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Verfasst von Thorsten Proettel am 20.02.2008 um 12:40 Uhr

Einsatz von Platin und Palladium in der Herstellung von Kfz-Katalysatoren

Kfz-Industrie bedeutendster Nachfrager

Platin und Palladium sind aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften ein wichtiger Bestandteil in den Abgaskatalysatoren der Kraftfahrzeugindustrie. Hiermit werden giftige Stickoxide und Kohlenstoffmonoxid aus dem Verbrennungsvorgang zu weniger schädlichem Stickstoff und Kohlenstoffdioxid umgewandelt. Zwar werden in jedem einzelnen Katalysator nur wenige Gramm Edelmetall eingesetzt. In der Summe macht dieser Verbrauch die Kraftfahrzeugindustrie jedoch zum entscheidenden Käufer auf dem Platin- und Palladiummarkt. Die Nachfrage ist dabei in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Ursächlich hierfür ist zum einen die steigende Zahl der jährlich weltweit hergestellten Fahrzeuge, von denen der Großteil mit Katalysatoren ausgerüstet ist.

Umweltschutz führt zu strengeren Auflagen

Da eine höhere Menge Edelmetall im Katalysator prinzipiell zu besseren Abgaswerten führt, bildet die fortwährende Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften den zweiten Antrieb auf der Nachfrageseite. Beispielsweise wird in Europa ab September 2009 die Einhaltung der strengen Euro-5-Normen Pflicht, die den Ausstoß der Stickoxide verringern soll. Bereits ab Anfang 2009 werden in den USA strengere Richtlinien im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge wirksam. Aber auch in den Schwellenländern sorgen Verschärfungen der Abgasvorschriften für einen höheren Platin- und Palladiumverbrauch. So treten in der Volksrepublik China im Juli 2008 Abgashöchstwerte in Kraft, die den Euro-3-Normen entsprechen.

Hersteller entwickeln Sparmaßnahmen

Auf der anderen Seite bedeutet der Einsatz von Edelmetallen im Kraftfahrzeugbau einen bedeutenden Kostenpunkt für die Hersteller. Sie arbeiten deshalb fortwährend an der Entwicklung verbesserter Katalysatoren, die mit weniger Material eine höhere Leistung ermöglichen. Diese Einsparprozesse haben in den vergangenen Jahren den Anstieg des Edelmetallverbrauchs eingedämmt und geholfen, Engpässe in der Versorgung der Industrie zu verhindern. Die Perspektiven für den Platin- und Palladiumpreis hängen deshalb entscheidend von der Entwicklung im Katalysatorenbau ab. Dabei sind auch zukünftig Verbesserungen bei der Edelmetalleffizienz im Katalysatorenbau wahrscheinlich.


Möglichkeiten für Palladium begrenzt

Zur Kostenreduktion setzen die Hersteller von Kfz-Katalysatoren neben Einsparungen im absoluten Verbrauch an Edelmetallen auch auf eine Optimierung des Einsatzverhältnisses von Platin und Palladium. Dabei werden immer wieder für Palladium glänzende Aussichten vorausgesagt, da eine Unze nur rund ein Viertel der gleichen Menge Platins kostet, aber grundsätzlich ähnliche Eigenschaften aufweist. Hierbei bleiben jedoch wichtige Details unbeachtet. Einerseits beträgt der Palladium-Anteil bei Katalysatoren für Benzin-Motoren bereits heute im weltweiten Durchschnitt ungefähr 75%. Zwar ist aus technischer Sicht sogar ein Anteil von mehr als 80% problemlos möglich, wie insbesondere die Werte europäischer Hersteller belegen. Allerdings verdeutlichen diese Zahlen auch das begrenzte Potenzial, das Palladium auf diesem Markt noch hat.

Platin für Diesel-Katalysatoren weniger geeignet

Zum zweiten verändert sich der Wirkungsgrad von Palladium in Katalysatoren je nach Abgaszusammensetzung. Hierdurch wird ein ähnlich hoher Palladium-Einsatz bei Diesel-Motoren unmöglich. Mittlerweile verzeichneten die Forschungsabteilungen der Automobilindustrie aber auch auf diesem Gebiet Fortschritte. Das Edelmetallgemisch bei Diesel-Katalysatoren kann momentan bis zu einem Drittel aus Palladium bestehen. Im Jahr 2007 betrug der Anteil nach Angaben des britischen Herstellers Johnson Matthey durchschnittlich ungefähr 10%.

Nachfrage wächst - allerdings gebremst

Da die Verwendung von Palladium bei Diesel-Katalysatoren momentan noch hinter den technischen Möglichkeiten zurückbleibt, ist wegen des großen Preisunterschieds zu Platin zukünftig mit einer weiteren Verschiebung der Nachfrage zu Gunsten von Palladium zu rechnen. Für eine relativ bessere Entwicklung des Palladiumverbrauchs gegenüber Platin spricht auch der Nachholbedarf bei Abgasumwandlern für Benzinmotoren in Nordamerika an europäische Standards. Gleichzeitig begrenzt der hohe Anteil von Dieselfahrzeugen die Möglichkeiten zur Substitution. Wegen steigenden PKW-Zahlen insbesondere in den Schwellenländern und verschärfter Abgasvorschriften ist kurz- bis mittelfristig trotz Einsparmaßnahmen ein absoluter Anstieg des Verbrauchs von beiden Edelmetallen wahrscheinlich. Langfristig ist jedoch mit einschneidenden Weiterentwicklungen der Technologie zu rechnen, die in der Lage sind, den Verbrauch nachhaltig einzuschränken und so Preisrückgänge auslösen können.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart