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Was spricht jetzt für Gold?

Die Edelmetalle und erst recht die Edelmetallaktien sind nichts für schwache Nerven. Wer den Sturzflug der Goldaktien, vor allem aber der Silberaktien in den vergangenen Tagen verfolgt hat, braucht sicher ganz viel Überwindung, um antizyklisch zuzugreifen. Denn ob er oder sie in diesem Fall wirklich antizyklisch handelt oder, um die Börsianersprache zu bemühen, in ein fallendes Messer greift, stellt sich erst hinterher heraus. Insofern folgt hier nochmals mein Rat: Käufe zeitlich strecken und einen Teil der verfügbaren Liquidität in Tagesgeld investieren. Warum Silberaktien (Silber selbst auch) stärker abschmieren als Goldaktien, liegt auf der Hand: Silber hat - anders als Gold, das für industrielle Zwecke (abgesehen von der Schmuckindustrie) von geringerer Bedeutung ist - neben der Funktion als Edelmetall in größerem Umfang auch eine als Industriemetall. Im Übrigen ist sein Markt enger und deshalb für Schwankungen anfälliger. Der starke Kursrückgang der Edelmetallaktien könnte sogar der Vorläufer von vorübergehend nochmals rückläufigen Preisen der beiden Edelmetalle selbst sein. Dann sollten Sie etwas kräftiger zugreifen, denn solche Gelegenheiten kommen nicht alle Tage vor. Ansonsten ist noch zu beachten, dass das alles in Euro weniger dramatisch aussieht, weil der steigende Dollar einen Teil der Verluste kompensiert.
In diesen Tagen werden sogar schon einige der bisherigen Gold- und Silberoptimisten nervös, weil sie sich auf die starken Preisschwankungen der vergangenen Wochen, zuletzt am Freitag, keinen Reim mehr machen können. Doch gemach, so unerklärlich ist diese Entwicklung gar nicht. Sie wird halt von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die zum Teil gegeneinander wirken. Wobei im Vordergrund die Frage steht: Welchen Einfluss hat die jetzt beginnende Rezession auf die Entscheidungen der Anleger? Das heißt, werden sie weiter die gängigen Aktien in Staatsanleihen umschichten oder werden sie bald zum Gold umschwenken, um ganz auf Nummer sicher zu gehen? Die folgenden Tendenzen zeichnen sich ab: Der Goldpreis wird seinen 2001 begonnenen Aufwärtstrend nach dem jetzigen und kommenden Hin und Her fortsetzen, der Silberpreis wird ihm folgen, aber unter erheblichen Schwankungen. Die Aktien der führenden Edelmetallkonzerne dürften nach ihrem aktuellen Schwächeanfall und nach der späteren Bestätigung des Aufwärtstrends der beiden Metalle wegen der zu erwartenden enormen Hebelwirkung 2009 in die Höhe schießen, als seien sie Optionen. Das Ganze wird sich bis zum Jahr 2010 ereignen.
Als Haupeinflussfaktor dürfte bis dahin, abgesehen von der Rezession, das zwischenzeitlich ignorierte, später wieder umso wirkungsvoller in Erscheinung tretende marode internationale Finanzsystem sein Unwesen treiben, weil es zweifach wurmstichig ist: im staatlichen und im privaten Sektor. Es wird die Marktteilnehmer, sobald sie den Ernst der Lage begriffen und die Folgen für sich selbst erkannt haben, zunehmend ins Gold als ultimativen Hort der Sicherheit treiben, wie wir es zuletzt in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebt haben. Damals allerdings unter etwas anderen Vorzeichen, weil es noch keine EZB gab und weil der Aufwärtstrend des Goldpreises, etwa wegen der IWF-Auktionen, 1975/76 durch einen Rückschlag um rund 50% unterbrochen wurde. Die Unterbrechungen im Lauf des jetzigen Aufwärtstrends fielen dagegen geringer aus, dafür gab es sie mehr als nur ein Mal.
Was die EZB angeht, so hat sie längst nicht die Durchschlagskraft der früheren Bundesbank und wird sie auch nie erreichen. Denn sie ist für eine Multikulti-Währung verantwortlich, die von unterschiedlichen Interessen bestimmt wird, wie vom Wunsch nach Stabilität in Deutschland oder Benelux auf der einen Seite und der Sehnsucht nach Rettung vor dem Immobilienkollaps in Spanien oder vor dem Staatsbankrott in Italien auf der anderen Seite. Die jüngsten Prognosen der EZB (weniger Wachstum, mehr Inflation) sind nichts anderes als eine alberne Trotzreaktion auf die unlösbare Aufgabe, den Multikulti-Euro zu stabilisieren. Irgendwann vor dem Jahresende wird sie den Leitzins senken. Die Vorboten in Gestalt fallender Renditen von Staatsanleihen sind schon da. Die Zinssenkung wird aber nicht von Dauer sein.
Im Gegensatz zu den 70er Jahren ist der Aufwärtstrend des Goldpreises während des jetzigen Zyklus trotz vorübergehender Rückschlage (wie seit März dieses Jahres) nach wie vor intakt, weil er anders als damals 1. zwischenzeitlich nicht so massiv durch Zwangsverkäufe von Spekulanten gedrückt wird und 2. als Hort der Sicherheit international eine viel größere Rolle spielt. Seinerzeit gab es zwei Ölpreisschocks (1973 und 1979), zeitweise zweistellige Inflationsraten und ebensolche Zinsen in den westlichen Industrieländern. Und heute: Ölpreis immer noch extrem hoch, aber ohne Schockwirkung und inzwischen auf dem Weg nach unten (wie die meisten Industrierohstoffe auch), gefühlte Inflation höher als die statistisch manipulierte, Zinsen im langjährigen Vergleich nach wie vor niedrig. Dazu Beigaben wie: Globalisierung, in westlichen Ländern wie erwähnt überwiegend marode Staatsfinanzen und weiter schwelende internationale Finanzkrise, Zusammenbruch großer Immobilienmärkte und Bankensterben.
Fazit: Wir haben es, wirtschaftlich gesehen, mit einem besonders unerfreulichen Umfeld zu tun, das für die Sicherheitsstrategie bei der Geldanlage spricht. Darin sollten, neben einem gehörigen Schuss Liquidität in Form von Tagesgeld, Edelmetalle, in erster Linie Gold, eine dominierende Rolle spielen. Denn Gold ist gerade in unruhigen Zeiten wie jetzt mehr als nur ein Edelmetall, mehr als nur eine Ware und Währungsreserve; es ist die internationale Liquidität schlechthin und - nicht zu vergessen - ein Mythos. Bringen Sie ihm noch etwas Geduld entgegen, Sie werden es nicht bereuen.

Manfred Gburek, 5. September 2008
Quelle: http://www.gburek.eu/