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Goldindikatoren Teil 5

von Johannes Forthmann

Neufassung eines Klassikers im nächsten Jahrzehnt?
Im weltbekannten Musical „Mary Poppins“ wird der kleine Micheal zum Auslöser des großen Londoner Bankruns von 1866. Er besucht zusammen mit Mary die Bank seines Vaters und möchte sein Taschengeld abheben, weil er es lieber dafür verwenden möchte, die Tauben draußen vor der Bank füttern. Als Mr. Banks sich weigert, ruft Micheal laut: „Gib mir mein Geld zurück“ und löst eine Bankenpanik aus, die seinen Vater „um die besten Jahre seines Lebens“ bringt, wie er es beklagte. Erleben wir bald eine Neufassung dieses Klassikers in der Realität? Und falls ja, wer könnte der kleine Michael oder Mr. Banks dieses Mal sein? Verschiedene hinreichend bekannte Protagonisten stehen zur Auswahl und auch Nebenrollen können gut besetzt werden. Wie werden Gold, Silber und andere Rohstoffe auf weitere Verwerfungen auf den Finanzmärkten reagieren? In diesem Teil meiner Essayreihe „Goldindikatoren“ möchte ich weitere Analysen zu diesem Thema präsentieren und dabei die aktuellen Anlässe beleuchten. Des Weiteren werden wie immer Methoden vorgestellt, die unabhängigen Einzelinvestoren praktische Hilfen bei Entscheidungsprozessen geben können. Sie gelten nicht nur für Gold..

Die aktuelle Eurokrise und Gold
Während der starken Einbrüche an den Aktienmärkten des Jahres 2008 wurden Gold und Silber stark mit in die Tiefe gerissen wurden, dennoch konnte man seitdem zeitweise beobachten, dass Gold und aktuell auch Silber bei neuerlichen Korrekturen von Aktien und Euro eine wesentlich größere Widerstandkraft zeigt als noch vor Monaten. Sie scheinen ihrem Ruf als echte Krisenmetalle bei ernstzunehmenden Krisen immer gerechter zu werden. In der folgenden aktuellen Grafik habe ich den Verlauf des wichtigsten Aktienindexes, des Euros und Gold in den letzten Tagen zeitgleich verglichen.

Grafik 1: Gold, S&P 500 Aktienindex und Euro/Usd vom 9.11. -30.11.10

Quelle: JF Research

S&P 500 Aktienindex, Euro und Gold starteten vor ca. 3 drei Wochen Korrekturen. Gold und Silber konnten sich jedoch in der letzten Woche davon befreien und begannen zunächst eine seitwärts-, in den letzten Tagen dann eine gegenläufige Bewegung, die heute von einem Ausbruch aus einer Seitwärtsbewegung nach oben begleitet wurde. Diese Schiebezone habe ich auf dem oberen Chart(Gold) markiert. Silber nahm den gleichen Verlauf, obwohl es bei meinen letzten Untersuchungen dieser Art vor ein paar Monaten bei Einbrüchen am Aktienmarkt noch weniger Widerstand als Gold gezeigt hatte. Betrachtet man die letzten drei Tage objektiv, dann könnte sich meine Vermutung als richtig erweisen, dass sich Gold und Silber, oder evtl. andere Rohstoffe sich vom Geschehen an den Aktien- und Devisenmärkten bald komplett lösen werden. Minenaktien bestätigen diesen Trend schon seit längerem.

Trends
Die drei Grundrichtungen jeglicher Aktivitäten auf Märkten sind Auf-, Ab- und Seitwärtsbewegungen, die oft in bestimmten Bandbreiten verlaufen. Der alte Satz „the trend is your friend“ hat in den letzten Jahren dabei etwas an Mythos eingebüsst, denn es ist immer schwieriger geworden, den Beginn von Trendphasen zu lokalisieren. Trends finden in der heutigen Zeit häufig in Form von explosivartigen Bewegungen statt, die Normalinvestoren nicht selten den Eindruck vermitteln „wieder einmal zu spät“ gekommen zu sein. Zweifelsohne kann der Trend ein guter Freund sein, wenn man es schafft ihn etwas näher zu lokalisieren, bevor er sich ankündigt. Betrachtet man das heutige Marktverhalten einmal etwas genauer, dann wird man feststellen, dass dieses eher aus Preisfluktuationen besteht, die sich zu einem großen Teil sägezahnartig innerhalb bestimmter Bandbreiten hoch und runter bewegen bevor sie eine genaue Richtung einnehmen. Hat jedoch einmal ein Trend oder dessen Wiederaufnahme begonnen, dann entwickeln sich häufig steile und schnelle Veränderungen. Bei Langzeittrends wie Gold, Silber und anderen Rohstoffen bilden sich danach Korrekturen(countertrends), die häufig in Seitwärtsbewegungen einmünden, die sich über Wochen oder Monate erstrecken können. Dieses typische Marktverhalten wird im Fachjargon „Konsolidierungsphase“ oder „Schiebezone“ genannt. Lokalisiert man in etwa den Verlauf solcher Schiebezonen, dann erhält man weitere Aufschlüsse über Preiszonen, die beachtenswert sind und Entscheidungen hinsichtlich von Neuinvestments erleichtern können. Das Durchbrechen von Langzeitschiebezonen hat dabei immer eine größere Aussagekraft wie Momentaufnahmen wie in Grafik 1, ist jedoch tendenziell von den gleichen Mechanismen geprägt. In der nächsten Grafik möchte ich solche Langzeitskonsolidierungen einmal kurz am Beispiel Silber darstellen.

