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Anleger verfallen dem Goldrausch

von Ingo Narat
Lange haben die Investoren Gold als Anlage vernachlässigt. Jetzt ist das vermeintlich archaische Metall wieder gefragt – als Schutz vor dem Chaos an den Finanzmärkten.

FRANKFURT. Schlange stehen. Schon vor Geschäftsöffnung. Gestern ist die Lage beim Goldhändler Pro Aurum in der Münchener Grillparzer Straße 46 eskaliert. Rund 40 Kunden drängen an den Schalter. Die Beschäftigten müssen den Seiteneingang nehmen, denn vorne ist kein Durchkommen mehr. "Es wird alles gekauft, in allen Stückelungen", sagt Händler Tobias Scherer. Münzen, Barren, in Gold oder Silber, alles geht. Aber nur wenig ist da. Alles leer geräumt.
Der rasante Aufschwung bei Pro Aurum und anderen Goldhändlern kommt nicht von ungefähr. Die dramatisch eskalierende Bankenkrise treibt die Anleger noch stärker als bisher in den sicheren Hafen Gold. Seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers vor vier Wochen, der anschließenden Flut an Bankenschieflagen und hektischen staatlichen Rettungsversuchen hat der Goldpreis fast 200 Dollar zugelegt und pendelt nun um die Marke von 900 Dollar je Unze (31,1 Gramm).
Sogar sonst ruhige Gemüter und bedächtige Finanzfachleute finden in dieser Lage deutliche Worte. "Der steigende Preis ist auch ein Misstrauensvotum gegen das kapitalistische System", sagt beispielsweise Klaus Martini, Chef der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank. Der New Yorker Star-Wissenschaftler Nouriel Roubini verteidigt seinen Ruf als Kassandra. Er hat wenig Vertrauen in die Entscheider auf politischer Ebene und in der Finanzwelt. Der Wirtschaftsprofessor traut ihnen kaum eine Lösung der Probleme zu. "Wir sollten auf das Schlimmste gefasst sein", unkte er.
In dem gefährlichen Umfeld schießen die Preisprognosen der Protagonisten durch die Decke. Der amerikanische Goldfondsmanager John Hathaway schätzt: Wenn die internationalen Pensionsfonds ihre Goldquote nur auf zwei Prozent erhöhen würden, könnte der Preis auf 2 500 Dollar springen. Der jüngste Aufschwung begann bei 250 Dollar etwa um die Jahrtausendwende. Seither hat sich der Goldpreis fast verdreifacht und auch auf Euro-Basis stark gewonnen, während die Aktienkurse den Rückwärtsgang einlegten.
"Die Nachfrage steigt, während das Angebot eher sinkt", beschreibt ein Vertreter der Handelsorganisation London Bullion Market Association die Lage. Vor allem die Schmuckindustrie fragt nach Gold. Aber gleichzeitig steigt das Interesse der Anleger, die sich gegen finanzielle Tumulte, Inflationsgefahren und fallende Aktienkurse absichern wollen.
Wo ist mein Geld noch sicher? Diese Frage stellen immer mehr Bürger. In den vergangenen Krisenwochen hat Gold daher eine ganz neue Qualität gewonnen. Hier spielt das Edelmetall seine wichtigen Eigenschaften aus: Es hat kein Emittenten- und Bonitätsrisiko, kann außerdem nicht beliebig vermehrt werden und hat deshalb seit Tausenden von Jahren einen Wert behalten - im Gegensatz zu Papiergeld. Der deutsche Finanzfachmann Eberhard Unger sagt: Gold hat die beste Bonitätsnote "AAA" verdient, und die wird auch nicht infrage gestellt - im Gegensatz zu vielen Finanzprodukten, die seit Mitte vergangenen Jahres kollabierten.
Beim Drang zum Gold haben Anleger die Qual der Wahl. Zur Auswahl stehen beispielsweise Münzen, Barren, den physischen Besitz verbriefende Fonds, Zertifikate und auch Minenaktien. "Ein paar Krügerrand als Notgroschen sollte man zu Hause haben", sagt der erfolgreiche Fondsmanager Michael Keppler aus New York, von Hause aus Spezialist für Value-Aktien.
Der südafrikanische Krügerrand ist die bekannteste Anlagemünze. Am beliebtesten ist die Ein-Unzen-Variante, es gibt sie aber auch in kleineren Größen wie halbe und viertel Unze. Aber dann sind die Aufpreise auf den reinen Goldpreis deutlich höher. Die meisten Käufer wollen das meiste Gold für ihr Geld. Für den Ein-Unzen-Krügerrand zahlen sie jetzt rund 650 Euro. "Der Endkunde zahlt wegen der Lieferengpässe jetzt etwa 45 Euro Aufgeld auf den Goldwert, vor einigen Monaten waren es nur 20 Euro", sagt Scherer.
Auch viele andere klassische Anlagemünzen wie der American Eagle und der American Buffalo aus den USA sind momentan nicht oder nur schwer verfügbar. Die US-Münzprägeanstalt hat zur Wochenmitte ihre Lieferungen wegen der extremen Nachfrage seit der Zuspitzung der Finanzkrise ganz eingestellt. Einigermaßen verfügbar ist noch der österreichische Philharmoniker. Aber auch die Prägeanstalten in Österreich und Südafrika arbeiten an der Kapazitätsgrenze. Sie werden der explodierenden Nachfrage kaum Herr. Bei den Barren knirscht es ähnlich. Die Kunden müssen etwa auf Barren von 250 oder 500 Gramm einige Wochen warten.
Mit einem schnellen und komfortablen Zugriff locken spezielle Wertpapiere, die physischen Besitz verbriefen. Anleger nehmen vor allem den Gold Bullion Securities von der britischen Gesellschaft ETF Securities und Xetra Gold von der Deutschen Börse ins Auge. Diese Produkte beziehen sich auf eine zehntel Unze beziehungsweise. ein Gramm Gold und können jederzeit geordert werden. Im Gegensatz zu Anlagemünzen und auch Barren sind diese handelsorientierten Produkte preisgünstiger: Die Jahresgebühren belaufen sich auf ein knappes halbes Prozent plus den üblichen Bankspesen für eine Wertpapierorder. Je nach Vorliebe können Anleger physisches Metall oder verbriefte Varianten vorziehen.
Eine Option sind auch Minenaktien. Hier zieht der große Minenfonds World Gold Fund des Anlagehauses Blackrock seit vielen Jahren die Aufmerksamkeit auf sich. Der Manager Evy Hambro steuert das milliardenschwere Produkt von London aus. Er räumt ein: "In der allgemeinen Lage sehen Börsianer die Titel wie jede andere Aktie, so dass auch sie gefallen sind." Steigende Kosten und die Kreditklemme belasten die Förderfirmen. Viele Branchentitel sind so tief gestürzt, dass manche Vermögensverwalter schon wieder Schnäppchenkurse wittern.
Für überzeugte Anleger stellt sich die Frage: Wie viel Gold will ich im Depot haben? Martini von der Deutschen Bank hat eine Antwort: "Wir empfehlen fünf bis zehn Prozent." In diese Richtung denkt auch Felix Zulauf, ein Urgestein unter den Vermögensverwaltern. Der Mann aus Zürich legt eine Quote von bis zu 15 Prozent ans Herz. "In den nächsten ein bis zwei Jahren würde ich auf 20 Prozent aufstocken", sagt er. Thomas Idzorek von der renommierten US-Analysefirma Ibbotson Associates in Chicago ist zurückhaltender.
Das Gedränge bei den Goldhändlern ist kein Indiz für einen überschießenden Markt, der schon den Keim des Absturzes in sich trägt. Es gibt einfach nur wenige Händler. "Den Schätzungen nach haben lediglich 0,2 bis 0,3 aller deutschen Haushalte überhaupt Gold", sagt Wolfgang Weber von Taurus Investors. Gemessen daran können die Schlangen in den Händler-Shops noch länger werden.

Fallstricke

Zyklen
Gold bewegt sich als klassisches Krisenmetall meist entgegengesetzt zu den traditionellen Wertpapiermärkten. Es war eine Ertrag bringende Anlage in den inflationsreichen 70er-Jahren, den Jahren der großen Aktien- und Anleihebaisse. Danach folgten zwei Jahrzehnte fallender Preise, während spiegelbildlich Aktien und Anleihen ein fulminantes Comeback feierten. Seit der Jahrtausendwende hat sich das Bild erneut zugunsten des Metalls gewandelt. Wer verdienen will, muss demnach beim Timing richtig liegen.
Zinsen
Gold bietet im Gegensatz zu den meisten Wertpapieren kein regelmäßiges Einkommen. Das Metall liefert weder Zinsen wie Anleihen noch Dividenden wie Aktien. Der Ertrag kommt ausschließlich aus Preissteigerungen.
Zentralbanken
Skeptiker werden einwenden, dass Notenbanken durch Goldverkäufe den Preis leicht unter Druck setzen oder ein Anziehen verhindern können - wie in der Vergangenheit. Das bleibt ein Argument, auch wenn die Zentralbanken tendenziell immer weniger Gold abgeben. Einige kaufen sogar zu.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com