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Nur ein einziges Silberpreis-Beruhigungsmittel

Es ist noch nicht lange her, dass ich den Silbermarkt in einem meiner Artikel mit einem Zirkus verglichen habe, in dem es verschiedene Manegen gibt, auf denen gleichzeitig verschiedene Dinge auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Ich möchte den Vergleich noch einmal heranziehen und die hier widerstreitenden Kräfte beschreiben, die die Preise nach oben treiben und auch wieder nach unten ziehen.

Es gibt viele Faktoren, die den Preis gemeinsam nach oben treiben, dazu gehören auch die Investitionszuflüsse, die Fundamentaldaten aus Angebot und Nachfrage und eine langfristig wirkende Erschöpfung der weltweiten Silberbestände. Aktuell kommen die Ängste in Bezug auf die Stabilität des Finanzsystems hinzu, die die Nachfrage nach Silber (als Flucht in eine Qualitätsanlage) steigen lässt. Zweifellos wird es irgendwann in der Zukunft (die Preise werden dann viel höher liegen) dazu kommen, dass eben diese Faktoren negativen Druck auf die neuen Preishochs ausüben. So funktioniert grundsätzlich das Gesetz von Angebot und Nachfrage.

Im deutlichen Kontrast zu den Myriaden an bullischen Faktoren beim Silber steht eine einzige Kraft, die den Preis nach unten zwingt - eine kleine Gruppe von Leerverkäufern. Ohne diese wenigen Leerverkäufer würde der Silberpreis ein Mehrfaches vom heutigen Preis betragen. Ganz klar: Die genannte, kleine Gruppe Leerverkäufer, die in erster Linie an der COMEX tätig ist (und jetzt auch im großen Silber-ETF, SLV), bekommt von anderen Stelle Hilfe und Beihilfe, so zum Beispiel von den Herausgebern von ungedeckten Silber-Zertifikaten und Pool-Programmen. Aber ohne die Leerverkäufer an der COMEX und ohne die Leerverkäufer am SLV könnte es einen solch tiefen Silberpreis gar nicht erst geben.

Der Hauptgrund für den derzeitig niedrigen Silberpreis wird ironischerweise auch der wichtigste Faktor sein, der die Silberpreise zukünftig weit nach oben treiben wird. Daher braucht auch keiner die Short-Position beim Silber zu fürchten. Sie ist nun einmal eine Tatsache, mit der man objektiv umgehen muss. Die Beweislage ist klar und zwingend: Eine kleine Anzahl von Short-Verkäufern sind in erster Linie verantwortlich für die aktuell niedrigen Preise. Und ich bin wirklich erstaunt, wie irgendjemand, der sich mit Silber (oder Gold) beschäftigt und darüber schreibt, die Bedeutung dieses Faktors leugnen kann. Ich beschwere mich hier nicht, da schon viele die preisliche Bedeutung der konzentrierten Short-Position beim Silber anerkannt haben. Die Faktenlage spricht für sich selbst und ist nicht davon abhängig, wie viele den Einfluss der Short-Position wirklich erkennen.

Die dokumentierten Beweise können, wieder einmal, dem jüngsten Commitment of Traders Report (COT) entnommen werden. Nach Stand vom 1. Juli hat die Gruppe der Commercials, nach der 2 $-Erholung, ihre Netto-Short-Position um 35 Millionen Unzen vergrößert. Die acht größten Händler hatten hieran den größten Anteil, sie vergrößerten ihre Netto-Short-Position bei den Silber-Futures und erreichten damit ein neues 2-Monate-Hoch von 70.728 Kontrakten - oder mehr als 353 Millionen Unzen. Das entspricht 196 Tagen Produktion aus den weltweit existierenden Minen. Kein anderer Rohstoff kommt hier nur in die Nähe.

Die acht größten Silberhändler an der COMEX halten jetzt mehr als 79% der Netto-Short-Position im gesamten COMEX-Markt für Silber-Futures (alle Spreads heraus gerechnet).

Das ist ein Konzentrationsniveau, das per se und ohne weitere Fragen manipulativ ist. Das ist ein Konzentrationsniveau, das von den Aufsichtsbehörden nie toleriert würde, wäre es beim Silber, beim Gold oder ganz gleich in welchem Markt auf der Long-Seite erreicht worden. Es ist ein Konzentrationsniveau, das nur noch am COMEX-Goldmarkt überschritten wird, wo es bei über 81% liegt. Beim Gold stieg die Netto-Short-Position der Commercials für diese Woche um mehr als 40.000 Kontrakte - die größte wöchentliche Zunahme seit fast einem Jahr. Wenn es beim Silber und beim Gold zu heftigen Sell-Offs kommt, dann wird es auch dafür auch keine andere Erklärung geben, als deren manipulative Herbeiführung durch die Commercials.

Mit 353 Millionen Unzen ist die dokumentierte Netto-Short-Position der acht größten Händler an der COMEX fast genauso groß wie die weltweit bekannte Menge Silber. Das Problem ist nur, dass die konzentrierten Shorts eben nicht alles besitzen, geschweige denn auch nur einen bedeutenden Anteil an den weltweit bekannten Silberbeständen. Wenn es so wäre, dann hätten die CFTC und die COMEX auf meine Manipulationsvorwürfe in aller Öffentlichkeit reagiert und verkündet, dass echtes Silber hinter den Short-Positionen steht, sie hätten nicht um den heißen Brei herumgeredet.

Es steht außer Frage, dass eine solche konzentrierte Short-Position beim COMEX-Silber existiert. Die einzig verbleibende Frage ist also: "Warum sind sie short?" Diese Frage stelle ich mir nun täglich seit 25 Jahren, seitdem ich das erste Mal die Anomalität einer übergroßen Short-Position beim COMEX-Silber entdeckte. Die einzige Erklärung, die auf Dauer Stand hält, findet man bei einer Short-Position, die über so viele Jahre hinweg so stark angewachsen ist, dass sie sich schließlich verselbstständigt hat. Sie ist so groß geworden, dass sie nicht mehr aufgelöst werden konnte und kann, ohne dass es zu einem Skandal kommt und die Marktbedingungen in Unordnung geraten.

Ja, die Akteure auf der Short-Seite haben über die Jahre gewechselt. Ja, die Shorts sind unglaublich geschickt und profitabel im Umgang mit ihren Positionen gewesen (dank ihrer Gegenparteien - der Techfonds). Ja, die Aufsichtsbehörden haben einfach weggeschaut. Ja, der Preis ist über die letzten Jahre stark angestiegen. Trotz all dieser Dinge hat die Short-Position überlebt. Wäre die Short-Position reduziert worden und hätte sie vergleichsweise das Niveau anderer Rohstoffe erreicht, dann würde dieses Problem gar nicht zur Debatte stehen. Und auch ich hätte mich mit Sicherheit nicht mehr mit diesem Thema beschäftigt. Nun ist es aber so, dass die Short-Position über die Jahre einfach weiter angewachsen ist.

Sehr ähnlich einem parasitären Bandwurm oder Tumor, der größer geworden ist, als sein Opfer und Träger, würde die Entfernung oder die Auflösung der Silber-Short-Position das Bestehen des Silbermarktes an sich bedrohen. Genauer gesagt würde das Entfernen der Short-Position das weitere Bestehen der Silbermanipulation bedrohen und für garantiert höhere Preise sorgen.

Zusätzlich zur dokumentierten, konzentrierten Short-Position an der COMEX sind deutliche Indizienbeweise aufgetaucht, die auf eine neue, nicht aufgelistete Silber-Short-Position am großen Silber-ETF, SLV, verweisen. Vor drei Wochen mutmaßte ich im Artikel "Versteckte Nichterfüllung beim Silber?", dass die nicht angegebenen, nackten Leerverkäufe von SLV-Anteilen sich umgerechnet auf eine Menge von 50 Millionen Unzen Silber belaufen, oder noch mehr. Ich würde schätzen, dass in den vergangenen drei Wochen umgerechnet ganze 10 Millionen leerverkaufte Unzen neu hinzugekommen sind. Meine Zahlen gründen sich auf verschiedene Tatsachen.

Erstens waren die abgedroschenen Antworten und das Dementi Barclays, die jeder erhielt, lau und schwach. Eigentlich müssten sie über meine Anschuldigungen entrüstet sein und ein deutliches und eineindeutiges Dementi herausgeben. Stattdessen gaben sie bloß an, dass Leerverkäufe existieren würden und dass dies normal sei. Ich denke, Barlays hat meine Anschuldigungen unbeabsichtigterweise bestätigt.

Zweitens, die Zahlen die ich in Bezug auf die SLV-Leerverkäufe angegeben habe, sind geringfügig, vergleicht man sie mit der dokumentierten Short-Position an der COMEX. Wenn meine groben Schätzungen von umgerechnet 60 Millionen Unzen (6 Millionen Anteile) nicht angegebene, nackte Leerverkäufe im SLV zutreffen, dann würde es sich um weniger als 17% der 353 Millionen Unzen handeln, die von nur acht Händler an der COMEX short gehalten werden. Ich würde auch Zweifel an meinen Zahlen verstehen, wenn die dokumentierte Short-Position 60 Millionen Unzen betrüge und ich darauf spekulierte, dass eine zusätzliche, nicht angegebene Short-Position von 350 Millionen Unzen existiert. Das ist aber ganz klar nicht der Fall.

Dieselbe Methodik, sprich Volumen und Preisbewegung bei den SLV-Anteilen, die mich schon zu dem Schluss geführt hat, dass von 15.April bis Anfang Juni umgerechnet bis zu 50 Millionen Unzen leerverkauft wurden, bringt mich jetzt zu der Annahme, dass weitere 10 Millionen Unzen innerhalb der letzten drei Wochen leerverkauft wurden. Die Tatsache, dass es beim SLV-Silber keine Aufstockungen gegeben hat, erscheint noch eigenartiger, wenn man sieht, dass es in dieser Zeit beim großen Gold-ETF, GLD, zu starkem Wachstum in den Beständen - 2 Millionen Unzen (fast 2 Milliarden Dollar) - gekommen ist. Immerhin ist der Silberpreis genauso stark wie der Goldpreis angestiegen, zudem hatte es zuvor Zuwächse in den Silberbeständen gegeben, während die Bestände des GLD zurückgingen. Alle anderen öffentlichen zugänglichen und objektiven Indizien (wie zum Beispiel die Statistiken der US-Prägeanstalt und die Berichte der Einzelhändler) bestätigen eine stärkere Nachfrage nach Silber als nach Gold. Die plausibelste Erklärung für fehlendes Wachstum bei den SLV-Beständen sind nicht aufgelistete, nackte Leerverkäufe.

Auch wenn ich davon ausgehe, dass die großen konzentrierten Shorts an der COMEX und am SLV ein und dieselben sind, so gibt es doch einen entscheidenden und wichtigen Unterschied in Bezug auf die Motive, die sie bewegen, an diesen beiden Orten leerzuverkaufen. Sicherlich stehen an beiden Märkten die Motive Preisdrückung und Manipulation hinter den Leerverkäufen, aber was die Verkäufe von SLV-Anteilen angeht, so es hier um mehr als nur Preiskontrolle.

Ich bin überzeugt, dass das Hautmotiv für die nicht gelisteten Leerverkäufe am SLV ein ganz einfaches und direktes ist - das physische Silber, dass gekauft werden müsste, um neu herausgegebene Anteile zu decken, ist ganz einfach nicht verfügbar. Es ist nicht erhältlich, ohne dass der Preis für Silber dabei deutlich höher gedrückt würde. Da das physische Silber nicht annähernd zu den derzeitigen Preisen erhältlich ist, haben die Autorisierten Marktteilnehmer (APs) - die Marktmacher am SLV - keine andere Wahl, als die neue Anteile für SLV-Investoren leerzuverkaufen, ohne das notwendige, neue Silber zu hinterlegen.

Was ich gerade beschrieben habe, ist Vertragsverletzung und massiver Betrug. Wie man es auch dreht und wendet, es ist auf jeden Fall illegal. Es ist ein verzweifelter, allerletzter Rettungsversuch der Short-Manipulatoren, Zeit zu gewinnen, bevor der Silberpreis explodiert. Ist diese Verzweiflung gleichbedeutend mit einem kommenden, finalen Sell-Off? Vielleicht, oder sogar wahrscheinlich. Sollte sich der langfristige Silberinvestor davon betroffen fühlen? Nicht im Geringsten. Weil die verzweifelten und illegalen Leerverkäufe am SLV eines zweifellos beweisen, nämlich dass wir inmitten einer waschechten Silberknappheit im Großhandel stecken.

Ich glaube, der Grund, warum es zu nackten und nicht gelisteten Leerverkäufen von SLV-Anteilen kommt, liegt daran, dass wenn diese Anteile durch echtes Silber gedeckt würden (so wie es sein sollte), den industriellen Verbrauchern in der ganzen Welt das für ihre Geschäftstätigkeiten unentbehrliche Silber vorenthalten würde. Enthielte man den industriellen Verbrauchern dieses Silber vor, würde sie das in Panik versetzen und bei den Silberbeständen eine Kauforgie lostreten, die die Welt so noch nicht gesehen hat.

Daher haben sich die APs im SLV, die auch gleichzeitig die Silberlieferanten der industriellen Verbraucher sind, entschieden, diese Verbraucher auf Kosten der SLV-Investoren zu beliefern. In Wirklichkeit haben sie auch kaum eine andere Wahl. Wollten sie ihren treuhänderischen Verpflichtungen gegenüber den SLV-Investoren nachkommen und jeden Anteil mit 10 Unzen decken, wäre das Manipulationsspiel mit dem Silber aus. Was die SLV-Investoren betrifft, so ist es hier immerhin noch möglich Leerverkäufe loszuwerden, wohingegen Leerverkäufe bei physischen Silberlieferungen an einen Verbraucher ein Ding der Unmöglichkeit sind. Entweder sie beliefern einen Verbraucher oder sie tun es nicht. Wenn sie es letztendlich nicht machen, dann bricht die Hölle los.

Langfristige Silberinvestoren sollten sich für diesen zwangsläufig anstehenden Tag positionieren, für den Tag, an dem die Hölle losbricht. Wenn ich wüsste, wann dieser Tag kommt, würde ich es ihnen sagen. Ich weiß allerdings, dass uns diese ganzen Hinweise, die wir direkt vor Augen haben, zeigen, dass dieser Tag näher ist als jemals zuvor.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 08.07.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.
Quelle: Goldseiten.de