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Gräfentonna, den 21.03.2008
Die Goldkorrektur Ostern 2008
Der Fall Bear Stearns

In der Woche vom 10. bis 14.03.2008 zogen Investoren und Hedgefonds aufgrund von
Vertrauensverlust und Gerüchten um eine wegen Veröffentlichung von Quartalszahlen mutmaßlich
nicht mehr zu verschleiernden Insolvenz panikartig ihre Liquiden Mittel von Bear Stearns ab.
Noch bis zum Wochenende schien der Plan gewesen zu sein die Offenlegung der Quartalszahlen zum
Montag vorzuziehen um erstens die Zeit zu verkürzen die Investoren noch blieb weitere Mittel
abzuziehen und zweitens die unzweifelhaft bevorstehenden schlechten Nachrichten durch die FED
Zinssenkung am Dienstag abzufangen.
Der Plan wurde wohl bei genauerer Betrachtung kurzfristig aufgegeben.
Anscheinend waren die Zahlen so schlecht das man befürchtete damit einen Aktiencrash auszulösen
welcher schon spürbar in der Luft lag.

Die panische Rettungsaktion der FED
Aufgrund der Vorgänge sah sich die FED genötigt nach einer Notzinssenkung noch am Sonntag (!) eine
Zinssenkung von 0,25% und die Übernahme von Bear Stearns durch JP Morgan anzukündigen.
In einer atemberaubenden Hau Ruck Aktion wurde die fünftgrößte Investmentbank über ein einziges
Wochenende an JP Morgan praktisch verschenkt ohne die Aktionäre auch nur zu fragen und
gleichzeitig noch eine 30 Milliarden Risiko Übernahme an JP Morgan, offenbar um JP Morgan die
Übernahme von Bear Stearns Verpflichtungen und Verlusten überhaupt erst zu ermöglichen, oben drauf
gepackt.
Auch werden ab jetzt Kredite gegen Sicherheiten geringerer Qualität und auch an Nichtbanken
vergeben.
Um letzteres überhaupt möglich zu machen musste die FED ihre eigene Regel brechen nicht an nicht
Banken Geld zu verleihen und auf Maßnahmen aus der Zeit der großen Depression zurückgreifen.
Zusammen mit einer bereits erwarteten riesigen Zinssenkung von 0,75% am Dienstag ging man aber
wohl davon aus das selbst das noch nicht genug ist um die Märkte zu stabilisieren.
Zusätzlich wurden noch die Anforderungen zur Kapitaldeckung an die quasi bankrotten Fannie Mae
und Freddie Mac um ein Drittel gesenkt.
Die Aktienmärkte reagierten nicht wie in der Vergangenheit euphorisch auf die starken Zinssenkungen,
aber ein Crash scheint vorerst abgewendet.
Um nun die Krise ein für alle mal als ausgestanden erscheinen zu lassen musste noch das
Krisenbarometer, der Goldpreis und die Rohstoffpreise allgemein, korrigiert werden obwohl deren
Aussichten auf weitere Kursgewinne zu diesem Zeitpunkt kaum besser sein konnten.
Das gelang durch folgende Maßnahmen und Geschehnisse:

Die künstlich eingeleitete Korrektur des Goldpreises

1.) Die Initial Zündung bzw. Einleitung der Abwärtsspirale dürfte durch Goldverkäufe sowie Dollar
Stützungskäufe der Zentralbanken und gleichzeitige Shortverkäufe von Großbanken ausgelöst
und in der Folge unterstützend begleitet worden sein und fiel Punktgenau mit der
Verkündung der Zinssenkung
am Dienstag zusammen, nachdem noch am Montag ein
Allzeithoch erreicht wurde.

