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Trotz allem gute Zeiten für Edelmetalle

Adventszeit ist Prognosezeit. Aber keine Sorge, hier folgt jetzt nicht das übliche Wenn und Aber zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Allgemeinen und zur Dax-Bandbreite im Besonderen, sondern die eine oder andere bedenkenswerte Zahlenrelation. Legen wir zunächst das von der Bundesbank für das Jahr 2010 prognostiziere BIP-Wachstum von 1,6 Prozent zugrunde (die Deutsche Bank tippt auf 2 Prozent), so hat der Deutsche Aktienindex Dax offenbar schon zu viel des Guten vorweggenommen. Doch da gibt es ja noch die weiterhin überschießende Liquidität, von der Bundesbank-Chef Axel Weber zuletzt in unserem Frankfurter Wirtschaftsjournalisten-Club behauptete, sie werde „alternativlos langsam und schrittweise“ zurückgeführt.
Nur, was kommt danach? Angenommen, die Zinsen werden steigen, sobald die Liquidität abebbt. Nicht schon in den kommenden Wochen oder Monaten, sondern vielleicht später im Jahr 2010 oder erst 2011. Wann genau, lässt sich natürlich nicht vorhersagen, weil viel von der Psychologie abhängt. Das heißt, allein die Erwartung steigender Zinsen kann diese vorzeitig nach oben katapultieren. Spätestens dann sollte man sich ein paar andere Zahlen durch den Kopf gehen lassen, die der erfolgreiche Hedgefondsmanager George Soros ermittelt hat: 1929, kurz vor dem Börsenkrach, beliefen sich die ausstehenden Kredite in den USA auf 160 Prozent des dortigen BIP, drei Jahre später auf 260 Prozent, vor dem Kursrückgang im vergangenen Jahr auf 365 Prozent, und jetzt seien sie dabei, auf mindestens 500 Prozent zu steigen. Angenommen, diese Dynamik setzt sich nur ähnlich fort wie nach dem Börsenkrach von 1929, dann werden wir es demnächst in den USA mit einer gigantischen Kreditblase zu tun haben. Anzunehmen, wir in Europa würden nicht nachhaltig davon betroffen, ist illusorisch.
Die Kreditblase hat besonders zwei gravierende Folgen: 1. Kredite sind Geld, das den Weg des geringsten Widerstands sucht und dort landet, wo es den höchsten Gewinn verspricht. 2. Je mehr Kredite ausstehen, desto schlechter wird ihre Qualität, was zwangsläufig zur Vernichtung eines Teils der Kredite führt, sobald sie nicht mehr bedient werden können. Ansatzweise lassen die beiden Folgen sich schon heute erkennen. So ist viel Geld in der Hoffnung auf hohe Gewinne beispielsweise in Rohstoffe und Edelmetalle, zum Teil auch in Aktien geflossen. Und die Kreditvernichtung hat 2008/09 über wertlos gewordene verbriefte Kredite stattgefunden. Außerdem deutet sich mit der Abstufung der Bonität von Griechenland durch führende Ratingagenturen der nächste Kollateralschaden übermäßiger staatlicher Verschuldung an. Dadurch tendiert ausgerechnet der Dollar (siehe oben) im Vergleich zum Euro vorübergehend stark, weil die europäische Leitwährung wegen Griechenland ja etwas angeschlagen ist.
In welche Anlagen werden große und kleine Investoren fliehen, wenn die Zinsen nach oben drehen? So viel steht fest: auf keinen Fall mehr in die bisher als sicher geltenden Anleihen, schon gar nicht in solche mittlerer und langer Laufzeit und erst recht nicht in griechische (italienische, spanische, portugiesische, irische, britische, amerikanische usw.). In Immobilien, weil sie als Sachwerte gelten? Vielleicht, aber wo? Nicht auszuschließen ist, dass angelsächsische Großanleger zum zweiten Mal nach der Phase 2006 bis 2008 die Preise deutscher Wohnimmobilien nach oben jubeln werden – wir vollziehen ja zeitlich versetzt viele amerikanische Unsitten nach. Am Ende wird man sich allerdings fragen müssen, wie es um den Sachwertcharakter von Immobilien generell und von Wohnimmobilien speziell bestellt ist, sobald Mieter insolvent werden und Vermieter die Nebenkosten weiter zahlen müssen.
Auf internationaler Ebene werden weiter vor allem Edelmetalle, unter stärkeren Schwankungen abwechselnd auch diverse Rohstoffe und zum Teil Aktien favorisiert sein. In welchem Umfang und zu welchen Zeitpunkten, wird – abgesehen von der vorhandenen Liquidität – durch Erwartungen bestimmt: Überwiegen deflatorische Befürchtungen (wie hier und da immer noch), kommt es zu hektischen Abwärtsreaktionen. Aber sobald solche Befürchtungen ins Gegenteil umkippen, also in Inflationserwartungen, geht die Reise der Preise und er Zinsen wieder aufwärts. Die Schwankungen der Edelmetall- und Rohstoffpreise in den vergangenen Tagen geben einen Vorgeschmack auf die Ausschläge in den nächsten Jahren, nur dass diese dann viel heftiger ausfallen und schließlich in eine fast senkrechte Aufwärtsbewegung übergehen werden.
Warum eine solche Entwicklung mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, belegen allein schon die vom Hedgefondsmanager Soros ermittelten Daten. Denn ausstehende Kredite, die ein Mehrfaches des BIP ausmachen, lassen sich nicht einfach von heute auf morgen aus der Welt schaffen. Beginnen sie zu wackeln und werden sie schließlich notleidend, setzt die Flucht in die Sicherheit ein, wodurch Edelmetalle begünstigt sind. Werden sie dagegen immer weiter ausgedehnt, kommt es über kurz oder lang unweigerlich zur Inflation, was ebenfalls zur Flucht in die Sicherheit führt.
Diese Vorgänge finden natürlich nicht linear statt, sondern – um eine Metapher von Altmister André Kostolany zu verwenden – wie der Spaziergang des Herrchens mit dem Hund: Während Herrchen sich stetig nach vorn bewegt (zu vergleichen mit einem langfristigen Trend), springt der Hund hin und her (entsprechend den kurzfristigen Auf- und Abwärtsreaktion an Börsen und Märkten). Bei den Edelmetallen befinden wir uns gerade in einer von diesen Hin-und-her-Bewegungen. Auf niedrigerem Preisniveau endeten entsprechende Phasen 2003, 2004 und 2008 jeweils im ersten Quartal mit einer hektischen Aufwärtsbewegung, von Chartisten auch Spike oder Fahnenstange genannt. Während es 2005 nach einer längeren Seitwärtsbewegung fast stetig aufwärts ging (gemessen an steigenden Tiefspitzen), war der Spike erst im zweiten Quartal 2006 erreicht.
Im laufenden Jahr erleben wir wieder, gemessen an steigenden Tiefspitzen, einen ziemlich stetigen Aufwärtstrend, auch wenn er zurzeit bei Preisen etwas über 1100 Dollar je Feinunze unterbrochen zu sein scheint.. Falls sich die Geschichte nach dem Muster von 2005 wiederholt, würde der nächste Spike erst im zweiten Quartal 2010 kommen (und nicht im ersten, wie bisher von mir erwartet). Dafür spricht auch die heftige Abwärtsreaktion der vergangenen Tage, deren Überwindung erfahrungsgemäß mehr Zeit in Anspruch nimmt und deshalb den jetzigen Aufwärtstrend verlängern könnte. Also trotz des jüngsten Rückschlags gute Zeiten für Edelmetalle.

Manfred Gburek, 11. Dezember 2009

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu