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Mit dem Rücken zur Wand

TED BUTLER COMMENTARY

4. März, 2008

Mit dem Rücken zur Wand


Die letzten Commitment of Traders Berichte (COT) für Silber Futures an der COMEX wiesen die ein oder andere Überraschung auf. Der COT, für Positionen bis einschließlich dem 26. Februar, zeigte einen starken Abfall der unökonomischen Spread-Positionen, eine merkliche Zunahme von Short-Positionen in Händen kleiner Händler (höchstwahrscheinlich als Resultat von ausgeübten Kaufoptionen die zu Geld gemacht werden konnten) und seit Mitte Dezember letzten Jahres erstmals ein Abfall der kommerziellen Netto Short-Positionen insgesamt (Die Raptoren kauften in der letzten Woche). Das sind alles Veränderungen vom bisherigen Verhaltensmuster, besonders beachtenswert, da die Preise in dieser Woche so stark angezogen sind.

Aber beim wichtigsten aller Verhaltensmuster in den Silber COTs gab es wenig Anlass zur Überraschung. Wieder einmal gab es neue Rekorde für die konzentrierten Short-Positionen der 4 und 8 größten Händler, weil die großen Shorties gegen die Rally verkauften. Die großen 4 sind jetzt Netto 62,229 Kontrakte short, oder 311 Millionen Unzen. Das entspricht mehr als 177 Tagen der Weltminenproduktion. Die 8 größten Händler sind nun netto 79,042 Kontrakte short, oder mehr als 395 Millionen Unzen, oder mehr als 225 Tage der Weltproduktion. Niemals zuvor gab es bei Silber eine größere konzentrierte Position (long oder short), oder bei irgendeinem anderen Rohstoff. Wenn der römische Kaiser Nero noch am Leben wäre und für die Regulierung der Rohstoffmärkte zuständig wäre, bin ich mir sicher, dass er zum Tanz einladen würde, während der Silbermarkt langsam aber sicher außer Kontrolle gerät.

Viele haben mich gefragt wie das Problem mit den konzentrierten Silber (und Gold) Short-Positionen auf kurze Sicht hin behoben werden kann. Wird es zu einem scharfen Sell-Off kommen oder zu einer Kapitulation der Shorties und eine damit verbundene Preisexplosion nach oben? Es ist nahezu unmöglich dazu exakte Prognosen abzugeben. Sicher ist jedenfalls dass sie irgendwie aufgelöst werden und müssen. Aber ich kann die Situation noch etwas genauer erklären, in der Hoffnung Sie damit auf Kommendes vorzubereiten.

Die Shorties am Silber- und am Goldmarkt, genauso wie auf vielen anderen Rohstoffmärkten, sind in einer sehr diffizilen Position, sie stehen, ziemlich wörtlich genommen, mit dem Rücken zur Wand. Zusammen gesehen sind ihre Offenen Verluste auf eine Größe angewachsen, die alles bei weiten übertrifft was sie in der Vergangenheit erlebt haben. Tatsächlich schaut es nach meinen Beobachtungen so aus, als ob die konzentrierten Shorties mehr verloren haben (auf dem Papier und über Margin-Calls) als sie in den vergangenen 5 oder 10 Jahren gut gemacht haben. Die Shorties sind damit fast vernichtend geschlagen worden.

Auch wenn ich wenig Mitleid für sie aufbringen kann, nachdem ich über Jahrzehnte beobachten musste wie Sie sich mit skrupellosen Tricks im letzten Moment (und der Hilfe der Behörden) retten konnten und scharfe Sell-Offs ausgelöst haben, ist mir gerade in Anbetracht dieses Tatsache etwas unwohl sie als tatsächlich geschlagen abzuschreiben. Zumindest bis zu dem Tag an dem ich tatsächlich ihre finanziellen Todesanzeigen oder Insolvenzbekanntmachung lesen kann. Deswegen lassen Sie mich für den Augenblick nur sagen, dass sie schwer angeschlagen sind. Aber wie alle verwundeten Tiere, können sie immer noch gefährlich werden.

Wie angeschlagen sind sie? Am Silbermarkt haben die vier großen Shorties mehr als $1 Milliarde in den letzten 2 Wochen, und in den letzten 2 Monaten ungefähr $2 Milliarden an Verlusten eingefahren. Bei den vier großen Goldshorties sind es $3 Milliarden in den letzten zwei Monaten. Ähnliche Verluste können bei Öl, Erdgas, den Basismetallen, den verschiedenen Getreidesorten, Baumwolle und ein paar weiteren Märkten aufgefunden werden.