Grafik 2: Silber von 2003 bis Juni 2010 (1 Preisstab = 1 Woche)

Quelle: JF Research

An den eingezeichneten horizontalen Linien habe ich die Seitwärtsbewegungen gekennzeichnet. Sie machen einen großen Teil der Grafik aus und werden auch als Unterstützung(unten) und Widerstand (oben) bezeichnet. Um zu zeigen, wie stark selbst weit zurückliegende Zonen Einfluss nehmen können habe ich in der rechten Bildhälfte den 1. Februar 2010 markiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde die obere Begrenzungslinie der Schiebezone der Jahre der Jahre 2006 und 2007 (Bildmitte) zu einer soliden Unterstützung. Alle Seitwärtsbewegungen der Grafik sind durch ansteigende Böden gekennzeichnet, welches auf einen starken Langfristtrend hinweist. Investoren, die beispielsweise jeweils im Jahre 2004, 2006, 2007 und 2008 mit Beginn dieser Seitwärtszonen in Silber investiert hätten, mussten jeweils 1 – 3 Jahre warten bis ihre Investition Früchte getragen hat.

Umverteilungsprozesse
Was passiert nun in diesen Seitwärtsbewegungen und warum finden diese statt? Klassisch gesehen sind es Umverteilungsprozesse, die zur Auflösung von Positionen auf der einen, Akkumulation(Ansammlungen von Positionen) auf der anderen Seite führen. Vielleicht kann man es auch mit einem Tauziehen zweier Mannschaften vergleichen, die in einer bestimmten Zone solange einer Art Zerreißprobe unterworfen sind, bis letztendlich das stärkere Team gewinnt und der Trend sich mit einer steilen Aufwärtsbewegung fortsetzt. Danach beginnt dieser Wettkampf auf Neue auf anderer Ebene und es bildet sich eine neue Basis. Die hier dargestellten Prozesse gelten auch für andere Rohstoffe. Um dieses zu verdeutlichen, hier ein aktuelles Beispiel, welches ich schon in einem Oktoberartikel erwähnt hatte. Es handelt sich um den Rohstoff Uran. Ein erstes Verlassen der Seitwärtszone kündigte damals einen beginnenden Trend an. Die dargestellte Leitaktie Uranium One konnte sich in den folgenden 6 Wochen um ca. 40% verbessern.

Grafik 3: Uranium One von März 2009 bis Dezember 2010(Börse Toronto)

Quelle: JF Research

Davor bewegte die Aktie sich ca. 2 Jahre lang wie ein streunender Hund in der vor mir eingezeichneten Bandbreite(Schiebezone) und muss viele überwiegend fundamental orientierte Investoren zur Verzweifelung gebracht haben, denn sonst würden wir nicht auf eine solche, auf den ersten Blick chaotisch anmutende zickzackartige Bewegung schauen, die ca. 90% der gesamten hier dargestellten Zeitperiode ausmacht. Es ist nicht schwer sich einen Chart auszudrucken und ein paar dieser Linien mit einem Bleistift einzuzeichnen, um sich einen kleinen Überblick aus der Vogelperspektive zu beschaffen, in welcher Phase sich der Markt gerade befindet. Dieses kann man auf vielen frei zugänglichen Internetseiten (bigcharts,Yahoo finance, bloomberg…).Hierbei beginnt man mit einem möglichst langen Zeitrahmen und grenzt diesen dann immer mehr ein.

