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Wie geht es eigentlich...... Gold & Silber?

Wöchentlicher Kommentar
von Frank Meyer um 15:23:41 Uhr

Ruhe im Karton! Die Experten streiten sich gerade wieder darüber, wohin die Edelmetallkurse laufen könnten. Die einen, die mit offiziellen Statistiken rechnen meinen, der Realzins wird steigen und Gold wird fallen. Die anderen legen unfrisierte Zahlen zugrunde und sind sich sicher, dass die Realzinsen so negativ sind, dass Gold und Silber weiter steigen müssen. Eins wissen wir aber genau – dass es niemand wirklich weiss und dass diejenigen, die mit realen Zahlen rechnen, weiter Oberwasser haben. Der Krach ist aber bisweilen auch recht unterhaltsam. Sie wissen ja, drei Experten bringen immer sechs Meinungen zustande. Wozu nicht selbst eine eigene Meinung basteln, ausgehend von Angebot und Nachfrage. Das ist gar nicht so schwer.
Doch manchmal ist es schon nervig, wenn man sich die Meinungen der Leute anhört, die sich gerade als Experten der Edelmetalle präsentieren. Zunehmend sind es auch die, die zu jedem Markt etwas sagen und selten recht bekamen. Gestern noch schwadronierten sie über Aktien, Zertifikate und den Rest der anderen Anlageklassen, heute schon sind sie die Experten für Edelmetalle. Wären gerade saure Gurken, Katzenhaar und Daxxe in Aspik en vougue, ich wette, sie würden ihren Senf auch dazu verkleckern. Doch erst einmal ist Ruhe in den Markt Markt gekommen, die Metallpreise erleben zwar die üblichen Angriffe der Bären und die Hörner der Bullen. Doch unterm Strich tut sich recht wenig.
Durchatmen im Sommer
Wir schreiben April 2008. Für ein paar Monate scheint das Beste erst einmal hinter den Gold– und Silberbugs zu liegen. Die Edelmetalle haben den Aktien wieder einmal die lange Nase gezeigt und liegen im Plus. Die Preise pendeln in recht weiten Bahnen. Gold turnt zwischen sieben und zwölf Prozent unter seinem Allzeithoch herum, Silber will nach dem 30%-Rutsch die 17-er Dollar-Marke (noch) nicht loslassen. Doch was ist der Dollar überhaupt noch wert? In Euro gerechnet sind Gold und Silber nicht so stark gestiegen, dafür auch nicht so stark gefallen. Ein weiterer Rutsch der Preise käme den wenigen großen Adressen an der Rohstoffbörse COMEX recht. Sie sind mit ca. 300 Mio. Unzen short, einer Menge, die nirgends auf der Welt geliefert werden könnte und eine Position, aus der die Jungs nie mehr herauskommen. An der COMEX liegt nicht einmal das auf Lager. Irgendwann einmal werden diese Shorties die Gekniffenen sein. Wenn ihnen der Preis wegläuft und sich die Verluste in Milliardenhöhe auftürmen, werden sie wohl vom Dach springen. Irgendwann. Und das wissen die „Bugs“.
Gold will nicht fallen – das britische Empire schon.
Die Nachricht des Internationalen Währungsfonds (IWF), sich von 400 Tonnen seiner Bestände trennen zu müssen, hat dem Goldmarkt nicht wirklich einen Schlag versetzen können. Zu oft wurde das schon medienwirksam angekündigt. Beim heutigen Goldpreis brächte der Verkauf gerade mal 7 Mrd. Euro in die Kasse. Diese Summe verzockt eine deutsche Landesbank in einem Jahr. Und überhaupt. Wieviel von den 3200 Tonnen, die der IWF vorgibt zu besitzen, sind schon verliehen? Er verrechnet seine physischen und die verborgten Bestände in einem Posten, eine Bilanzierungsart, die einen Unternehmenschef schnell hinter schwedische Gardinen bringt. Ach ja, das Gold soll „marktschonend“ verkauft werden. Bleibt die Frage, warum man den Verkauf zum achten oder elften Mal so großmäulig ankündigt. Ich als Privatmann würde das still und heimlich machen, ohne dass das jemand merkt. Oder steckt vielleicht doch die Absicht dahinter, den Goldpreis unter der 1000er USD-Marke zu halten? Wer weiss? Der Erlös jedenfalls soll dann in ganz tollen Anleihen und noch tolleren Aktien investiert werden. Na, gratuliere! Das hat der ehemalige britische Schatzmeister Gordon Brown auch schon mal versucht. Er warf den britischen Goldschatz bei 300 USD pro Unze über Bord, und kaufte dafür US-Dollar. Ein schlechtes Geschäft, denn danach halbierte sich der Greenback und verdreifachte sich der Goldpreis. Dafür ist Mister Brown jetzt aber Premierminister. Und er hätte so gerne ein paar weitere Milliarden Pfund in der Kasse, um den britischen Banken und Häuslebauern unter die Arme greifen zu können. Vielleicht ist die damalige Entscheidung aber auch Voraussetzung gewesen, um Premierminister werden zu können. Man könnte es meinen.
Ach ja. Die britische Wirtschaft. Schauen Sie sich mal in London um. Gehen Sie essen, besuchen sie die bezaubernden Einkaufsmeilen oder bestaunen Sie die windigen Bauten, in denen der Londoner wohnt. Wer die Stadt mit ihren meist freundlichen Menschen je besucht hat, wird gemerkt haben, dass es sehr teuer geworden ist, dort zu leben. Die meisten Londoner nehmen jeden Tag fast zwei Stunden Fahrzeit in einer maroden U-Bahn (Tube) in Kauf, um von den hohen Mieten im Umkreis von zehn Kilometern um das Stadtzentrum herum nicht aufgefressen zu werden. Und auch hier weicht nun die heiße Luft aus dem Immobilienmarkt der Themsestadt. Welche Folgen das haben wird, zeigt der Absturz der amerikanischen Häuserpreise. Auf den zweiten Blick scheint die damalige Zeit des Empirers noch weiter hinter dem Land zu liegen als vermutet. Irgendwann erlebte Großbritannien seinen Zenit. Von da an ging es bergab. In Rom war es nicht anders. Auch das britische Pfund ist nicht mehr das, was es mal war. The best is not yet to come. Vielleicht fragt sich der Brite eines Tages auch, ob es besser gewesen wäre, das Gold zu behalten, wenn er mit seiner künftigen Weichwährung ins Ausland reist.
Fakten und Vermutungen
Doch zurück zum edlen Metall. Seit Beginn der Menschheit wurden geschätzte 155.000 Tonnen Gold aus der Erde gebrochen. Es liegt irgendwo herum, tut nichts, schweigt sich aus. Verrotten will es auch nicht und industriell kann es schon wegen seines heutigen Preises kaum eingesetzt werden, im Gegensatz zu Silber. Die jährlich 30.000 angebotenen Tonnen stammen zu zwei Dritteln aus dem Bergbau. Zur Hälfte wird das Silber als Rohstoff in der Industrie verbraucht. Und die Vorräte scheinen schon in wenigen Jahren zur Neige zu gehen, schneller als beim Öl. Aus einer Studie des Frauenhofer Instituts, des RWI und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe aus dem Jahr 2006 geht hervor, dass die Goldreserven noch 17 Jahre reichen, die Ressourcen werden mit 37 Jahren ausgewiesen. Bei Silber werden die Reserven mit 14 Jahren, die Ressourcen mit 29 Jahren angegeben. Das korrespondiert mit anderen Studien, die auf ähnliche Zahlen kommen. Richtig große Vorkommen wurden seit Jahren nicht mehr gefunden. Inzwischen explodieren aber die Kosten, um die edlen Metalle aus der Erde zu befördern. Die jährliche Förderung stagniert unterdessen bzw. sie geht sogar zurück. Ohne die Verkäufe der Zentralbanken wäre der Goldmarkt längst im Defizit gefangen. Südafrika, einst Förderer von jährlichen 1000 Tonnen Gold, kommt in diesem Jahr gerade so noch auf 200 Tonnen, vorausgesetzt, es gibt genügend Strom. Viele von uns werden es wohl noch erleben, dass alles Förderbare abgebaut ist. Neben Peak Oil wird der Wortschaft wohl um Peak Gold und Peak Silber ergänzt.