Wer sind diese großen Shorties die hier unter die Räder kommen? Allgemein gesprochen sind es Banken, Finanzgesellschaften und große Exchange-Mitglieder die seit Jeher die Short-Seite der meisten Märkte innehielten. Sie sind die Marktmacher.

Was ist der Grund für die plötzlichen und gravierenden Wandel des Erfolgs dieser Shorties. Zwei Sachen. Ersten die unerbittliche Nachfrage nach Rohstoffen getrieben vom weltweiten Wirtschaftswachstum, hauptsächlich durch Brasilien, Russland, Indien und China. Zweites der Zustrom von Institutionen, mit einer starken Nachfrage nach Rohstoffinvestitionen, momentan hauptsächlich von den Index Fonds, wobei die staatlichen Fonds schon vor der Tür stehen.

Die Index Fonds, die bereits 200 Milliarden Dollar investiert haben, haben eine weite Bandbreite an Future Kontrakten für Rohstoffe gekauft, einschließlich unter anderem Rohöl, Erdgas, Weizen, Sojabohnen, Mais, Baumwolle, Zucker, Kaffee und Basismetallen (hauptsächlich in London). Was Gold und Silber anbelangt, kaufen sich die Index Fonds hauptsächlich in die ETFs ein, anstelle von Future Kontrakten. Das Geld der Index Fonds ist das Beste vom Besten. Bei Ihnen geht es um langfristig gehaltene Positionen, und da kein Hebel vorhanden ist, besteht auch die Gefahr einer Liquidation in Folge von Margin Calls nicht. (Ganz im Gegensatz zu den Tech Fonds die mit Margin arbeiten)

Letztes Jahr, als erstmals der Zusatzbericht zum COT herauskam, in dem die Holdings der Index Fonds auf verschiedenen Märkten nachzulesen waren, schrieb ich einen Artikel „Die Wachablösung?“

http://www.investmentrarities.com/01-16-07.html

Hier sind einige Exzerpte:

“Wie groß die Index Fonds wirklich geworden sind ist erst kürzlich klar geworden, als am 8. Januar der COT Zusatzbericht erschienen ist. Dieser Bericht deckt 12 Rohstoffe aus dem Agrarbereich ab (nicht Silber) und schlüsselt zum ersten Mal auf wie viele Kontrakte von den Index Fonds gehalten werden. Um es mit einem Wort zu sagen, sie besitzen viel. Ich war wahrhaftig überrascht wie viele Kontrakte sie wirklich halten.

Die Index Fonds waren, wie nicht anders erwartet, ausschließlich auf der Long-Seite zu finden. Als Teil der kommerziellen Kategorie, halten sie eine größere und dominantere Position als alle anderen Kategorien in nahezu jedem anderen Mark. Auf vielen Märkten sind die Long-Positionen der Index Fonds größer als zwei, oder gar alle anderen Long-Positions-Kategorien (kommerziell, nicht-kommerziell und nicht-berichtet) zusammen. Das ist eindeutig groß.

Auch wenn die Positionen der Index Fonds außergewöhnlich groß waren, und notwendigerweise eine genauso große Short-Position mit sich brachten, muss gesagt werden, dass diese Fonds nicht auf physische Auslieferung aus sind, und damit keinen Short-Squeeze erzeugen werden. Allerdings könnte man sich sehr wohl vorstellen, dass es bei einer Auslieferungskrise, ausgelöst durch äußere Umstände, zu einem unglaublich großen finanziellen Druck auf die Short-Verkäufer kommen könnte, genau wegen der Gegenwart der Index Fonds.“


Diese massive und nicht-gehebelten Käufe der Index Fonds haben das Spielfeld neu nivelliert. Vorher dominierten die Shorties den Markt, wegen ihrer finanziellen Stärke und durch Arglist, unterstützt und begünstigt durch die CFTC und die Börsen. Die Index Fonds haben das rein durch Ihre finanzielle Größe und Ihre nicht-gehebelten Käufe wieder ausgeglichen. Zum Beispiel sind die Index Fonds mehr als 1 Milliarde Scheffel Chicagoer Weizen Future long, mehr als 50% des Future Open Interests und mehr als 50% der gesamten US-amerikanischen Winterweizenernte.

Die Kombination aus einem engen Angebot/Nachfrage bei den meisten Rohstoffen und die Käufe der institutionellen Index Fonds haben die Gemeinschaft der Shorties mit dem Rücken zur Wand getrieben. Da beide Faktoren dem Anschein nach langfristige Phänomene sind, würde auch ein kurzfristiger Sell-Off für die Shorties auch nur ein kurzfristiges Aufatmen zur Folge haben. Es scheint als habe die langfristige, bullische Wirkung des engen Angebot/Nachfrage und die Indexkäufe eine paradigmatische Veränderung von größter Bedeutung zur Folge.

Dummerweise hat die Natur Ihrer Rohstoffpositionen an sich für die Shorties ein Problem erschaffen, das sich vielleicht als unüberwindbar herausstellen könnte. Die Positionen die gegen sie gehalten werden sind sehr stark gehebelt. Diese Short-Positionen sind den gehebelten Long-Positionen, die momentan auf dem Hypotheken-, Kredit-, Derivat- und Kommunalobligationsmarkt von Hedge Fonds und den Finanzinstituten liquidiert werden, sehr ähnlich. Aber all diese Wertpapiere und Derivate die abgewertet und liquidiert werden sind Long-Positionen, während die unter Druck geratenen Rohstoff-Positionen (einschließlich Silber und Gold) ganz eindeutig Short-Positionen sind.

Es liegen Welten zwischen einer panikartigen Liquidation von gehebelten Long-Positionen und dem gleichen bei einer Short-Position. Der Unterschied ist ganz einfach, eine Long-Position kann nicht unter Null gehen, bei einem gewissen Preis über Null wird ein opportunistischer Käufer die Position kaufen. Für eine Short-Position, die unter solchen panikartigen Bedingungen liquidiert wird, gibt es solche Garantien nicht. Eine Körperschaft zu finden, die massive Short-Positionen übernehmen will, wenn die Shorties anfangen in Panik zu geraten, ist Welten davon entfernt, eine Long-Position in Eile zu verkaufen.

Mann kann eigentlich nicht sagen wie hoch eine Short-Liquidation (Rückkauf) einer Position den Preis treiben wird. Für einen Rohstoff der short gehalten wird und kein ausreichendes Angebot zur Auslieferung bereit steht (denken sie an Minneapolis Weizen oder COMEX Silber), bleibt eigentlich nur noch der Himmel als Limit nach Oben. Fügen Sie dem noch die Tatsache hinzu, dass die Silber Short-Positionen an der COMEX in extrem konzentrierten Händen (4 oder weniger) gehalten wird und Sie haben die Zutaten für eine Panik von historischem Ausmaß. Genau deswegen ist den Behörden die Schuld zu geben, weil sie es erlaubt haben, dass die Situation weiterhin besteht und sich weiter verschlimmert, trotz meiner beständigen Warnungen.

Ich habe schon oft davon geschrieben, wie un-ökonomisch und unlogisch es ist Silber in großen Mengen zu den extrem gedrückten Preisen der nahen Vergangenheit short zu verkaufen. Es ist mir egal wenn Sie sich die unglaubliche Gelegenheit nicht zu Nutze machen. Aber warum in aller Welt würde irgendwer Silber in dem Ausmaß short verkaufen wollen? Zumindest haben wir jetzt die Antwort auf die Frage. Groß Short zu gehen war einfach nur dumm, oder reinste Manipulation.

Ist es an der Zeit für eine epische Short-Panik auf dem Silbermarkt? Vielleicht. Vor allem weil mehr und mehr Leute das Problem erkennen. Die Kombination aus extremen finanziellen Druck auf die Shorties in letzter Zeit, die Fundamentaldaten und die Käufe der Index Fonds, zusammen mit der Unmöglichkeit die übergroßen Short-Positionen zurückzukaufen, macht das alles zu einer sehr schwierigen Situation für die Shorties. Ein verwundetes Tier ist immer gefährlich, je nachdem wie stark verwundet es ist. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand, wenn sie nicht bald eine Lösung findet, wird die Wand wahrscheinlich über Ihnen einstürzen.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, silberinfo übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. (06.03.2008 si/as/tw)

Quelle: www.investmentrarities.com