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Rohstoffe kompakt: Edelmetalle: Gold vor neuem Anstieg

Die Stärke des US-Dollar und der fallende Ölpreis haben den Goldpreis in den letzten Wochen stark unter Druck gesetzt. Angesichts eines sich dre-henden Sentiments bezüglich des Greenbacks prognostizieren immer mehr Analysten ein Ende der Goldhausse und sprechen bereits von einer “geplatzten Goldblase“. Doch während einige Investoren kalte Füße bekommen, zieht die physische Nachfrage an. Welche Seite die künftige Richtung bestimmt, hängt nicht zuletzt vom US-Dollar ab.

Festerer Dollar und fallende Rohölpreise belasten

Die Aufwertung des US-Dollar und die Preiskorrektur am Rohstoffmarkt haben Gold stark in Mitleidenschaft gezogen: seit Mitte Juli korrigierte das Edelmetall, das oft zur Absicherung gegen eine steigende Inflation herangezogen wird, um rund 25%. Gold und EUR/USD sind damit beide auf ihr Niveau von vor fast einem Jahr zurückgefallen. Vor allem trübt die Verletzung sowohl der 200- als auch der 400-Tagelinie das technische Bild bei Gold ein, weil dies oft als eine langfristige Trendwende angesehen wird.

Langfristige Investoren agieren vorsichtig: zuletzt Abflüsse bei den ETFs

Die starke Korrektur macht die Finanzinvestoren vorsichtiger. Bereits im zweiten Quartal war die Investmentnachfrage spürbar niedriger als im ersten Quartal. Während bei der Barhortung noch kräftige Zuflüsse zu verzeichnen waren, fielen vor allem die niedrigen Zuflüsse in die Gold-ETFs in Höhe von lediglich 4 Tonnen negativ ins Gewicht. Im ersten Quartal waren es laut World Gold Council noch 72 Tonnen gewesen. Doch es kommt noch schlechter: mit der Korrektur am Goldmarkt sind seit Mitte Juli signifikante Abflüsse zu verzeichnen.

Vor allem das Fondvolumen des mit Abstand größten Gold-ETFs, der SPDR Gold Share, ist seitdem um immerhin gut 60 Tonnen geschrumpft. Auch wenn Mittelzuflüsse bei anderen ETFs diesen Effekt teilweise abfedern, steht per saldo bei den fünf großen Fonds noch immer ein Mittelabfluss von 50 Tonnen zu Buche. Was auf den ersten Blick dramatisch aussieht, lässt sich allerdings etwas relativieren: Denn dieser Abfluss entspricht lediglich 5% des gesamten Fondvolumens. Von einem Ausverkauf kann daher noch nicht die Rede sein. Teilweise führen wir diese Abflüsse auf Liquidationen seitens der Aktien- und Rohstofffonds zurück, die dort früher überschüssige Liquidität “geparkt“ haben dürften.

Auch Spekulanten ziehen sich aus dem Goldmarkt zurück

Auch sind die sog. Netto-Long Positionen der nicht-kommerziellen Händler für Gold an der COMEX, also die Differenz zwischen den Long- und Short-Positionen der Großanleger, zuletzt dramatisch gesunken. Innerhalb der letzten zwei Monate haben sich die Positionen mehr als halbiert und liegen jetzt auf dem niedrigsten Niveau seit über einem Jahr (Grafik 1).

Pessimismus so hoch wie selten zuvor

Die Stimmung der Teilnehmer am Goldmarkt ist derzeit so schlecht wie selten zuvor. Laut Stimmungsindikatoren von NDR ist der Markt jetzt ebenso extrem pessimistisch wie zuletzt vor gut einem Jahr, als der Goldpreis noch unter 700 USD notierte. In den darauf folgenden Monaten ist der Goldpreis um knapp 50% auf über 1000 USD je Unze gestiegen. Auch wenn wir zurzeit nicht vom gleichen Ausmaß der Aufwertung ausgehen, spricht der übertriebene Pessimismus für ein hohes Steigerungspotenzial.

Saisonal starke Nachfrage und günstige Preise werden für Unterstützung sorgen

Unumstritten: wir haben immer betont, dass Gold eigentlich kein Rohstoff ist, sondern vielmehr ein Sachwert und eine Währung (Grafik 2). Seinen Wert leitet Gold nicht wie andere Rohstoffe von der Knappheit ab, sondern vielmehr von seiner Begehrlichkeit und der Entwicklung an der Wirtschaftsfront und am Finanzmarkt. Dennoch gibt es auch hier eine Angebots- und eine Nachfrageseite, die mittelfristig einen Einfluss auf die Verfügbarkeit hat. Und die Nachfrage wird vor allem durch den Schmucksektor determiniert, der mit einem Anteil von 70% die mit Abstand wichtigste Nachfragekomponente stellt.

Nach einer äußerst schwachen ersten Jahreshälfte hat die physische Nachfrage auf den dramatischen Preisverfall stark reagiert. Die Nachfrage des größten Goldimporteurs, Indien, ist im August um 45% gegenüber Vorjahr auf 100 Tonnen gestiegen, die des zweitgrößten, Türkei, sogar um 70% auf 47,2 Tonnen. Die Händler in Abu Dhabi berichten sogar von einer Vervierfachung der Nachfrage im August im Vergleich zum Vorjahr. Dabei seien laut unserer Goldhändler in Luxemburg die Importeure bereit, weitaus höhere Preisaufschläge zu bezahlen als je zuvor, um das physische Material zu erhalten.