Gold und Geld
Gold ist wegen seiner historischen Geldfunktion vor allem auch ein politisches Metall. Es fungiert als Barometer für Krisen. Von daher wundert es nicht, dass es als Feind des Papiergeldes angesehen und im Preis immer wieder gedrückt wird. Menschen suchten früher eine allgemein anerkannte Tauschware, um gegen diese eine andere Ware zu bekommen. Gold kam vor allem wegen seiner Eigenschaften diese Position zu. Es war selten, kostbar, teilbar und unverwüstlich, im Gegensatz zu anderen Zahlungsmittel wie Reiskörner, Edelsteine oder seltenen Muscheln. Gold war Zahlungsmittel, ein Mittel zum Aufbewahren von Werten und ein Mittel zur Bestimmung des Wertes zugleich. Heute ist es nicht anders, nur dass unser Papiergeld ein staatlich verordnetes Zahlungsmittel ist. Ob es aber langfristig auch als Wertaufbewahrungsmittel taugt, wenn sich die Teuerung allein schon an diesem „Mittel“ vergeht und der Zins und Zinseszins den Geldberg immer schneller wachsen lässt? Auch von Seltenheit kann nicht mehr die Rede sein, seit Geld unbegrenzt aus dem Nichts gezaubert werden kann. Um Gold zu besitzen, wurden einst Kriege geführt, andere Länder überfallen und Millionen von Menschen ins Unglück gestürzt. Selbst manch Herrscher stürzte über diesen Stoff. Gold wird auch immer wieder „Relikt der Barbarei“ genannt. Doch sind die Kämpfe um Öl und so manche Währung dieser Welt nicht weniger barbarisch?
An Mythos, Kraft und Schein hat Gold bislang nichts eingebüßt, außer seine Geldfunktion. Sie wurde per Gesetz vollends 1971 durch einfaches Papier ersetzt, versehene mit dem Vertrauen, dafür auch immer eine Ware zu erhalten. Geld ist nichts anderes als Kredit. Die Leistung muss erst noch erbracht werden. Weil es aber immer mehr solches Geld gibt, muss man seit Jahren immer mehr von den bunten Scheinen auf den Tisch blättern, um Waren zu kaufen. Nicht von ungefähr steigen Sachwerte (Rohstoffe) im Preis. Gold verkündet auf dem Hügel der 1000-Dollar-Marke dass es im Finanzsystem schon recht heiss geworden ist.
Der kleine Silberbruder „tickt“ etwas anders
Silber hat seine Geldfunktion im Alltag schon länger verloren. Dennoch besitzt es auch weiterhin alle diese Eigenschaften, doch vor allem die physikalischen und chemischen Eigenschaften sind es, die Silber zum Star machen, ohne den in der modernen Industrie nichts mehr läuft. Es ist wegen seiner guten elektrischen Leitfähigkeit unersetzlich. Aber auch seine Fähigkeit am besten Licht zu reflektieren und Wärme zu leiten sind geschätzt. Silber in industriellen Anwendungen wird meist nicht zurück gewonnen. Es lohnt sich kaum und damit verschwindet es auf Nimmerwiedersehen auf den Müllkippen dieser Welt oder verteilt sich in den Ozeanen.
Inzwischen sind die oberirdischen Bestände auf ein paar hundert Millionen Unzen „abgeschmolzen“. Früher waren es noch
schätzungsweise fünf Milliarden Unzen, die es allein in Amerika gab. Obwohl die weltweite Förderung in diesem Jahr etwas ausgeweitet werden konnte, explodiert die Nachfrage, vor allem von Seiten der Investoren. Silber scheint eben doch noch seine monetäre Funktion zu besitzen. Zumindest gilt es in wirren Zeiten der wankenden Banken als geeigneteres Wertaufbewahrungsmittel als Geld in Form von Papier, Bits und Bytes. Zudem funken die großen Münzprägestätten in Kanada, Australien und den USA S.O.S. Sie können seit einigen Monaten die Nachfrage nach Münzen nur schwer befriedigen und bürden dem Käufer teils wochenlange Lieferverzögerungen auf. Sollte aber der Hortungswille der kleinen Investoren später auf die Industrie überschwappen, könnte der Preis zu einem wahren Höhenflug ansetzen. Dass es dann den Shorties die Luft abwürgen wird, versteht sich von selbst. Die inzwischen bemerkbare und auch in Studien ausgewiesene Seltenheit rücken es neben dem Sicherheitsaspekt zunehmend in das Blickfeld auch der großen Investoren. Schließlich weiß man ja nicht, wohin die Teuerung rennt und was der Dollar in paar Jahren noch „wert“ sein könnte. Bei Silber weiß man das sehr wohl. Eine Unze bleibt immer eine Unze.
Der Siegeszug der ETF`s
Seit 2005 gehören börsennotierte Silber ETF`s (Exchanged Traded Funds) seit 2005 zu einer ganz neuen Anlageklasse. Sie konkurrieren seitdem um das jährliche Angebot an weltweitem Natursilber. Inverstoren können sich über diese ETF`s nun auch Silber am Markt kaufen. Am bekanntesten ist das Silber ETF von Barclays mit einem gegenwärtigen Volumen von 180 Mio. Unzen oder einem Gewicht von 5500 Tonnen. Das entspricht 20% der weltweiten Jahresförderung. Da Barclays die Seriennummern veröffentlicht, muss davon ausgegangen werden, dass sich hinter jedem Stück Papier auch die entsprechende Menge Silber befindet.(10 Unzen pro Anteilsschein). Auch das ETF der Züricher Kantonalbank (ZKB)ist binnen weniger Monate auf 15,3 Mio. Unzen angewachsen. Ein Anteil entspricht 1000 Unzen bzw. 31,1 kg. Andere ETF`s sind in Vorbereitung.
Die Hälfte der jährlich angebotenen Silbermenge wandert in die Industrie. 18 Prozent landen bei den Schmuckherstellern, weitere 14 Prozent bei der Fotoindustrie. Sieben Prozent werden inzwischen von ETF`s absorbiert. Lediglich vier Prozent des jährlich geförderten Silbers werden zu Münzen und Medaillen verarbeitet. Edelmetallhändler berichten, dass die Hälfte der in Kanada geprägten Standardmünzen (Maple Leaf) nach Deutschland verkauft werden.
Im Gegensatz zum Goldmarkt mit einer Größe von 5 Billionen USD ist der Silbermarkt ein Zwerg. Angenommen, es gäbe wirklich einen oberirdischen Bestand von einer (freundlich gerechneten) Milliarde Unzen an Silber, dann hätte dieser Berg einen Wert von ca. 18 Mrd. USD oder 11 Mrd. EUR. Das entspricht einem Viertel des Marktwertes der Deutschen Bank. Anders ausgedrückt: Jeder Bürger auf der Welt könnte fünf Gramm Silber für vier US-Dollar kaufen. Nur Abgaben von staatlicher Stelle konnten den Silbermarkt im Gleichgewicht halten. Doch inzwischen scheinen die Regierungen kaum noch Bestände an Silber zu besitzen. Wie erklärt es sich sonst, dass die USA Silber für ihre Münzproduktion aus Mexiko und Peru importiert?
Eigentlich ist der Sommer eher für den Urlaub gedacht, besonders für die Gold– und Silberbugs. Ab September gibt es wieder mehr Bewegungen. Der Fachmann nennt das auch Saisonalität. Zwischen Mai und August ist mit Edelmetallen wenig zu holen. Meist. Doch meist ist auch nicht immer, vor allem nicht in den heutigen Zeiten.

© Frank Meyer
Quelle: blog.frank-meyer.tv