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Die Medien und das Gold

Am 4. Juni, kurz vor der Tagesschau, machte Börse-im-Ersten-Deuterin Anja Kohl einen Versuch, den jüngsten Goldpreisanstieg kurz vor der Marke von 1.000 Dollar zu erklären, obwohl der Anstieg da nicht mehr ganz frisch war und am Tag darauf von einem Abstieg in die Gegend um 950 Dollar abgelöst wurde. Wie zu erwarten, kam dabei wenig Substanzielles heraus. Konnte es auch nicht, denn vorher musste husch husch der Dax kommentiert werden. So konnte Gold zwangsläufig nur noch die Statistenrolle übernehmen.
Ohnehin haben die meisten Journalisten ein verklemmtes Verhältnis zu dem Edelmetall. Es ist also sogar schon lobenswert, dass ARD-Anchor-Woman Kohl sich überhaupt seiner annahm, wenn auch ein wenig schauspielernd - womit wir bei einem ernsten Medienthema sind: Dax, Gold sowie viele andere wirtschafts- und börsenrelevante Faktoren, ebenso wie Obama und das Wetter, als Aufhänger, ja als Staffage für die Medien. Dadurch rückt die Information in den Hinter-, das jeweilige Medium und dessen jeweilige(r) Vertreter(in) in den Vordergrund.
Diese Erkenntnis ist nicht neu, sie geht auf den längst verstorbenen Medienforscher Marshall McLuhan zurück, dessen prägnantester Satz lautete: Das Medium ist die Botschaft. In unserem Fall also das schöne Gesicht von Anja Kohl. Oder zu späterer Zeit das von Marietta Slomka und Caren Miosga. Wenn sich zur Schönheit der Verstand gesellt, was wir hier einfach mal unterstellen, heißt das Ergebnis: Anchor-Woman. Sprich, Glaubwürdigkeit und Kompetenz eines Mediums, in diesem Fall des Fernsehens, strahlen in dem einen Moment, in dem die Bewegungen von Dax und Gold, die Redewendungen von Obama oder die Windrichtungen beim Wetter zur Sprache kommen, von einer einzigen Person aus.
Über den Erkenntnis- oder Nutzwert einer solchen medialen Vorherrschaft gibt es nicht viel zu streiten, er tendiert gegen null. Aber deswegen schaffen die Fernsehsender die Wirtschafts- und speziell die Börsenberichterstattung trotzdem nicht ab: Als Aufhänger bzw. Staffage (s.o.) werden sich Firmenpleiten und Schmiergeldaffären, Kurssprünge und Börsenkräche auch noch in ferner Zukunft gut eignen. Für mehr nicht, denn in maximal zwei Minuten und 30 Sekunden - oder ähnlich - lässt sich im Grunde nichts so erklären, dass die an wirtschaftlichen Zusammenhängen - geschweige denn an Börsenmechanismen - interessierten Zuschauer/-hörer sich den erforderlichen Durchblick verschaffen könnten. Und wie steht es um die Nachrichtensender? Sieht man von der einen oder anderen umfangreicheren Dokumentation ab, nicht viel anders, außer dass den Moderatoren dort ein paar Gesprächspartner mehr zur Verfügung stehen, die im Brustton der Überzeugung begründen, warum der Dax gerade die 5.000 Punkte nach oben oder unten geknackt hat.
