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Silber - Ein gefragter Rohstoff

Im Jahr 2007 lag die Minenproduktion von Silber bei etwas mehr als 20 000 Tonnen. Etwa die Hälfte der Minenproduktion stammt dabei aus Amerika, insbesondere aus Peru, Mexiko, Chile, USA und Kanada. Weitere wichtige Förderländer sind China, Australien, Polen und Russland. Durch Recycling, etwa durch das Einschmelzen von Schmuck, Silberwaren und Münzen werden knapp 6000 Tonnen gewonnen.
Um die Nachfrage von mehr als 27 000 Tonnen decken zu können, wird das Angebot durch Regierungsverkäufe beziehungsweise den Abbau anderer Lagerbestände erhöht. Die Silbernachfrage hat sich seit den 1950er-Jahren mehr als verfünffacht. Die Hälfte der Nachfrage entfällt auf die Industrie, etwas mehr als ein Viertel auf Schmuck und Silberwaren, knapp ein Fünftel auf den Bereich Fotografie und ein Zwanzigstel auf Münzen und Silberbarren. Die Erhöhung der Nachfrage ist aber nicht der einzige Grund für die hohen Preise am Silbermarkt. Durch die Turbulenzen an den Aktienmärkten sind Anleger beunruhigt und flüchten in krisensicherere Anlagen wie Gold, Silber, aber auch Öl.

Wenn Silberbesteck Gold wert wird

Die Silberpreise haben sich vervielfacht. Die Folgen für einen norddeutschen Traditionsbetrieb.

Von Melanie Wassink
Flensburg -
Sein Besteck ziert die Tische der Luxusyacht "Seacloud", es liegt im Kanzleramt der Bundesrepublik Deutschland für Staatsgäste bereit und der Sultan von Brunei zerteilt mit einem Messer aus der Schmiede von Oliver Berking sein Hühnchen. Auch der Umgang mit gekrönten Kunden ist für den Chef der Silberschmiede Robbe & Berking keine Seltenheit: Er zieht beim Rundgang durch seine Fabrik eine Schublade mit zahlreichen Wappen auf. Hier das Wappen des Königs von Jordanien, dort das der Staatsoberhäupter von Malaysia, Lesotho und Bahrain. Die Siegel kommen als letzter von 50 Arbeitschritten auf die Gabeln und Löffel, die anschließend in roten Samtetuis von der Provinz aus in alle Welt verschickt werden: Wer etwas auf sich hält und in Ländern wohnt, wo man "mit Besteck und nicht mit den Fingern oder mit Stäbchen isst", wie Oliver Berling scherzend formuliert, der kommt an Robbe & Berking kaum vorbei - ist das Familienunternehmen doch Weltmarktführer für Silberbesteck.

Seit 1874 pressen die Handwerker hier die Formen der Besteckteile aus den Silberblechen, die in der Größe einer Tür von den Silberscheideanstalten kommen. Ein Arbeitsgang, bei dem im Büro von Berking nebenan die Kaffeetassen klirren. "Das ist ein Geräusch, dass ich nicht missen möchte", wie der 45-Jährige sagt. Anschließend bekommen sie per Hammer oder mit einfachen Maschinen ihre endgültige Form und werden am Ende poliert. Alles wie früher. Was zählt ist Handarbeit. "Mein Großvater würde hier noch praktisch alles wiedererkennen", sagt Berking.
Seit 1985 ist er im Unternehmen, nach einem BWL-Studium in Hamburg. "Ich war der Einzige, der von uns vier Geschwistern dazu Lust hatte", erzählt der begeisterte Segler schmunzelnd. Eine gute Wahl, finden Kenner: "Berking lebt die Luxusmarke wie kaum ein anderer und ist dabei doch natürlich und bodenständig geblieben", sagt ein Brancheninsider und verweist auf den Erfolg des Managers, der "nebenbei" noch Vater von sechs Kindern ist: "Robbe & Berking war längst nicht immer die Nummer eins." Früher sei Wilkens aus Bremen viel größer als Robbe & Berking gewesen, und auch der Konkurrent Christoffle aus Paris habe einen steilen Sinkflug hinter sich. Doch trotz seiner guten Stellung im Markt muss sich Berking Sorgen machen: Denn der Silberpreis steigt und steigt. Kostete eine Unze Silber im März 2003 noch 4,49 Dollar, waren es Anfang 2008 schon mehr als 20 Dollar. Allein in den vergangenen sieben Monaten ist der Preis um die Hälfte gestiegen. Und Robbe & Berking hat keine Alternative zu dem teuren Rohstoff: 20 Tonnen des Edelmetalls brauchen die 120 Mitarbeiter in der Produktion in Flensburg im Jahr.
Unter der Überschrift "Silber ist Gold wert" macht Berking in großen Anzeigen ab nächster Woche darauf aufmerksam, dass er die Bestecke nur noch kurze Zeit zum alten Kurs abgeben kann. "Danach werden wir die Preise erhöhen müssen", sagte Berking. Er denkt an eine Steigerung von etwa 15 Prozent. Im vergangenen Jahr musste er ebenfalls um diesen Betrag erhöhen. Zwar sind seine Kunden nicht allzu preissensibel und Berking verspürt keine größeren Einbrüche bei den Verkäufen. Dennoch macht ihm die Entwicklung zu schaffen. "Der Silbermarkt ist so klein, dass einzelne Milliardäre den Preis erheblich beeinflussen könnten", weiß Berking. So ließen zwei texanische Ölmogule, die Brüder Hunt, Ende der 1970er den Silberpreis schon einmal in die Höhe schnellen. Sie deckten sich mit Tausenden Tonnen des Edelmetalls ein und brachten es zum Teil in eigens gecharterten Frachtflugzeugen nach Zürich und London, weil sie dem amerikanischen Staat nicht trauten. Danach ließ es der US-Milliardär Warren Buffett mit massiven Aufkäufen seit 1997 noch einmal ordentlich krachen am Silbermarkt. Das waren zwei Höhepunkte, die Unruhe in eine lange Zeit der beinahe stabilen Silberpreise brachten. Damals entschied Berkings Vater, auch Besteck aus Edelstahl zu produzieren. "Doch dass wir das auch machen, erwähnen wir erst im 18. Satz", sagt Berking. Edelstahl macht heute daher noch nicht einmal ein Prozent der Produktion aus. Die Hauptumsatzträger sind Silberaccessoires wie Leuchter, Schalen oder Christbaumschmuck und natürlich die silbernen und versilberten Bestecke. Wegen dieser starken Abhängigkeit von Silberprodukten hat Berking jetzt schon einmal sein Silber für das nächste Jahr per Termingeschäft gekauft, damit er eine Tradition seines Hauses fortführen kann: Niemals in die Verlustzone zu kommen.
Ausreichender Silbernachschub ist aber auch für eine weitere Tradition dringend nötig: für den Tannenbaum mit Lametta aus echtem Silber in der Werkstatt. Der edle Schmuck fällt bei der Produktion ab und liegt neben den Arbeitstischen in großen Kunststoffwannen. "Nie würden wir ohne den Silberbaum Weihnachten feiern", sagt Berking und lacht.

erschienen am 12. April 2008
Quelle: abendblatt.de