Die Volatilität
Risikobewusste Investoren sind gut beraten, auch die Volatilität eines Marktes etwas zu beobachten, um Marktphasen zu meiden, die gerade überproportionalen Preisfluktuationen unterliegen. Dieses soll die folgende Grafik etwas verdeutlichen. Es handelt sich dabei um den größten Silberproduzenten, der die Entwicklung des Silberpreises tendenziell gut reflektiert.

Grafik 3: Silver Wheaton von März bis Mai 2010( Preisstab = 1 Tag)

Quelle: Johannes Forthmann Research

Von März bis Mai 2010 machte diese Aktie einen Sprung von über 40 %. Am gekennzeichneten 11.Mai (rechte Bildhälfte oben) eröffnet die Aktie mit einer riesigen Lücke nachdem sich schon Tage zuvor die Länge der täglichen Preisschwankungen stark vergrößert hatte, d.h. die Volatilität sich stark erhöhte. Dieses ist an der doppelten Länge der einzelnen Preisstäbe ab Mai und an einem Auseinanderweichen der uns schon aus dem letzten Essay bekannten Bollinger Bänder zu sehen. Kurz darauf erfolgt eine ca. 20%ige Korrektur. Es ist nicht die klügste aller Entscheidungen sich zu Zeitpunkt in den Markt zu stürzen, nachdem vorher in kurzer Zeit schon drei oder vier weitreichende Aufwärtsbewegungen stattgefunden hatten und die Volatilität sich verdoppelt hat. Grosse Kurslücken am Ende von Aufwärtsbewegungen wie dieser haben außerdem die Tendenz, mit rückläufigen Bewegungen (Korrekturen) zunächst einmal „geschlossen“ zu werden.

Theorien
Investmentbücher stehen voll von Theorien, die die Funktionsweise der Märkte erklären sollen. Mitte der 90 er Jahre las ich einen Bestseller dieser Art mit dem Titel: „Auf dem Kamm eines Tsunamis“ Es handelt von den sogenannten Elliottwellen, die viele Anhänger gefunden zu haben scheinen. Das Problem dieses Buches war, dass es von einem totalen Zusammenbruch sprach in einer Zeit, in der die Endphase des Bullenmarktes gerade erst begonnen hatte und danach noch ein paar Jahre anhielt.
Rückschläge dieser Wellen werden mit der Formel eines italienischen Mathematikers aus dem Mittelalter (Fibonacci) berechnet. Das Buch wurde in vielen Fachkreisen respektvoll gepriesen. Obwohl alle Bewegungen auf Märkten ohne Zweifel in Schwingungen stattfinden, gelang es mir leider nie eindeutig festzustellen, in welcher Etappe einer solchen Welle der Markt sich gerade befand. Wahrscheinlich gibt es auch Investoren, die mit dieser Methode Erfolg haben, ich möchte dieses Beispiel hier nur deshalb erwähnen, um eine Erfahrung zu schildern, die ich daraus abgeleitet habe. Wenn man eine Methode nicht halbwegs geistig nachvollziehen kann, dann sollte man sie auch nicht verfolgen, nur weil andere es tun.

Intuition
Um letztlich erfolgreich zu sein, kommt eine weitere individuelle Komponente ins Spiel, die nicht zu unterschätzen ist, die Intuition. Sie kann wertvoller sein als jeder Indikator und ist bekannterweise bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Es ist statistisch erwiesen, dass Investoren, selbst wenn sie die gleichen Methoden anwenden, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Menschliche Schwächen in Form von Unentschlossenheit, mangelndes Selbstvertrauen…..spielen hierbei eine große Rolle. Hat man sich einmal ein gewisses Rüstzeug angeeignet, dann sollte man dabei bleiben, Entscheidungen treffen, sie durchführen und dabei auch seine eigene Intuition walten lassen. Investoren, die ständig nach neuen Informationsquellen und Meinungen suchen unterwerfen sich einem negativen Stressfaktor, der zu einer großen Belastung werden kann. Zum Abschluss ein Tipp. Führen Sie ab und zu den folgenden Stresstest durch. » http://www.deecee.de/dc/funny-stuff/tricks-tests/stresstest.html

Wie immer wünsche ich Lesern dieses Artikels Erfolg und eine glückliche Hand.

Johannes Forthmann ist deutscher Wirtschaftswissenschaftler und studierte fundamentale und technische Analyse in den USA. Er schreibt einen Rohstoffnewsletter und gibt zeitweise Seminare. Email: » coloursofthesun@gmail.com
Alle in diesem Artikel dargestellten Methoden geben keine Garantie für zukünftige Gewinne. Veröffentlichungen nur mit Genehmigung des Autors.