings ihren Preis und ihre eigenen Risiko-Profile.
Visionär, frech & lukrativ9:
Gegen sehr viel Geld - das man bei richtiger Verhandlung bekommt - einen möglichst großen, hässlichen,
stinkenden Müllberg mit hohen Elektroschrott-Anteilen in einem Industriegebiet übernehmen und
abbauen… Der penetrante Odem ist nur eine günstige Form der Diebstahlssicherung. Parallel können Sie
eine private Kampfhundzucht auf dem Gelände betreiben, das sind echte Synergien um die Sie jeder
MBA in den Krawattenbunkern der Papier-Metropolen aufrichtig beneiden wird.

© Ulrich Heil, Karlsruhe
Disclaimer:
Ich möchte darauf hinweisen, daß ich kein Finanzberater bin. Dieser Artikel ist als völlig unverbindliche Information anzusehen und ist
keine Anlage- oder sonstige Finanzempfehlung – ähnlich wie ein Zeitungsartikel. Ich verkaufe weder Finanzanlagen noch Kredite.
Jegliche Haftung irgendwelcher Art für den Inhalt oder daraus abgeleiteter Aktionen der Leser wird ausdrücklich und vollständig
ausgeschlossen.

Zum Autor:
Dipl.-Wirtschafts-Ing. , Ulrich Heil lebt und arbeitet in Karlsruhe. Er beschäftigt sich seit Anfang der 1980ziger
mit Investment- und Geldfragen. Seine Spezialgebiete sind Statistik und pharmazeutische Produktion. Wert-,
Geld- und Inflationsprobleme hat er zum Teil vor Ort in Russland, Türkei, Ecuador analysiert. Er hat unter
anderem auch Anregungen zum Buch „Der Crash kommt“ von Max Otte gegeben. Er kann unter
empirische.inflation.8 ( ät ) web.de (ät“ durch @ ersetzen) erreicht werden.
9 Frei nach Spekulant & derzeitigem Einkommens-Milliardär Zell, Chicago: Das erwerben, was andere fallen lassen.
Quelle: hartgeld.com