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Warum Inder und Chinesen den Goldmarkt aufmischen

Jahrelang kündigte der Internationale Währungsfonds (IWF) an, 403 Tonnen Gold zu verkaufen, jetzt kam es zur Sturzgeburt: 200 Tonnen ab nach Indien. Die penetranten Ankündigungen dienten wohl auch dazu, den Goldpreis zu dämpfen. Was bei diesen im Lauf der Jahre immer lächerlicher wirkenden verbalen Übungen schließlich herauskam, ist nun bekannt: Verkauf von fast der Hälfte des Schatzes abgeschlossen, und der Goldpreis erklimmt in Dollar neue Höhen, während er in Euro kurz davor steht. Fast alles spricht dafür, dass auch der Verkauf der verbleibenden 203 Tonnen denselben preistreibenden Effekt haben wird. Denn die Zentralbanken, Minenkonzerne, Weiterverarbeiter, institutionellen und privaten Anleger, die an den Edelmetallmärkten tätig sind, ticken anders, als Klein-Moritz und der Großteil der Medien sich das vorstellen.
Um es in der Börsianersprache auszudrücken: Der IWF gehört zu den schwachen Händen, weil er dringend Geld braucht. Dagegen ist Indien den starken Händen zuzuordnen, weil der Subkontinent die 200 Tonnen zu den bereits vorhandenen Währungsreserven packen und so bald nicht wieder hergeben wird. Von daher droht also keine Gefahr für den Goldpreis. Sobald auch die restlichen zum Verkauf stehenden 203 Tonnen des IWF-Goldes einen (oder mehrere) starke Abnehmer gefunden haben, muss man sich fragen, woher dem Goldpreis überhaupt noch Gefahr drohen könnte.
Zumindest eine Antwort liegt nahe: Da Zentralbanken und Minenkonzerne in diesem Sinn kaum gefährlich werden können und die preisdrückenden Effekte der Weiterverarbeiter (im Wesentlichen wegen rückläufiger Nachfrage der Schmuckindustrie) weitgehend vom Markt verdaut sind, rücken institutionelle und private Anleger in den Fokus: die einen vor allem als ETF (börsengehandelte Fonds), die anderen als Spekulanten und Goldhorter, deren Altgoldverkäufe immer wieder für Preisdruck sorgen können. Aber reicht das aus, um den Goldpreis nachhaltig zu bremsen? Wohl eher nicht, wie die folgenden Überlegungen zeigen.
Zunächst ist festzuhalten, dass der Preisausbruch über den bisherigen Höchststand (in Dollar) noch keine allgemeine Euphorie ausgelöst hat, sondern mit Unterbrechungen erfolgt ist, die auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sind. Das Ende einer Hausse sieht anders aus. Außerdem fällt auf, dass der im Vergleich zum Euro wochenlang schwache Dollar ausgerechnet im Zuge des jüngsten Goldpreisanstiegs zur Stärke neigte. Also müssen andere Kräfte als diejenigen, die Gold vor allem als Anti-Dollar einstufen, den Preis des Edelmetalls in die Höhe getrieben haben. Ich habe sie hier vor einer Woche genannt: China, ETF und private Anleger. Nun ist Indien den Chineen zuvorgekommen. Das ändert jedoch nichts an deren Absichten.
Spannend bleibt die Frage, wie weit die jetzige Goldhausse trägt, bevor sie wie zuletzt im März 2008 jäh unterbrochen wird – unterbrochen, aber nicht beendet, denn dafür fehlt zurzeit jegliches Indiz. Wie Sie wissen, bin ich kein Freund von Preis- oder Kurszielen, weil solche immer dann hinfällig werden, wenn die Massenpsychologie für Übertreibungen sorgt. Das wird in den kommenden Monaten nicht anders sein. Allerdings lässt sich der eine oder andere Anhaltspunkt aus der Preisentwicklung dieses Jahrzehnts ableiten.
So stieg der Goldpreis in Dollar von Mitte 2005 bis zum Frühjahr 2006 um rund 70 Prozent. Nachdem er bis zum Sommer 2007 eine Pause eingelegt hatte, zog er vom Ausbruch über den Höchststand von 2006 bis zum Frühjahr 2008 um gut 40 Prozent an, für ganz kurze Zeit sogar über 1000 Dollar. Dem folgte der später zum Teil durch die Finanzkrise ausgelöste Rückgang mit anschließendem Anstieg bis heute. Das erneute, jetzt nachhaltige Überspringen der 1000-Dollar-Marke gelang dem Goldpreis in diesem Herbst. Würde er sich ähnlich entwickeln wie 2005/06 oder 2007/08, spräche das für einen zwischenzeitlichen Anstieg auf zirka 1700 bzw. 1400 Dollar.
Doch da stellt sich die Frage, ob die Dollar-Rechnung überhaupt noch angemessen ist, weil ja Europäer in Euro, Japaner in Yen, Chinesen in Yuan/Renminbi, Inder in Rupien messen usw. Wenn sie am Goldmarkt aktiv werden, ist folglich eine andere Elle anzulegen, wie dieser Vergleich zeigt: Insgesamt hat der Goldpreis seit seinem Tief im Jahr 2001 bis heute in US-Dollar um zirka 320 Prozent zugelegt, in Rupien sogar um etwa 330 Prozent, in Yen um gut 230 Prozent und in Euro nur um knapp 170 Prozent. In Yuan/Renminbi ist der Goldpreis – bei allen Vorbehalten gegenüber Chinas Währung, weil sie in der fraglichen Zeit keinen vergleichbaren Marktwert hatte – um zirka 285 Prozent gestiegen, also etwa in der Mitte zwischen dem Plus in Yen einerseits sowie US-Dollar und Rupien andererseits.
Daraus lässt sich zumindest eines ableiten: Gemessen in Gold, steht es um die offizielle Yuan/Renminbi-Kaufkraft besser als um die des US-Dollars, wenngleich bei Weitem nicht so gut wie um die von Yen oder gar Euro. Die Affinität der Chinesen zum Gold ist allerdings, ähnlich wie zum Platin und Silber, ebenso stark ausgeprägt wie die der Inder. Das heißt, so wie die Mehrheit der Deutschen das Sparbuch, das Tagesgeld und vergleichbare Anlagen als eiserne Reserve bevorzugt, so gilt die entsprechende Priorität der Chinesen, Inder und der meisten übrigen Asiaten den Edelmetallen. Diese Affinität in Verbindung mit dem zunehmenden Reichtum immer breiterer Schichten der Bevölkerung dürfte den Ausschlag für den nächsten Nachfrageschub nach Gold geben. Das signalisiert denn auch der Preisauftrieb, der prompt dem Kauf von 200 Tonnen durch Indien gefolgt ist.

Manfred Gburek, 6. November 2009

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu