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Edelmetalle: Von angesägten Sprossen einer Holzleiter

von Frank Meyer
Normalerweise schaue ich weniger so oft auf den COT-Bericht aus der COMEX, dort, wo sich im Edelmetallbereich die Bullen und die Bären die Köpfe einschlagen. Doch in der letzten Woche war der Blick auf die COT-Daten höchst interessant: Es hat sich fast schon Gewaltiges getan...

„Die Spekulanten haben sich massiv aus Gold verabschiedet“, heißt es in einem Artikel, der überall im Netz herum geistert. Woher will der Autor das so genau wissen? Er scheint es zu vermuten. Und es ist sein gutes Recht, Zahlen zu analysieren und die falschen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Wollten die Long-Spekulanten wirklich aus dem Markt aussteigen? Oder wurden sie wieder mal aus dem Markt geworfen? Zumindest ist an dieser Variante oft etwas dran – aus gutem Grund.
Dass hinter Edelmetallen handfeste politische Interessen stehen, ist mit Zitaten von Paul Folker, Alan Greenspan oder anderer Prominenten aus der Finanzindustrie belegt. Gold ist der natürliche Feind des Papiergeldes. Um dessen Preise unter Wasser zu halten zu können, bedient man sich dreier Werkzeugkästen: 1. Zentralbanken verkaufen echtes Metall in den Markt hinein. 2. Mit dem Verkauf von Papierforderungen über die Terminmärkte lässt sich ebenfalls Schaden anrichten. 3. Verbale Attacken wie die permanent geäußerten Verkaufsabsichten des IWF lassen Goldinvestoren immer wieder erschrecken.

Auf Termin spekulieren
Im Edelmetallmarkt droht Ungemach, wenn die auf fallende Kurse spekulierenden Akteure (Shorts) Positionen aufbauen. Es sind nur wenige große Spieler mit noch größeren Positionen und noch mehr Geld, die damit den Markt dominieren - und das seit Jahren. Deshalb wird den Aufsichtsbehörden Ignoranz, Blindheit und Untätigkeit vorgeworfen. Zufall?
Doch wie funktioniert das mit den regelmäßigen Kursstürzen aus heiterem Himmel? Klettern Gold- und Silberpreise auf dieser Holzleiter hinauf, setzt man unterhalb des aktuellen Preises die Säge an. Dort werden Shorts eng an eng gelegt und die Sprossen dadurch brüchiger. Jetzt braucht es noch einen Moment, um den Longs einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf zu gießen, so dass sie ihre Positionen vor Schreck loslassen. Dann greift der nächste Plan. Sturzbachartige Verkäufe ((Eimer Wasser) der Shorts drücken die Preise und damit die Longs aus ihren Positionen, da sie ja plötzlich Verluste einfahren und an ihre Verlustrisiko-Grenzen kommen. Meist sind es technisch orientierte und hirntote Fonds, denen so ihre Position unter dem Hintern weggezogen wird. Und auf einmal sieht für die auch der Chart „ganz schrecklich“ aus. Ein Kontrakt bewegt immerhin 100 Unzen Gold im Gegenwert von rund 120.000 USD. Fällt der Preis um einen Dollar, liegen 100 Dollar unter Wasser.
Wenn die Longs ihre Positionen verkaufen, decken gleichzeitig die Shorts ihre Position. Das Open Interest geht zurück. Da die Sprossen an vielen Stellen angesägt sind, provozieren Notverkäufe der Longs weitere Kursrückgänge. Somit ergibt sich ein netter und für die Longs meist verlustreicher Kaskadeneffekt. Die Shorts kommen ins Plus und schließen einen Teil ihrer Positionen. So passiert es dann schon mal, dass es ohne Nachrichten beim Gold um 50 USD abwärts geht. Auskunft über die Veränderungen im Terminmarkt gibt der freitäglich um 21.30 Uhr erscheinende COT-Report, abrufbar hier: http://www.cftc.gov/dea/futures/deacmxlf.htm abrufbar ist.
Zwischen dem 29.6. und dem 6.7. war der Teufel los... Die Zahl offener Kontrakte sank um 23.406 auf 577.732, nachdem diese über einen langen Zeitraum gestiegen sind. Die Anzahl der Long-Kontrakte reduzierte sich um beachtliche 40.814 Kontrakte auf jetzt 249.142. Das ist ein Minus von immerhin 14 Prozent binnen einer Woche, in der der Goldpreis um 48 USD nach Auskippen des kalten Wassers bei 1.235 USD/oz.

