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Silber: Produktionsengpass? Oder steckt mehr dahinter?

Das Internet ist voll mit Berichten, dass Edelmetallhändler den Verkauf von Münzen und kleineren Barren eingestellt haben, weil ihre Lagerbestände aufgebraucht sind.

Franklin Sanders zum Beispiel berichtet auf goldprice.org, die Tatsache, dass es ihm nicht mehr möglich ist, Produkte von seinem Lieferanten einzukaufen, sei so noch nie dagewesen und das trotz seiner "achtundzwanzig Jahre als Makler im Gold- und Sektor". Am Freitagnachmittag stellte Kitco folgende Mitteilung auf ins Netz: "Aufgrund der Marktvolatilität und erhöhter Nachfrage im gesamten Sektor gehen wir von Lieferverspätungen bei allen physischen Produkten aus."

Die stürmische Fluchtbewegung aus dem Fiat-Geld in Edelmetalle seit dem jüngsten Preiseinbruch ist nicht nur ein nordamerikanisches Phänomen. Die Times of India berichtet: "Bei den Bullion Banks und Edelmetallhändlern ist das gelbe Metall knapp."

Unterm Strich heißt das, dass es schwierig ist, wenn nicht sogar unmöglich, Münzen und kleine Barren zu kaufen. Prägeanstalten und Raffinerien befinden sich im Lieferrückstand. Die Regale der Händler sind gähnend leer. Die Frage ist aber warum? Handelt es sich dabei um einen Produktionsengpass oder steckt womöglich mehr dahinter?

Wenn ich höre und sehe, dass die "Regale leer sind", dann denke ich als erstes, dass die Regierung Preiskontrollen eingeführt hat. Preiskontrollen führen immer zu Knappheiten. Aber es gibt keine Preiskontrollen bei den Edelmetallen - zumindest jetzt noch nicht. Wenn Preiskontrollen nicht bestehen, dann ist die Erklärung für die bei den Händlern herrschende Knappheit einfach darin zu finden, dass Gold und Silber zu billig sind.

Zur Erklärung muss man hinzufügen, dass es zwei verschiedene Goldmärkte gibt: den physischen Markt, in dem reales Metall die Besitzer wechselt, und den Papiermarkt. Hier kaufen und verkaufen Menschen Papier, das - so sagt man zumindest - durch Gold gedeckt ist, wobei der größte Teil jedoch stark gehebelt wird. Das Verkaufsgemetzel am Papiermarkt durch über-hebelte Hedgefonds hat zu einer Kauforgie bei den Kleininvestoren geführt, die nun Produkte im physischen Markt erstehen. Viele Händler berichten, dass sie ausverkauft sind und nicht mehr an Münzen und kleinere Barren kommen - ganz besonders gilt dies beim Silber.

Anders ausgedrückt gibt es derzeit eine enorme Entkopplung zwischen Papiermarkt und physischem Markt. Die Nachfrage nach physischem Metall steigt steil an.

Normalerweise wird der Markt durch neu hergestelltes Material versorgt sowie durch existierende Produkte, die zurück in den Markt verkauft werden - aber es werden keine alten Produkte zurückverkauft. Im Gegensatz zum Papiermarkt, wo über-hebelte Positionen zu erzwungenen Verkäufen geführt haben, befinden sich die existierenden Produkte des physischen Marktes in starken Händen, und es ist unwahrscheinlich, dass sie freigegeben werden, wenn die Preise nicht viel höher gehen.

Ich vermute stark, diese Entkoppelung zwischen Papiermarkt und physischem Markt bedeutet, dass Gold bald wieder so schnell nach oben klettern wird, wie es gefallen ist und damit ein "V"-Tief ausformen wird. Demzufolge werden die Edelmetalle wahrscheinlich wieder zurückschnellen - genauso schnell, wie sie gefallen sind. Insgesamt bleibt die Inflation überall ein wachsendes Problem, das US-Staatsdefizit steigt steil an, das globale Bankensystem implodiert unter seinen Verlusten, die inflationsbereinigten Zinssätze in jeder der wichtigen Währungen bleiben negativ und der Euro gerät ins Wanken, wegen der aktuellen Bilanzlücken in Spanien, Portugal und Griechenland. All diese Faktoren sind sehr Gold-bullisch.

Um einen echten Eindruck davon zu bekommen, wie schlimm es schon jetzt um die Inflation steht, schauen sie, was John Williams Shadow Government Statistics in seinem neusten Newsletter berichtet:

"Der SGS-Alternate Consumer Inflation Measure, der die zurechtgebastelten Veränderungen an den Berechnungsmethoden des offiziellen Verbraucherpreisindex seit 1980 rückgängig macht, stieg im Juli auf ein 28-Jahre-Hoch von knapp 13,4%, im Juni betrug er noch 12,6%."

Es verwundert nicht, dass die Nachfrage nach Edelmetallmünzen und kleineren Barren so stark ist.