2.) Es wurden Gerüchte von Margin Erhöhungen gestreut und die Margins dann auch angehoben.
Dies bedeutete für Investoren die auf Kredit gekauft hatten das sie entweder weitere
Sicherheiten nachschießen mussten oder wenn sie dies nicht leisten konnten einen Teil ihrer
Positionen gezwungenermaßen verkaufen mussten, auch wenn sie dabei Verluste davon trugen.

3.) Durch die bereits fallenden Preise kam es zu weiteren Margin Forderungen da die
Positionen der Investoren nun weniger Wert hatten und sich somit die Sicherheiten für die
Kredite verringerten was weitere Deckungsverkäufe nach sich zog.

4.) Auch die Psychologie spielt natürlich eine Rolle. Dadurch das ein befürchteter plötzlicher
Kollaps von Bear Stearns nun abgewendet war blieben auch weitere Panikkäufe aus die noch
am Montag den Goldpreis auf ein Allzeithoch von über $1032 trieb.

5.) Ein weiterer sehr wichtiger Grund ist das am Freitag ein dreifacher Hexensabbat bevorstand.
Da der Freitag aber ein Feiertag war wurde dieser auf den Donnerstag vorgezogen. Dieser
sogenannte dreifache Hexensabbat ist ein Tag an dem der Verfall von dreierlei Optionen und
Futures auf einen Tag fallen. Es ist bereits seit langem unter Spekulanten Allgemeinwissen das
sich im Vorfeld dieser Verfallstage immer wieder große und unerklärliche Kurssprünge
ereignen. Es handelt sich dabei sehr wahrscheinlich um Marktmanipulationen der
Optionsemittenten und Halter bzw. Institutionen und Händler mit großen Futures
Positionen
die so ihren Gewinn/Verlust durch bzw. mit den Optionen und Futures zu optimieren
versuchen. Und bei einem Goldpreis von über $1000 hätten viele Call Optionen und Edelmetall
Shorts den Emittenten und Investoren Massive Verluste beschert da bei Emission der Papiere
bzw. beim Shorten nicht mit einem so schnellem Anstieg gerechnet worden war und die
Optionen weiterhin über eine große Hebelwirkung verfügen was den Wert im Vergleich zum
Basiskurs überproportional ansteigen lässt.
Kurz: es gab von verschiedenen Seiten ein großes Interesse an niedrigen Edelmetallpreisen
speziell an diesem Tag welches sorgfältig realisiert wurde
.

6.) Ein weiterer lohnenswerter Grund den Goldpreis scharf nach unten zu manipulieren ist das auf
diese Weise eine große Zahl von Knockout Calls eingesammelt werden kann da diese bei
unterschreiten ihrer Knockout Schwelle wertlos verfallen. Die Schwellen befinden sich
üblicherweise im Abstand von $10 und Papiere bis zu einer Knockout Schwelle von $990 waren
am Montag noch im Umlauf. Diese wurden reihenweise abgeräumt. Eventuell wird nächste
Woche noch versucht werden die $900er Papiere auszuknocken.

7.) Während des Preisverfalls gab es sicher auch Massive Shortverkäufe aufgrund a) des vorher
sehr schnell gestiegenen Preises ohne das sich ein Plateau gebildet hatte und b) durch
Mitläufer
die als die Abwärtsbewegung bereits im Gange war aufgrund des Abwärtstrends in
diesen hinein Short verkauft haben um von der Bewegung nach unten zu profitieren.

8.) Die Korrektur wurde durch ein geringeres Handelsvolumen um Ostern begünstigt. Viele
Trader und Händler befinden sich schlicht in den Osterferien. Je niedrigvolumiger ein Markt ist
desto volatiler ist er und desto leichter kann er auch manipuliert werden.

9.) Das Timing vor Ostern war perfekt da der niedrige Schlusskurs vom Donnerstag nun über
mehrere Feiertage
eine maximale psychologische Wirkung erzielen kann da erstens der
durchschnittliche Goldpreis gedrückt wird und zweitens eine maximale Anzahl von Menschen
die Möglichkeit erhält die Neuigkeiten zu erfahren und darüber zu reflektieren.

