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Krisenszenario am Goldmarkt

von Christian Kirchner (Frankfurt)

Die Akteure am Goldmarkt haben im Handel des Edelmetalls eine historisch einmalige Konstellation herbei geführt: Anleger sind jetzt bereit, für physische Goldlieferungen am Spotmarkt etwas mehr zu zahlen als für einen Terminkontrakt zur Lieferung im Februar 2009.
Experten werten das als Signal dafür, dass es Probleme bei der physischen Lieferung von Gold gibt oder sie bevorstehen. Üblicherweise notieren Terminkontrakte zur künftigen Lieferung von Gold mit einer leichten Prämie auf den Preis am Spotmarkt. Schließlich müssen sich Besitzer von Gold um Lagerung, Lieferung und Versicherung des Edelmetalls kümmern. Ein Terminkontrakt auf Gold zur künftigen Lieferung ermöglicht den Anlegern dagegen eine Partizipation am Goldpreis ohne diese Kosten.
Dieser Mechanismus ist derzeit außer Kraft gesetzt. Experten sprechen auch von einer "Backwardation", die sich im Goldmarkt seit Einführung der Terminmärkte lediglich im Rahmen äußerst volatiler Handelstage und für kurze Zeit beobachten ließ.
"Vielen Akteuren am Goldmarkt - vor allem den Notenbanken mit großen Goldreserven - ist im Zuge der Finanzkrise der ansonsten schwunghaft betriebene Verleih von physischem Gold gegen Zinsen zu heiß geworden", sagt Markus Mezger, Managing Partner der auf Rohstoffe spezialisierten Tiberius Asset Management. "Die grassierende Unsicherheit hat auch den Goldmarkt erfasst. Viele Marktteilnehmer zweifeln offenbar, ob ihre Gläubiger ihnen das geliehene Gold auch zurückzahlen können", so Thorsten Proettel, Rohstoffanalyst der Landesbank Baden-Württemberg. Vor allem Notenbanken hatten in den vergangenen Jahren in großem Umfang physisches Gold verliehen, um auf ihre Bestände zumindest minimale Leiherträge zu erzielen.
Erkennbar ist der abrupte Einbruch des Angebots an physischem Gold an den niedrigen Umsätzen und den parallel dazu gestiegenen Verleihzinsen. Pendelten die Zinsen für die Leihe von Gold noch bis zur Pleite der Lehman Brothers Mitte September zwischen 0 und 0,5 Prozent pro Jahr, so betrugen sie am Mittwoch1,9 Prozent. Zugleich sind aber zuletzt die Zinsen für Geldanlagen im Zuge der Zinssenkungen der Notenbanken stark gesunken. "Das macht es für Spekulanten unattraktiver, sich Gold zu niedrigen Zinsen zu leihen, am Markt zu verkaufen und die Erlöse in besser verzinste Anlagen zu stecken", erläutert Tiberius-Experte Metzger.
Zugleich sei die Nachfrage nach physischem Gold zuletzt stark gestiegen, berichtet Tiberius-Experte Mezger. Auch die Analysten von Commerzbank Securities beobachten, dass für Goldmünzen derzeit Prämien von sechs Prozent auf den Wert des Goldes gezahlt werden müssen, dreimal so viel wie noch 2006. Dies spreche für eine hohe physische Nachfrage, da Gold als sicherer Hafen gelte.
Aus der Backwardation-Situation am Goldmarkt kann man laut Mezger noch keine sichere Preisprognose ableiten. "Notiert der Future-Preis für Gold künftig noch deutlicher als derzeit unter dem Preis für den Spotmarkt, wäre dies ein Zeichen für eine starke physische Knappheit von Gold sowie einem anhaltenden Misstrauen gegenüber den Terminmärkten." In keinem Markt sei schließlich die Arbitrage zwischen Spot- und Terminmarkt so leicht wie bei Gold, da eine Lieferung den Spekulanten im Gegensatz zu Öl- der Agrarrohstoffmärkten nicht vor große Probleme stelle.
Mezger erwartet aber langfristig wieder vierstellige Goldkurse. "Einerseits rechne ich mit einem Ende der Dollarstärke der vergangenen Monate, die den Goldpreis belastet hat. Andererseits wird vielen Akteuren am Kapitalmarkt erst in den kommenden Monaten langsam klar werden, welche Folgen die Kapitalinjektionen der Regierungen und Notenbanken für die Inflationsrisiken hat".Auch LBBW-Experte Proettel ist moderat optimistisch für den Goldpreis. Zwar werde die Rezession die Nachfrage nach Goldschmuck, die ein Drittel der physischen Nachfrage ausmacht, drücken. "Dies dürfte aber durch die starke Nachfrage nach physischem Gold mehr als ausgeglichen werden", sagt Proettel. Zudem sinke derzeit die Förderung.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.ftd.de