Übrigens hat GoldMoney - wie auch viele andere Unternehmen - eine Rekordwoche hinter sich - GoldMoney hatte keineswegs Metallengpässe zu verzeichnen, da wir nur Transaktion von großen Barren vornehmen, die die Standards der London Bullion Market Association (LBMA) erfüllen. Diese Barren werden täglich von Raffinerien auf den Markt gebracht oder stammen aus schon existierenden Beständen, so wie sie auch bei den Zentralbanken lagern. Aber in Anbetracht der Knappheit bei den Edelmetallprodukten stellt sich mir nun die Frage, ob aufgrund der niedrigen Preise auch eine Knappheit bei den Barren mit LBMA-Größe entstehen könnte. Es stellt sich mit anderen Worten die Frage, ob es beim Gold zu einer Backwardation kommen könnte, was heißt, dass das physisches Metall im Liefermonat mit einem Aufschlag gegenüber den zukünftigen Monaten (sprich: Papierversprechen, das Metall in den kommenden Monaten zu bezahlen) gehandelt wird? Eine Backwardation wäre in normalen Zeiten undenkbar, aber wir leben nicht in normalen Zeiten.

Die außergewöhnliche Nachfrage nach Münzen und kleineren Barren kann als frühes Anzeichen betrachtet werden, dass sich der Markt in Richtung einer Backwardation bewegt. Mit anderen Worten spiegelt sich die Backwardation tatsächlich anhand höherer Aufschläge auf den Kassapreis für physisches Metall wider, anstatt dass der Kassapreis selbst steigt und sich in die Backwardation bewegt.

Zentralbanken nehmen keine Transaktionen für kleinere Barren vor und ihre Münztransaktionen sind, verglichen mit der Größe des Marktes, unerheblich. Der Markt für Edelmetallprodukte ist relativ frei vom staatlichen Einfluss. Zentralbanken nehmen aber ganz klar und dominant Einfluss auf den Markt für Barren der LBMA-Größe, indem sie ihre eigenen Goldvorräte aufbrauchen. Sie können den Kassapreis von Gold (welcher durch die Käufe/ Verkäufe von LBMA-Barren bestimmt wird) künstlich niedrig halten, indem sie Gold aus ihren Beständen abverkaufen.

Ich denke also, es wird, wenn Gold nicht innerhalb kurzer Zeit zumindest über 900 $ zurückklettert, zu einer Knappheit bei den LBMA-Barren kommen. Dies gilt dann nicht, wenn die Zentralbanken es zulassen, dass ihre Bestände entleert werden. So wie Fort Knox damals entleert wurde - in jenen Wochen, die zum 2-stufigen Goldpreis im März 1968 führten, wobei der offizielle Londoner Goldpreis bei 35 $/ oz lag und der Freimarktpreis deutlich darüber. Wenn die Zentralbanken es zulassen, dass die Bestände zu den derzeit niedrigen Ständen ausverkauft werden, dann können sie auch mit arrangierten Regierungsbestimmungen für den Goldmarkt rechnen - so wie es schon im März 1968 der Fall war. Goldpreiskontrollen wären ein möglicher autoritativer Eingriff.

Zusammenfassen kann man sagen, dass mich die aktuelle Situation an den August 1976 erinnert, nur wenige Wochen bevor Jimmy Carter auf dem Parteitag der Demokraten als Präsidentschaftskandidat bestätigt wurde. Gold rutschte auf 100 $ pro Unze, trotzdem die Inflation und der wirtschaftliche Ausblick immer schlimmer wurden. Gold sah damals spottbillig aus, obgleich sein Preis während der vorhergehenden Jahre um das Dreifache gestiegen war.

Ende 1976 war Gold um 32,3% von seinem August-Tief gestiegen. Vier Jahre später, am Ende der Präsidentschaft Carters, war Gold um das Achtfache gestiegen. Ich frage mich, wo Gold am der Ende der ersten Amtsperiode des nächsten Präsidenten stehen wird?

Ans Ende stelle ich noch die aktuellen Charts für Gold und Silber in US-Dollar und in Euro. Diese Charts relativieren die Preiseinbrüche dieser Woche. Kurz, in diesem Bullenmarkt hat es auch schon zuvor Preiseinbrüche dieser Art gegeben.

Wichtig hierbei ist, dass die Edelmetalle innerhalb des klaren Aufwärtstrends bleiben, wie er in den folgenden Charts dargestellt ist. In den letzten 12 Monaten (bis Freitag, dem 15. August) stieg Gold um 17,5% gegenüber dem Dollar und um 7,8% gegenüber dem Euro. Silber fiel jedoch in den letzten 12 Monaten um - 6,2% gegenüber dem Euro, es legte allerdings gegenüber dem Dollar um 2,3% zu. Und auch wenn Silber wohl scheinbar schlecht abgeschnitten hat, so sollte man sinnigerweise im Hinterkopf behalten, dass der Dow Jones in derselben Zeit einen Verlust von - 9,3% zu verbuchen hatte.

© James Turk

Dieser Artikel wurde im Original am 17.08.08 auf GoldMoney.com veröffentlicht.
Quelle: Goldseiten.de