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Werden sich die Rohstoffe von der Kreditkrise erholen?

"Geld ist der Lebenssaft der Wirtschaft." Dieser bekannte Spruch ist einfach zu merken, aber noch einfacher ist es, ihn zu vergessen, wenn die Anlagepreise auf unvernünftige Extremstände getrieben werden. Verbraucher wie auch Investoren werden jetzt, da die Geldpanik weiter wütet, nachdrücklich daran erinnert, wie wahr dieser Ausspruch im Kern ist.

Der Begriff "Kreditkrise" kann eigentlich in zwei verschiedene und doch miteinander in Verbindung stehende Kategorien unterteilt werden. Auf der einen Seite ist die Kreditkrise eine Krise des Vertrauens. Vertrauen ist letztendlich die grundlegende Voraussetzung für jedes Bankensystem. Das gilt besonders für eines, das so riesig und vernetzt ist wie das US-Finanzsystem. Wenn das Vertrauen unter den Teilnehmern in ganz gleich welchem kreditbasierten Finanzsystem fehlt, wird Geld knapp und wenn die Angst lange genug andauert, dann werden die Räder des Kommerz' zum Stillstand kommen.

Die Kreditkrise kann auch synonym für den Begriff "Geldknappheit" stehen. Im Grunde genommen ist eine Kreditkrise ein Mangel an ausreichender Liquidität, wodurch der aktuellen Nachfrage durch das Bankensystem nicht nachgekommen werden kann. Liquidität kann knapp werden, entweder, weil es am Geld selbst mangelt oder weil jene, die dieses Geld haben, es nicht frei geben wollen. Das letztere ist ein Symptom extremer Angst, als Antwort auf die angesprochene Vertrauenskrise. Die in den USA wütende Kreditkrise, die sich ihren Weg auch in andere Länder bahnt, ist eine Kombination aus beidem, aber vor allen ist es eine Vertrauenskrise.

Noch gegen Anfang des Jahres boomte der Rohstoffmarkt trotz der Kreditkrise. In gewissem Maße heizte die Kreditkrise die Rohstoff-Rally an, da das Hot Money der Hedgefonds wie auch der Kleininvestoren nach maximalen Profiten bei minimalem Risiko suchte. Rohstoffe profitierten immer noch von dem starken Aufwärtsmomentum und wurden somit zur logischen Wahl für Vermögensverwalter, die versuchten, sich dem Risiko der Aktienmärkte zu entziehen. Gerade Gold und Silber profitierten von dieser Kombination aus Jagdmentalität nach Momentum und Zufluchtssuche nach Sicheren Häfen. Der Goldpreis berührte die psychologischen 1.000$/oz im März, inmitten des Jubelgeschreis und der wild-bullischen Stimmung. Unterdessen hob der Rohölpreis ab und stieg zu Preisständen auf, die noch wenige Jahre zuvor als undenkbar galten.

Leider schienen die meisten Investoren in diesen Märkten den alten Spruch zu vergessen: "Geld ist der Lebenssaft der Wirtschaft." Die Binsenweisheit trifft genauso für Rohstoffe zu, wie sie auch für Aktien oder eben für alles, was ökonomischen Wert hat, zutrifft. Als die Geldkontraktion, also der wesentliche Bestandteil der Kreditkrise, schließlich im Rohstoffsektor ihren Tribut forderte, zog die "Hot-Money-Schar" schnell ihr Geld aus dem Rohstoffsektor zurück und die hochfliegenden Preise drehten ab. Der Ölpreis fiel von fast 150 $/ Barrel im Juli auf ein Tief von 90 $/ Barrel im September.

Dass Öl fast 40% seines Wertes in nur 2 Monaten verlieren konnte, zeugt von der Heftigkeit der wütenden Geldpanik. Dies ist ebenfalls ein Zeugnis für den Einfluss der Hedgefonds und Pensionsfonds. Ihre ausgedehnte Präsenz und ihre Tendenz zur Jagd nach Momentum sind zum großen Teil für den Preisansturm beim Rohöl verantwortlich gewesen. Noch vor einigen Monaten verbreiteten die Öl-Bullen Geschichten von Angebotskrisen beim Rohöl und starker Ölnachfrage seitens der Chinesen. Der schnelle Rückzug des Ölpreises ist ein klares Zeugnis der Macht spekulativer Impulse über die Fundamentaldaten hinaus.

