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Gold gab ich für Papier...

von Frank Meyer
Wer aufmerksam durch die Städte läuft, sieht heute überall Goldaufkauf-Buden aus dem Boden schießen. Das Geschäft scheint sich zu lohnen, für die Händler und auch für die, die Omas Zähne und Geschmeide dorthin bringen. Geschäfte mit der Dummheit der Leute sind neben denen mit dem Staat immer noch am lohnendsten...

Kaufe billig, verkaufe teuer. Wenn die ganze Goldsache mit einer gewissen Ahnungslosigkeit der Leute durchsetzt ist, bekommt man wie im Leben nicht das, was man sich wünscht, sondern oft das, was man verdient. Und beim Thema Gold kennen sich inzwischen die wenigsten noch aus. Wozu auch? Und so laufen einerseits die Enthortung von goldigen Übrigbleibseln aus den Haushalten und die Konzentration des Goldes in Form von Münzen und Barren, dort, wo das gelbe Metall als Versicherung verstanden wird.
Bei Silber liegen die Dinge anders. Ein Gramm wird, wenn es gut läuft, für 0,30 Euro aufgekauft. Ab welchem Preis aber würde das gehortete Silber in den Markt zurück fließen? Vermutlich erst, wenn der Preis deutlich gestiegen wäre, wenn man für einen Ring vielleicht 20 Euro bekommen würde? Ich schätze, es dauert noch, wenn solche Preise überhaupt erzielbar sind. Alten Silberschmuck wirft man eher weg, als ihn zum Einschmelzen zu bringen. Oder man lässt ihn dort, wo er nicht stört.
Und hier wird es spannend. Das Argument gegen Silber, das weltweit Milliarden Silberunzen „verstreut“ liegen, heißt noch lange nicht, dass sie dem Markt auch zur Verfügung stehen. Als während der Spekulation der Hunt-Brüder der Silberpreis auf 50 USD/oz stieg, flossen schätzungsweise 400 Millionen Unzen zurück in die Schmelzöfen. Bestecke, Kerzenleuchter und Münzen waren damals teuer genug, um sie in normales Geld zu tauschen – ein lohnendes Geschäft. Damals gab es eine gewaltige Welle der Enthortung. Heute wird neben Gold auch Silber als Versicherung gekauft, denn es ist 65-mal billiger als Gold und hat monetär gesehen die gleichen Eigenschaften. Es ist Geld. Dem ohnehin engen Markt werden durch Investoren mehr und mehr Barren und Münzen entzogen. Ab welchem Preis diese wieder zurück in den Markt fließen, kann man nicht mal seriös ahnen. Zumindest läuft seit Jahren wieder die Hortung von Silbermünzen und -barren.
Gold- und Silberpreise zeigen sich seit ein paar Wochen bei 820 Euro bzw. 15 Euro/oz eingeklemmt. Wer beides als Geld bzw. Wertspeicher oder Versicherung ansieht, wird wohl eher beim Silber zugreifen. Keine Frage: Gold wird eher als das Geld angesehen. Silber ist momentan mehr Industriemetall, fließt doch 54 Prozent der Jahresproduktion dorthin. Die Wertschätzung von Silber als Geld lässt sich am besten am Verhältnis der Preise zwischen Gold und Silber ablesen. Je niedriger das Ratio steht, desto mehr wird dem Silber die Eigenschaft des Geld zugebilligt. Steigt das Ratio dagegen an, gilt es eher als Industriemetall

Schnell weg damit
In Frankfurt kaufen die Händler Gold auch für 10 Euro das Gramm auf, obwohl der Spotpreis bei 26 Euro liegt. Wer sich mit Edelmetallen nicht auskennt, den stört das weniger. Selbst Reiner Calmund macht Werbung dafür, Gold in Geld zu tauschen. Es ist ein Quell der Heiterkeit, dem zuzuschauen und sicherlich auch heiter für alle, die nach zehn Jahren steigender Edelmetallnotierungen Omas Zeug wiedergefunden haben, es weggeschaffen und die fröhlichen Euronen fröhlich in Schnickschnack investieren. Es sind Momente, die Herzen höher schlagen lassen, wenn man Kasse machen kann und Gewinne nach Hause trägt.
Ich denke, die Leute liegen richtig, wenn sie ihre goldenen Überbleibsel aus einer Zeit, in der Gold keine Rolle spielte, wegschaffen. Was soll man schon mit goldenen ausgerissenen Zähnen anfangen? Sie liegen herum und es gibt jemanden, der sich dafür interessiert und darum kümmert. Zumindest sollte man beim Verkauf auf den Preis achten. 20 Euro pro Gramm Feingold dürfen es schon sein. Doch auch hier bekommen die Leute oft nicht das, was sie sich wünschen. Aber es steht ja jedem frei, die Ankaufpreise zu vergleichen. In was man die „Gewinne dann investiert, ist eine ganz andere Sache. Viele investieren das Geld in T-Shirts, Schuhe und Urlaub. Ich würde Gold gegen Gold tauschen - nicht gegen Papier. Zumindest heute nicht. Und interessant ist auch, warum die Leute ihr Gold verkaufen...

Kasse machen?

Die einen verkaufen, weil sie Geld brauchen. Es werden immer mehr Leute, sagen selbst die Statistiken. Die anderen verkaufen, weil sie Gewinne mitnehmen. Wer einen Wilhelm II (7,16 Gramm Feingold) vor Jahren unter 100 Euro gekauft hat, bekommt ihn heute für 200 Euro verkauft. Super!
Nur warum haben diejenigen, die ihn damals kauften, das getan? Und warum haben sie ihn nicht schon vor drei Jahren verkauft, als die Experten zu „Gewinnmitnahmen“ rieten? Ob sie den Wilhelm aus Spekulationsgründen kauften? Ich weiß es nicht. Es sind jedenfalls 100 Prozent Gewinn und für manche der Grund zu verkaufen.
Wer vor fünf oder acht Jahren Gold kaufte, musste dafür einen Grund gehabt haben, und zwar den, der heute in den Zeitungen steht - Schwierigkeiten im Finanzsystem. Unser Papiergeld ist nicht mehr das, was es einmal war. Sollte man wegen der jetzt hohen Preise sein Gold in Papier tauschen? Oh, das müssen Sie selbst wissen.
Genauer betrachtet, hat sich der Wert des Wilhelm II ja gar nicht verdoppelt, sondern nur sein Preis. Anders betrachtet, hat sich der Preis des Papiergeldes in der Zwischenzeit halbiert, auch wenn man aus den Statistiken etwas anderes lesen kann. Hätten Sie statt des Wilhelm II damals die entsprechende Menge Papiergeld ins Kopfkissen eingenäht, wären Sie jetzt um die Erfahrung reicher, dass heutiges Geld kein geeigneter Wertspeicher mehr ist. Es hat die Wertspeicherfunktion verloren - eine der drei Eigenschaften eines Geldes. (Maßstab, Wertspeicher, Verrechnungseinheit)
Man muss das Geld zur Bank tragen, um Zinsen zu bekommen, um den Wertverlust zu einem gewissen Teil ausgleichen zu können. Und die Bank freut sich, hat sie doch eine Einlage, die sie um den Faktor X wieder verleihen kann – natürlich zu höheren Zinsen, als sie Ihnen bietet. Schließlich lebt ja der Aberglaube, dass Banken nur die Einlagen der Leute weiter verleihen. Unsinn! Es ist Vielfaches davon.

Wilhelm II
Eine kurze Bemerkung zu den Wilhelms. Diese 20-Reichsmark-Münzen wurden millionenfach zwischen 1871 und 1914 geprägt. Die meisten davon sind längst eingeschmolzen worden, aber es gibt noch einige Millionen davon - irgendwo. Immer wenn der Goldpreis Thema in den Zeitungen ist, verkaufen die Leute ihre Münzen. Diese landen dann oft in den Raffinerien und damit im Schmelzofen. Auch die Wilhelms. Sie finden dort ihre letzte Ruhe und stehen als Goldbarren wieder auf. Ich denke, die Wilhelms sind eine Spekulation wert, auch wenn sie mit einem etwas höheren Aufgeld zum Krügerrand oder zu Gramm-Barren verkauft werden. Eines ist sicher: Die Wilhelms werden nach und nach seltener - bei steigendem Interesse an Gold. Ich vermute, dass die Aufgelder zum Gold in den kommenden Jahren steigen werden.

Was nun?
Es ist wirklich verwirrend, welche Szenarien an die Wand gemalt werden: Inflation, Deflation... Vielleicht bekommen wir auch eine Stagflation? Zur Zeit ist es erst einmal eine Flatulation, eine Kakophonie aus einem Orchester vieler Experten mit Sprechdurchfall, ausgeprägtem Optimismus und Krawatten.
„Die Inflation kommt!“ ist der Titel eines neuen Buches vom meinen früheren Kollegen Stefan Riße. Kommt sie wirklich? Gerade erreicht mich eine neue Studie von Johann Saiger „Kapitalmärkte vor einem neuen Deflationsschock.“ Oh! Vielleicht bekommen wir auch eine Stagflation? Sicher ist, dass irgendetwas dabei immer kaputt geht. Eine Deflation hat irgendwann den Staatsbankrott zur Folge, eine Inflation zerstört die Kaufkraft und eine Stagflation beides. Es ist ein Boom an Flationen, eine Reise durch den Nebel. Die Flationen sieht man nicht, spürt sie dann aber umso heftiger, wenn es vielleicht schon zu spät sein wird.
Bis dahin halte ich es mit dem den für meine Blogleser bekannten Spruch meiner Großmutter: Gib weniger aus, als du einnimmt und spare den Rest in einer sicheren Form. Und wenn man ein paar alte Zähne findet, dann würde ich die in Wilhelms tauschen. Die sind netter als ein Gebiss voller Gold im Schrank.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Frank-Meyer.eu