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Gold: Bloße Verschnaufpause oder Ende der Hausse?

Gold übt bereits seit Jahrtausenden eine fast schon magische Anziehungskraft auf die Menschheit aus. Mittlerweile gilt das auch wieder für die Anlegergemeinde, nachdem das "gelbe Metall" in den letzten beiden Dekaden des 20.Jahrhunderts alles andere als ein Garant für ansehnliche Gewinne war. Im März dieses Jahres wurde eine Feinunze des Edelmetalls zum ersten Mal über 1.000 US-Dollar gehandelt, woraufhin sich die Kursziele der überzeugten Gold-Bullen einmal mehr überschlugen. 1.500 US-Dollar, 2.000 US-Dollar oder gar 5.000 US-Dollar - man kam sich vor wie beim Londoner Auktionshaus Sothebys. Aber ganz so schnell schießen die Preußen ja bekanntlich nicht. Seit seinem Allzeithoch bewegt sich der Goldpreis in einer Range zwischen etwa 850 und 950 US-Dollar seitwärts. Sammelt der Markt derzeit nur neue Kraft für den nächsten Aufwärtsschub oder neigt sich die Herrlichkeit langsam aber sicher ihrem Ende zu?


Rückläufige Nachfrage

Fakt ist auf jeden Fall, dass die Nachfrage auf Grund der Rekord-Notierungen im ersten Quartal merklich geschwächelt hat. Mitte Mai gab das World Gold Council bekannt, dass der globale Bedarf in den ersten drei Monaten 2008 um stattliche 16 Prozent zurückgegangen ist. Mit einem derartigen Einbruch hatten nicht einmal die größten Pessimisten gerechnet, zumal doch immer vom steigenden Wohlstand in Ländern mit einer hohen Affinität zu Gold (Indien, China sowie diverse arabische Staaten) die Rede war.


Energiepreise belasten Geldbeutel der Goldfans

Völlig von der Hand zu weisen sind diese Argumente natürlich nicht. Aber man muss in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass die hohen Energiepreise nicht nur die Geldbeutel der Bundesbürger sondern eben auch die der Inder oder Chinesen belasten. Da immer mehr für Öl & Co ausgegeben werden muss, fehlen die finanziellen Mittel eben für die Anschaffung anderer Dinge wie beispielsweise Gold. Sollte es zudem in den nächsten Jahren zu einer merklichen Abkühlung der wirtschaftlichen Wachstumsdynamik auch in diesen Ländern kommen, könnte sich dieser Umstand abermals negativ auf die Goldnachfrage auswirken.


Inflation ein immer größeres Thema

Auf der anderen Seite nutzt der Schwindel erregend hohe Ölpreis dem "Metall der Könige" aber auch: Durch die nicht enden wollende "Rallye" bei den Energie-Rohstoffen wird der Inflation Vorschub geleistet. In vielen westlichen Industrienationen sahen wir im abgelaufenen Monat zum ersten Mal seit unzähligen Jahren eine Drei als erste Zahl der Inflationsrate. In solchen Phasen greifen vor allem Investoren immer gerne zu Gold, weil das Edelmetall als Sachwert als hervorragender Schutz gegen die schleichende Geldentwertung gilt. Zu Anlagezwecken rechnen wir daher zumindest mit einer robusten Nachfrage, die das Minus bei den Schmuckherstellern wenigstens zu einem Großteil kompensieren sollte.


Tiefs beim US-Dollar gesehen

Zum Problem könnte längerfristig aber der US-Dollar werden: Im Bereich knapp unter 1,60 US-Dollar für einen Euro hat sich der "Greenback" zuletzt erkennbar stabilisiert. Weitere Zinssenkungen seitens der amerikanischen Notenbank sind vorerst nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Ben Bernanke hielt sich zuletzt sogar die Möglichkeit von Zinserhöhungen offen. Angesichts der dunklen konjunkturellen Wolken in Übersee werden diese jedoch nur moderat ausfallen können. Dennoch ist zumindest nicht auszuschließen, dass der US-Dollar seine Tiefs gesehen hat und in den kommenden Jahren merklich aufwertet. Das wäre natürlich Gift für die Goldnachfrage seitens institutioneller Anleger. Alles in allem können wir uns somit vorstellen, dass der globale Goldbedarf in Zukunft weiter abnimmt.


Steigender Minen-Output zu erwarten

Das Angebot hingegen dürfte tendenziell zunehmen. Nachdem die weltweite Minen-Produktion in 2007 noch um etwa vier Prozent gesunken war, lag sie im ersten Quartal 2008 leicht über dem Vorjahreswert. Zwar war das Plus alles andere als bedrohlich für die Gold-Bullen. Aber möglicherweise kommen jetzt schrittweise die verstärkten Explorationsbemühungen vieler Unternehmen in den zurückliegenden Jahren zum Tragen. Liegenschaften, die 2004 exploriert wurden, können bereits in diesem oder nächstem Jahr in Produktion gehen. Und Explorationsprojekte gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht wenig. In den kommenden Jahren erwarten wir somit wenigstens moderate Produktionssteigerungen, auch wenn viele große Minen vor allem in Südafrika ihren Zenit bestimmt schon überschritten haben.


Notenbanken bald wieder auf der Verkaufsseite

Ein anderer Faktor, der zuletzt etwas in Vergessenheit geraten ist, weil die Notenbanken sich mit Verkäufen zurückgehalten haben, sind die staatlichen Goldreserven. Diese sind in vielen Ländern nach wie vor hoch. Sollte die Gold-Hausse nachhaltig ins Stocken geraten, könnten Länder wie Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Spanien oder Italien sich aggressiv von ihren Beständen trennen wollen, um die Staatshaushalte zu konsolidieren. Die Vereinbarung, maximal 500 Tonnen pro Jahr zu veräußern, kann dann schnell obsolet werden.


Fundamentals nicht wirklich "buhlisch"

Insgesamt stellt sich die fundamentale Situation beim "gelben Metall" daher zumindest auf Sicht von einigen Jahren nicht übermäßig "buhlisch" dar. Natürlich sind unmittelbar folgende massive Preiseinbrüche bisher noch nicht sonderlich wahrscheinlich. Es kann sogar sein, dass es kurzfristig sogar noch einmal ein Stückchen nach oben geht. Aber eher langfristig orientierte Anleger sollten sich zumindest schon einmal mit dem Gedanken fallender Gold-Notierungen vertraut machen. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Unze Gold 2010 eher bei 700 als bei 1.500 US-Dollar stehen wird.


Markt auch charttechnisch angeschlagen

Charttechnisch weist der Markt (noch) eine sichtbare schwäche auf: Der Aufwärtstrend seit September letzten Jahres ist gebrochen. Vollständig intakt ist demgegenüber der Abwärtstrend seit März 2008. Der RSI notiert mit 48 im „bärischen“ Bereich und sowohl der MACD als auch die Stochastik stehen unmittelbar vor der Generierung eines Verkaufssignals. Erschwerend kommt hinzu, dass Gold aktuell unter seiner 18-Tage-Linie liegt. Positiv zu vermerken ist lediglich, dass der Support bei 850 US-Dollar bereits dreimal erfolgreich verteidigt wurde. Insofern bestehen gute Chancen, dass die genannte Marke tatsächlich das Ende der Abwärtsbewegung markiert. Derzeit muss man aber ehrlich zugeben, dass diese Einschätzung lediglich eine Idee ist, die von technischen Faktoren nicht wirklich gestützt wird. Ebenfalls möglich wäre ein Unterschreiten der Unterstützung bei 850 US-Dollar und ein anschließender Test der 800 US-Dollar-Marke. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt erscheint dieses Szenario aus technischer Sicht sogar wahrscheinlicher.



© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader