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Anleger flüchten in Gold- und Silbermünzen

von Tobias Bayer und Christine Mai (Frankfurt)

Weltweit kürzen Unternehmen die Produktion und bauen Stellen ab. Doch es gibt Ausnahmen: Prägeanstalten können die Nachfrage nach Gold- und Silbermünzen nicht mehr befriedigen. Besonders Österreich ist erfolgreich - und stolz.
So sieht Österreichs Exportschlager der Stunde aus: Auf der einen Seite Orchesterinstrumente, auf der anderen Seite die vom "Neujahrskonzert" bekannte Orgel im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. "Wiener Philharmoniker" nennt sich die Münze, die es in Gold- und Silberausführung gibt - und von der Amerikaner, Deutsche und Japaner momentan gar nicht genug bekommen können.
"Es gibt einen enormen Run. Wir arbeiten im Mehrschichtbetrieb", sagt ein Sprecher der "Münze Österreich", der Prägeanstalt der Alpenrepublik auf FTD.de-Anfrage. 2008 habe man 1,063 Millionen Goldmünzen verkauft. Ein Jahr zuvor seien es nur 245.000 gewesen. Auch die im Februar 2008 eingeführte Silbervariante finde reißenden Absatz. Ursprünglich war ein Verkauf von vier Millionen avisiert worden. Ende Dezember habe die Zahl 7,8 Millionen in den Büchern gestanden.
2009 halte der Trend an. In den ersten beiden Monaten des Jahres seien 386.000 Goldmünzen verkauft worden, in der Vorjahresperiode seien es 66.000 gewesen. "Wir sind stolz, dass wir als kleines Land in der Welt solch einen Erfolg haben", sagt der Münze-Sprecher und verweist auf den Marktanteil von 85 Prozent in Japan, 52 Prozent in Europa und 11 Prozent in Nordamerika.
Es handelt sich um ein weltweites Phänomen: Prägeanstalten kommen kaum mit der Nachfrage nach Gold- und Silbermünzen hinter. Von der United States Mint über die Royal Canadian Mint bis zur New Zealand Mint verzeichnen Münzämter in aller Welt einen regelrechten Auftragsboom. "Die Nachfrage nach Gold und Silber ist beispiellos. Wir arbeiten hart, um mit unserer Produktion hinterher zu kommen", sagte eine US-Mint-Sprecherin der Nachrichtenagentur Reuters.
Was früher Sammelleidenschaft war, ist heute von der Kreditkrise getrieben: Die Anleger fürchten um ihr Erspartes, haben Angst vor Inflation - und flüchten in vermeintlich sichere Anlagen wie Gold und Silber. Besonders die laxe Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed treibt die Edelmetallpreise. Nachdem Fed-Chef Ben Bernanke am Mittwochabend ankündigte, Staatsanleihen zu kaufen und die Geldmenge um 1750 Mrd. $ zu erhöhen, zogen die Notierungen deutlich an.
Gold verteuerte sich so stark wie seit sechs Monaten nicht mehr. Am Donnerstag kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) zur Lieferung im April 956 $ in New York . "Die Investoren haben Angst, dass die Feld ungehemmt Geld druckt, und sich daraus eine gewaltige Inflation entwickelt. Deshalb kaufen sie Gold", sagt Matt Zeman, Metallhändler beim Brokerhaus Lasalle Futures in Chicago.

Von dieser Edelmetalleuphorie profitieren Sammlermünzen. In den Vereinigten Staaten verkaufte die US Mint im vergangenen Jahr 710.000 American-Eagle-Goldmünzen. 2007 waren es noch 140.000 gewesen. Besonders beliebt war die Silbervariante des American Eagle, die sich 20,6 Millionen mal verkaufte. 2007 hatte die Zahl noch bei neun Millionen gelegen.
In Südafrika ist der Krugerrand gefragt: Die Prägeanstalt des Landes fertigte im vierten Quartal 175.000 solcher Münzen, in der Vorjahresperiode waren es 110.000 gewesen. Andere Länder berichten Ähnliches: Laut Angaben der französischen Münzanstalt verdoppelten sich die Verkäufe 2008, dieses Jahr rechne man mit einem Wachstum von weiteren 50 Prozent, sagte ein Sprecher. Auch in Russland und in Neuseeland hält der Sturm auf die Edelmetallmünzen an.

Silber-ETFs verzeichnen Rekordzuflüsse

Auffällig ist die zunehmende Beliebtheit von Silber. Nach der Fed-Ankündigung verzeichnete das Edelmetall mit 13 Prozent den größten Anstieg seit 29 Jahren. Am Spotmarkt kletterte der Preis auf 13,54 $ je Feinunze – den höchsten Stand seit drei Wochen. Der zu Barclays gehörende börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Fund, ETF) iShares Silver Trust meldete einen Anstieg seiner Bestände um 1,3 Prozent auf 7999,6 Tonnen. iShares Silver Trust ist der weltgrößte Silber-ETF. Diese Fonds kaufen mit dem Geld der Anleger physisches Silber, so dass eine tatsächliche Hinterlegung des Fondswertes gesichert ist.
Die Jagd auf Silber begünstigt Unternehmen wie den mexikanischen Konzern Fresnillo und Pan American Silver aus Vancouver. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres waren die Preise angesichts der schwindenden Nachfrage im Zuge des globalen Abschwungs noch eingebrochen. Viele erwarten nun weitere Preisanstiege. Er prophezeie zwar keine neuen Höchststände, sagte Dennis Wheeler, Chef des Silberkonzerns Coeur D'Alene, vor wenigen Tagen auf einer Branchenkonferenz in New York. "Ich fühle mich aber wohl damit, eine Spanne von 16 bis 18 $ vorherzusagen."
Einige Experten warnen jedoch, Silber werde von Gold derzeit nur mitgezogen. "Die Aussichten für Silber haben sich grundsätzlich verschlechtert", sagte Suki Cooper, Rohstoffexpertin bei Barclays Capital. Grund sei die schwache Nachfrage von Industrieunternehmen, Schmuckherstellern und Fotoherstellern. Da Silber viel von der Industrie eingesetzt wird, ist es der Konjunktur ausgesetzt. Bislang macht das starke Interesse der Investoren die schwachen Fundamentaldaten jedoch wett. Da der Markt für Silber deutlich kleiner ist als der für Gold, sind die Ausschläge allerdings größer.
Bei der "Münze Österreich" blickt man trotzdem für den silbernen "Wiener Philharmoniker" optimistisch in die Zukunft. Der Sprecher sagt: "Die Verkäufe setzen sich ungebrochen fort."

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.ftd.de