Jetzt, da die Vertrauenskrise die Rohstoffe heftig in Mitleidenschaft gezogen hat, starren viele einstige Rohstoff-Bullen in den Abgrund riesiger Verluste. Die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Investorenpsyche sind ebenfalls enorm. Statt wildem Optimismus sind die Investoren meistens deprimiert und fragen sich, ob sich die Preise jemals wieder erholen werden. Die Investorenstimmung lief innerhalb nur weniger Wochen von einem Extrem des Zyklus zum anderen über und jeder scheint "zu fühlen", dass sie am Boden ist.

Es sind nicht ausschließlich die Rohstoffinvestoren, die die Folgen der Kreditkrise zu spüren bekommen. Die Rohstoffproduzenten bekommen dies auch zu spüren. Um einen Einblick zu bekommen, inwieweit sich die Krise auf Rohstoffunternehmen auswirkt, habe ich eine Reihe von Interviews mit den führenden Köpfen verschiedener Minenunternehmen, darunter auch Explorationsgesellschaften für Gold, Silber und Uran geführt. Sie können sicher schon erraten, dass es einigen Unternehmen besser geht als anderen, aber die meisten haben in unterschiedlichster Weise zu kämpfen. Die größte Herausforderung für diese Unternehmen ist die Frage, wie sie den Minensektor in Anbetracht des herrschenden Investitionsklimas für Kleininvestoren interessant machen können.

Colin Sutherland ist Präsident und CEO von Nayarit Gold Inc., eines kanadischen Explorationsunternehmens für Gold- und Silber, dessen Hauptsitz sich in Novia Scotia befindet. Das Unternehmen kontrolliert Minenkonzessionen von über 12.000 Hektar im mexikanischen Bundestaat Nayarit, bekannt als das Orion Project. Nayarit geht es besser als es den meisten Junior-Bergbaugesellschaften zurzeit geht. Zum großen Teil liegt das auch am Talent von Herrn Sutherland und seinen Co-Managern. Ein Beleg für seinen scharfen Führungs- und Geschäftssinn ist die Tatsache, dass erst kürzlich in der Business Hour des Fernsehsenders Fox ein Beitrag über ihn gezeigt wurde. Dass Fox den Manager eines Junior-Bergbauunternehmens zu Wort kommen lässt, ist extrem selten.

Sutherlands Talent ermöglichte es auch, dass sich das Unternehmen erst kürzlich beindruckende Finanzquellen von großen Kanadischen Banken sichern konnte. Seine Firma sucht immer noch nach der Gelegenheit zu großen Durchbruch, die die Vorstellungskraft der Rohstoffinvestorenwelt auf sie lenken soll.

Herr Sutherland ist ein unverbesserlicher Optimist, wenn es um den Rohstoffinvestitionszyklus geht. Ich fragte Sutherland, wo er den Goldpreis in den vor uns liegenden Monaten sieht. Er sagte mir Folgendes dazu:

"Ich sehe eine Erholung. Da ich seit einigen Jahren in diesem Business arbeite, weiß ich auch, wie schwer es ist, eine Lagerstätte zu entwickeln. Aber was gerade jetzt im Rohstoffsektor mit der Angebotskurve passiert, wird sich irgendwann verstärken. Gold wird weiter steigen, wenn Sie einen Blick auf die Fundamentaldaten werfen. Nach der Wahl werden wir möglicherweise so weit sein, dass Gold auf 1.200 $ vielleicht 1.600 $ zustrebt. Strikt fundamental betrachtet, glaube ich, dass es weiter steigen wird. Wir befinden uns erst im ersten Drittel des Bullenmarktzyklus für Rohstoffe. Ein Überschwang wird sich in den nächsten 6-9 Monaten abzeichnen, wobei Gold auf die 2.000 $ zugeht, aufgrund der ökonomischen Probleme da draußen. Aber wenn sich das wieder legt, werden neue Lagerstätten schwerer zu finden sein. Rein ökonomisch betrachtet, müsste sich der Goldpreis zwischen 900 $ und 1.000 $ stabilisieren."

Einige werden diese optimistische Prognose Herrn Sutherlands ganz sicher in Zweifel ziehen, gerade in Anbetracht der aktuellen monetären Bedingungen. Doch andere werden seinem Ausblick zustimmen, zumindest im Geiste.

