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Wenn die Goldbarren knapp werden

Von Christoph Rottwilm

Nachdem institutionelle Spekulanten die Goldhausse in den vergangenen Monaten stark angeheizt haben, wenden sie sich jetzt anderen Anlagen zu. Die Folge: Der Goldpreis liegt seit März mit mehr als 20 Prozent im Minus. Vor allem Privatanleger nutzen das zum Einstieg.
Hamburg - Turbulent geht es am Goldmarkt seit Monaten zu, aber was sich zurzeit abspielt, hat eine neue Qualität. Begleitet von laufenden Aufs und Abs war der Preis für eine Unze bis März dieses Jahres auf den bisherigen Höchststand von etwas mehr als 1000 US-Dollar gestiegen. Es folgte eine Korrektur und ein erneuter Anstieg auf über 950 Dollar im Juli. Seitdem geht es steil bergab.

Inzwischen kostet eine Unze wieder weniger als 800 Dollar. Der Preis liegt damit mehr als 20 Prozent unter seinem Rekordwert. "Ein wichtiger Grund für den Rückgang ist der wieder stärker werdende Dollar", sagt Eugen Weinberg, Experte von der Commerzbank . "Gold gilt vielen als Inbegriff einer festen Währung. Steigt der Dollar im Wert, so wird er in dieser Hinsicht zur Konkurrenz für das Edelmetall. Dessen Preis fällt dann."
Auch der rückläufige Ölpreis hat nach Ansicht von Weinberg die Attraktivität von Gold geschmälert. "Dadurch verringert sich das Inflationsrisiko", sagt er. "Und Gold wird immer auch als sicherer Hafen zum Schutz gegen Geldentwertung genutzt."
Ein Blick auf die Charts von Euro , Öl und Gold bestätigt: Im Juli gab es auf allen drei Märkten einen krassen Richtungswechsel. Seitdem verlaufen die Linien beinahe deckungsgleich von oben links nach unten rechts. Gegenwärtig ist ein Euro beispielsweise etwas weniger als 1,50 Dollar wert. Gegenüber dem Spitzenkurs im Juli bedeutet dies einen Rückgang von mehr als 6 Prozent. Der Ölpreis ist in der gleichen Zeit von mehr als 140 Dollar auf knapp über 100 Dollar gefallen.

Aber wer oder was hat die Korrekturen im Sommer ausgelöst? Weshalb schwenkten die Märkte, die sich monatelang in eine Richtung bewegt hatten, so plötzlich in die andere um? "Viele spekulativ orientierte Investoren - vor allem Hedgefonds - wenden sich inzwischen wieder anderen Asset-Klassen zu", sagt Rohstofffachmann Weinberg. "Offenbar gehen sie davon aus, dass in Sachen Finanzkrise und Börsenturbulenzen das Schlimmste überstanden ist, und investieren zum Beispiel wieder in Aktien."