Ein Kontrakt entspricht 100 Unzen Gold, also insgesamt 4,081 Millionen Unzen oder 127 Tonnen Gold. Die Spekulanten reduzierte sich die Netto-Long-Position von 244.725 auf 209.042 Kontrakte (-15%) Während die dort positionierten Futures im Berichtszeitraum mit ein Rückgang von 279.992 auf 251.273 Kontrakte aufwarteten, gab es auf der Short-Seite ebenfalls einen Rückgang um 29.549 Kontrakte.

Natürlich ist es jetzt einfach, falsche Schlüsse zu ziehen. Einer davon ist, dass die Zahlen auch mit einem Rückgang der Nachfrage von Gold verbunden wären. So reduzierte sich die Goldmenge im größten ETF um „sagenhafte“ 4,5 Tonnen auf 1.314,51 Tonnen. Ha! Das ist natürlich ein Argument für schwindenden Optimismus...

Silber
Auch beim weißen Metall sank im Berichtszeitraum das Open Interest um 9.103 Kontrakte auf jetzt 118.962. Das ist eine Menge! Zugleich hat sich die Short-Position der Commercials um 6.768 Kontrakte auf 82.143 Kontakte vermindert, was aber in dieser Größenordnung auch noch eine Menge Holz bedeutet und heißen könnte, weitere angesägte Sprossen auf der Silberleiter demnächst brechen. Vor allem die Non-Commercials wurden zwischen dem 29. Juni und dem 6. Juli abgemolken, also die kleinen Optimisten.

Schnurzpiepegal
Jungs mit großem Geld können schnell mal die Kurse bewegen, wo einem alle leid tun können, wenn sie dann Geld verlieren. Es ist ja oft nicht ihr eigenes. Die Lage hat sich aber Anfang Juli deutlich entspannt. Seit seinem Hoch hat Silber mehrfach den Bereich von 17.70 USD/oz getestet. Vielen wäre ein deutlich niedriger Kurs als jetzt wesentlich lieber. Wer Gold und Silber kauft, sollte das dann tun, wenn die Stimmung schlecht, die Charts und Indikatoren auf Moll gedreht haben und die meist schwächeren Monate im Sommer nutzen. Hilfreich ist auch ein wöchentlicher Blick in die COT-Daten. Sind die offenen Positionen niedrig, die Netto-Shorts kleiner geworden und die Longs aus dem Markt gekegelt geworden, wäre das ein Zeichen, dass sich der Sturm etwas gelegt hat. Im Herbst beginnen zudem die Preise meist wieder zu steigen.
Wer sich für Edelmetalle entscheidet, entscheidet gegen Papiergeld. Er tauscht Geld, hinter welchem spröder werdendes Vertrauen steckt, gegen eine anfassbare Sache, ohne Schuldner und Ausfallrisiko. Dazu braucht es echtes Metall und keine Pseudo-Silber-Papieranlagen. Natürlich lässt sich auch auf den Preis der Metalle spekulieren. Viele werden aber festgestellt haben, dass Optionsscheine meist zu kurze Laufzeiten hatten und KnockOut-Scheine zu dicht an der Rauswurfkante gekauft worden sind. Und wenn man mal „Gewinne“ mitgenommen hat, waren es selten die wirklich erzielbaren Prozente. Ob long oder short – das Geld ist oft schnell fort, wie Jahr 2008 oder auch die letzten Wochen eindrucksvoll gezeigt haben. Mit echtem Metall wäre das kaum passiert, auch wenn es zugegebenermaßen auf die Dauer als sehr langweilig erscheint.
Es ist ja völlig verrückt, ein Metall zu kaufen, für das auch noch Aufgelder oder Mehrwertsteuer wie bei Silber anfallen. Das sagen die meisten Anlageexperten. Noch verrückter ist es aber, seine gesamten Ersparnisse in Zetteln zu parken. Wir werden ja sehen. Irgendwann später wird abgerechnet, wenn wie dicke Frau in der Oper mit dem Singen fertig ist. Und das kann noch ein Stück dauern, vielleicht bis man hören kann, dass sie heiser geworden ist...

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Frank-Meyer.eu