Jim William ist der CEO von Arian Silver, ein Bergbauunternehmen für Silber, Gold und Kupfer mit Sitz in London und Projekten in Mexiko. Letzte Woche bat ich Herrn William, die derzeitige Krise mit den vergangenen Problemperioden zu vergleichen, die er in seiner langen Karriere im Bergbausektor miterlebt hat. Er sagte mir Folgendes dazu:

"Während meiner Karriere habe ich drei Rezessionen durchgemacht. Die erste war der Schwarze Mittwoch 1987. Ich arbeitete damals gerade auf einem Projekt im Sudan. Die zweite war der Bre-X-Skandal im Jahr 1997, der für Aufregung und Spannungen an der Börse von Toronto sorgte, und schließlich zu mehr Regulierung. Die jüngste Krise ist global und der Bankensektor wurde massiv getroffen. Das ist ein Dominoeffekt gewesen. Gerade zurzeit ist es schwierig, Kapital für Bergbauunternehmen aufzubringen. Ich würde meinen Hut vor jedem ziehen, der es gerade jetzt schafft, Kapital aufzubringen. Bisher haben wir nur Platzierungen ohne Brokerbeteiligung gemacht. Zuvor konnten wir 3 Millionen $ in 10-15 Minuten per Handschlag in London aufbringen. Im Mai dieses Jahres besorgte ich 3 Millionen $ und ich brauchte dafür 5 Wochen mit einer großen Menge unterschiedlicher Kunden. Mit 1,65 Millionen $, für die vertrauenswürdige Leute bürgen, bringen wir Kapital auf, aber ich bin recht optimistisch. Aber es ist sehr schwierig. Keiner weiß, was schon morgen geschehen wird. Der US-Dollar ist nicht nur in den USA, er ist eine Handelswährung. China hält Billionen in US-Bonds und die können sie nicht so einfach verkaufen, ansonsten wir der Dollar in den Boden gestampft. Sie müssen daraus ihre Schlüsse ziehen."

Herr William merkt an, dass trotz der oft positiven Ergebnisse, die in letzter Zeit über die Marktnachrichtendienste liefen, diese Nachrichten auf taube Ohren stießen. Investoren sind in diesem ökonomischen Umfeld nicht zu sehr interessiert an starken Fundamentaldaten oder positiven Ergebnissen, eine Tatsache, die den meisten Managern, mit denen ich kürzlich sprach, nicht entgangen ist. Herr Williams stellt fest, gäbe es die Kreditkrise nicht, würde der Markt womöglich mit Freude auf die Nachrichten reagieren, die von den neuen Junior-Unternehmen kommen. Das belegt wieder die alte Annahme der Wall Street, derzufolge die Reaktion der Märkte (das Wie) genauso wichtig ist wie die Nachricht selbst. Noch ein weiterer Punkt zu diesem Thema: Investoren können manchmal die Sicht auf die wahren, zugrundeliegenden Werte verlieren, wenn Angst an der Tagesordnung steht. Aber wenn die Angst verfliegt, erkennt der Markt schließlich den Wert und die Vorteile jener Unternehmen, die während der Krise die besten Ergebnisse vorzuweisen hatten.

Die Markt-Malaise des Rohstoffsektors wird verfliegen und wenn das passiert, dann werden viele dieser Firmen im Minensektor, die während der Krisenperiode von den Investoren ignoriert wurden, für ihr geduldiges Durchhaltevermögen in harten Zeiten belohnt werden.

In jeder Krise gibt es eine Chance. Diese Tatsache ist auch den ausländischen Investoren nicht verborgen geblieben, wie die Überschrift eines vor Kurzem in der Financial Times erschienen Artikels zeigt: "SWFs investieren 20 Mrd. $ in Rohstoffe." In diesem Artikel wird darauf hingewiesen, dass die Sovereign Wealth Funds fast 20 Milliarden in Rohstoff-Futures investiert haben, was zum ersten Mal die Präsenz der staatseigenen Investitionsvehikel in den Rohstoffmärkten bestätigt.

Und dann gibt es noch den Hedge-Fond-Faktor. Laut der FT lehnen die Hedge Fonds seit Kurzem Raffinesse ab und geben der gefühlten Sicherheit den Vorrang; sie haben 100 Milliarden $ in ertragsschwache Geldmarktfonds bewegt. Laut dem FT-Artikel schätzt die Citigroup, dass die Hedge Fonds jetzt 600 Milliarden $ in Cash geparkt haben, davon werden 100 Milliarden $ in Geldmarktfonds gehalten.