Den Händlern gehen die Barren aus
Sicherheitsorientierte Anleger setzen nach Ansicht von Experten trotz der gegenwärtig niedrigen Realverzinsung zunehmend auch auf Anleihen. Der Grund: Angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft erwarten sie ein sinkendes Zinsniveau - und damit steigende Anleihenkurse. "Dieses Phänomen lässt sich in den USA und in Europa beobachten", schreibt Fachbuchautor Manfred Gburek in einem Marktkommentar. Es berge allerdings die Gefahr, dass die Kurse für die Anleihen künstlich nach oben getrieben werden.
Wohin auch immer die Finanzinvestoren und Spekulanten ihr Geld umschichten, klar ist: Aus dem Goldmarkt ziehen sie es derzeit massiv ab. "Seit dem Hoch im Juli kam es am Terminmarkt zu umfangreichen Glattstellungen und Gewinnmitnahmen institutioneller Adressen", sagt Robert Hartmann vom Handelshaus Pro Aurum.
Laut Hartmann geht dies aus den Daten zu offenen Kontrakten an der New Yorker Futures-Börse Comex klar hervor. Demnach haben spekulativ orientierte Fonds ihre Longposition zum Stichtag 12. August 2008 per Saldo um insgesamt 42.917 Kontrakte à 100 Unzen Gold reduziert. "Dies dürfte sich in den Folgetagen inklusive dem Freitag fortgesetzt haben", so Hartmann. "Noch am Mittwoch vergangener Woche saßen die Fonds auf einem Goldberg von 120.826 Kontrakten (...) oder umgerechnet 376 Tonnen Gold. Der Gegenwert betrug 6,5 Milliarden Euro."
Damit aber nicht genug. Die Verkaufsorders lösten zahlreiche Stopp-Loss-Aufträge anderer Adressen aus, was dem Abwärtstrend zusätzlichen Antrieb verlieh. "Bei den sogenannten kleinen Spekulanten kam es zu einem Ausverkauf", schreibt Hartmann in einem Marktkommentar. "Insgesamt reduzierte sich das Engagement dieser Gruppe um 9921 Kontrakte auf nunmehr 28.559 Kontrakte."
Das Problem: Während viele institutionelle Investoren dem Goldmarkt den Rücken kehren, nutzen zahllose Kleinanleger die Entwicklung zum vermeintlich günstigen Einstieg. Goldhändler wie Pro Aurum geraten angesichts des gewaltigen Nachfrageanstiegs der vergangenen Tage und Wochen schon in Bedrängnis. "Egal ob Barren oder Münzen, es kommt bereits zu Lieferengpässen bei allen Formen, in denen wir Gold verkaufen", sagt Hartmann.

"Es muss nur 50 Dollar aufwärts gehen"
Der Grund: Goldanbieter wie Heraeus oder Umicor müssen sich erst auf die neue Situation einstellen, sprich die Produktion hochfahren. Und das dauert einige Wochen. "Es gibt eigentlich keinen Angebotsengpass", so Hartmann. "Das Material ist zurzeit lediglich in der falschen Form am falschen Ort." Martin Siegel vom Handelshaus Westgold bestätigt: "Die Goldhändler haben zurzeit massenhaft Aufträge. Unsere Umsätze liegen 200 bis 300 Prozent über dem Durchschnitt der letzten Monate."
Angesichts der großen Nachfrage sowie der Tatsache, dass der Preis, der ja vor allem am Terminmarkt gemacht wird, bislang nicht darauf reagiert, beginnt sich der Markt nach Angaben der Händler schon zu spalten. So müssen für besonders begehrte Münzen wie etwa den Krügerrand, der zurzeit in Deutschland ohnehin kaum noch zu bekommen ist, bereits Aufgelder von bis zu 5 Prozent gezahlt werden. In ruhigeren Zeiten ist 1 Prozent als Marge für den Händler üblich.
Eine weitere Besonderheit: Das Interesse kommt anders als zu früheren Zeiten gegenwärtig vor allem von Kleinanlegern. "Die durchschnittlichen Orders haben ein Volumen von 2000 bis 5000 Euro", sagt Hartmann. "Das ist ungewöhnlich niedrig." Den Experten überrascht der immense Run vonseiten der weniger betuchten Privatleute. Denn das legt den Verdacht nahe, dass sich am Goldmarkt das Ende des langfristigen Aufschwungs ankündigt.
Hartmann glaubt aber nicht an eine solche "Milchmädchen-Hausse". Seiner Meinung nach wird der Goldpreis vielmehr mittel- bis langfristig wieder steigen. Die Gründe: "Fundamental hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten nichts geändert. Wir haben nach wie vor negative Realzinsen und stark steigende Geldmengen." Auch Experte Weinberg von der Commerzbank hält Gold derzeit für günstig bewertet und erwartet über kurz oder lang eine Rückkehr zum Aufwärtstrend.
Früher oder später schließlich, da ist sich Hartmann sicher, werden auch die spekulativen Großinvestoren in den Markt zurückkehren. "Diese Fonds werden meist völlig emotionslos von Computerprogrammen gesteuert", glaubt er. "Die orientieren sich fast ausschließlich an technischen Signalen."
Zwar sei der Gold-Chart zurzeit technisch nicht sehr attraktiv. Hartmann aber ist optimistisch: "Es muss nur 50 Dollar aufwärts gehen, dann ist eine wichtige Unterstützung wieder erreicht."

Quelle: http://www.manager-magazin.de