10.)Margin Calls die in letzter Zeit Hedge Fonds verstärkt trafen. Gerade bei Hedge Fonds würde
man auch eine Absicherung über Gold vermuten, schließlich liegt es in der Natur von Hedge
Fonds sich gegen Risiken abzusichern. Dazu gehören auch Inflationsrisiken.

11.)Deflation durch kurzzeitige immense Kapitalvernichtung. Derivate von Bear Stearns
wurden kurzzeitig vom Handel ausgesetzt
. Diese waren damit für die Zeit der
Handelsaussetzung faktisch wertlos, da unverkäuflich. Auch war nicht bekannt wie lange dieser
Zustand anhalten würde. Es dürften hier immense Werte betroffen gewesen sein.

12.)Automatisch angestoßene Verkaufsorders durch Stop-Loss Barrieren. Diese dienen den
Tradern/Investoren dazu sich vor Verlusten zu schützen, führen aber ihrerseits zu weiter
fallenden Preisen welche weitere Stop-Loss getriggerte Verkäufe auslösen können.

13.)Viele Marktteilnehmer hatten aber auch bereits im Vorfeld aufgrund der in sehr kurzer Zeit sehr
schnell gestiegenen Preise und der angekündigten physischen Verkäufe des IWF seit längerem
mit einer Korrektur gerechnet
.

Eine Reaktion auf die starke Korrektur wird meiner Meinung nach bald folgen.
Schließlich hat sich die Wirtschaftliche Situation in dieser Woche nicht verbessert.
Es wurde lediglich eine Kernschmelze des Systems verhindert oder vielleicht auch nur hinausgezögert.
Sobald sich dies in den Köpfen verbreitet und weitere schlechte Nachrichten auf uns zukommen, was
definitiv der Fall sein wird, wird sich die Stimmung sehr schnell wieder drehen da durch das
Bombardement von schlechten Nachrichten mittlerweile auch die größten Optimisten Sturmreif
geschossen wurden.
Weiter wiegt schwer, dass alle FED Aktionen deutlich im inflationärem Territorium anzusiedeln sind.
Die Zinssenkung um insgesamt ein Prozent und die Verleihung von Geld an jetzt auch Nichtbanken
sowie gegen schlechtere Sicherheiten wird die Inflation, also den Geldwertverfall, weiter anheizen.
Und wie es aussieht laden die künstlich niedrigen Kurse zu physischen Käufen mit nun billigerem Geld
geradezu ein!
Gerade auch weil die wirklich physischen Käufer die eher langfristig orientiert sind sich bei den durch
Papier-Spekulationen hoch getriebenen Preisen zurück gehalten hatten, sich aber sobald die
Abwärtsspirale zum halten kommt mit Einstiegspreisen konfrontiert sehen werden. Das gilt z.B. auch
für die Schmuckindustrie die nun sicher ihre Chance sieht sich einzudecken und die leeren Lager zu
füllen.
Physische Edelmetall Käufe sind mit Sicherheit das was die FED noch weniger will als hohe
Edelmetall Kurse.
Bernanke und Co. wissen genau: Wenn es im physischen Markt auch nur zu ausgedehnten
Lieferschwierigkeiten kommen sollte das ganze Papier Schneeball System um die Edelmetallpreise
schnell ins rutschen geraten könnte und der Wert der Waren wieder durch physisches Angebot und
Nachfrage bestimmt werden würde da sich plötzlich viele auf Edelmetalle lautende Zertifikate als nicht
gedeckt herausstellen würden.
Dies könnte auch zu der bizarren Situation führen das sich Edelmetallzertifikate trotz steigender Preise
für physisches Metall plötzlich wie ihre Verwandten (z.B. die MBS, CDO, ABS und Co. Papiere)
verhalten und einen Preisverfall ins Bodenlose erleben da plötzlich realisiert wird das die Schuldner
ihre Edelmetall Bringschuld, analog den Hausbesitzern heute die ihre Hypotheken nicht mehr zahlen
können, nicht mehr leisten können.
Bei Silber sind übrigens bereits sporadische Lieferprobleme zu beobachten.
Es kann also unter Umständen in Zukunft sehr wohl passieren das wir einen Silber oder Gold Run
sehen werden analog zu einem Bank Run.
Ein weiterer Punkt ist das physisch getätigte Käufe üblicherweise nicht mehr durch Margin Calls oder
Stop-Loss Barrieren beeinträchtigt werden.
Auch werden wohl auch die Shortpositionen der Spekulanten die auf den fahrenden Zug aufgesprungen
sind glattgestellt werden müssen, das heißt auch die werden dann kaufen.