Der FT-Artikel macht aber auch deutlich: "Letzte Woche kamen diese Hedge Fonds in Kontakt mit der sich ausweitenden Finanzkrise. In der Folge sah sich das US-Finanzministerium gezwungen, ihnen Blankogarantien zu geben, die neben ihren anderen Aktionen dazu dienen sollen, die Ausbreitung der Finanzkrise auf den 3.400 Milliarden $-Sektor abzuwenden." Nichts könnte es deutlich hervortreten lassen, so die FT: Die Präsenz von "Hedge-Fond-Investitionen in Geldmarktfonds zeigt, wie rar die attraktiven Investitionschancen und Sicheren Häfen geworden sind."

In dieser Hinsicht können wir sicher sein, dass die Hedge Fonds den Rohstoffsektor mit Adleraugen beobachten und auf das erste Anzeichen von Erholung warten, um zurückzukehren und die Anlagenpreise erneut in die Höhe zu treiben. Die Indikatoren für das interne Momentum, die wir täglich beobachten, werden uns sagen, wann es an der Zeit ist, noch bevor es bei der großen Masse der Investoren weithin bekannt wird.

Eines der Grundübel, das mit der aktuellen Malaise in Verbindung gebracht wird, ist die Tatsache, dass die US-Wirtschaft stark dienstleistungslastig ist. Allein der Gedanke, dass Dienstleistungswirtschaft über lange Zeit hinweg prosperieren kann, wird in Frage gestellt, gerade im Licht der wachsenden globalen Handelsungleichgewichte.

Robert Dultz ist der Chairman und CEO der USCorp, eines aufstrebenden Junior-Mining-Unternehmens, das sich bei der Goldexploration in Arizona engagiert. Als ich vor nicht allzu langer Zeit mit ihm sprach, unterhielten wir uns über eines der Schlüsselprobleme, vor dem die US-Wirtschaft steht.

Dultz sagt: "Für uns ist der Bergbau wie der produzierende Sektor - er bringt einem Land Vermögen. Wenn man etwas herstellt, dann ist das Vermögen. Nehmen Sie Öl, Nutzholz, Gas, Eisen, Kohle, Silber, Kupfer - all das ist Vermögen. Ein Land braucht reales Vermögen, man kann es nicht durch Dienstleistungen erschaffen. Eine Dienstleistungswirtschaft ist meiner Meinung nach eine Dienerwirtschaft. Ich glaube, [Bergbaugesellschaften] leisten hier ihren Dienst für die Wirtschaft als Ganzes und nicht nur für die Aktionäre."

Herr Williams von Arian fährt fort und spricht eine der derzeit grundlegenden Sorgen der Rohstoffinvestoren an. Er meint, dass verschiedene Investmentfirmen in London die Auflage haben, in absehbarer Zukunft nichts zu kaufen, damit man sich von den erlittenen Verlusten erholen könne. Dieser reaktionäre Ansatz, der Krise zu begegnen, kommt nicht überraschend, auch wenn er kaum logisch ist. Williams stellt fest: "Sie müssen einige Fonds aufgrund ihrer Kunden auflösen." Die Kunden wollen aussteigen, wenn sie überhaupt kein Geld machen. Allgemeiner Konsens ist, dass es schon in einer Woche am [Markt] schlechter aussehen könnte als jetzt. Da draußen herrscht Endzeitstimmung."

Aber Williams befürwortet eine nonkonformistische Investitionsstrategie, wenn die Panik am stärksten ist und der Markt tief unten. "Warum jetzt verkaufen, wenn Sie es sich leisten können, einfach die kommende Unsicherheit auszusitzen, die Aktie wird am Ende wieder steigen. Wenn eine Aktie um 70% fällt, warum sollte man sie jetzt noch verkaufen? Gold stand so hoch - unnatürlich hoch - und dann lagen die Metallpreise für so lange Zeit niedrig. Und ganz plötzlich fangen die Metalle wieder an, im Preis zu steigen. Es wird wohl auch eine Art Dominoeffekt benötigen, um die Juniors zusammen mit diesen Preissteigerungen nach oben zu bewegen, aber es wird passieren. Je mehr Menschen vom Dollar desillusioniert sind, desto größer wird die Zahl jener, die sich dem [Rohstoffsektor] zuwenden werden."


© Clif Droke

Der Artikel wurde am 30.09.08 auf www.savehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: www.clifdroke.com / goldseiten.de