Auch wenn die soziale Einstellung zu Gold von Land zu Land unterschiedlich ist, so ist allen Kulturen gemein, dass Goldschmuck vor allem zu bestimmten Anlässen verschenkt wird. Und von diesen fallen die meisten in die zweite Jahreshälfte. Es beginnt mit dem Fest des Fastenbrechens, letzter Tag des Ramadan (zumeist im September), es folgt das hinduistische Fest Durga Puja zu Ehren der Göttin der Vollkommenheit, das größte indische Fest, das Lichterfest Diwali, und Weihnachten in der christlichen Religion. Und nicht zuletzt gibt es noch die Hochzeitssaison in Indien, die im Oktober beginnt. Hier wird die Braut als Zeichen ihres Reichtums von Kopf bis Fuß mit Gold geschmückt. In Indien finden Schätzungen zufolge jährlich 10 Mio. Hochzeiten statt.

Indien ist der mit Abstand größte Markt für Goldschmuck. Gut ein Viertel der weltweiten Schmucknachfrage entfiel im vergangenen Jahr auf Indien. Gold dient auch als Vermögensanlage, denn Gold ist für Inder die einzige Möglichkeit in ausländischer “Währung“ anzulegen. Nicht nur sollte der saisonale Aufschwung nach dem Einbruch in der ersten Jahreshälfte die indische Nachfrage wieder stark steigen lassen, sondern auch langfristig liegt in Indien eine wichtige Triebfeder für die Goldnachfrage. Nicht nur, dass dank der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes das Einkommenswachstum hoch ist - das Pro-Kopf-BIP nahm in den letzten zehn Jahren laut Berechnungen der Weltbank jährlich um 5,5% zu.

Hinzu kommt das starke Bevölkerungswachstum. Bis 2030 soll die Bevölkerung um weitere 335 Mio. Menschen auf 1,5 Mrd. Menschen zunehmen. Auch wenn derzeit die jährliche Pro-Kopf-Nachfrage nach Gold in Indien weniger als 1 Gramm beträgt, würde diese einen zusätzlichen Nachfrageanstieg von 220 Tonnen jährlich bedeuten bzw. einer Steigerung des Bedarfs um 30%, wobei die Einkommenssteigerung diesen Effekt noch verstärken wird.

Alles in allem zeigt die Goldnachfrage ein stark ausgeprägtes saisonales Muster, wobei die Nachfrage jeweils im Jahresschlussquartal am höchsten ist. Diese Saisonalität der Nachfrage spiegelt sich auch in der Entwicklung der Preise wider (Grafik 3), in den Monaten September bis Dezember zogen die Preise in der Vergangenheit deutlich stärker an als im Monatsdurchschnitt üblich. Zwar ist die statistische Signifikanz dieser Abweichung nicht gesichert, es waren jedoch in den Monaten Oktober und November in den letzten zwanzig Jahren eine fünfmal bzw. dreimal so hoher Anstieg als üblich zu verzeichnen.

Ein weiterer Faktor, der für langfristig steigende Preise spricht, ist das sich verknappende Angebot. Vor allem in Südafrika, das bis vor kurzem seit über einem Jahrhundert der größte Goldproduzent gewesen ist, war die Produktion in den letzten Jahren rückläufig. Laut dem Statistikbüro Südafrikas lag die Produktion im Juli im Vergleich 16,4% unter Vorjahr. Im 2. Quartal ging die Produktion laut der Minenkammer Südafrikas bereits um 10% zurück, nachdem sie im 1. Quartal sogar um 17% gefallen ist. Vor allem die stark steigenden Land-, Strom-, Transport- und Lohnkosten sowie geringere Mineralgehalte waren dafür verantwortlich. Auch der drittgrößte Produzent, Australien, berichtete von einer fallenden Produktion, die im 2. Quartal um 13% im Vergleich zum Vorjahr auf das niedrigste Niveau seit 18 Jahren zurückging. Insgesamt fiel die weltweite Minenproduktion von Gold im ersten Halbjahr 2008 um 9,3%.

Alles in allem stehen sich damit ein derzeit schwächeres Investoreninteresse und eine Belebung der physischen Nachfrage gegenüber. Ein maßgeblicher Einflussfaktor für die weitere Entwicklung wird die Entwicklung des US-Dollar sein. Wir gehen nicht davon aus, dass sich dessen jüngster Höhenflug so fortsetzen wird, sondern erwarten vielmehr noch mal eine Gegenbewegung. Die sich dramatisch verschlechternden Nachrichten aus dem Finanzsektor werden die Risikoaversion hoch halten. Für die kommenden Monate sind wir insgesamt für Gold optimistisch gestimmt, auch wenn eine wichtige Unterstützung, die Nachfrage nach Gold zum Inflationsschutz, entfallen sollte. Zum Jahresende halten wir Preise von 900 USD je Feinunze für realistisch.

© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: ´´Rohstoffe kompakt´´, Commerzbank AG /Goldseiten.de