Der Kampf der FED
Wenn man die Geschehnisse verfolgt sieht man das die FED an drei Fronten kämpft:
Inflation der Rohstoffpreise: stark steigende Preise für Rohstoffe würden der Wirtschaft und den
Privatleuten die Luft abschnüren und durch Massive Forderungen nach höheren Löhnen eine
Hyperinflationsspirale in Gang setzen.
Deflation im Derivatemarkt: stark sinkende Preise für immer weitere OTC Derivate führen nicht nur
für Banken zu verheerenden Kapitalverlusten. Hier liegt auch der Hauptgrund für die momentane
Bankenkrise und es ist auch der Grund warum die FED nun auch gegen sehr zweifelhafte Sicherheiten
verleiht.
Dominoeffekt durch umfallen einer Mega Corporation: Hauptgrund für die gesehene zweifelhafte
und überstürzte Rettung von Bear Stearns (aber auch Fannie Mae und Freddie Mac). Hätte man diese
umfallen lassen hätte(n) sie weitere mit in den Abgrund gerissen was eine riesige Lawine von
Zusammenbrüchen ausgelöst hätte.
Man sieht: eigentlich hat Bernanke keine große Wahl als mit der Geldkanone um sich zu schießen und
Regeln Regeln sein zu lassen.
Auch der Dollarverfall ist nachrangig da dieser bei einem Crash ebenfalls mit einbrechen würde.

Die Gefährlichkeit der Situation
Überlegt man sich das normalerweise ein Merger oder eine Übernahme einer so riesigen Firma wie
Bear Stearns über viele Monate vorbereitet und geplant wird und dies nun innerhalb zweier Tagen
gemacht werden musste und schaut man sich an welche weiteren gravierenden nie da gewesenen
Maßnahmen gleichzeitig ergriffen wurden bekommt man einen guten Eindruck von der Gefährlichkeit
und Dramatik der momentanen Situation!
Die Aktienmärkte sind bereits derartig nervös das es immer weniger bedarf um einen Crash auszulösen.
Dieser hätte verheerende Folgen, hier nur ein paar Stichworte: Riesige Margin Calls, Versicherungen,
Hedge Fonds, Aktienfonds, Privatanleger.
Ein Crash im Zeitlupentempo ist aber wohl bereits im Gang wenn man sich einmal die Charts von
DAX, TecDAX und DOW über die letzten sechs Monate ansieht (und nicht vergessen: Verluste durch
Inflation kommen auf den Kursverfall noch oben drauf):

Es bleibt spannend!
Über diesen Artikel und den Autor
Hallo,
mein Name ist Frank Schrüfer. Ich bin Geschäftsführer und Programmierer, tätig in der Software
Branche (www.siteforum.com).
Ich bin in keiner Form in der Finanzbranche tätig und alles was sie hier lesen ist nur meine Sicht der
Dinge.
Investitionsempfehlungen gebe ich nicht, der Artikel ist auch nicht als solches zu verstehen.
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Viel Erfolg wünscht Ihnen:
Frank Schrüfer

Quelle: Hartgeld.com