Damit offenbart sich eines der Medienprobleme in puncto Börse, und es betrifft nicht allein die Fernsehsender: Das Ereignis, in diesem Fall zum Beispiel die Kursentwicklung, ist Vergangenheit und eigentlich nur für den Bruchteil der Medienkonsumenten interessant, die etwa Aktien, Fonds oder Zertifikate besitzen. Und dieser Bruchteil schrumpft zu einer verschwindend kleinen Minderheit, wenn man bedenkt, dass Börsianer inzwischen längst das Internet nutzen, um Aktienkurse zu erfahren. Die anderen nehmen die Dax- und sonstigen Börsenbewegungen über das Fernsehen einfach nur mehr oder weniger uninteressiert zur Kenntnis, beschränken sich hier womöglich auf den Teletext oder werfen tags darauf einen Blick in den Kursteil ihrer Tageszeitung. Die breite Masse findet die Börse bestenfalls dann spannend, wenn der VW-Kurs über 1.000 Euro explodiert oder wenn die Finanzkrise die Kurse der Bankaktien kräftig durcheinander schüttelt. Oder wenn sich eben, wie eingangs erwähnt, der Goldpreis der Marke von 1.000 Dollar nähert, auch wenn seine Bewegungen die Masse der Anleger wahrscheinlich immer noch herzlich wenig interessieren.
Da die Börse und das Gold (nebst Währungen) zu den wichtigsten Seismographen der wirtschaftlichen Entwicklung gehören (wenn sie nicht sogar die wichtigsten sind), läge die Idee nahe, ihre Mechanismen wenigstens grob schon in den Schulunterricht einzubeziehen. Dazu müssten allerdings erst die Lehrer geschult werden. Doch nur mal angenommen, das sei geschafft, wäre diese Idee dann wirklich realisierbar? Nein, denn allein schon an der Stoffauswahl würde ein solches Vorhaben scheitern. Banken (einschließlich Bundesbank) und Investmentgesellschaften könnten sogar zu Recht behaupten, dass sie längst für den Schulunterricht konzipierte Broschüren unters Volk gebracht haben, das Deutsche Aktieninstitut würde auf seine Jahrzehnte lange Tradition als - wenngleich vergeblicher - Aufklärer in Sachen Aktien verweisen, nicht zu vergessen Bausparkassen, Versicherungen, Aufsichtsbehörden, Verbraucherzentralen usw. Gold bliebe so wie so auf der Strecke. Man stelle sich nur vor, der von Schülerstreichen gepeinigte Lehrer aus dem Film "Die Feuerzangenbowle" müsste seinen Gymnasiasten statt der Funktion der Dampfmaschine erklären, wie der Goldpreis zustande kommt.
Ich werde oft gefragt, welche Medien man nutzen soll, um sich zum Thema Gold schlau zu machen. Darauf gibt es natürlich zig Antworten. Gehen Sie am besten zuerst in eine gut sortierte Buchhandlung und blättern Sie in dem mittlerweile stark gewachsenen Angebot an lesenswerten Büchern zum Thema, von denen Sie zwei oder drei auswählen, deren Inhalt und Darstellungsweise Ihrem Geschmack entspricht. Mindestens ebenso wichtig ist, dass Sie den Goldpreis - und mit ihm am besten auch den Silberpreis - laufend verfolgen. Das kann im Internet sein (goldseiten.de, comdirect.de, kitco.com u.a.), im Teletext des Fernsehens (mehrere Sender, z.B. im ZDF Nr. 632) oder in Nachrichtensendern wie n-tv und N24, außerdem mit einem Tag Verzögerung in Ihrer Tageszeitung. Lesen Sie darüber hinaus größere Beiträge zum Thema Gold in Wirtschaftszeitungen und einschlägigen Wirtschaftsmagazinen, wobei die Auswahl auch hier, ähnlich wie bei den Büchern, Ihrem Geschmack entsprechen sollte. Dagegen ist von den meisten Tippdiensten und von Prognosen mehr oder weniger durchgeknallter Goldgurus abzuraten.
Zu guter Letzt wieder zurück zum Fernsehen, das sich hervorragend als Kontraindikator eignet: Falls die Berichterstattung dort dem Thema Gold viel mehr Zeit als sonst widmet, sollten Sie misstrauisch werden und wenigstens an den Verkauf eines Teils Ihrer Goldbestände und Edelmetallaktien denken. Es ist allerdings längst noch nicht so weit.

Manfred Gburek, 5. Juni 2009

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.gburek.eu/